Wir haben seinen Stern gesehen

Matthäus 2,1-12

Guten Tag! Frohe Weihnachten! Jesus ist heute geboren! Ja, genau heute. Jesus lebt in unseren Herzen. Und an Anlässen wie dem heutigen ist er uns besonders nahe. Ich bete, dass diese Weihnachten der Christus im Herzen von jedem und jeder von uns neu geboren wird. Dass wir die riesengrosse Freude von Weihnachten nachempfinden. Als ganz Mensch und ganz Gott hat Jesus unter uns gelebt. Er hat sich für uns ganzheitlich hingegeben und uns mit Gott versöhnt. Und er hat uns sein Wort dagelassen. Möge uns dieses leiten, wie einst der Stern die Weisen aus dem Morgenland zum neugeborenen Jesuskind geleitet hat. Sein Wort ist voller Kraft, Liebe und Leben. Ich bete, dass das Wort eine immer wichtigere Rolle in unserem Leben spielt. Bis wir daran himmlische Freude haben. Bis wir verstehen, wie unendlich gross Jesu Liebe für uns ist und wie unsagbar kostbar wir für ihn sind. Und bis wir es einfach lieben, Gemeinschaft mit dem HERRN zu haben und ihn anzubeten. – Lesen wir gemeinsam den Titel meiner Botschaft: „Wir haben seinen Stern gesehen“. Und lesen wir gemeinsam den Leitvers, Vers 2:

Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.

Matthäus 2,2

Auch diesmal möchte ich mit einer kurzen Geschichte starten. Diesmal ist sie übrigens nicht geklaut… Samuel und Baptiste lebten in einer trockenen Gegend; die Wüste war nicht weit. Es hatte nicht viel Verkehrsinfrastruktur, und so mussten sie manchmal, wenn ihr uraltes Auto wieder einmal abgelegen war, lange Wege zu Fuss gehen. Als sie noch klein gewesen waren, hatten sie von Samuels Vater gelernt, wie sie Wasseradern unter dem Boden aufspüren konnten. Zwar würden sie dieses Wissen vielleicht nicht brauchen, hatte sich der kluge Mann überlegt, aber es konnte nicht schaden, ihnen das beizubringen. Er zeigte ihnen die Zweige eines bestimmten Baumes und lehrte sie, wie sie sich eine Wünschelrute mit ihrer spezifischen Form daraus basteln konnten. Wenn sie die beiden vorderen Enden anspitzten, würde die Rute vom Magnetfeld nicht zu tief liegender Wasseradern angezogen. Eines Tages waren Samuel und Baptiste wieder lange unterwegs. Als sie bereits weit weg von ihrem Dorf waren, zog ein heftiges Unwetter auf. So mussten sie in einem Unterschlupf, unter einem Felsvorsprung, ausharren, bis der gröbste Regen aufgehört hatte. Später fiel sie ein wildes Tier an, und beim sich Verteidigen gingen sie einer ihrer wertvollen Wasserflaschen verlustig. Der Weg zog sich allerdings noch weiter hin, und schon bald ging ihnen das Wasser aus. Es gab noch Dörfer, in denen man Leute nach einem Brunnen fragen oder von ihnen etwas zu trinken erbitten konnte. Doch Samuel und Baptiste bekamen nicht viel Wasser, einen Brunnen gab es nirgends in der Nähe, und auch die Pfützen vom Unwetter, aus denen sie allenfalls hätten trinken können, waren bald weggetrocknet von der heissen Sonne. Während sie weiterwanderten, wurden die beiden Männer immer durstiger. Sie grübelten darüber, was sie tun konnten, aber ihnen fiel einfach nichts ein. Und dabei gingen sie an mehreren Bäumen achtlos vorbei, von denen Samuels Vater einst geredet hatte… Doch Gott wollte die Beiden nicht verdursten lassen. Und so kam es, dass noch ein weiteres Unwetter aufzog. Es war ein viel weniger heftiges als das letzte, eigentlich nur ein einfaches starkes Gewitter. Als dieses niederging, drückten sich Samuel und Baptiste an die Mauer einer zerfallenen Hütte auf einem längst ausgetrockneten Feld. Als sie dann an den Himmel sahen, zuckte ein Blitz durch den Himmel – und dieser hatte genau die Form der Wünschelrute, die zu machen die Beiden einst gelernt hatten! Kaum war das Gewitter vorbei, zogen Samuel und Baptiste los, und schon bald darauf fanden sie einen der Bäume, aus denen man diese kostbaren Ruten machen konnte. Im Nu hatten sie eine gebastelt und zogen weiter. Nur Stunden später stiessen sie auf eine Wasserader. Zwar konnten sie keinen Brunnen graben, da sie die Werkzeuge dazu nicht hatten. Aber die Spur führte sie zu einem verstopften alten Ziehbrunnen. Und den konnten sie wieder freigraben. Sie hatten Wasser und waren gerettet!

