Guten Tag! Freut euch, freuen wir uns! Wir erinnern uns an die Botschaft von Josua letzten Sonntag. Daran, dass es im HERRN Freude gibt, die unabhängig von der Situation besteht. Was für die Freude gilt, gilt auch für die Zufriedenheit. Davon erzählt der Apostel Paulus im heutigen Wort. Er nimmt uns mit auf eine kurze Reise durch die Höhen und Tiefen seines Lebens. Und sagt uns, was er daraus gelernt hat. Was wir daraus lernen können. Und was das für unser Zusammenleben mit anderen Menschen bedeutet. Lesen wir gemeinsam den Titel meiner Botschaft: „Das Geheimnis der Zufriedenheit.“ Und lesen wir zusammen die Leitverse, Verse 12 und 13:
Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden; ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.
Philipper 4,12-13
Woran hängen wir unser Herz? An Geld, an die aktuelle Situation, an Besitz, an gute Lebensbedingungen? Oder aber, zumindest meistens schon, an Gott und Jesus, an die Zeit mit ihm und an sein Wort? – Um eine Person, die ihr Herz an Materielles hängte, geht es auch in der Geschichte, die ich euch heute zu Beginn erzählen möchte.
Herr Reichenbach war, ganz entgegen seinem Namen, ein armer Mann. Er hatte einen schlecht bezahlten Beruf, arbeitete erst noch Teilzeit, sodass er mehr schlecht als recht für seinen Lebensunterhalt aufkommen konnte. Vor dem Einschlafen betete er jedes Mal: «Lieber Gott, bitte hilf mir! Ich möchte einmal wirklich genug Geld haben!» Gott hörte zu. Und erfüllte Herrn Reichenbachs Wunsch sehr grosszügig. Eines Tages stand im Wohnzimmer des Mannes ein kleiner Brunnen. Dieser konnte seinem Besitzer alle Wünsche erfüllen, die er vorbrachte! Zumindest alle materiellen. Die einzige Einschränkung: Jeder Wunsch konnte nur einmal erfüllt werden. Herr Reichenbach freute sich ausserordentlich. Sogleich äusserte er den ersten Wunsch: «Ich möchte gerne hunderttausend Goldmünzen haben!» Pling, kling! Da rieselte die gewünschte Zahl Münzen ins Brunnenbecken. Zuerst freute sich Herr Reichenbach aufrichtig. Er wechselte immer wieder Goldmünzen auf der Bank und leistete sich Schönes und Nützliches von dem Geld. Mit der Zeit aber begann er sich immer mehr Sorgen zu machen. Warum hatte er nicht noch mehr Münzen bestellt? Was, wenn ein Dieb den Safe knacken könnte, in dem er die Münzen verwahrte? Wann ihm das Gold wohl zur Neige gehen würde? Als Nächstes wünschte sich Herr Reichenbach eine Vase; er sammelte nämlich Vasen. Diesmal wollte er eine wirklich kostbare: eine chinesische aus der Ming-Dynastie! Gesagt, getan bzw. gewünscht, erhalten. Herr Reichenbach strahlte über das ganze Gesicht, als er die Vase entgegennahm. Er platzierte sie auf den Fenstersims im Wohnzimmer. Doch dann dachte er: Da würde sie vielleicht jemand von aussen sehen und sich aneignen. Da platzierte er sie auf einem Schemel. Aber würde sie hier nicht der Schwanz seiner Katze Minka versehentlich abräumen? Schon hatte Herr Reichenbach wieder Sorgen. Und diese liessen ihn auch weiterhin nicht los. Er wünschte sich eine Siam-Katze, und als er diese hatte, liess er sie kaum nach draussen, damit sie ja nicht entführt wurde. Er wünschte sich Kaviar und hatte Angst, dass dieser verdorben sein oder ihm nicht bekommen würde. Und so weiter! Eines Tages geschah dann etwas Unerwartetes, Folgenreiches. Als Herr Reichenbach von der Arbeit kam, war eingebrochen worden. Und nur sein Zauberbrunnen war gestohlen worden! Wider Erwarten war Herr Reichenbach aber nicht am Boden zerstört. Nicht verzweifelt oder hoffnungslos. Im Gegenteil! Er fühlte sich frei. Warum? Wenn er nun nichts Wertvolles mehr bekam, bekam er auch nichts mehr, um was er sich Sorgen machen musste!
