Handelt damit!

Lukas 19,11-27

Guten Morgen! Es ist ein Segen, dass wir wieder alle beisammen sind! Wir kommen aus zwei verschiedenen Richtungen und sind in je einer anderen Situation. Arbeit, Arbeitslosigkeit, Praktikum, Prüfungsstress… Eines haben wir jedoch gemeinsam: Wir wissen, dass Gott und Jesus uns lieben. Mögen wir immer mehr wissen und fühlen, wie sehr sie uns lieben! Der HERR hat uns ein kostbares Leben geschenkt, und wir haben Freiheit und Verantwortung, etwas daraus zu machen. Was wir tatsächlich daraus machen, und wie wir die Dinge sehen und mit ihnen umgehen, hängt wesentlich davon ab, ob wir an Jesus und sein Wiederkommen glauben oder nicht. In diesem Wort sehen wir unter anderem, wie vielfältig der Lohn für diejenigen ist, die glauben. – Lesen wir zusammen den Titel meiner Botschaft: «Handelt damit!» Und lesen wir zusammen den Leitvers, Vers 13.

Der liess zehn seiner Knechte rufen und gab ihnen zehn Pfund und sprach zu ihnen: Handelt damit, bis ich wiederkomme!

Lukas 19,13

Die Geschichte, die ich heute erzählen möchte, ist eine Begebenheit, die ich nachgelesen habe. Der Missionar und Afrikaforscher David Livingstone lebte im 19. Jahrhundert. Er zog mit einer treuen, loyalen Trägerkolonne aus dem Stamm der Makololo durch Afrika. Bei seiner zweiten solchen Reise ging sein Geld zur Neige. Mit den Tauschwaren, die er noch bei sich hatte, gelang es ihm, einen Häuptling am Sambesi dazu zu bewegen, für seine 300 Männer zu sorgen. Er wollte nach England reisen, dort neue Mittel sammeln und dann zurückkehren. Den Makololo-Leuten versprach er, so schnell wie möglich wiederzukommen und sie dann mit einem grossen Schiff in ihre Heimat (Sansibar gegenüber) zurückzubringen. Livingstone reiste nach England ab. Bald schon spotteten die Sambesi-Leute: «Meint ihr, der weisse Mann wird je zurückkommen? Wo ist ein Weisser, der für Schwarze Zeit und Geld opfert?» Die Makololo antworteten: «Ihr kennt unseren Vater nicht. Sein Leben würde er für uns lassen! Er kommt gewiss wieder und bringt uns dann nach Hause!» Aber es verging eine lange Zeit. Ein Jahr. Zwei Jahre. In der Zwischenzeit wurden etliche Makololo krank und starben. Mit der vergehenden Zeit wurde der Spott der Sambesi-Leute immer beissender. Die Makololo-Leute aber blieben umso fester dabei: «Er wird ganz gewiss wiederkommen!» Und… tatsächlich! Eines Tages hörte man in der Ferne ein Brausen und Rauschen und ein Getöse unbekannter Art. Alles rannte zum Fluss hinunter. Pustend und schnaubend kam ein grosses Dampfschiff heran, das erste, das den Sambesi befuhr. Mit dem lauten Jauchzer «Unser Vater! Unser Vater!» warfen sich die Makololo ins Wasser, kletterten an Bord und fielen dem treuen Mann um den Hals.

Auch wir wissen, er wird wiederkommen. Und zwar Jesus Christus. Die Welt mag über uns spotten, weil wir das glauben. Aber sie wird eines Tages sehen, dass Jesus recht hatte und somit wir auch. Lassen wir uns weder von ihrem Spott beirren noch vom Zeitgeist mitreissen. Bleiben wir dem HERRN treu! Betrachten wir jede unserer Lagen im Licht des HERRN, der uns einen Weg zeigt, wie wir mit ihr umgehen sollen und der uns aus unserer Bedrängnis hilft. Möge der HERR uns Mut schenken, für ihn einzustehen und vor allem das, was wir von ihm bekommen haben, mit anderen zu teilen: sein Wort, seine Lehre, und nicht zuletzt seine reine, an keine Bedingungen geknüpfte Liebe.

