Jesus ist Herr über den Sabbat

Lukas 6,1-16

Guten Morgen! Es ist wunderschön, dass wir heute versammelt sind und den Gottesdienst feiern. Heute ist der Tag des HERRN, Sonntag, unser Sabbat. Wir freuen uns darüber, dass wir heute frei haben und nicht arbeiten müssen. Und das ist die richtige Haltung gegenüber dem Sonntag: Freude. Nicht Murren, dass wir heute dies und dies nicht machen dürfen (und auch nicht Klönen, weil morgen wieder Montag ist). Sondern wir können die Ruhe geniessen. Und in diese Ruhe hineinhorchen. Da ist Gott mit seiner Gegenwart und seiner Liebe. In die Stille dringt Gottes Wort, das wir hören. Heute haben wir die Zeit und die Musse, es in uns wirken zu lassen. Ja, der Sonntag ist kein Muss, sondern Gottes Geschenk an uns. Füllen wir ihn nicht einfach aus mit eitlen Vergnügungen. Sondern werden wir uns der Liebe des HERRN bewusst. Feiern wir den Sonntag. Und lassen andere am Fest teilhaben, indem wir Gutes für sie tun. – Lesen wir den Titel meiner Botschaft: «Jesus ist Herr über den Sabbat». Und lesen wir zusammen den heutigen Leitvers, Vers 5:

Und er sprach zu ihnen: Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.

Lukas 6,5

Die Geschichte, die ich euch diesmal zu Beginn erzählen möchte, führt uns weit weg, nach China. Es ist eine Begebenheit, die der chinesische Prediger Watchman Nee erzählt hat. Ein Christ in Südchina hatte auf halber Höhe eines Berghangs ein Reisfeld. Während der Trockenzeit benutzte er ein Tretrad, um Wasser aus dem Bewässerungsgraben auf sein Feld hinauf zu pumpen. Unterhalb davon lagen die zwei Felder seines Nachbars. Eines Nachts durchstach dieser den trennenden Erdwall und liess das ganze Wasser auf seine Felder fliessen. Als der Christ den Wall wieder flickte und neues Wasser heraufpumpte, machte der Nachbar wieder das Gleiche, und so ging es drei- oder viermal. Darauf besprach sich der Christ mit seinen Mitchristen. «Ich habe versucht, geduldig zu sein und keine Vergeltung zu üben», sagte er, «aber ist das richtig?» Nachdem sie gemeinsam darüber geredet hatten, meinte einer von ihnen: «Wenn wir bloss immer versuchen, das Richtige zu tun, sind wir sehr armselige Christen. Wir müssen mehr tun als das, was recht ist.» Am nächsten Morgen pumpte der Christ Wasser für die beiden unteren Felder und am Nachmittag für sein eigenes Feld. Der Nachbar war über diese Tat so erstaunt, dass er begann, nach dem Beweggrund zu forschen, bis schliesslich auch er Christus fand.

Was für eine Barmherzigkeit. Und was für eine Erkenntnis! Und es stimmt: Wenn wir nur tun, was wir als Gläubige tun sollen, dann sind wir wirklich armselig. Dienst nach Vorschrift hat nichts zu tun mit Dienst aus Dankbarkeit, Liebe und Freude. Doch leider musste Jesus vielen Menschen begegnen, die nur dem Buchstaben nach dem Gesetz gehorchten. Noch schlimmer: Die in ihrer Gesetzlichkeit vollkommen verstockt waren, sodass sie geistlich blind waren und die Liebe Jesu, die überall herumschwirrte, einfach nicht wahrnahmen. Und das ausgerechnet die geistlichen Leiter, die Hirten des Volkes sein sollten! Da musste Jesus etwas tun.