Eine schöne Sache, nicht? Machen wir es doch wie Herr Reichenbach. Lassen wir los, vergessen wir nicht, dass es noch eine Welt ausserhalb von Vermögen und Reichtum gibt. Anders als Herr Reichenbach haben wir aber einen anderen Grund, warum wir das tun: Wir haben Gott, wir haben Jesus Christus! Der hat uns von unseren Sünden befreit. Der schenkt uns die innerliche Freiheit. Manchmal braucht es sogar Mangel, Armut, Geldknappheit. Damit wir uns wieder auf Gott zurückbesinnen und ihn suchen. Dass wir ihn als unseren Versorger erleben, der uns aus der Patsche hilft, manchmal durch unerwartetes, mächtiges Eingreifen. Auf einmal ist wieder Geld da, ist Hoffnung da, und wir wissen genau: Ohne unseren Vater im Himmel hätten wir das nicht geschafft. «Danke, du da oben, du bist der Allerbeste!» Mangel gibt uns gute geistliche Lernsituationen. Wir werden so stabiler im Glauben, um künftigen Situationen der Knappheit von Geld und Gütern zu begegnen. Aber auch, um dann, wenn wir wieder Überfluss haben, nicht in Versuchungen zu geraten. Genau wie Paulus das gelernt und dann gekonnt hat.
Teil 1: Ich vermag alles durch Jesus (Verse 10-13)
Lesen wir gemeinsam den Vers 10: «Ich bin aber hocherfreut in dem HERRN, dass ihr wieder eifrig geworden seid, für mich zu sorgen; ihr wart zwar immer darauf bedacht, aber die Zeit hat’s nicht zugelassen.» Erst gegen Ende seines Briefes kam Paulus auf den eigentlichen Grund seines Schreibens zurück: Er dankte der Gemeinde in Philippi für die Gabe, die er von ihnen erhalten hatte. Er freute sich aufrichtig darüber. Er drückte seine Freude denn auch direkt aus und liess die Philipper daran teilhaben. Wichtig ist hier der Zusatz: «in dem HERRN». Diese seine Freude war nicht einfach daran, dass er sich nun endlich wieder satt essen konnte. Dass er sich statt der kärglichen Gefängniskost nun auch mal wieder von aussen etwas Leckeres bringen lassen konnte. Was er nicht hatte machen können, da er durch seine Haft daran gehindert war, für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Sondern seine Freude war in dem HERRN. Er freute sich über die Liebe und Anteilnahme seiner Glaubensgeschwister. Er sah, dass sie die christliche Nächstenliebe praktisch lebten und dass das Geben für sie zur Selbstverständlichkeit geworden war. Dass sie selber Mangel in Kauf nahmen, wenn sie nur einen Menschen Gottes dabei unterstützen konnten, das Evangelisierungswerk weiterzuführen. Das heisst, die Philipper hatten sich Jesus zum Vorbild genommen und wollten seine Botschaft leben und in die Welt senden. Sie verstanden Jesu Herz, der allen Menschen das gibt, was sie brauchen, und der auch an diejenigen denkt, die fern von ihm sind. Darum lädt er ja auch diese immer wieder zu sich ein. Und sendet auch uns zu seinen verlorenen Schafen, damit wir ihnen von seinen Liebestaten erzählen können.