Teil 1: …bis ich wiederkomme (Verse 11-14)

Das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden ist ein berühmtes. Es gleicht dem von den anvertrauten Talenten in Matthäus 25. Einmal mehr lehrte Jesus seine Zuhörerschaft über das Himmelreich, dies in Worten, die an ihre Lebenswelt anknüpften. Das Gleichnis, das wir uns heute ansehen, erzählte Jesus vor einem ganz bestimmten Hintergrund. Lesen wir zusammen den Vers 11: «Als sie nun zuhörten, sagte er ein weiteres Gleichnis; denn er war nahe bei Jerusalem und sie meinten, das Reich Gottes werde sogleich offenbar werden.» Vorhin hatte Jesus die Hauptstadt Israels nicht besucht. Aber jetzt war er auf dem Weg dazu, fast schon kurz vor den Toren der Davidsstadt. Er war bereits von Jericho, der letzten Stadt vor Jerusalem, weitergezogen. Prickelnde Erwartung lag in der Luft. Viele dachten, dass Jesus nun König werden würde. Ein weltlicher Herrscher, der Israel von der römischen Besatzungsmacht befreien und das Land wieder gross machen konnte – immerhin waren sie ja das Volk Gottes! Manche stellten sich wohl auch vor, dass mit Jesu Herrschaft das messianische Reich anbrechen würde, in welchem es nur Frieden und Schönheit gab. Jedenfalls würden sich die Zustände im Land erheblich bessern; das war jedenfalls ihre Hoffnung. Da musste Jesus sie eines Besseren belehren. Mit seinem Einzug in Jerusalem würde Gottes Reich noch nicht offenbart werden. Viel mehr würde er, sobald er ihre Erwartungen enttäuschte, aufs Schmählichste behandelt, gefangen genommen, gefoltert und getötet werden. Es wäre schön gewesen in den Augen der Menschen, einfach Gottes Friedensreich zu erleben, ohne weiteres Leiden. Doch so einfach ist es nicht. Auch der Christus hat für uns gelitten, dies sogar bis zum Äussersten, bevor er wieder in die Herrlichkeit einging. Ja, Jesus wird sein Reich aufrichten. Aber erst bei seinem zweiten Kommen! Er ist am Kreuz gestorben, am dritten Tag auferstanden und dann in den Himmel aufgefahren. Dort ist er, bis er wiederkommen wird. Jesus sagte mit seinem Gleichnis: Hey, betrachtet die Sache doch im gesamten Kontext! Noch ist das Reich nicht da. Wenn aber Gottes Reich noch nicht offenbart ist, heisst das, dass uns noch Zeit bleibt bis dahin. Zeit, die wir gestalten dürfen, können und müssen.

Jesus erzählte im Gleichnis über einen Mann von edler Herkunft, der in ein fernes Land zog, um ein Königtum zu erlangen und dann zurückzukommen. Dieser Mann hat sein historisches Pendant, das genau zu dieser Zeit lebte und den meisten Zuhörenden bekannt war: Archelaus, der Sohn des Herodes, der zur Zeit von Jesu Geburt an der Macht gewesen war. Als rechtmässiger Erbe der lokalen Herrschaft zog Archelaus nach Rom, um sich von der Besatzungsmacht die Autorität zum Regieren geben zu lassen. Aber das passte vielen in Judäa nicht. Sie taten das, was auch in Gleichnis geschah; wie der Vers 14 besagt: «Seine Bürger aber waren ihm feind und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und liessen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.» Rom nahm die Klagen über Archelaus tatsächlich an. So war der Sohn des Herodes nicht berechtigt zum Herrschen. Aber dennoch riss er später die Macht an sich und rächte sich an denen, die seine Herrschaft abgelehnt hatten… Die Menschen, die den Mann von edler Herkunft ablehnten, stehen im Gleichnis für diejenigen Juden, die Jesus ablehnten. Sie sahen den Messias und dessen Taten, hörten seine Lehren und wollten dennoch nicht, dass er über ihre Herzen herrschte. Gewissermassen stehen sie auch für die heutigen Menschen, die von Jesus wissen, aber ihn nicht zum König über ihr Leben machen wollen. Diese Weigerung muss keine dauerhafte sein, aber wenn sie nicht aufhört, führt sie uns ins Verderben.