Teil 1: Herr über den Sabbat (Verse 1-5)

Jesus wirkte an jedem Tag der Woche. Für ihn waren das Tun von Gottes Willen und das Dienen nicht ein Fulltime-Job, sondern ein zentraler Bestandteil von Leben und Identität. An den Sabbaten ruhte er nicht aus, im Gegenteil. Dann konnte er die Menschen um ihn lehren, was der Sinn des Sabbats war. Gerade die geistlichen Oberen hatten das offenbar nötig. An einem Sabbat, als er mit seiner engeren Jüngerschaft unterwegs war, bot sich so eine Gelegenheit. Lesen wir zusammen den Vers 1: «Und es begab sich an einem Sabbat, dass er durch die Kornfelder ging; und seine Jünger rauften Ähren aus und zerrieben sie mit den Händen und assen.» Jesus und seine Jünger waren immer unterwegs und hatten viel zu tun. Da gab es keinen geregelten Tagesablauf, kein fixes Einkommen und manchmal fehlte das Geld oder die Zeit zum Essen. So lebten Jesus und die Seinen von der Nahrung, mit der der HERR sie versorgte. Nun zogen sie durch ein Kornfeld. Denn die Jünger hatten grossen Hunger und mussten das Gröbste davon stillen. Daher nahmen sie von den Ähren, pulten die Körner daraus und assen. Das Feld gehörte keinem von ihnen, aber es war nach dem Gesetz erlaubt, für den Hunger etwas zu nehmen von dem Korn. Sie assen alles gleich auf und nahmen nichts davon mit. So weit war also alles legal. Doch dann tauchten geistliche Obere auf, die dennoch etwas an der Sache auszusetzen fanden. «Einige der Pharisäer aber sprachen: Warum tut ihr, was am Sabbat nicht erlaubt ist?» Der Sabbat galt damals wie ein hoher Feiertag und man nahm ihn ausserordentlich wichtig. Ausser den Geboten zum Sabbat gab es viele weitere Satzungen; insgesamt gab es über 600 Vorschriften rund um den Sabbat. Welche Tätigkeiten man verrichten durfte, wie weit man zu Fuss gehen dufte usw., alles war geregelt. Arbeit zu verrichten war absolut tabu. Die geistlichen Leiter waren, zumindest ausserhalb der Gottesdienstzeiten, am Patrouillieren und am Wachen, dass das Volk ja die Vorschriften des Sabbats einhielt. Und nun hatten sie etwas gefunden, das sie als Arbeit interpretieren konnten. Sie waren ja schon lange erpicht darauf, etwas gegen Jesus in der Hand zu haben. Denn er war ihnen zuwider, ein Konkurrent, ein religiös ungebildeter Wanderprediger, ein Outsider… Wie schrecklich, dass sie so über ihn dachten und ihn nicht als den wundervollen Sohn Gottes, als den Messias, Heiland und Herzenskönig erkennen konnten!

Jesus selbst ass zwar nicht vom Getreide. Aber warum, mussten die Pharisäer gedacht haben, liess er zu, dass seine Jünger am Sabbat Erntearbeit verrichteten? Durch Jesu Herz musste eine Welle der Erschütterung gegangen sein. Arme seine Jünger, und arme Pharisäer. Aber er blieb ruhig und nahm seine Jünger in Schutz. Was er sagte, belegte er mit einem Wort bzw. einer Begebenheit aus der Bibel. Die kannten die geistlichen Gelehrten natürlich ausserordentlich gut. Aber hatten sie sie je auf die richtige Weise gelesen? So sprach Jesus zu ihnen: «Habt ihr nicht das gelesen, was David tat, als ihn hungerte, und die, die bei ihm waren? Wie er in das Haus Gottes ging und die Schaubrote nahm und ass, die doch niemand essen darf als die Priester allein, und wie er sie auch denen gab, die bei ihm waren?» Damals waren David und seine Männer auf der Flucht vor Saul, der ihm aus Neid nach dem Leben trachtete. Unterwegs litten sie Hunger. Als sie beim Priester Abjatar vorbeikamen, brauchten sie Essen. Es hatte aber nur die Schaubrote, die im Heiligtum immer aufliegen mussten und die an jedem Sabbat ersetzt wurden. Nur Aarons Nachkommen durften diese essen. Doch David und seine Männer wären vor Hunger wohl nicht mehr weitergekommen. Darum erlaubte man ihnen, die Schaubrote zu essen. Streng genommen, verstiessen sie so gegen Gottes Gebot. Aber für was sind Gebote da? Um zu wissen, was Gott will und um die eigene Sünde zu erkennen. Und nicht, um die Gesetze nach dem Buchstaben auszuführen, koste es, was es wolle. Gott ist der Schöpfer des Lebens und will Leben geben und erhalten. Darum will er bestimmt nicht, dass man Leben gefährdet, nur weil man nach dem Wortlaut von Geboten, oder noch schlimmer, Satzungen handelt. Die Satzungen sind nur Präzisierungen von Gottes Geboten, aber nicht vom HERRN, sondern von Menschen. Gebote und Satzungen sind gut, solange man sie im Sinne von Gottes Willen ausführt. Angebliche Erntearbeit am Sabbat oder das einmalige Essen von Schaubroten durch Nicht-Priester zu verbieten, mit dem Risiko, Hunger ins Unerträgliche wachsen zu lassen, das kann dem HERRN nicht gefallen. Leider erkannten das die Pharisäer nicht. Sie gebrauchten Gottes Wort, um andere zu verurteilen. Jesus dagegen gebrauchte Gottes Wort, um andere aufzustellen, um heilsame Lehre zu geben und um andere auf dem richtigen Weg zu führen. Er ist der Herr über den Sabbat. Er ist die göttliche gesetzgebende Instanz, also liegt es auch bei ihm, die Gesetze im Sinne von Gottes Willen auszulegen. Seine Liebe manifestiert sich in der richtigen Ausführung seiner Gebote. Diese steht über dem Buchstaben des Gesetzes. Manchmal, ja äusserst oft, lässt er Gnade vor Recht walten. Ein solches Herz hätten die geistlichen Leiter auch haben sollen. Hatten sie aber nicht, wie auch das nächste Beispiel zeigt.