Manchmal allerdings werden wir daran gehindert, etwas für Gottes Werk zu tun, das wir uns vielleicht vorgenommen haben. «Die Zeit hat’s nicht zugelassen.» Dann brauchen wir Geduld und die Weisheit, wie wir anderweitig doch Gott und den Menschen dienen können. Paulus hatte diese Geduld. Er vertraute fest darauf, dass das Evangelisierungswerk weiterging. Auch wenn er (unschuldig) im Knast sass und nicht vieles tun konnte. Er wusste ja, es waren viele Prediger unterwegs, die dennoch die Frohbotschaft Christi in die Welt hinaustrugen. Aus welcher Motivation auch immer, aber Hauptsache, es geschah. Er selber leistete im Gefängnis Fürbitten, koordinierte Gottes Werk, schrieb herzliche Hirtenbriefe an die Gemeinden, die er gegründet hatte. Auch wir dürfen diese Zuversicht haben: Gottes Werk geht weiter. Es ist immer weitergegangen, auch in der tiefsten Corona-Krise diesen Frühling. Momentan ist es für uns nicht einfach, an die Uni zu gehen und Studierende zum Bibelstudium einzuladen. Aber einzelne Gelegenheiten dafür gibt es. Und wir können Fürbitte leisten und uns um die Schafe kümmern, die uns der HERR bereits anvertraut hat. Es gibt auch jetzt vielfältige Möglichkeiten des Wirkens. Manchmal halt eben nicht die, mit denen wir gerechnet haben. Fragen wir Gott, was er will, dass wir für ihn tun. Und tun wir dies mit Freude und Demut. Möge uns Gott immer seine Liebe ins Herz geben für seine Schafe.
Die Gabe der Philipper war, objektiv gesehen, wirklich notwendig für Paulus. Er hatte tatsächlich grossen Mangel. Das zu erwähnen, scheute er sich nicht. Aber er betrachtete diesen Mangel, ebenso wie Überfluss, nicht aus der Sicht der Situation. Sondern mit den Augen eines Gläubigen, eines Lernenden. Lesen wir gemeinsam die Verse 11 und 12: «Ich sage das nicht, weil ich Mangel leide; denn ich habe gelernt, mir genügen zu lassen, wie’s mir auch geht. Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden». Paulus ging durch zahlreiche Lebensschulen. Er kannte es, zu viel und zu wenig zu essen zu haben. Frei und gefangen zu sein – und dabei die innerliche Freiheit durch den Glauben an Jesus unverändert zu bewahren. Er kannte die Höhen und die Tiefen des Lebens. Geachtet und verachtet zu werden. So lernte er, sich stets den Umständen anzupassen. Und den Menschen um ihn herum. Wo er auch immer war und mit wem: Sein Fokus war die Errettung der Schafe Gottes. Das Verkünden des Evangeliums. Das formuliert er in 1. Korinther 9,19-23 besonders schön – ich lese dieses Wort vor: «Denn obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knecht gemacht, damit ich möglichst viele gewinne. Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich wie einer unter dem Gesetz geworden – obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin –, damit ich die, die unter dem Gesetz sind, gewinne. Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden – obwohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern bin in dem Gesetz Christi –, damit ich die, die ohne Gesetz sind, gewinne. Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an ihm teilzuhaben.»
Wie konnte Paulus diesen Fokus behalten? Indem er fest in Jesus ruhte. Das war denn auch das Geheimnis seiner Zufriedenheit. Er liess sich genügen, wie es ihm auch ging. Im Hunger, im allein gelassen Werden von den Menschen, im Misserfolg, immer konnte er ehrlich bekennen: «HERR, du allein bist mir genug.» Die Kraft daraus bezog er aus Jesus Christus. Lesen wir gemeinsam den Vers aus Philipper 4,13: «Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.» Auch uns ermächtigt, bevollmächtigt Gott für sein Werk. Er stattet uns mit dem Heiligen Geist aus, damit wir sein Wort verstehen und weitergeben können. Er rüstet uns mit seiner Liebe aus, damit wir seinen Schafen dienen können – Bibelschülern, Schulfreundinnen, Arbeitskolleginnen, Nachbarn. So wie Gott es will und wie er uns führt. Er kann uns sogar mit Kraft und Weisheit ausstatten für das, was auch uns persönlich dient, immer in der Hoffnung, dass wir dies auch geistlich nutzen. Als ich im Jahr 2015 zu einem Vorstellungsgespräch ging, hatte ich das Wort im Kopf und im Herzen: «Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.» Daran hielt ich fest. Ich bekam den Job. Und dort gebrauchte mich Gott als ein Kind Gottes. Ich lernte dort eine Menge. Nicht nur Jobmässiges, von dem ich noch immer profitiere. Sondern auch Zwischenmenschliches. Fürbitte zu leisten für umtriebige Gruppenleiter. Commitment in Projekten für die Anliegen sozial Schwacher. Treue und unveränderte Leistung zu bringen, auch wenn meine Arbeit oft nicht anerkannt wurde. Und das Geld, das ich im Job verdiente, unter anderem für die Unterstützung von Gottes Werk – etwa Kurzzeitmissionsreisen – auszugeben.