Manchmal verlieren wir das Offensichtliche, das wir einmal gelernt haben, aus den Augen. Das kann durchaus auch im geistlichen Sinn sein. Das passierte auch den Weisen aus dem Morgenland, als sie den Stern nicht mehr sahen. Und doch konnte sie nichts dauerhaft daran hindern, ihr Ziel zu erreichen: Jesus, den sie anbeten wollten. Gott sieht solche lauteren Motive. Aber Menschen, die uns an der Zielerreichung hindern wollen – wie Herodes –, werden das nicht schaffen.

Teil 1: Gekommen, um Jesus anzubeten (Verse 1-8)

Zu Beginn der Schilderungen finden wir eine klare Angabe dazu, wann und wo die nun beschriebenen Ereignisse stattgefunden haben. Als der Evangelist Matthäus diesen Text niederschrieb, ahnte er, dass ihn auch Jahrhunderte später noch Menschen lesen würden. Und was er aufschrieb, war eine historische Tatsache, verankerbar an einem Ort, der heute noch existiert, und zu einer Zeit, von der viele andere historischen Quellen auch berichten. Herodes I., das war der Vasallenkönig, der sich gerne durch Ränke und durch Opportunismus an der Macht hielt. Und der seine erste Frau und zwei seiner Söhne hatte umbringen lassen, als sie seinen Einfluss bedroht hatten. Und noch etwas Interessantes haben die über diese Zeit Forscher herausgefunden: Um das Jahr null herum war am Himmel eine besondere Sternenkonstellation zu sehen. Jupiter und Saturn standen nahe zusammen im Sternbild der Fische. Der Jupiter galt damals als Königsstern, der Saturn als Stern von Israel und die Fische standen für eine Geburt. Das mussten auch ein paar Weise, die im Nahen Osten wohnten – wohl Perser oder Chaldäer – gewusst haben. Der helle Doppelstern am Himmel wies auf die Geburt des Messias hin, von dem Exiljuden in ihrer Umgebung auch schon berichtet hatten. Den wollten sie unbedingt sehen! Und so zogen diese Weisen, vermutlich Sterndeuter oder vergleichbare Wissenschaftler, los in Richtung Israel. Dabei nahmen sie einige Mühen auf sich, da sie in den kalten Nächten wandern mussten, wann man den Stern sah, und sie scheuten auch nicht die Kosten für Reisen und Geschenke. Über 1000 Kilometer legten sie zurück, vermutlich mit einer Karawane mitziehend. Doch auf einmal war der Stern nicht mehr zu sehen! Was nun? Die Weisen überlegten sich, wie sie den neugeborenen König der Juden – so wurde Jesus unter den Heiden bezeichnet – doch noch finden konnten. Dazu nutzten sie ihren eigenen Verstand, und der sagte ihnen, dass er wohl im Palast zu Jerusalem geboren sein musste. Indem sie sich auf ihre eigene Denke verliessen, anstatt auf einen Hinweis durch den HERRN zu warten, machten sie einen grossen Fehler. Der hätte dem neugeborenen Jesuskind sogar das Leben kosten können, hätte der HERR nicht noch eingegriffen. Denn der Weg führte sie direkt zu Herodes, der aufgrund früherer Misserfolge seine Macht wegen jeder Kleinigkeit bedroht sah. Als die Weisen im Palast waren, durften sie zum Herrscher gehen und stellten ihm in ihrer Ahnungslosigkeit die Frage: «Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.» Sie wollten Jesus sehen, den Retter der Welt, Gottes Sohn. Ihre Motivation war rein. Sie hatten alles, Geld, einen guten Job, ein riesiges Wissen, aber doch spürten sie, dass das allein nicht das Wahre war. Sie suchten etwas, das die Welt nicht geben konnte: Anbetung des HERRN, unseres all-liebenden Schöpfergottes. Der war nun durch die Geburt seines Sohnes den Menschen ganz, ganz nahegekommen. Immanuel, Gott mit uns. Als Herodes das Wort «König» hörte, machte es mit ihm und mit den Leuten in der Stadt aber etwas ganz anderes. Er und ganz Jerusalem erschraken! Damals herrschte ein Klima der politischen Instabilität und des Misstrauens, welches die Römer mit eiserner Hand in Schach hielten, damit keiner ihren recht frisch etablierten Kunstfrieden, die Pax Romana, störte. Was würde es nun bedeuten, wenn tatsächlich ein neuer König da wäre, der das ganze System aus dem Gleichgewicht bringen könnte? Musste Herodes ernsthaft um künftige Konkurrenz fürchten? Die Denkweise dieser Menschen zeigt, dass nicht viele von Jesu Geburt wussten. Und selbst wenn sie es gewusst hätten, wären sie vielleicht nicht hingegangen, um den neugeborenen Messias zu sehen. Ein armseliges Kind in einer Krippe, irgendwo in der Provinz draussen, das entsprach nicht ihren Vorstellungen von einem göttlichen Wesen. Sie hätten sich wohl auch nicht gerne näher mit der Bedeutung des Kommens des Messias befasst. Denn dann hätten das ihr vertrautes Leben womöglich in ganz andere Bahnen gelenkt. Auch heute lehnen viele Menschen Jesus ab, weil sie sich von ihm nicht in ihr Leben dreinreden lassen wollen. Dabei wissen sie gar nicht, was sie Wichtiges verpassen, wenn sie diesen wundervollen Segen der Veränderung nicht annehmen! Sie verfehlen damit das wahre Leben…