Teil 2: Strecke deine Hand aus (Verse 6-11)

Lesen wir gemeinsam den Vers 6: «Es geschah aber an einem andern Sabbat, dass er in die Synagoge ging und lehrte. Und da war ein Mensch, dessen rechte Hand war verdorrt.» Wir wissen nicht, wie dieser Mensch in die Synagoge gelangt war. War er vielleicht von den geistlichen Oberen hineingelockt worden? Oder war er ein Besucher, der jeden Sabbat dort war? Jedenfalls war er für die Pharisäer, die sich in der Synagoge befanden, ein gefundenes Fressen. Sie wussten, Jesus würde kommen und den Mann wohl auch heilen. Als was konnten sie ihm das auslegen? Genau: als Arbeit am Sabbat. Dann hätten sie endlich einen Anklagegrund gegen Jesus. Dachten sie. Für sie war der Mann mit der verdorrten Hand einfach ein Köder, ein Mittel zum Zweck. Keine Sekunde dachten sie daran, wie elend dieser Mensch war. Da war keine Spur von Mitleid. Dieser Mann muss sich schrecklich gefühlt haben. Unnütz für die Gesellschaft mit seiner schweren Behinderung. Eine verdorrte Hand und dann auch noch die rechte. (Wir kennen es selber auch: Wenn wir einen Unfall bauen und uns einen Knochen an Arm oder Hand brechen, dann ist es in aller Regel ausgerechnet an unserer stärkeren Hand bzw. an unserem stärkeren Arm.) Der Mann konnte keiner Arbeit nachgehen und fühlte sich auch für seine Lieben unnütz. Er muss sich gefragt haben, welche Sünde er begangen hatte, um von Gott mit der Behinderung gestraft worden zu sein. Das fragten sich zudem seine Mitmenschen auch. Ein krasser Aussenseiter war er, der Mann!