Über das Gestalten unseres Lebens geht es im Kern im Vers 13; lesen wir diesen gemeinsam: «Der liess zehn seiner Knechte rufen und gab ihnen zehn Pfund und sprach zu ihnen: Handelt damit, bis ich wiederkomme!» Der Mann wählte zehn seiner Knechte aus, denen er das Geld anvertrauen konnte. Er kannte seine Bediensteten und wusste, wem er diese Verantwortung und Freiheit zumuten konnte. Der HERR kennt uns Menschen auch. Er beruft viele unter uns und vertraut uns kostbare Aufgaben für sein Werk an, und er weiss, wem er zu welchem Zeitpunkt wie viel Verantwortung geben kann. Der Mann gab allen zehn Knechten gleich viel Geld: je ein Pfund. Das entspricht rund 10’000 Franken. Für den Mann war das eine kleine Summe im Vergleich zu seinem Gesamtvermögen. Aber für die Knechte, die über keine eigenen Mittel verfügten, war das ordentlich viel. Dass der Edelmann allen Bediensteten gleich viel gab, steht für Gottes Liebe und Gerechtigkeit, die allen gilt. Und dafür, dass er die gleiche Hoffnung in alle die Seinen hat. Der Edelmann gab Knechten, mit denen er eine super Beziehung hatte, gleich viel wie solchen, die ihm weniger nahestanden. Denn er wollte ihnen allen eine Chance geben. Mich erinnert das an Jesus, der seine zwölf Jünger bis ans Ende liebte. Sogar Judas, von dem er wusste, dass er ihn verraten würde. Er gab ihm, solange er konnte, diverse Chancen zur Umkehr. Gottes Hoffnung zu uns ist unerschütterlich! – Der HERR hat uns allen einen gleichen Grundstock gegeben, mit dem wir etwas machen können. Als unser Pfund können wir im Kern das Evangelium betrachten, das er jedem / jeder von uns anvertraut hat und das wir an andere weitergeben sollen. Das ist sein Auftrag an uns: Gottes Wort weiterzusagen, seine Frohbotschaft zu verkünden, andere zu Jesus einzuladen, für andere da zu sein in Jesu Sinne. Der Auftrag, den der Mann seinen Knechten betreffend ihr Pfund gab, war: «Handelt damit, bis ich wiederkomme!» Er würde gewiss wiederkommen und dann schauen, was mit seinen zehn Pfund geschehen war. Er erhoffte sich, dass die zehn Knechte Gewinn machten. Aber er sagte ihnen nicht explizit: «Macht Gewinn mit ihnen!» Wichtiger war es für ihn, dass sie ihr Commitment gegenüber ihm bewiesen, indem sie mit ihrem Pfund klug und in seinem Sinne umgingen. Das Risiko, dass sie Verluste machten, war dabei einkalkuliert. Auch wir gehen Risiken ein, wenn wir mit dem vom HERRN Bekommenen etwas machen. Wir werden abgelehnt, erfahren Nachteile in gesellschaftlichen Bereichen (z.B. am Arbeitsplatz) und geben Ressourcen hin, von denen wir denken, dass sie nachher fehlen würden. Auch machen wir Fehler. Aber wir lernen aus diesen! Und Gott versorgt uns zuverlässig, sodass unsere Verluste nie dauerhaft sind.