Teil 2: Die Frucht, die euch reichlich angerechnet wird (Verse 14-23)
Geld ausgeben ist eine nicht immer einfache Sache. Vor allem, wenn es für einem selber ein Verlust darstellt, da man die Moneten auch selber ausserordentlich gut hätte gebrauchen können. Und doch ist es ein Gewinn, eine Wohltat, auch für einem selbst. Lesen wir zusammen die Verse 14-16: «Doch ihr habt wohl daran getan, dass ihr euch meiner Bedrängnis angenommen habt. Denn ihr Philipper wisst, dass am Anfang meiner Predigt des Evangeliums, als ich auszog aus Mazedonien, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein. Denn auch nach Thessalonich habt ihr etwas gesandt für meinen Bedarf, einmal und danach noch einmal.» Geben und Nehmen. Dies machte die besondere, einzigartige Beziehung zwischen Paulus und seinen Glaubensgeschwistern in Philippi aus. Jedes Geben und jedes Nehmen war ein Beitrag zur Stärkung, Festigung und Bereicherung dieser Beziehung. Es war ein Austausch: Er gab ihnen die lebendige Lehre von Jesus Christus, seine Zeit, seine Mühen, seine Gemeinschaft. Sie gaben ihm ebenfalls gemeinsame Zeit, und sie halfen ihm mit Geld und Gütern aus, wenn er Mangel hatte. Sie kannten je gegenseitig ihre Bedürfnisse. Diese Art von Beziehung hatte Paulus nicht mit den übrigen Gemeinden. Bei diesen war es eher ein Geben seinerseits, ohne Gegenleistungen zu empfangen. Um den Gemeinden finanziell nicht zur Last zu fallen, arbeitete Paulus nachts als Zeltmacher und predigte tagsüber. Für unsere UBF-Gemeinde ist er das Vorbild eines selbstversorgend lebenden und dennoch Vollzeit für Gottes Werk im Einsatz stehenden Christen.
Paulus hatte nicht vergessen, was die Philipper für ihn bereits getan hatten, und wann und wo das gewesen war. Auch dadurch war er ganz ein Mensch nach dem Herzen Gottes. Denn auch der HERR vergisst nichts von dem, was wir aus Glauben getan haben. Nicht das kleinste Detail. Nicht unsere sonntägliche Opfergabe. Nicht dein Gebet für die Freundin, die einen Unfall gebaut hatte. Nicht deinen zwischendurch geäusserten Wunsch, noch stärker im Glauben zu werden. Er wird uns all dies belohnen und segnen, und tut dies schon jetzt.
Ja, Gott geht es um unsere Herzenshaltung. Auch dadurch hatte Paulus ganz die Haltung des HERRN angenommen. Lesen wir zusammen die Verse 17 und 18: «Nicht, dass ich das Geschenk suche, sondern ich suche die Frucht, damit sie euch reichlich angerechnet wird. Ich habe aber alles erhalten und habe Überfluss. Ich habe in Fülle, nachdem ich durch Epaphroditus empfangen habe, was von euch gekommen ist: ein lieblicher Geruch, ein angenehmes Opfer, Gott gefällig.» Es war Paulus wichtig zu betonen, dass es ihm nicht ums Materielle, ums etwas Bekommen ging. Stattdessen sollten die Philipper seine geistliche Gesinnung erkennen und übernehmen. Paulus suchte die geistliche Frucht der Philipper, auf dass der HERR ihnen diese reichlich anrechnete. Es ging ihm nicht um sich selbst, sondern um ihre Errettung, um ihr Glaubenswachstum, um ihre Seligkeit. Das hatte er allezeit auf dem Schirm und im Herzen. Er war sich bewusst: Das, was die Philipper gegeben hatten, das hatten sie dem HERRN gegeben. Jesus selber sagt, dass wir das, was wir für unsere Glaubensgeschwister getan haben, ihm und somit auch Gott getan haben. Unsere Dienste, unsere Geldspenden, unsere Gebetszeit, es ist alles eines oder soll alles eines sein: von Herzen gegeben. Und damit ein Opfer, das Gott wohlgefällig ist. Unser Herz strahlt Liebe, Licht und Freude aus, wenn wir Gott etwas geben. Dies ist für ihn spürbar und erfüllt ihn mit grosser Freude. Es ist süss und lieblich, den HERRN auf diese Weise zu erfreuen.