Da kam Jesus. Er begegnete einer Atmosphäre, die Zorn, Mitleid und Schmerz in ihm erregte. Wie reagierte er? Lesen wir zusammen die Verse 8 bis 10: «Er aber kannte ihre Gedanken und sprach zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und tritt in die Mitte! Und er stand auf und trat vor. Da sprach Jesus zu ihnen: Ich frage euch: Ist’s erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses zu tun, Leben zu retten oder zu verderben? Und er sah sie alle ringsum an und sprach zu ihm: Strecke deine Hand aus! Und er tat’s; da wurde seine Hand wieder gesund.» Jesus spürte die Gedanken der Pharisäer. Sie waren an einer heiligen Stätte und hatten so böse Gedanken. War ihnen denn nichts heilig, ihnen, die sich geistliche Würdeträger nennen liessen? Und Jesus sah den Mann, las den Schmerz und die Hoffnung in seinen Augen. Nach Gottes Geboten war es erlaubt, am Sabbat Leben zu retten. Aber wie war es mit Heilungen? Jesus hätte die Heilung auf den nächsten Tag verschieben können. Doch er wollte genau jetzt diesem Mann helfen und ihn keine Minute länger in seiner Schmach lassen. Zuerst argumentierte Jesus für die Heilung. Er fragte, ob man am Sabbat Gutes, Leben Erhaltendes tun durfte. Darauf schwiegen die sonst so altklugen, redegewandten Pharisäer. Dann forderte Jesus den Mann mit der verdorrten Hand heraus. Er bat ihn, hervorzutreten. Ihn, der sich am liebsten vor den Menschen versteckte. Sich in der hintersten Sitzreihe in der Synagoge verkrümelte, still blieb und sich nach dem Gottesdienst möglichst unauffällig davonschlich. Und nun sollte er im Mittelpunkt stehen, den Blicken der gestrengen Geistlichen ausgesetzt. Aber auch im Licht Jesu, in der Aura seiner Liebe! Letzteres muss ihn überzeugt haben. Er gehorchte und trat vor. Da kam schon die nächste Challenge: Jesus befahl dem Mann, seine verdorrte Hand auszustrecken! Die Hand, die alle seine Probleme im Leben verursacht hatte. Und für die er sich schämte. Seinen Schandfleck, seine Brandmarkung. Ein innerlicher Ruck ging durch ihn. Er gehorchte! Manchmal fordert uns Gottes Wort heraus. Doch wenn wir gehorchen, bringt es uns grossen Segen. Jesus will, dass wir unsere Sünden zu ihm bringen. Auch die, für die wir uns am meisten schämen. Denn dann kann er diese wegnehmen! Was für Sünden gilt, gilt auch für Schwächen, Fehler, Krankheiten und dergleichen. Als der Mann seine Hand ausstreckte, wurde diese augenblicklich wieder gesund. Das war eine Riesenveränderung in seinem Leben! Jesus will auch uns verändern und will, dass wir hierfür seinem Wort gehorchen. Das Potenzial hierfür in unserem Leben ist unfassbar gross.

Wir Gläubigen geraten immer wieder in Situationen, in denen wir hervortreten und unsere Hand ausstrecken sollen. In denen wir uns überwinden müssen, vor die Leute stehen oder zu ihnen kommen, in denen wir Ablehnung und Verluste riskieren. Aber durch die wir Gottes reiche Belohnung erleben dürfen. Auch ich hatte schon ein paar solche Erlebnisse. Eines davon war an meiner allerersten Bibelkonferenz, in Prüm. Da war ich an einem regnerischen Frühlingswochenende vor Ort. Zuerst fühlte ich mich an der Konferenz nicht wirklich wohl; ich fragte mich sogar mehrmals, warum ich überhaupt dorthin mitgegangen war. Am zweiten Tag dann schrieben wir Stellungnahmen zu einem Bibelwort, das um Sündenvergebung geht (ich denke, es war Lukas 5). Ich schrieb also meine Stellungnahme. Dann hiess es, dass mehrere Personen ihre Stellungnahmen vortragen sollten. Ich war eine von diesen Ausgewählten! Ich trug meinen Text also vor; darin hatte es auch Geständnisse von Sünden, in welchen ich noch war. Das kostete mich Mut und Überwindung, und dennoch fühlte ich mich auf seltsame und schöne Weise sicher. Da legte ich also Sünden dar, von denen bis dahin nur Menschen in meinem engsten Umfeld gewusst hatten. Das war für mich gefühlt nichts anderes als die Aufnahme in die Christengemeinschaft! Auf einmal war mir sehr wohl und ich spürte eine Erleichterung, die ganz anders war als die, die ich bis dahin gekannt hatte. Ich liebte es auf einmal, mich unter meine Glaubensgeschwister zu mischen. Der Raum schien viel heller als vorher, obwohl er das von der Anzahl Lux her bestimmt nicht war. Es war Samstagnachmittag und der Regen machte eine Pause, sodass wir zu Kaffee und Kuchen nach draussen gehen konnten. Von da an habe ich mich nie wieder als Aussenseiterin unter Mit-Gläubigen gefühlt.