Auch wer Gottes Wort grundsätzlich für sich angenommen hat, kann etwas verpassen auf dem eigenen Glaubensweg. Aber nicht dauerhaft. So wie die Weisen aus dem Morgenland den Stern vorübergehend aus den Augen verloren haben. Das Wort Gottes ist unser Leitstern. Es ist eminent wichtig. Und doch haben wir es manchmal auf ganz effiziente Weise nicht mehr auf dem Schirm. Bis Gott uns wieder mit der Nase darauf stösst… Vor etwa einem Jahr ging es mir einmal so. Ich musste zu einer Röntgenuntersuchung wegen meiner Arthrose. Zuvor hatte ich jahrelang keine bildgebenden Untersuchungen mehr machen lassen. Die Symptomatik, die ich damals gerade hatte, sprach für mögliche Zufallsbefunde. Was, wenn man beim Röntgen nun Wucherungen oder Metastasen fand? Der Gedanke trieb mich um, als ich auf die Untersuchungsresultate wartete. Schon bald hatte ich mich in eine richtige Angst hineingesteigert. Etwas, das mir sonst nicht so leicht passiert, denn ich bin gar kein Hypochonder. Doch irgendwie wollte mich der Satan wohl packen… Doch dann fiel mir, fast so plötzlich wie ein Blitzschlag, ein Wort Gottes ein. Hesekiel 18,23, das ich nicht wörtlich, aber sinngemäss wiedergeben konnte, sagte mir, dass der HERR nicht Gefallen am Tod der Gottlosen hat. Viel mehr will er, dass sich der Gottlose von seinem Weg abkehrt und am Leben bleibt. Das galt mir! Das Wort ‘gottlos’ ersetzte ich durch ‘noch nicht reif im Glauben’, da passte es. Der HERR hatte mit mir noch etwas vor. Und nicht nur das: Er wollte mich gesund erhalten! Das spürte ich in dem Moment deutlich. Meine Angst schmolz dahin wie ein Schneemann an der Märzsonne. Und gleich darauf bestätigten mir die Röntgenbefunde: Da war nichts auch nur im Geringsten Alarmierendes.