Tatsächlich segnet Gott reichlich unser Geben, wenn es in seinem Sinne geschieht. Lesen wir gemeinsam den Vers 19: «Mein Gott aber wird all eurem Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.» Gott weiss, was wir brauchen, und wird uns versorgen. Das gilt umso mehr, wenn wir ungeachtet unserer finanziellen Lage Geld spenden. Sprüche 11,24.25 sagt: «Einer teilt reichlich aus und hat immer mehr; ein andrer kargt, wo er nicht soll, und wird doch ärmer. Wer reichlich gibt, wird gelabt, und wer reichlich tränkt, der wird auch getränkt werden.» Unser Vermögen ist nicht abhängig von dem, wie viel wir sparen oder ausgeben. Sondern davon, was der HERR uns gibt. Alles ist sein Eigentum. Bei ihm gibt es materiellen wie geistlichen Reichtum. Daher wird er unserem Mangel an beidem Abhilfe schaffen nach seiner Kraft und Herrlichkeit.
Ich hatte in letzter Zeit zwei sehr schöne Erlebnisse mit dem Geben von Geld. Eines war am letzten Tag der diesjährigen Ferien- und Kurzzeitmissionsreise in Griechenland. An jenem Morgen betete ich, der HERR möge uns – meiner Schwester Sibylle und mir – nochmals die Gelegenheit geben, vor Ort etwas Gutes zu tun. Wussten wir doch, dass es vor Ort unsere Hilfe in dem Jahr noch dringender brauchte als zu Nicht-Corona-Zeiten. Und Gott erhörte mein Gebet. An dem Tag gab es eine Frau, eine Einheimische, die auf uns zukam. Die musste an einen Ort in der Nähe gehen, hatte aber kein Geld für die Fahrt dorthin. Wir gaben es ihr. Sie freute sich aufrichtig und dankte uns herzlich. Was sie uns sagte, erinnert mich sehr an das heutige Wort. Ihr Wunsch für uns war, wie sie es in ihrem süssen, unbeholfenen Englisch ausdrückte: «May God give you many money!» Wunderschön. Wenn das mal kein Segenswunsch war! – Das zweite Erlebnis betrifft ebenfalls jemanden in Griechenland. Dort braucht eine Freundin von mir eine Beinoperation, damit sie nicht wegen ihrer Venenprobleme an einer Thrombose stirbt; das Risiko ist real und die Zeit drängt. Gott sei Dank konnte ich, unterstützt durch Sibylle, ihr das nötige Geld überweisen. Auch hier begegneten uns Freude und grosse Dankbarkeit. Was ich bei der Sache empfand, war erstaunlich. Zwar musste ich zuerst meine inneren Widerstände überwinden: Das Geben des für mich doch recht hohen Betrags schmerzte im Portemonnaie. Aber als ich schliesslich das Geld spendete, beherrschte nur ein Gefühl mein Herz: Freude. Ja, es war ein Glücksgefühl. Damit hatte ich nicht gerechnet. Und umso mehr genoss ich es.
Mit dem Geben lernen wir, ein gebendes Leben zu führen. Das Geben von Geld ist dabei nur ein Aspekt. Schliesslich hat nicht jede/r von uns die Mittel, andere Menschen finanziell zu unterstützen. Es ist auch ein Geben von Zeit und von Mühe. Ein Leisten von Fürbitten. Ein Zuhören, wenn jemand in unserem Umfeld Sorgen hat. Eine praktische Hilfe, die wir jemandem im Alltag leisten können. In diesem Geben können wir, beflügelt von Gottes Geist und Gegenwart, bekennen, was Paulus bekannte – lesen wir den Vers 20 gemeinsam: «Gott aber, unserm Vater, sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.»