Handelt damit! Im Grunde gilt das auch für den Umgang mit verschiedenen Situationen. Wie gehen wir mit ihnen um, wie ‘handeln’ wir diese? Wenn wir mit ihnen in Gottes Orientierung umgehen, werden sie uns zum Booster geistlichen und persönlichen Wachstums. Das habe ich auch schon mehrfach erlebt. Im Sommer 2022 etwa war ich in einer riesigen finanziellen Unsicherheit. Aber ich hatte schon durch frühere Erfahrungen gelernt, dass der HERR mein Versorger ist. Als ich darauf vertraute, schenkte er mir die in der Zeit allerpassendste Stelle als Content-Marketing-Spezialistin. Leider gab es dort später personelle Umstrukturierungen. So habe ich den Job Ende 2024 verloren und bin nun wieder arbeitslos. Der Wirtschaft geht es immer schlechter und die Konkurrenz um Jobs wird immer grösser. Angesichts dessen müssten bei mir eigentlich sämtliche innerlichen Alarmglocken schrillen. Tun sie aber nicht. So schwach ich bin im Konkurrenzkampf um Jobs, so ungleich stärker ist der HERR, der mich in diesem Kampf unterstützt. Er wird mir eine passende Stelle erlauben und das Herz der Verantwortlichen bei meinem künftigen Arbeitgeber für mich öffnen. Und die Zeit bis dahin hat er mir geschenkt, um für meine Gesundheit zu sorgen. Und vor allem, um meine persönliche Beziehung zu ihm und vor allem auch seinem Sohn zu pflegen. Wie oft doch unsere vermeintlichen Probleme verkappte Chancen sind, um den HERRN noch tiefer kennenzulernen, um bei ihm zur Ruhe zu kommen und um noch mehr Skills zu bekommen, um mit unserem anvertrauten Pfund noch Besseres zu machen!

Teil 2: Gute Knechte (Verse 15-19)