Zurück zum heutigen Wort. Da war eine Heilung geschehen. Der Mann mit der nun wieder gesunden Hand muss ergriffen worden sein von Freude, Dankbarkeit und hatte bestimmt viele neue Pläne für seine Zukunft. Und die Pharisäer? Anstatt dass sie sich über das Geschehene und mit dem Geheilten freuten, wurden sie schrecklich erzürnt. Wie der Vers 11 besagt: «Sie aber wurden ganz von Sinnen und beredeten sich miteinander, was sie Jesus tun wollten.» In einem Parallelwort steht, dass sie sich untereinander berieten, wie sie Jesus umbringen konnten. Für uns ist es schwer vorstellbar, wie Menschen ein so hartes, finsteres Herz und so wenig Einsicht haben können. Aber leider gibt es auch heute noch solche Menschen. Und das nicht wenige.

Teil 3: Die Berufung der Zwölf (Verse 12-16)

Noch war aber die Zeit nicht gekommen, in welcher Jesus seinen letzten Weg antreten und am Kreuz sterben würde. Jesus folgte immer Gottes Plan, wusste um diesen und ging konsequent den Weg, den zu gehen ihm von seinem Vater im Himmel bestimmt war. Was war denn der wichtigste Zweck seines Wirkens auf der Erde? Die Errettung der Menschen! Gott sandte aber nicht nur Jesus auf die Welt, sondern wollte und will ganz viele Menschen einspannen, dass diese sich an seinem Erlösungswerk beteiligen. Gott und Jesus hatten grosse Hoffnungen darauf gesetzt, die geistlichen Leider als Leader in dieser Sache einzusetzen, als gute, umsichtige, liebevolle, im guten Sinne auch mal strenge Hirten. Doch die grosse Mehrheit der geistlichen Leiter hatte ein verstocktes Herz. Sie hatten nur ihre eigene Ehre im Sinn. Mitgefühl oder sogar Errettungswillen für die Herde des HERRN, also ihre Mitmenschen, war ihnen offenbar fremd. Das muss Jesus zutiefst betroffen haben. Woher kam sonst Rettung für diese Schafe; was gab es da für eine Lösung? Das bescherte Jesus eine schlaflose Nacht. Aber eine äusserst fruchtbare, da er diese betend verbrachte. Er suchte die Einsamkeit auf dem Berg, wo er sich seinem Vater nahe fühlte. Dort liess er sich Orientierung und Weisung geben. Welche Personen konnten Hirten werden, die Jesu Werk auch noch nach seiner Zeit auf Erden fortführen konnten? Wer sollte es sein, und wie viele? Schliesslich hatte er die Lösung gefunden! Lesen wir gemeinsam die Verse 13 bis 16: «Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger und erwählte zwölf von ihnen, die er auch Apostel nannte: Simon, den er auch Petrus nannte, und Andreas, seinen Bruder, Jakobus und Johannes; Philippus und Bartholomäus; Matthäus und Thomas; Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Simon, genannt der Zelot; Judas, den Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde.»

Zwölf Jünger genügten da. Jesus liess Qualität vor Quantität walten. Wenn sie ihre Arbeit gut machten, würden sie zu geistlichen Multiplikatoren werden. So würden sie wiederum Menschen zu Jünger und Jüngerinnen Jesu erziehen. Was dann ja auch geschah: Das Evangelium breitete sich schon durch die Apostel aus und tut es noch heute. Jesus berief also die Zwölf. Noch bevor sie auch nur eine Tat getan hatten, nannte er sie bereits Apostel, ein Ehrentitel. Das zeigt seine Berufung ebenso wie seine Hoffnung für sie. Wer waren denn die Zwölf? Es waren einfache Menschen. Keine Hochgebildeten, keine besonders Angesehenen, keine Geistlichen. Und sie waren alle verschieden. Jeder brachte seine Begabungen, seinen Charakter und seine Erfahrungen ein, um mit Jesus zusammen zu dienen. Es waren mindestens vier Fischer unter ihnen, ein israelischer Freiheitskämpfer, ein ehemaliger Zöllner. Es waren draufgängerische und zurückhaltende Männer, dankbare, gute Denker, notorische Zweifler. Sie alle aber hatten etwas gemeinsam: Sie waren lernwillig und liessen sich formen. Und sie liebten Jesus. Doch da war noch einer darunter, der im Grunde nicht ins Bild passte: Judas, der Jesus verraten und somit seinen Häschern und Mördern ausliefern würde. Jesus kannte Judas’ Herz, das sich lieber an das Geld als an Jesus hängte. Und doch wollte er ihm eine Chance geben, sich in eine ganz andere Richtung zu entwickeln. Wie gross ist Jesu Liebe, seine Hoffnung sogar für hoffnungslose Fälle zu hegen und auch hartherzige, unbelehrbare Menschen zu berufen und für sein Werk zu gebrauchen! Da erahnen wir die immense Breite von Jesu Herz und seine Liebe, die wirklich alle Menschen umfasst, umspannt, umarmt und durchdringen will. Ausnahmslos alle!