Am Schluss seines Briefes richtete Paulus Grüsse von seinen Mitarbeitern aus, die bei ihm waren, und liess auch seinerseits Grüsse ausrichten. Die Gläubigen, die er dabei erwähnte, nannte er Heilige. Damit übernahm er Gottes Sicht auf sie – so wie auch auf uns. Gott sieht uns schon als Geheiligte, weil wir seinen Sohn angenommen haben und weil wir an Ihn glauben. Unser Glaube hat uns bereits gerechtfertigt, spricht uns gerecht, sodass wir Gerechte sind. Wir sind Sünder, unzulänglich, fehlerhaft, auch mal untreu. Aber Gott hat uns schon im Hier und Jetzt als seine Kinder. Sieht uns als Segen für andere Menschen und will uns noch viel mehr zu einem solchen formen. In seiner grossen Hoffnung und Vorfreude sieht er schon unser zukünftiges Wesen, zu welchem er uns verändern wird bzw. zu dem er bereits daran ist, uns zu verändern. Wir sind also bereits ein Segen. Der HERR nimmt uns genauso an, wie wir sind. Seine Liebe kennt keinerlei Vorbedingungen. Unser Herz zählt, nicht Leistungen oder Taten. Jesus vergibt uns alle Sünden; seine Liebe bedeckt die ganze grosse Menge unserer Übertretungen. Das dürfen wir nie vergessen. Wir dürfen unsere Identität als Gottes heiss geliebte Kinder nie vergessen.
Paulus sprach die Brüder an, die bei ihm waren. Das heisst, dass er auch während seiner Zeit im Arrest nicht alleine war. Gott sandte ihm immer wieder seine Leute. Er gab es, dass Paulus und einige seiner Glaubensgeschwister sich auch in dieser schwierigen Lage des Apostels sehen konnten. Und so miteinander Erfahrungen von Gottes Gnade austauschen konnten. Einander mit Gottes Wort gegenseitig aufbauen. Sich gemeinsam des HERRN freuen. Jesus feiern durch die schöne Gemeinschaft miteinander. Haben auch wir in unserer Gemeinde, der Bern UBF, eine solche Art christlicher Gemeinschaft? Amen! Ich finde schon. Möge Gott uns die Liebe Jesu geben, auf welcher jede/r von uns und unsere Gemeinde gegründet sein sollen. Ich denke, wir wissen unsere Gemeinschaft nun sogar noch mehr zu schätzen als vor Corona. Sogar zu den Zeiten des Lockdowns hatten wir das Privileg, uns live zu sehen und Gottesdienst in diesem Gemeindezentrum zu feiern. Weltweit konnten, und können zum Teil noch, Gemeinden nur virtuell zu Gottesdiensten und gemeinsamen Gebeten zusammenkommen. Aber auch ihnen wird der HERR einst wieder die Gelegenheit geben, sich regelmässig zu sehen. Die Zeit hat’s nicht zugelassen, die Zeit lässt es nicht zu. Wird sie aber noch bzw. wieder. Zu Gottes Zeit wird die Corona-Pandemie vorbei sein. Und sich somit alte und neue Türen für unser Evangelisierungswerk öffnen. Sibylle würde hier – analog zu einer Werbung, die wir mal im Frühling gesehen haben – sagen, was das sein wird: ein After-Corona-Reboost.