Lesen wir gemeinsam den Vers 15: «Und es begab sich, als er wiederkam, nachdem er das Königtum erlangt hatte, da liess er die Knechte zu sich rufen, denen er das Geld gegeben hatte, um zu erfahren, was sie erhandelt hätten.» Dieses Zurückkehren des Edelmannes steht für das Wiederkommen Jesu. Wir alle werden vor ihm Rechenschaft ablegen müssen darüber, was wir aus unserem Leben und unserer Berufung gemacht haben. Was nicht heisst, dass wir für ein unperfektes Glaubensleben in die Hölle geworfen werden! Wir glauben ja an ihn und seinen Sohn und sind seine Kinder. – Der Mann rief seine Knechte zu sich. Er war gespannt, was sie aus den zehn Pfund gemacht hatten. Die ersten beiden Knechte, die er zu sich rief, hatten ganz in seinem Sinn gehandelt. Der erste Knecht sagte: «Herr, dein Pfund hat zehn Pfund eingebracht.» Schon an der Wortwahl des Bediensteten erkennen wir seine Demut und seine gute Beziehung zu seinem Herrn. Er anerkannte, dass das Pfund nicht ihm selbst gehörte – so wie unser Leben auch nicht uns selbst gehört, sondern dessen Schöpfer. Alles, was wir haben, haben wir von ihm. Weiter sagte der Knecht nicht: «Ich habe mit dem Pfund zehn Pfund erwirtschaftet.» Nein, er liess sich selbst ganz draussen. Er zeigte also keinerlei Egoismus. Dies obwohl das Handeln mit dem Pfund alles andere als einfach gewesen war! Da er ein Knecht des verhassten Herrn war, war es äusserst schwierig, Handelsbeziehungen mit anderen Menschen im Land aufzubauen. Er hatte es dennoch geschafft, allenfalls auch durch Händler im Ausland. Er musste viele Überlegungen angestellt haben, wie er das Geld seines Herrn vermehren konnte. Er war auch Risiken eingegangen, denn die Versuchung war gross für andere Geschäftsmänner, ihn zu betrügen: Mit dem Bediensteten des unliebsamen Herrschers in spe konnte man es ja machen… Der Mann anerkannte die Tat seines Knechts. Nicht das Ergebnis wohlverstanden, sondern die Tat und die Gesinnung dahinter. Entsprechend fiel auch sein Lob aus. Lesen wir zusammen den Vers 17: «Und er sprach zu ihm: Recht so, du guter Knecht; weil du im Geringsten treu gewesen bist, sollst du Macht haben über zehn Städte.» In den Augen seines Herrn war dieser Knecht gut. Mit einem guten, reinen Herzen ausgestattet, mit Dankbarkeit und Liebe gegenüber seinem Herrn. Das erinnert an die Herzenshaltung, die der HERR wünscht, dass wir sie gegenüber ihm haben: Demut, Dankbarkeit, Gegenliebe und den Willen, seinen Willen zu tun. Möge der HERR diese Haltung jedem und jeder von uns schenken! – Der erste Knecht bekam eine unerwartete Belohnung für sein Handeln: Macht über zehn Städte im Reich. Das bedeutete grosse Ehre und grosse Verantwortung zugleich. Der Knecht war weit aufgestiegen in seiner Karriere. Er war im Geringsten, im Kleinen, treu gewesen, darum konnte sein Herr ihm mehr zumuten, ohne dass er seine Untreue befürchten musste. Wenn wir die Aufgaben, die der HERR uns gegeben hat, gut bzw. in seinem Sinne machen, wird er uns noch grössere anvertrauen. Hierbei hat jeder und jede von uns einen ganz persönlichen Aufgabenmix. Es bringt also gar nichts, uns und unsere Aufgaben mit anderen Gläubigen zu vergleichen. Auch der Edelmann verglich seine Knechte nicht miteinander. Er wusste lediglich, was er welchem Knecht nach seinen Fähigkeiten und seinem Willen zum Engagement zumuten konnte. Der zweite Knecht, der ebenfalls demütig zu ihm kam, hatte das ihm anvertraute Pfund immerhin verfünffacht. Darum bekam er Macht über fünf Städte. Auch dies hat eine geistliche Analogie: Es ist immer wieder faszinierend, zu sehen, wie abschliessend gut Gott uns kennt und wie passend die Aufgaben sind, die er uns anvertraut. Für uns, um an ihnen zu wachsen, und für die Menschen in unserem Umfeld, die dank uns mehr über den HERRN und seine Liebe erfahren. Alles, was er uns gibt, ist nicht grösser als das, was wir tragen können. Das gilt für Aufgaben und Verantwortung, aber auch für Schwierigkeiten und Glaubensprüfungen. Wenn wir im Glauben gewachsen sind, kann er uns mehr zumuten, wissend, dass wir in ihm auch dies zum Besten für uns und unsere Mitmenschen nutzen werden. Wie wunderbar seine göttliche Weisheit ist!

Teil 3: Ein böser Knecht (Verse 20-27)

Nicht alle Knechte waren aber mit dem ihnen anvertrauten Pfund so umgegangen, wie ihr Herr es von ihnen erhofft hatte. Zumindest ein Knecht nicht. Der Edelmann hätte es ahnen können, aber er war dennoch enttäuscht, dass der Knecht seine Chance nicht gepackt hatte. Lesen wir gemeinsam die Verse 20 und 21: «Und der dritte kam und sprach: Herr, siehe da, hier ist dein Pfund, das ich in einem Tuch verwahrt habe; denn ich fürchtete mich vor dir, weil du ein harter Mann bist; du nimmst, was du nicht angelegt hast, und erntest, was du nicht gesät hast.» Dieser Knecht war mit einem richtigen Groll gegenüber seinem Herrn ausgestattet. Er wusste daher auch sein Vertrauen in ihn, das er ihm mit dem Pfund gegeben hatte, nicht zu schätzen. Das lag daran, dass er seinen Herrn nicht wirklich kannte und sich auch nicht darum bemühte (oder bemüht hatte), ihn näher kennenzulernen und sein Herz zu verstehen. Also machte er sich falsche Vorstellungen über ihn. Er sah nicht seine Gutherzigkeit und seinen Willen, seinen Knechten Gestaltungsfreiheit und ein Mitbestimmungsrecht zu geben. Stattdessen warf er ihm Härte und Willkür vor. Wir wissen nicht, warum, aber sehen, wie hart das Herz dieses Knechtes gegenüber seinem Herrn war. Seine Herzenshaltung erinnert an die Haltung, die Menschen gegenüber dem HERRN haben, wenn sie ein falsches Gottesbild haben. Sie glauben dann, was der Satan ihnen vorlügt über die Eigenschaften des HERRN. Dazu gehören fehlende Liebe, Willkür und Härte. Der Grund für ein falsches Gottesbild ist, dass man zu wenig Gemeinschaft mit Gott und Jesus hat und sich nicht mit seinem Wort beschäftigt. Denn dieses lehrt uns, wer und wie Gott und Jesus wirklich sind. Ihr Wesen ist: Liebe. Reine, unverfälschte, unveränderbare, bedingungslose, reichhaltige, hingebungsvolle Liebe.

Als der Edelmann die Worte seines Knechts hörte, wurde er wütend. Er sprach zu ihm: «Mit deinen eigenen Worten richte ich dich, du böser Knecht. Wusstest du, dass ich ein harter Mann bin, nehme, was ich nicht angelegt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe, warum hast du dann mein Geld nicht zur Bank gebracht? Und wenn ich zurückgekommen wäre, hätte ich’s mit Zinsen eingefordert.» Diese Antwort entlarvte die Worte des Knechts als Ausrede. Der Knecht war zu faul gewesen, um etwas mit dem ihm anvertrauten Pfund zu machen. Aber diese Faulheit hatte auch einen Grund: die fehlerhafte Beziehung zu seinem Herrn. Diese verursachte in ihm Angst vor seinem Herrn. Hätte er ihn gekannt, hätte er gewusst, dass es nicht das Ende gewesen wäre, wenn er Verlust gemacht hätte mit dem Pfund. Sein Herr wollte nicht um jeden Preis einen Gewinn sehen, sondern nur, dass seine Knechte mit dem Geld handelten und dabei Wissen und Fähigkeiten dazugewannen! So will der HERR auch von uns nicht um jeden Preis irgendwelche Resultate unseres Tuns für ihn sehen. Diese werden sich zu Gottes Zeit sowieso ergeben. Viel mehr will der HERR, dass wir mit unserer Berufung und den Worten, Gaben und Erlebnissen, die wir bei ihm bekommen haben, in seinem Sinne umgehen. Möge der HERR uns leiten und uns die Zeit und den Willen geben, unsere persönliche Beziehung mit ihm zu pflegen. Sei es im stressigen Alltag oder in Zeiten der Musse. – Wenn wir nicht gut umgehen mit den Aufgaben, die uns der HERR gegeben hat, werden wir sie irgendwann aufgeben oder verlieren. Dem Knecht, der der Handlungs-Aufforderung seines Herrn nicht gehorcht hatte, wurde sein Pfund weggenommen. Eine Bestrafung hingegen bekam er nicht. Wenn wir Gottes Aufgaben nicht gut verwalten und sie verlieren, heisst das nicht, dass wir sie für immer verlieren oder dass der HERR uns keine weiteren Tasks mehr anvertraut. Auch Menschen, die von ihm abgewichen sind, können zwar dem Satan übergeben werden, aber ganz viele von ihnen finden dann zum HERRN zurück. Gottesferne von Gottes Kindern ist ein vorübergehender Zustand – so hofft es der HERR, der sich um die Seinen immer bemüht. Wenn sie das auch wollen, sucht und findet er sie wieder.