Zurück zum heutigen Wort. Wie reagierte Herodes auf die Nachricht vom neugeborenen König? Er liess alle Hohenpriester und Schriftgelehrten zusammenkommen, um Näheres über den Verbleib des königlichen Kindes zu erfahren. Die konnten ihm genau Auskunft geben, wo Jesus geboren war. Sie kannten die Prophezeiung des Propheten Micha 5,1 auswendig: «Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.» Das ist wunderschön. Gott bestimmt eine unbedeutende Stadt und ganz einfache Menschen dazu, um die Geburt seines Sohnes stattfinden zu lassen. Er hatte soeben den liebevollsten König auf die Erde gesandt, den es gibt. Aber die Geistlichen, die nun dem König Herodes Auskunft gaben, waren davon nicht berührt. Sie kannten die Theorie, aber an der Praxis waren sie nicht wirklich interessiert. Nun wusste Herodes also, wo Jesus ungefähr zu finden war. Am genausten konnte er es aber ausfindig machen, wenn jemand das Kind finden und ihm den genauen Ort seines Aufenthalts nennen würde. Um das zu gewährleisten, spannte Herodes die nichtsahnenden Weisen aus dem Morgenland ein. Er liess sich von ihnen zuerst sagen, was es mit dem Stern und dem Geburtszeitpunkt des ominösen neuen Königs auf sich hatte. Dann schickte er sie los mit den Worten: «Zieht hin und forscht fleissig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete.» In Wahrheit war Herodes nicht daran interessiert, das Kind anzubeten, sondern es als potenziellen Konkurrenten um seine Macht so früh wie möglich auszuschalten. So verblendet war der König, dass er ein Baby töten wollte, weil dieses ihm irgendwann vielleicht gefährlich werden konnte beim Verteidigen seines Königsthrons! Auch heute noch erleben wir es leider, wie die Macht manchen Menschen ganz schlimm zu Kopfe gestiegen ist. Sie scheuen mit der Zeit keine Opfer mehr, um ihren Einfluss aufrechtzuerhalten. Sie sind der Sucht nach immer mehr Macht restlos erlegen. Und viele von ihnen bleiben das bis zu ihrem Tod. Beten wir für die böse handelnden Mächtigen unserer Zeit, dass sie doch noch zur Besinnung, zur Busse und zum HERRN kommen. Noch ist es für sie möglich!

Teil 2: Hocherfreut (Verse 9-12)

Die Weisen aus dem Morgenland hatten also wieder einen Anhaltspunkt, wo sie den neugeborenen König finden konnten. Da waren keine Vorurteile, die sie daran gehindert hätten, eine ergebnisoffene Suche zu starten. Das sollte ihnen sehr bald darauf reich belohnt werden. Lesen wir gemeinsam die Verse 9 und 10: «Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut». Da war er endlich wieder, der Stern! Er leitete sie zuverlässig zum Aufenthaltsort des Kindleins. Es war, wie wenn Gottes Wort, Nähe und Segen wieder zu ihnen zurückgekehrt waren. Sie waren auf dem goldrichtigen Weg und genau dort, wo Gott sie haben wollte. Auch uns geht es so: Wenn wir in Gottes Orientierung sind und auf seinem Weg gehen, wenn wir seine Gnade angenommen haben, fühlen wir, dass wir mit dem HERRN versöhnt sind. Dann stellt sich auch bei uns eine solche Freude ein. Es ist eine Freude vom Heiligen Geist, eine, die die Welt nicht bieten kann. Eine innerliche Freiheit, ein lieblicher Frieden, ein erhebendes Gefühl. Eine Ruhe nach dem Sturm des unnötigen Widerstandes gegenüber Gottes Willen. Wir haben uns unter seine Liebesherrschaft gestellt und erfahren, dass dies das Beste ist, das es überhaupt gibt… Hocherfreut waren die Weisen aus dem Morgenland, als sie den Stern wieder sahen. Im griechischen Text ist das Gefühl dieser orientalischen Gelehrten als «ungemein grosse Freude» beschrieben. Auch deutsche Bibelübersetzungen haben verschiedene Arten, das Gefühl zu schildern. «Ihr Freude kannte keine Grenzen», steht in Hoffnung für Alle. «Sie waren überglücklich», steht in der Neuen Genfer Übersetzung. «Sie freuten sich mit sehr grosser Freude», sagt die Elberfelder Bibelübersetzung. All diese Versionen versuchen, himmlische Freude in Worte zu fassen. Ja, diejenigen, die die Versöhnung mit Gott erleben, haben schon ein Stück Himmelreich in ihrem Herzen. Manchmal ist es ein Gefühl, als würde man nur Himmel um sich haben und sich nach dem HERRN ausstrecken, süchtig nach seiner Gegenwart. Es ist der Eindruck, dass der HERR in seiner Gnade und seiner Präsenz vollkommen genügt. Und das Beste ist: Genau diese himmlische Freude wartet auf uns im ewigen Leben in Gottes Reich! Dann wird sie nicht mehr getrübt sein durch sündige Wünsche oder unterbrochen durch alltägliche Erledigungen oder Dazwischenkommen von Drittpersonen. Sondern sie wird einfach ewig bleiben.