Eine Menschengruppe erwähnte Paulus in seinen Abschiedsgrüssen besonders. Nämlich? ((Fragen)) Die Heiligen aus dem Haus des Kaisers. Vermutlich schrieb Paulus seinen Brief an die Philipper aus dem Gefängnis in Rom. Er hatte einige Monate zuvor durch den Heiligen Geist einen Wunsch bekommen. Nämlich das Evangelium bis hin nach Rom, der damaligen Weltstadt, ja bis zum Kaiser und seiner Entourage zu tragen! Was ihm denn auch erfüllt wurde. Davon berichten die letzten Kapitel der Apostelgeschichte. Und Paulus’ Werk in Rom war fruchtbar. Obwohl er dort während seiner ganzen Zeit als Gefangener lebte. «Die Heiligen aus dem Haus des Kaisers» bedeutete, dass einige Menschen im unmittelbaren Umfeld des Weltherrschers Jesus für sich angenommen hatten. Ob das durch Paulus oder durch seine Mitarbeiter geschehen war, wissen wir nicht. Es ist auch nicht wichtig. Die einen bereiten Gottes Werk vor, die anderen bringen es voran. Gott vertraut uns individuell die Schafe an, die wirklich passen. Denen wir mit der Weisheit Gottes und mit unseren Begabungen und Vorerfahrungen am besten dienen können. Letztlich spielt es keine Rolle, wer von uns was macht, sondern dass möglichst viele Menschen durch uns zum Christus und damit zum Glauben, zur Errettung und zum Leben finden. Möge Gott jedem und jeder von uns zeigen, wo sein bzw. ihr Ort und konkrete Aufgaben in seinem Erlösungswerk sind.
Zum Schluss:
Lesen wir nochmals die Leitverse, Verse 12 und 13: «Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden; ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.»
Ich nehme für mich aus dem heutigen Wort vor allem zwei Dinge mit. Zum Ersten: Gott gebraucht uns individuell und vielseitig für sein Werk. Hierfür hat er uns je einen persönlichen und sich immer wieder mal ändernden Aufgaben-Mix. Gottes Werk geht voran. Ungeachtet vom Unwillen und Unglauben seiner Schäfchen. Ungeachtet von Corona, ja, manchmal auch gerade wegen Corona. Etwa, wenn es deutschen Studis zu Hause langweilig ist und sie sich deshalb in UBF-Bibelfernstudien einklinken. Oder wenn sich junge Menschen aufgrund der bedrohlichen Lage fragen, was eigentlich das Wichtigste und Bleibende in ihrem Leben ist. Nicht immer geschieht unser Wirken für Gottes Werk nach unseren Erwartungen. Wenn nicht, dann sollen wir innehalten. Fragen wir Gott, was wir tun können. Und konzentrieren wir uns aufs Beten. Für Gottes Herde, für unsere Glaubensgeschwister, für dieses Land, für diese Welt. Beten können wir immer, auch wenn uns durch eine Lage die Hände gebunden sind. Möge uns der HERR die innerliche Freiheit schenken, die Zufriedenheit, die Freude, die wir vollkommen unabhängig von unserer Situation immer von ihm schöpfen können! Dann haben auch wir die Fülle, Überfluss, weitaus mehr als genug. Auch im Mangel. Denn dieser Überfluss ist derjenige an seiner Liebe und Gnade, die unser Herz erfüllen.
Zum Zweiten: Geben und Nehmen sind ein Beziehungsaspekt. Einerseits zwischen Menschen, besonders zwischen Glaubensgeschwistern. Aber auch zwischen Gott und uns. Eine Mentalität des Gebens zeigt, dass wir uns selber als Gottes Kinder angenommen haben. Dass wir Gott etwas zurückgeben wollen von dem Reichtum an Liebe und Segnungen, den wir von ihm bekommen haben. Und dass wir sein Herz kennen, anderen Menschen zu helfen und ihnen zu geben, was sie nötig haben. Gott hat Freude an einem fröhlichen Geber. Wir geben freiwillig und nicht, weil es Bibelworte gibt, die sagen, dass wir das tun sollen. Denn Gott hat Freude an Barmherzigkeit und nicht am Opfer als Materielles. Er selber hat schon alles und hat keine Gaben nötig. Aber er freut sich über unser Herz, das Geld und Güter loslassen und für sein Werk hingeben kann. Das finanzielle Verluste erträgt im Erfahrungswissen, dass Gott unsere Bedürfnisse kennt und diese sowieso stillen wird. Möge er unsere Gaben und unsere Dienste als ihm wohlgefällig annehmen.
Gott aber, unserm Vater, sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist!