Guten Morgen! Ich freue mich sehr, dass wir heute alle hier sind. Gott und Jesus freuen sich noch ungleich mehr darüber. Jeder und jede von uns hat eine je eigene persönliche Beziehung zum HERRN. Und der HERR holt uns dort ab, wo wir sind, und führt uns weiter auf unserem Glaubensweg. Was für uns gilt, gilt auch für Jesu Jünger. Diese schienen aber nun angesichts des nahen Todes Jesu auf ihrem Weg gerade stehenzubleiben. Darum brauchten sie Jesu Orientierung und Trost. Lesen wir den Titel meiner Botschaft: «Ich habe die Welt überwunden» Und lesen wir zusammen den heutigen Leitvers, Vers 33:
Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Johannes 16,33
Wenn eine Mutter ein Kind auf die Welt bringt, ist das für sie ein absolut einzigartiges Erlebnis. Vor der Geburt gibt es jedoch viel Leiden, vor allem Angst und Schmerzen. Wird alles gut gehen bei der Geburt, wird das Kind gesund zur Welt kommen, wie wird es der Mutter gehen? Dann kommen die Wehen, die sich über viele Stunden ausdehnen können und immer heftiger werden. Aber schliesslich ist das Kind da – das ist eine überschwängliche, übersprudelnde Freude für die allermeisten Mütter! Da ich selber das noch nicht erlebt habe, lasse ich hier eine Mutter von ihrer Erfahrung rund um die Geburt berichten: «Wir wechselten in eines der Zimmer im Kreisssaal. Ich fand keine Position, in der sich die Wehen wirklich gut veratmen liessen, am besten ging es mir auf allen Vieren. Irgendwann kam die Hebamme herein und sagte zu mir: ,Sie schreien anders. Ich schau mal, wie weit Sie sind. …Das Baby muss noch um die Kurve.‘ Ein, zwei Wehen später sagte sie zu meinem Freund: ,Ich kann die Haare sehen. Es hat Ihre Haarfarbe. Fühlen Sie mal!‘ Mein erster Gedanke war, dass sie einen Witz macht. (…) Nach wie vor fühlte ich mich komplett überrumpelt und dachte weiter, sie wollte mich aufheitern und scherzte. Doch nach zwei Wehen war mein Baby da. Es war 11.40 Uhr. Keine fünf Stunden, nachdem die Wehen mich geweckt hatten. Mein Freund hatte später einen riesigen blauen Fleck an seinem Oberarm, den ich ihm bei den letzten Wehen mit meiner Hand gequetscht hatte. Mein Baby war da: Zart, mit einem schwarzen Schopf, topfit, unglaublich niedlich. Es begann nur wenige Augenblicke später, das erste Mal an meiner Brust zu trinken. (…) Meine Geburt war anders, als ich sie mir gewünscht hätte, aber es war eine gute Geburt. Ich dachte schon in den ersten Tagen danach: ,Das war so krass, das will ich unbedingt noch einmal machen.‘»
Vom grössten Leid zur grössten Freude. Auch in unserem Glaubensleben gibt es Leiden, die notwendig sind, um im Glauben zu wachsen und schliesslich zu einer Freude zu gelangen, die wir ohne die Leiden nie gehabt hätten. Was wir mit Gott erleben, schweisst uns näher mit ihm zusammen. Er will uns zu einem selbständigen Glaubensleben führen. Ob im helllichten Sonnenschein oder im finsteren Tal: Er ist mit uns. Er ist nahe. Und wenn er uns mal scheinbar nicht nahe ist: Suchen wir ihn, dann werden wir ihn finden.
Teil 1: Eure Traurigkeit soll zur Freude werden (Verse 16-22)
Jesu Tod am Kreuz stand kurz bevor. Bevor es so weit war, hielt Jesus vor seinen Jüngern eine berührende, liebevolle Abschiedsrede. Der Zweck dieser Rede war vor allem einer: Die Jünger sollten wissen, dass mit den schlimmen Ereignissen, die nun bevorstanden, nicht alles zu Ende sein würde. So hatte Jesus ihnen schon vom Kommen und Wirken des Heiligen Geistes erzählt – das haben wir letzten Sonntag in der Botschaft gehört. Nun verhiess Jesus seinen Jüngern die unmittelbare, von Freude geprägte Beziehung zu Gott, dem Vater. Zur Gottheit gehört die ganze Heilige Dreifaltigkeit: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Sie sind alle präsent im Leben und im Herzen der Gläubigen.
Lesen wir gemeinsam den Vers 16: «Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen.» Jesus kündigte seinen Jüngern seinen Tod und seine Auferstehung an – einmal mehr. Aber die Jünger waren noch immer nicht bereit, das anzunehmen. Sie hofften nach wie vor darauf, dass Jesus in Jerusalem König würde und sie mit ihm mit herrschen würden. Dabei stellten sie sich ein Königreich vor, wie es sie auf der Welt gibt, einfach in idealisiert. Da passte der Gedanke an Jesu Tod nicht hinein: Was würde aus Jesu Königtum, wenn er tot war? Und die Auferstehung konnten sich die Jünger erst recht nicht vorstellen. Die Angst vor dem Bevorstehenden, die Sorge um Jesus, all das trübte ihre Herzen und ihre geistlichen Sinne. Wenn nun Jesus tatsächlich nicht mehr unter ihnen weilte, mussten sie sich überlegt haben, was sollten sie dann tun? Auf wen konnten sie sich dann verlassen? Drei Jahre lang hatten sie mit Jesus gelebt. Mit dem physisch vorhandenen Jesus. Aber nun war die Zeit gekommen, in welcher sie lernen mussten, sich nicht auf jemand Sichtbares zu verlassen, sondern auf den unsichtbaren Gott. Sie sollten selbständig werden im Glauben. Das begann mit der dreitägigen Trennung von Jesus zwischen dessen Tod und dessen Auferstehung.
Die Jünger fragten sich untereinander, was Jesu Worte bedeuteten. Was hiess das, eine kleine Weile, nicht mehr sehen, und Jesus geht zum Vater? Wahrscheinlich getrauten sich die Jünger nicht, danach zu fragen. Die Sache war ihnen zu gross, und sie wollten auch noch nicht wahrhaben, dass sie nun Jesus nicht mehr sehen sollten. Jesus merkte ihre Gedanken. Sein Hirtenherz, das für die Jünger brannte, muss in dem Moment regelrecht im Flammen gestanden haben vor Mitleid. Er bereitete seine Jünger auf das baldige Geschehen vor, indem er die Implikationen seines Todes thematisierte. «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll zur Freude werden.» Jesu Feinde würden triumphieren, aber nicht lange – nur bis zu Jesu Auferstehung am dritten Tag. Vielleicht war Jesus heimlich bange, als er seinen Jüngern diese Worte sagte: Wenn seine Jünger nun getrennt von Jesus sein würden, wenn sie ihm nicht bis zum Ende beigestanden haben würden, würden die dann an diese seine Worte noch denken oder würden sie sie in ihrer Verzweiflung vergessen? Jesus untermalte seine Aussage mit einer Metapher, welche die Jünger aus ihrem Lebensumfeld kannten: «Eine Frau, wenn sie gebiert, so hat sie Schmerzen, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist.» Vom tiefsten Leid zur grössten Freude. So sollte es den Jüngern auch gehen. Lesen wir zusammen den Vers 22: «Auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.» Jesus würde sterben. Aber das würde nicht sein Ende sein. Seine Jünger sollten wissen, dass er auferstehen würde. Und dies sollten sie jede Sekunde wissen, in der er in seinem Grab liegen würde. Jesus würde wiederkommen. Er wollte sie nicht verlassen und er würde sie nicht verlassen. Seine Auferstehung würde ihnen eine Freude bringen, die mit nichts in der Welt zu vergleichen ist. Sie würden ihn verlassen – aber danach würde der auferstandene Jesus selber die Initiative ergreifen und die Beziehung zu ihnen wiederherstellen. Die intakte Beziehung zum HERRN gibt uns eine Freude, die tatsächlich nichts und niemand von uns nehmen kann. Keine Umstände, keine Schwierigkeiten, keine Launen, keine Feinde, ja auch keine Macht des Satans. Wer in Jesu Hand ist, bleibt das, und es gibt absolut nichts, was ihn oder sie aus dieser reissen kann.
Vom Leiden zur Freude. Es gibt ein lateinisches Sprichwort, das heisst: «Per aspera ad astra.» Auf Deutsch übersetzt etwa: «über die Bitterkeit hin zu den Sternen.» Im Glaubensleben erleben wir das öfters. Es gibt Schwierigkeiten, die der HERR uns zulässt als Glaubenstraining. Erstaunlicherweise sind es immer passende Probleme, Herausforderungen oder Krisen, mit denen Gott uns trainiert. Gehen wir sie geistlich an, werden sie uns weiterbringen im Glauben. Also wenn wir dabei Gott, sein Wort, seine Orientierung und seine Hilfe suchen. Auch in meinem Leben gibt es viele solche Beispiele. Eines davon: Vor einigen Jahren war ich finanziell sehr schlecht dran. Mein Kontostand schrumpfte auf weniger als 3’000 Franken. Weder ein Job noch genügend Arbeitslosengeld waren in Aussicht. Eines Morgens haderte ich mit meiner Situation. Doch dann beschloss ich, nicht weiter zu murren, sondern mich mit der Sache an Gott zu wenden. In einem innigen Gebet bekannte ich vor dem HERRN: «Ich will aus deinen Ressourcen leben und nicht von einem fetten Bankkonto.» Im Gebet vergoss ich sogar ein paar Tränen. Gott antwortete mir unmittelbar: Vor meinem Fenster tauchte, ungewöhnlich für die Tageszeit, der Ausschnitt eines Regenbogens auf. Gottes Zeichen von Versöhnung und Nähe. Einige Tage später bekam ich einen positiven Bescheid für eine temporäre Arbeitsstelle. Ich habe seither Gott als meinen Versorger angenommen. Und aufgehört, mein Herz an Geld zu hängen. Und was ist dein bis jetzt wirksamstes Gott-Erlebnis? Es lohnt sich, dass du dieses im Kopf und im Herzen behältst.
Teil 2: Ihr werdet den Vater bitten (Verse 23-28)
Der HERR freut sich darüber, wenn wir ihn um etwas bitten: um Hilfe, um Segen, um Orientierung, um geistliche Impulse, um seine Wirkung unter uns. Auch Jesu Jünger hatten das Bitten auf dem Schirm. Ihre Bitte-Strategie war dabei immer diese: Sie wandten sich an Jesus, an die Menschengestalt, die sie vor sich hatten. Aber das würde nicht mehr möglich sein, wenn sie Jesus nicht mehr physisch vor sich hatten. Das aber würde ihnen einen Weg öffnen, wie sie direkt mit Gott, dem Vater, in Verbindung treten konnten! Oder wie Jesus das ausdrückte: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben.» Und, lesen wir gemeinsam den Vers 24: «Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei.» Hier beschreibt Jesus die intakte, persönliche Beziehung mit Gott. In dieser wird das Beten nicht ein Monolog, sondern eine Interaktion zwischen Gott und der betenden Person. Du lebst nach dem Willen Gottes und hast Gott wohlgefallende Gebetsanliegen. Diese Gebete erhört Gott äusserst gerne. Deine Beziehung zum HERRN ist von einer Tiefe, Vielfalt, Nähe und Liebe gekennzeichnet, die dein Herz mit himmlischer Freude erfüllt. Du gehst mit Gott und er geht mit dir; es gibt keine ungesunde Distanz mehr zwischen euch. Die Sünden sind dir vergeben durch Jesus, und du willst keinen Keil zwischen Gott und dich mehr treiben durch absichtliches Sündigen. Denn der HERR regiert in deinem Herzen. Geht es dir bereits so? Wenn nicht: Gott hat es als grosses Herzensanliegen, dich bis dorthin zu führen.
Jesus verwies seine Jünger also auf seinen Vater. Er hätte selber auch weiterhin die Bitten seiner Jünger entgegennehmen können. Aber er wollte, dass sie lernten, mit den Bitten direkt zum Vater zu kommen: «Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde». Jesus leistet zwar für uns Fürbitte im Himmel und vertritt uns vor Gott. Er ist unser Hohepriester und der Mittler zwischen seinem Vater und uns. Aber wir müssen auch wissen: Nicht er allein hat uns lieb, sondern der Vater liebt uns genauso! Weil er der HERR ist, wie Jesus auch, ist sein Wesen Liebe. Jesus sagte seinen Jüngern, lesen wir zusammen den Vers 27: «Denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin.» Das genügte: dass sie Jesus liebten und an ihn als Gottes Sohn glaubten. Unser Glaube genügt dafür, dass die Liebe des HERRN bei uns blühen, wachsen und wirken kann. Es ist eine Liebe, die Kraft und Freude schenkt. Eine, die uns verändern kann. Eine, die wir im Überfluss empfangen und auch im Überfluss an andere Menschen weiterfliessen lassen können. Sie wird nie weniger, wenn wir sie anderen weiterschenken. Auch die Personen in unserem Umfeld sollen wissen, dass Gott und Jesus sie lieb haben. Sagen und zeigen wir ihnen das doch!
Teil 3: Aber seid getrost (Verse 28-33)
Vor dem, was Jesus ihnen nun erzählte, konnten seine Jünger schliesslich auch verstehen, was Jesus meinte mit: «Ich gehe zum Vater.» Jesus offenbarte ihnen hier tiefgehende geistliche Geheimnisse. Er ist Gottes Sohn. «Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.» Zuerst hatte er noch in Metaphern zu ihnen geredet. Aber er war inzwischen dazu übergegangen, sich seinen Jüngern direkt zu offenbaren. Das bemerkten seine Jünger auch. Geistliche Erkenntnis blitzte in ihnen auf. Sie hatten nicht einen normalen Menschen vor sich, einen Rabbi, einen Wunderheiler oder einen Propheten. Nein, vor ihnen stand der Messias, Gottes Sohn und Gott selbst! Sie sagten zu ihm, lesen wir gemeinsam den Vers 30: «Nun wissen wir, dass du alle Dinge weisst und bedarfst dessen nicht, dass dich jemand fragt. Darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist.» In dem Moment muss in ihren Herzen, trotz all des drohenden Leides, Frieden eingekehrt sein. Es war alles gut, es hatte alles seine Richtigkeit. Ein Mensch konnte sie verlassen, aber Gott konnte das nicht; er würde immer da sein. Kurze Zeit ruhten sie sich in dem Gedanken und in der Erkenntnis aus. Der geistliche Boost, den sie eben bekommen hatten, tat ihnen so gut. Doch leider dauerte dieses Ausruhen nicht lange: Jesus musste ihnen noch etwas Weiteres sagen. Etwas Notwendiges. Und doch etwas äusserst Unangenehmes…
Jesus wusste um den Glauben seiner Jünger; er sah ja mitten in ihr Herz und wusste im Detail Bescheid über ihren geistlichen Zustand. Und dennoch fragte er, um sie aufzurütteln: «Jetzt glaubt ihr?» Er musste sie vorwarnen und ihnen die Augen darüber öffnen, dass ihr Glaube noch nicht vollständig war. Und ihnen gleichzeitig bewusst machen, dass er und sein Vater sie trotz allem liebten. Ganz egal, was kommen würde, ganz egal, was sie tun würden! Momentan waren Jesu Jünger noch mehr oder weniger überzeugt, dass sie Jesus bis zum Ende beistehen würden, sollte es brenzlig für ihn werden. Sie wussten um die Verfolgungen, denen ihr geliebter Rabbi ausgesetzt war. Simon Petrus war sich sicher – und sagte das Jesus auch an einer anderen Stelle: Selbst wenn er mit ihm sterben würde, er würde Jesus nicht verlassen. Aber Jesus kannte ihn und seine anderen Jünger besser. Bei seiner Gefangennahme würden die Zwölf respektive Elf von ihm fliehen, um wenigstens ihre eigene Haut zu retten. Das kündigte ihnen Jesus hier an: «Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein lasst.» So hatte es Jesus vorausgesagt, und so hatte es die Schrift vorausgesagt. Manchmal glauben wir tatsächlich nicht, was der HERR für uns vorausgesagt oder verheissen hat. Leider gibt es auch Menschen, die ihm nicht glauben, wenn er ihnen sagt, dass er sie ins Himmelreich führen will. Solche Personen glauben sich nicht für das Himmelreich geeignet, weil sie Sünder sind, und damit basta. Sie lassen dabei ausser Acht, dass Gott die ganze Zeit mit ihnen und bei ihnen ist und sich unermüdlich um sie bemüht. Er wird sie nicht verlassen, sondern weiterhin führen. Er wird sie immer wieder zur Busse einladen, ihnen sein tröstendes Wort geben, sie seine Gegenwart und seine Liebe zu spüren geben. Und er wird ihnen helfen, sich zu ihm zu bekehren, wenn sie denn dies auch wollen – dafür wird er ihre Herzen bereit machen. Das kann und will er auch mit den Schäfchen tun, die am hartnäckigsten in ihren eigenen Vorstellungen von Gott verharren. Was bei den Menschen unmöglich ist, ist bei Gott möglich. Beten wir im felsenfesten Glauben für diese Schäfchen; dann wird es geschehen, wie wir geglaubt haben.
Für Jesu Jünger muss es ein Schock gewesen sein, zu erfahren, dass sie Jesus allein lassen würden. Sie liebten ihn doch und wollten absolut loyal und solidarisch sein. Beim Gedanken daran, ihren lieben Rabbi in seiner schwersten Stunde allein zu lassen, graute ihnen. Doch Jesus liess sie wissen: Er würde dann gar nicht allein sein, sondern sein Vater würde bei ihm sein. Das sollte ihnen Trost geben: Zwar sind sie weg, aber Jesus ist gar nicht alleine gelassen. Das Schlimmste fügten nicht sie Jesus zu, sondern Jesu Peiniger und Kreuziger. Wir können versagen und auch mal Jesus wehtun. Aber das Schlimmste, das man ihm antun kann, ist etwas anderes: nämlich nicht an ihn zu glauben. Ihn nicht zu lieben und keine Beziehung zu ihm zu wollen. Das ist etwas diametral anderes, als wenn wir versagen oder mal sündigen. Es gibt ja auch keinen Menschen, der ohne Sünden ist.
Jesus beschliesst seine Abschiedsrede, indem er seinen Jüngern den Zweck seiner Rede nennt: «damit ihr in mir Frieden habt». Er wollte sie weder im Ungewissen lassen über das, was passieren würde, noch machen, dass sie an ihrem Versagen verzweifelten. Er gab ihnen das mit, was sie brauchten, um die knallharten drei Tage zwischen Jesu Kreuzigung und Auferstehung zu überstehen. Die Jünger würden Jesus verlassen in der Nacht vor der Kreuzigung. Aber auch dann sollten sie sich noch getragen wissen von Gottes und Jesu Liebe. Diese ist absolut unzerstörbar. Denn sie ist göttlich. Der HERR liebt uns ganzheitlich, und es gibt nichts, mit dem wir uns seine Liebe verspielen könnten. Es gibt keinerlei Bedingungen, die wir erfüllen müssten, um seine Liebe zu bekommen. Und als sündige, unzulängliche Menschen hätten wir sowieso nichts, womit wir sie uns verdienen könnten. Alles ist Gottes Gnade. Der HERR hat uns zu sich gerufen; er will die persönliche, lebendige Beziehung zu uns. Unter all den Milliarden von Menschen, die es gibt, sieht er gerade dich, und mich. Jede Person ist für ihn ganz, ganz wichtig. Jede Seele ist kostbarer als alles andere auf der Welt. Darum hat Gott seinen eigenen Sohn hingegeben für uns: Er hat stellvertretend für uns die ganze Strafe getragen, die wir für unsere Sünden hätten tragen müssen. Wir werden die Grösse und Tiefe seiner Liebe zwar nie ganz begreifen können. Aber wir können sie immer mehr spüren. Wenn wir Gott und Jesus tiefer kennenlernen, werden wir sein Herz besser verstehen können. Und dieses Herz ist absolut durchdrungen von reiner, unverfälschter, unendlich weit reichender Liebe.
Jesus wusste, was seine Jünger nun durchmachen würden. Das ist auch typisch Jesus: Ihm standen so schwere Leiden und ein äusserst qualvoller Tod bevor. Und doch dachte er nicht an sich selbst, sondern an seine Jünger, und hatte herzliches Mitleid mit ihnen. So gab er ihnen allen Trost, den er in der knappen Zeit noch geben konnte. Hierbei sah er auch nicht auf seine Situation. Er dachte also nicht: «Fürchterlich, jetzt werde ich dann so viele Qualen haben und schliesslich sterben. Ich bin doch noch jung und hätte noch vieles auf der Welt vorgehabt!» Nein, das dachte er nicht. Stattdessen sah er sich, als ob er bereits gestorben und auferstanden wäre. Voller Vorfreude dachte er an den Sieg, den sein Sterben und sein Auferstehen allen bringen würden, die an ihn glaubten und heute noch glauben. Darum sagte er auch seinen Jüngern, lesen wir gemeinsam den Vers 33: «Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.» Er wusste um die Angst der Jünger. Diese stritt er nicht ab. Es ist nie falsch, dass wir Angst und andere negative Gefühle haben – solange wir nicht in diesen bleiben. Stattdessen können wir sie zu Jesus bringen. Denn was immer wir fühlen, erleben, erleiden: Er hat es schon überwunden. Er ist stärker als alle Schwierigkeiten, die uns begegnen. Zudem ist er der Überwinder sämtlicher Mächte des Satans. Er hat diese mit seiner Tat am Kreuz und mit seiner Auferstehung schon besiegt. Seither ist der Teufel bereits gerichtet und kann nur noch auf sein Urteil warten: das ewige Höllenfeuer. Mit Jesus können auch wir die «Welt» überwinden. Beispielsweise die Wut, die ein weltliches Gefühl und nicht in Gottes Sinne ist: Macht uns jemand wütend, greifen wir ihn nicht an, sondern beten (zumindest später) für ihn und vergeben ihm. So lernen wir praktisch von Jesus. Mit der Zeit verstehen wir dann auch, was er meint mit «dem, der dich auf die Backe schlägt, die andere Backe hinhalten». Wer das buchstäblich schafft, ist schon sehr Jesus-ähnlich und hat sein sündiges Ego brechen lassen. Also mit Jesu Hilfe und Kraft dieses Element der Welt überwunden. Das zu schaffen, ist hart. Aber schliesslich gibt es uns grossen innerlichen Frieden. Frieden in Jesus.
Zum Schluss:
Lesen wir nochmals den Leitvers, Vers 33: «Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.»
Ich könnte noch ganz vieles über dieses Wort sagen. Aber ich fasse mich nun kurz und greife ein paar wenige Punkte nochmals auf:
– Immer wieder gibt uns der HERR Situationen, in denen er uns trainiert. Sie sind ein Zeichen dafür, dass er mit uns dranbleibt. Er will uns nicht verloren geben, sondern geistlich weiterbringen. Im Glaubensleben begegnet uns auch Leiden. Aber der HERR wird es in Freude verwandeln.
– Der HERR liebt uns, auch wenn wir versagen. Es gibt keine Tat, die wir begehen können, mit der wir uns seine Liebe verspielen können. Das müssen wir wissen, gerade, wenn wir einen gravierenden Fehler gemacht haben. Der HERR ist da und bietet uns seine Vergebung an.
– Jesus hat mit seinem Tod und seiner Auferstehung den Satan besiegt. Er hat die Welt überwunden. Also hilft er auch uns, im Glauben zu überwinden und zu siegen. Der Satan ist schon gerichtet und machtlos gegen ihn. Wie es dem Satan ergeht, ist für uns eine Warnung: Lassen wir uns zum HERRN bekehren, paktieren wir nicht mit dem Teufel, auf dass uns die ewige Strafe nicht auch ereilt.
Möge der HERR jedem und jeder von uns die persönliche, lebendige, erfüllte Beziehung zu ihm geben!