Als die Weisen aus dem Morgenland sahen, wo der Stern stehenblieb, wussten sie, dass sie das Kind nun sehen würden. Ihre Freude muss sich dabei noch gesteigert haben. Und dann war es so weit. Sie gingen in das Haus, in welchem sich Jesus und seine Eltern inzwischen aufhielten. Ihre Reaktion war gottesfürchtig, demütig, liebevoll und dankbar. Eben ganz in Gottes Orientierung. Lesen wir den Vers 11 gemeinsam: «und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.» Dieser Anblick der einfachen Szenerie, die doch etwas Göttliches ausstrahlte, erweichte das Herz dieser stolzen Gelehrten völlig. Hier zählten weder ihre Weisheit noch ihr Reichtum etwas. Es ging allein um das Jesuskind. Noch nicht einmal um Maria. Anders als bei den Hirten, die von Jesu Geburt erfahren hatten; denn die waren unter anderem da gewesen, um der frischgebackenen Mutter Jesu Gottes Worte der Ermutigung und Bestätigung zu geben. Auch sie hatten das Kind und nur das Kind angebetet. Es ging und geht um Gottes Sache. Es tut uns mächtig gut, uns zwischendurch selber zurückzunehmen und uns als Teil des Ganzen, als Teil von Gottes weltweiter Familie und als Glied von Jesu Leib zu sehen. Uns als Werkzeuge für den HERRN zur Verfügung zu stellen, sodass durch uns, wie durch viele andere Gläubige weltweit, sein Erlösungswerk weitergehen kann. Aber nicht immer ist bei uns Aktionismus gefragt. Manchmal geniessen wir einfach nur die Nähe des HERRN, kommen zur Ruhe und finden Frieden und Kraft bei ihm. In Markus 3,14 heisst es über die Berufung der Jünger Jesu: «Und er setzte zwölf ein, die er auch Apostel nannte, dass sie bei ihm sein sollten und dass er sie aussendete zu predigen». Dass sie bei ihm seien; das ist das Erste, das er von den Zwölfen wollte. Und das er von uns will. Bei ihm sein, bedeutet auch, die persönliche Beziehung mit ihm zu pflegen. Sich sein Wort immer wieder geben zu lassen und es für uns mitzunehmen, zu lernen, zu repetieren und daran in den unterschiedlichen Situationen festzuhalten. Dann wird für uns sein Wort zu einem wundervollen Leitstern, nach dem wir uns richten können. Und die Worte, an denen wir festhalten, bewahrheiten sich in unserem Leben. Wir merken: Gott hat Recht gehabt. Seine Verheissungen erfüllen sich. Ich hätte gar nicht verzagen müssen. Wie gross und treu ist der HERR doch!

Dann taten die Weisen aus dem Morgenland ihre Schätze vor dem Kind auf. Es waren keine Spielsachen für das Kind, Esswaren für die Familie oder warme Kleider zum Anziehen. Sondern edle, sorgfältig ausgewählte Gaben. Gold, Weihrauch und Myrrhe. Das zeigt, dass die Weisen schon ordentlich viel über das Kind wussten. Gold symbolisiert das Königtum. Es gibt in seinem Herrschaftsgebiet niemand Höheren als den König; so gibt es auch kein wertvolleres Metall als Gold. Indem die Weisen aus dem Morgenland diese Gabe brachten, anerkannten sie Jesus voll und ganz als König. Symbolisch bringen wir Jesus auch Gold, wenn wir ihn als unseren Herrn anerkennen und ihm die Liebesherrschaft über unser Leben geben. Die zweite Gabe, Weihrauch, steht für die Göttlichkeit Jesu. Weihrauch darzubringen, war ein Zeichen der Anbetung und Verehrung. Die Gegenwart Gottes hat ihre ganz eigene Qualität, ihren besonderen ‘Geruch’, der mit nichts vergleichbar ist. An anderen Bibelstellen, etwa in der Offenbarung, steht der Weihrauch auch für die Gebete der Heiligen. Es findet also eine Interaktion zwischen Gott und den Menschen statt. Diese Interaktion initiierte hier unser himmlischer Vater: Er sandte seinen Sohn zu uns. Immanuel, Gott mit uns. Die dritte Gabe, die die Weisen brachten, war Myrrhe. Dieses kostbare getrocknete Baumharz hatte in der Antike zwei verschiedene Verwendungszwecke. Zum einen war es ein Heilmittel, das desinfizierend und blutstillend wirkte und darum auf Wunden aufgetragen wurde. Zum anderen war es ein Mittel zum Einbalsamieren von Toten, welches den Verwesungsgeruch abmilderte. Die Weisen aus dem Morgenland mussten also gewusst haben, was für einen König sie vor sich hatten. Einerseits einen, der heilte. In 2. Mose 15,26 sagt Gott: «Ich bin der HERR, dein Arzt.» Als Jesus dann wirkte, konnten alle sehen, dass er die verschiedensten Krankheiten, Leiden und Gebresten heilte. Und dass er die Menschen zudem nicht nur physisch, sondern ganzheitlich, auch geistlich, heilte. Er trieb böse Geister aus, stellte durch Sünden gebrochene Beziehungen mit ihm wieder her und schenkte Menschen eine neue Lebensorientierung. Doch das Wichtigste, was er für uns tat, war: sich für uns hinzugeben. Das Leben von uns Sündern mit seinem eigenen Leben auszulösen, durch seinen Tod am Kreuz. Er ist am dritten Tag auferstanden und lebt uns. Dank seiner Versöhnungstat und -kraft können auch wir, den Sünden abgestorben, ihm leben. Die Weisen aus dem Morgenland wussten, dass dieser König eines bedeutsamen Todes sterben würde… Die Schätze, die sie dem Kindlein brachten, widerspiegelten also ganz ihre Herzenshaltung gegenüber Jesus. Es ist die Haltung, die sich der HERR auch von uns wünscht: Anerkennung seiner Herrschaft, Anbetung und das Bewusstsein seiner Gnade und Liebestaten, die auch für uns gelten.

Vermutlich wären die orientalischen Weisen am liebsten noch ganz lange beim wundervollen Kind geblieben. Aber irgendwann mussten sie weiterziehen. Bevor sie das taten, gab ihnen der HERR im Traum einen wichtigen Befehl: Sie sollten nicht wieder zu Herodes zurückkehren, sondern auf einem anderen Weg wieder in ihr Land ziehen. Das taten sie denn auch. So begann Gott seinen neugeborenen Sohn bereits, vor den Nachstellungen seiner Feinde zu schützen. Jesu Zeit, zu sterben, war noch lange nicht gekommen. Zuerst musste er gross werden, vorbereitet werden und dann drei Jahre lang Gottes Werk auf Erden ausrichten. Erst zu Gottes Zeit starb er, den Tod, den der HERR vorausgesagt hatte. Nehmen wir uns in diesen Tagen Zeit dafür, darüber nachzudenken, was die Geburt Jesu und der Kreuzestod Jesu für uns persönlich bedeuten. Ich bete, dass jede:r von uns diese Weihnachten Jesus neu ins Herz bekommt und die tiefe Gemeinschaft mit ihm geniesst. In der Anbetung und in Jesu Nähe sind wir ganz genau dort, wo Gott uns haben will, und das ist das Allerbeste, das wir erleben können. Lassen wir uns mit Gott versöhnen durch seinen wundervollen Sohn! Möge jede:r von uns Gottes Wort als Leitstern annehmen, weit über diese Weihnachten hinaus, für den weiteren Alltag und den restlichen Lebensweg. Es lohnt sich so sehr, das zu tun! Möge der HERR uns grosse Freude an seinem Wort und an seiner Gegenwart schenken. Wir lernen immer mehr, wie kostbar diese sind. Gott wirkt weiter in uns, formt uns und verändert unsere Herzen. Bis auch wir diese Haltung gegenüber Jesus haben, wie sie die Weisen aus dem Morgenland durch ihre Schätze zeigten: Anerkennung seiner Herrschaft, Anbetung und das Bewusstsein seiner Gnade und Liebestaten. Denn diese gelten auch für uns, in ihrer ganzen Fülle!

Lesen wir zum Schluss noch einmal den Leitvers, Vers 2: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.