Zum Schluss

Lesen wir nochmals zusammen den Leitvers, Vers 5: «Und er sprach zu ihnen: Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.»

Jesus liebt uns ganzheitlich. Er hat auch uns berufen und will uns kostbar für sein Erlösungswerk gebrauchen. Das ist für uns und für unsere Mitmenschen. Wir alle sind verschieden. Aber wir haben alle eine gemeinsame Wurzel, eine gemeinsame Herzensheimat beim HERRN. In unserer Verschiedenheit will er uns einsetzen und unseren Charakter, unsere Begabungen und unsere Erfahrungen nutzen, dass wir sie dafür einsetzen. Machen auch wir es zu unserer Lebensaufgabe, zu dienen. Und schöpfen wir die Kraft dazu aus der tiefen Gemeinschaft mit Gott.

Für was ist der Sabbat da? Er ist nicht einfach ein Tag, an dem man nicht arbeiten darf. Nein, er ist Gottes Geschenk an uns. Gott will, dass wir es ihm gleichtun mit dem Pausemachen am siebten Tag. Er hat in sechs Tagen die Welt erschaffen und ruhte dann am siebten Tag von seinen Werken. Er segnete und heiligte den siebten Tag und gab ihn uns als Ruhetag. Wenn wir nun aber den Sonntag ganz mit Vergnügungen und Freizeitbeschäftigungen ausfüllen, kommen wir nicht zum Ruhen. Der Sonntag ist der Tag des HERRN und dazu da, dass wir Gemeinschaft mit Gott haben. So finden wir wahre Ruhe, nicht durch langes Schlafen, entspannende Tätigkeiten usw. Diese dürfen auch Platz haben, aber in erster Linie ist der Sonntag ein Tag des Gottesdienstes, des Gebets, des Bibellesens. Jesaja 58,13.14 besagt: «Wenn du deinen Fuss am Sabbat zurückhältst und nicht deinen Geschäften nachgehst an meinem heiligen Tage und den Sabbat ‘Lust’ nennst und den heiligen Tag des HERRN ‘Geehrt’; wenn du ihn dadurch ehrst, dass du nicht deine Gänge machst und nicht deine Geschäfte treibst und kein leeres Geschwätz redest, dann wirst du deine Lust haben am HERRN, und ich will dich über die Höhen auf Erden gehen lassen und will dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob; denn des HERRN Mund hat’s geredet.» Ja, der Sonntag ist dazu da, Freude am HERRN zu haben und ungestört die Zeit mit Gott und Jesus zu geniessen. Wie wunderbar ausgeruht und voller neuem Elan können wir danach am Montag in die neue Arbeitswoche starten!

Der Sonntag, aber auch jeder andere Wochentag, ist auch dazu da, Gutes zu tun und Nächstenliebe auszuüben. So etwas freut den HERRN und hilft unseren Mitmenschen. Gott will auch uns an seinem Erlösungswerk beteiligen. Grosse, freudige Hoffnungen von ihm ruhen auf uns. Unser Herz ist bereits offen und der HERR wird es noch mehr öffnen. Er wird uns dazu befähigen, sein Wort weiterzugeben, andere zu ihm zu führen, unseren Mitmenschen zu helfen – und vor allem, sie zu lieben mit der Liebe, mit der uns Jesus auch liebt. Möge der HERR uns immer mit seiner wunderbaren Liebe erfüllen. Möge er uns helfen, alle unsere Herausforderungen mit Freude und Gottvertrauen anzupacken und seinem Wort gerne zu gehorchen. Möge er unsere geistlichen Augen öffnen und uns seinen Geist geben, auf dass wir sein Wort richtig verstehen. Sein Segen sei täglich auf uns. Gelobt sei er. Amen!