Das Pfund des fehlbaren Knechts wurde dem Bediensteten gegeben, der bereits zehn Pfund hatte. Dies sahen einige andere als ungerecht an und sie protestierten: «Herr, er hat doch schon zehn Pfund.» Aus monetärer Sicht hatten sie recht. Aber Gottes Gaben lassen sich zwar mehren, aber nicht quantifizieren. Der HERR gibt uns sein Wort, seine Liebe und seinen Geist ohne Mass! Dass das Pfund des fehlbaren Knechts an den treusten Knecht ging, war folgerichtig: Der treue Knecht konnte es viel besser verwalten. Oder er bekam das Pfund als Belohnung für seine Treue. Der Lohn des HERRN für diejenigen, die ihm und seiner Berufung treu sind, ist immens gross! Hier auf Erden durch unsere tiefe Gemeinschaft und unsere Erlebnisse mit ihm. Und noch ganz viel grösser ist sie nach unserer irdischen Zeit: Der HERR schenkt den Seinen, die bei ihm bleiben, nichts Geringeres als das ewige Leben in seinem Reich! – Der Edelmann hörte sich die Kritik an: Herr, er hat doch schon zehn Pfund. Da brauchte er Aufklärungsarbeit zu leisten. Er sprach, oder eigentlich ist es Jesus, der hier sprach; lesen wir zusammen den Vers 26: «Ich sage euch aber: Wer da hat, dem wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat.» Wer hat, dem wird gegeben. Heute verwenden viele dieses geflügelte Wort, um die Ungerechtigkeit im Kapitalismus anzuprangern. Damit aber greifen sie die ursprüngliche Bedeutung des Wortes überhaupt nicht auf. Denn diese bezieht sich auf die geistliche Welt, genauer auf unser Glaubensleben. Wenn wir geistliche Schätze bekommen haben und diese gut verwalten, gut mit ihnen handeln, bekommen wir immer noch mehr solche Schätze. Die Früchte, die wir dem HERRN bringen, vermehren sich durch unser Commitment und unser Tun von Gottes Willen. Galater 5,22-23 sagt uns, was solche Früchte sind: «Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies steht kein Gesetz.» Wie ungleich kostbarer diese Früchte sind als alle Schätze, die wir für uns in der Welt anhäufen können! – Der untreue Knecht wurde von Strafen verschont. Nicht aber die, welche die Herrschaft des Edelmanns abgelehnt hatten. Über die befahl der Mann: «Doch diese meine Feinde, die nicht wollten, dass ich über sie herrsche, bringt her und macht sie vor mir nieder.» Andere Bibelübersetzungen legen nahe, dass der Mann hier den Befehl gab, seine Feinde zu töten. Wer Jesus nicht annimmt, wird in der Tat Gottes Urteil empfangen. So würden auch die Juden zu Jesu Lebzeiten, die den Messias nicht wollten, ihre ewige Strafe bekommen. Wer gottlos bleibt, geht in die Verdammnis. Nicht aber Gottes Kinder, die auch mal Fehler machen, sündigen, faul sind oder den HERRN nicht verstehen. Das kann sich alles ändern, das sind Phasen, das ist Menschlichkeit. Das sind korrigierbare Makel in der Beziehung zum HERRN, die sich denn auch oft korrigieren, gerade wenn wir Aufgaben und Schwierigkeiten in Gottes Sinne tragen. Möge der HERR uns auch durch diese Tatsache zu erkennen geben, wie gross sein Herzenswunsch für unsere persönliche Beziehung mit ihm ist und wie viel ihm an unserer Errettung liegt. Möge er, auch und ganz besonders in diesem Jahr, durch sein Wort zu unseren Herzen sprechen und uns zeigen, wie sehr er uns liebt!

Lesen wir zum Schluss nochmals zusammen den Leitvers, Vers 13: «Der liess zehn seiner Knechte rufen und gab ihnen zehn Pfund und sprach zu ihnen: Handelt damit, bis ich wiederkomme!»