Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen

Markus 1,14-20

Guten Morgen! Es ist wunderschön, dass wir heute wieder «live» zusammen Gottesdienst feiern. Und ich hoffe, dass auch die, die heute zu beschäftigt sind zum Kommen, sich Zeit nehmen können, den Sonntag zu feiern und an Gott und Jesus und deren wundervolle Liebe für sie zu denken. Ja, der HERR selber ist Liebe. Gott wollte und will uns ganz nahe sein, uns zu sich bringen, uns für immer bei sich haben. Die maximale Nähe und die volle Errettung hat er uns gegeben durch wen? JESUS. Heute betrachten wir, wie Jesus sein Wirken auf der Erde begonnen hat. Die Umstände dazu waren alles andere als ideal. Aber er hat nicht nur gewirkt, sondern schon früh auch damit angefangen, Menschen an seinem Werk zu beteiligen. Und genau das will er auch mit uns machen: Er will uns in seine Sache einbeziehen, er will uns kostbar, vielfältig und segensreich gebrauchen. Alles, was wir dazu benötigen, ist Glauben, und damit Bereitschaft, Gottvertrauen und Dankbarkeit. Wenn wir Jesu Errettung angenommen haben und ihm nachfolgen, dann ist das schon ein Stück Himmel auf Erden – ein Vorschatten auf das ewige Leben im Himmelreich. Lesen wir gemeinsam den Titel meiner Botschaft: «Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.» Und lesen wir zusammen den Leitvers, Vers 15:

und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Busse und glaubt an das Evangelium!

Markus 1,15

Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Wo Menschen es aufnehmen, wo Jesus wirkt, wo der Heilige Geist seinen Einfluss ausübt, da geschieht das Reich Gottes. Bei meiner Arbeit bin ich neulich auf das Zeugnis eines Menschen gestossen, bei dem das Himmelreich in Herz und Leben gekommen ist. Ich möchte es euch hier erzählen: Ramudu Rao ist 52 Jahre alt lebt in einem Dorf im Bundesstaat Andhra Pradesh, in Indien. Er arbeitet in einer Autoreparaturwerkstatt und hat zwei Kinder, die derzeit studieren. Früher war er als Totenbeschwörer bekannt und praktizierte schwarze Magie, wofür er sehr geschätzt wurde. Er hasste Christen und suchte und fand jede Möglichkeit, sie zu schikanieren und zu bedrohen. Eines Tages wurde er zu einem Ritual in einem Haus direkt neben einer Kirche gerufen. Er wollte singen, aber seine Stimme wurde von den Lobgesängen aus der Kirche übertönt. Also machte er sich wütend auf den Weg zum Gotteshaus, um die Ruhe wiederherzustellen. Doch mit jedem Schritt, den er sich der Kirche näherte, spürte er mehr von Gottes Gegenwart. Das vertrieb schliesslich alle dunklen Kräfte, die in ihm waren! Da fiel er hin und tat unter Tränen Busse. Der Pastor und andere Geistliche der Kirche umringten ihn betend und sahen, wie ein Diener des Teufels sein Leben dem allmächtigen Gott übergab… Raos Leben änderte sich für immer, als er dann auch noch eine Bibel in seiner Muttersprache erhielt und sie studierte. Heute ist seine ganze Familie gläubig und Rao ist sehr engagiert, das Wort Gottes an die Menschen in seiner Umgebung weiterzugeben. Wenn er jetzt auf seine Vergangenheit zurückblickt, staunt er echt: «Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich eines Tages selbst ein Jünger von Jesus Christus werden würde!»

Hier wurde ein Mensch unwillentlich von Gottes Liebe erfasst. Und tat von ganzem Herzen Busse. Das war der Wendepunkt in seinem Leben. Und dies inmitten einer Umgebung, in welcher Christen noch immer nicht gerne gesehen werden. Der HERR macht nicht Halt vor feindlichen Orten und vor Menschen, die ihn noch nicht suchen. Er ist da, leitet zur Busse, klopft an, wartet – und wirkt.

Teil 1: Tut Busse (Verse 14 und 15)

Lesen wir zusammen den Vers 14: «Nachdem aber Johannes überantwortet war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes». Johannes der Täufer bereitete für Jesus den Weg, wie wir in der Botschaft letzte Woche gehört haben. Er war die Erfüllung der Prophetie, dass eine Stimme in der Wüste die Menschenherzen bereit machen würde für die Botschaft des HERRN. Johannes der Täufer predigte die Taufe der Busse zur Vergebung der Sünden. Die geistliche Kraft in seinen Worten bewegte allerlei Menschen dazu, sich tatsächlich taufen zu lassen und ihre Sünden zu bekennen. Nicht nur ein begnadeter Prediger war Johannes, sondern auch ein Mann der Gerechtigkeit, der kein Blatt vor den Mund nahm und auch die ‘hohen Tiere’ unter den Israeliten zurechtwies. So tadelte er auch den Lokalherrscher Herodes Antipas, als dieser seine Schwägerin ehelichte. Es sei nicht recht, dass er sie habe. Das kostete Johannes den Täufer die Freiheit. Er wurde zu einer Haftstrafe verurteilt, die er sofort antreten musste. Ja, die Umgebung, in welcher der Täufer wirkte – und in der Jesus nun auch wirken sollte – war eine christenfeindliche. Die geistlichen Leiter sassen fest im Sattel ihrer klerikalen Macht und waren darauf erpicht, jeden potenziellen Konkurrenten um ihre Macht auszuschalten. Zwar gingen sie nicht an Johannes den Täufer, aber Jesu Autorität sollten sie nicht anerkennen. Die politische Situation war keineswegs besser. Damals herrschte der römische Kaiser Tiberius, der Stiefsohn des grossen Kaisers Augustus. Das Gebiet des heutigen Israels war nur eine Provinz, gestellt unter die Macht der römischen Besatzung. Man hatte den Kaiser wie einen Gott zu verehren, und man hatte seinem lokalen Vasallen, Herodes, allen Respekt zu erbieten. Johannes’ Tadel widersprach dem offensichtlich. Die Gefangennahme des Täufers versetzte dem Fortschreiten von Gottes Werk einen herben Dämpfer. Aber Gott wäre nicht Gott, hätte er dies so belassen. Denn er lässt in jeder noch so feindlichen Zeit und an jedem noch so unwirtlichen Ort immer Menschen übrig, die für ihn wirken und die die Liebesbotschaft von seinem Sohn in die Welt hinaustragen. Und diesmal war das nicht irgendjemand, es war Jesus Christus, der nun in Erscheinung trat! Er begann sein Werk in Galiläa, das das Hauptgebiet seines Wirkens werden sollte. Zu jener Zeit umfasste Galiläa Stammesgebiete von Asser, Naftali, Sebulon und Issaschar. Seit über 700 Jahren lebten in dem Gebiet nicht nur Juden, sondern auch viele Heiden. Auf dieses Gebiet bezieht sich das Wort aus Jesaja 9,1: «Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein grosses Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.» Das erfüllte sich nun durch das in Erscheinung treten von Jesus, dem Licht der Welt. Dieses begann mit einer Predigt, nämlich mit dem Verkünden der Guten Nachricht des HERRN. Damals hatte das Wort «Evangelium» noch die allgemeine Bedeutung von dem, was man heute Good News nennt. Wenn ein Herrscher etwas ankündigte oder wenn ein Sieg verkündigt wurde, wurde das als Evangelium bezeichnet. Umso treffender ist das Wort hier: Das Evangelium Gottes ist nämlich das Wort des Königs der Könige, also von Jesus. Es verkündigt den Sieg der Gnade des HERRN über unsere Sünden und Missetaten. Der Kern des Evangeliums ist das, was Jesus für uns getan hat. Vor allem, dass er für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist. Wir brauchen diese seine Gnade nur anzunehmen, dann haben wir teil an dieser seiner Vergebungsgnade. Und wollen auch nicht wieder zurück in ein Leben in der Sünde, wenn wir einst die herrliche Befreiung von dieser erlebt haben! Dazu passt die Botschaft, welche Jesu erste Predigt enthielt. Und die sich im Grunde nicht unterscheidet von dem, was Johannes der Täufer über Busse und Glauben gesagt hat. Lesen wir zusammen den Vers 15: «und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Busse und glaubt an das Evangelium!» Die Formulierung, dass die Zeit erfüllt sei, ist interessant. Sie kann heissen: Die Zeit ist gekommen. Oder: Gottes Versprechen hat sich erfüllt. Tatsächlich ist diese Erfüllung geschehen, indem Jesus auf die Welt gekommen ist. Er, der Erlöser, die fleischgewordene Sühnung unserer Schuld, wie Gott sie buchstäblich seit Adam und Eva angekündigt hatte, war nun da! Die Zeit war erfüllt. Nicht die Zeit, in welcher Johannes der Täufer ins Gefängnis musste. Nicht die Zeit, in der römische Besatzer mit den Israeliten das tun konnten, was sie wollten. Sondern trotz allem – oder gerade deswegen – die Zeit für Jesu Kommen und Wirken auf Erden. Und so ist auch für uns heute noch die Zeit erfüllt. Die Gnade des HERRN, sie ist jetzt gegenwärtig! Auch in dieser gottlosen Welt, angesichts dieses Zeitgeistes von Atheismus, Materialismus, Hedonismus und dergleichen. Ja, Gottes Gnadenwort, seine Botschaft der Liebe, sie gilt, und wir sollen sie verbreiten, jetzt erst recht.

Mit Jesus ist Gottes Reich nahe herbeigekommen. Denn der Christus ist das Eingangstor zum ewigen Leben im Himmelreich. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Römer 10,6-8 sagt: «Aber die Gerechtigkeit aus dem Glauben spricht so: ‘Sprich nicht in deinem Herzen: Wer will hinauf gen Himmel fahren?’ – nämlich um Christus herabzuholen; oder: ‘Wer will hinab in die Tiefe fahren?’ – nämlich um Christus von den Toten heraufzuholen. Aber was sagt sie? ‘Das Wort ist dir nahe, in deinem Munde und in deinem Herzen.’ Dies ist das Wort vom Glauben, das wir predigen.» Gott ist nicht ein ungreifbarer, ferner, zorniger, unnahbarer Gott. Nein, sein Wesen ist Liebe, tiefgehende, ganzherzige Menschenliebe. Er ist uns mit Jesus ganz nahegekommen, und wer an ihn und seinen Sohn glaubt, hat schon das Himmelreich im Herzen. Gottes Reich ist bis auf die Armlänge an uns herangekommen, die wir brauchen, um unsere Hand auszustrecken und Jesu Hand zu ergreifen. Die Hand des Christus ist ununterbrochen nach den Schäfchen seiner Herde ausgestreckt. Wir ergreifen sie, wenn wir seinen ersten Predigtworten Folge leisten: «Tut Busse und glaubt an das Evangelium!» Wenn wir seinen Worten und Versprechungen glauben, wenn wir Jesu Taten auch auf uns selbst anwenden, dann greift seine Gnade und verändert unser Herz und unser Leben. Der Startschuss in das neue Leben in Jesus bildet die Busse. Für manche Menschen hat das Wort «Busse» einen unangenehmen Anklang. Wir denken vielleicht dabei an Leute, die sich selbst kasteien, um sich für ihre Sünden zu bestrafen. Oder mittelalterliche Prozessionen von verhüllten Menschen, die sich selbst geisseln. In Wahrheit bedeutet Busse tun aber: Umkehr zum HERRN. Busse tun diejenigen, die sich vom alten sündigen Leben ab- und zu Gott und Jesus hinwenden. Die ihre Sünden bereuen und zugeben, und die den HERRN für ebendiese Sünden um Vergebung bitten. Sie bekommen die Befreiung von ihren begangenen Missetaten zugesichert. Erlöst von den Altlasten, sind sie fest entschlossen, keine weiteren Taten mehr zu begehen, die sie vom HERRN und dessen Liebe trennen und sie nochmals so belasten, ja, versklaven könnten. Oft ist die Busse von Tränen der Reue begleitet, und aus ihr erwächst manchmal auch der Wunsch, Böses wiedergutzumachen, das man getan hat. So war das etwa auch beim Zöllner Zachäus, der Jesu Liebe kennenlernte und sich dann ganz unaufgefordert dazu entschied, die Leute, die er abgezockt hatte, finanziell zu entschädigen. Ja, Jesu Gnade wirkt in den Herzen der Sünder, kriegt sie herum, zieht sie auf seine Seite. Das werden wir zu Gottes Zeit auch genau hier erleben, in unserem Umfeld, in unseren Familien und an der Universität Bern.

Teil 2: Menschenfischer (Verse 16-20)

Jesus ist Gottes Sohn und er ist selber Gott, Teil der Heiligen Dreieinigkeit. Mit seiner göttlichen Macht könnte er sein Werk auch ganz im Alleingang tun. Aber er will schon seit jeher Menschen in sein Werk miteinbeziehen, sie beteiligen, sie darin wachsen lassen, ihnen einen Platz und passende Aufgaben für sein Erlösungswerk schenken. Dazu ruft und beruft er Menschen. Diejenigen, die seine Liebe und seine Autorität in dem Ruf erkennen, gehorchen seiner Stimme und folgen ihm nach. Sie werden von den Berufenen, die sein Wort gehört haben, zu Täter:innen des Wortes. Zu Auserwählten, die der HERR kostbar gebrauchen kann für das Voranbringen seines Werks in der Welt. Die Verse 16 bis 20 schildern, wie Jesus zwei Brüderpaare als erste seine Jünger berufen hat. Geschwister wurden zu Glaubensgeschwistern, das ist etwas Wunderbares! Wenn ich darüber nachdenke, denke ich auch an meine eigene Berufung. Gott liess zwar mir zuerst eine Glaubensmutter begegnen, die mich in seine Gemeinde brachte. Aber er wollte meine Zwillingsschwester nicht aussen vorlassen, sondern sie mitnehmen, mitziehen, wollte auch sie berufen und dabeihaben bei seinem Werk. Und so tat er genau dies. Inzwischen ist Sibylle eine kostbare Dienerin Gottes, die mich immer wieder verblüfft mit ihrer Geistlichkeit und ihrer natürlichen Art von Glauben und Gottvertrauen. Und die mir mit ihren Worten und Taten immer wieder Ermutigung und Hoffnung im Glauben schenkt. – Die Berufung der ersten Jünger war die Berufung einfacher Leute, es waren Fischer. Lesen wir gemeinsam die Verse 16 bis 18: «Als er aber am Galiläischen Meer entlangging, sah er Simon und Andreas, Simons Bruder, wie sie ihre Netze ins Meer warfen; denn sie waren Fischer. Und Jesus sprach zu ihnen: Kommt, folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen! Und sogleich verliessen sie ihre Netze und folgten ihm nach.» Das war das erste Brüderpaar, Simon (Petrus) und Andreas. Bis dahin hatten diese einfach für ihren Lebensunterhalt gelebt. Ihr Alltag war immer gleich gewesen, es hatte sich alles um ihr Wohl und um das ihrer Familie gedreht. Aber nun kam Jesus, sah sie an und gab ihnen eine Verheissung. Er wollte sie zu Menschenfischern machen! Darunter konnten sie sich in dem Moment vielleicht noch nicht so viel vorstellen. Aber das klang nach etwas Neuem, nach einer höheren Aufgabe, nach Abenteuer. Nicht für sich selbst zu leben, sondern für andere. Dafür waren sie gerne bereit, ihre alten Sicherheiten und den alten Trott ihrer Alltagsroutine zurückzulassen. Sie sollten Jesus nachfolgen, dann würden sie zu ganz neuen Ufern aufbrechen. Bei Jesus würden sie lernen, was ein Menschenfischer ist. Nämlich jemand, der mit Jesu Liebe Menschenherzen für den Christus und für dessen Vater, Gott, gewinnt. Das geschieht in Worten und Taten, die Jesus seinen Jüngern vorlebte und an denen er sie teilhaben und mitwirken liess. Menschenfischer sind keine Seelenfänger in der Art der Sektenmitglieder. Nein, es sind Freudenboten und -botinnen Jesu, die ein vitales Interesse daran haben, dass möglichst viele Menschen in ihrer Umgebung zum Christus finden und durch den Glauben zur Errettung gelangen. Während Sekten die Menschen für eigene Zwecke manipulieren und schlussendlich ins Verderben führen können, sind Menschenfischer als Jüngerschaft Jesu darauf aus, Leben und Rettung zu bringen. Jesus ist der Geber allen Lebens und es ist in seinem Sinne, dass wir andere Menschen zu ihm bringen. In aller Liebe, in aller Demut, mit einem Hirtenherzen wie das Herz Jesu, mit dem unbedingten Errettungswillen für die verlorenen Schafe des HERRN.

Vom Fischer zum Menschenfischer. In einer Predigt zum heutigen Wort habe ich gelesen, dass der HERR die Dinge, die wir seit jeher gerne und gut tun, auch weiterhin gebraucht, einfach für einen neuen, nämlich seinen, Zweck. In unserem alten Leben haben wir unsere Begabungen für eigene, weltliche Dinge gebraucht, nun verwenden wir sie für Gottes Werk. Als ich das las, gab es mir einen richtigen Flash, denn genau so erging es mir. Ich liebe das Schreiben, tolle und ansprechende Texte zu produzieren. In meinem früheren Job habe ich damit Content Marketing gemacht. Doch Gott wollte mein Talent noch anders, viel fruchtbarer, gebrauchen. Zwar habe ich meine alte Stelle als Content Manager verloren, was mir so richtig zu kämpfen gab. Aber dies geschah nur, um den Weg frei zu machen für eine Stelle, an der ich meine Begabung für Gott einbringen kann! So hat er mir die Anstellung als redaktionelle Mitarbeiterin beim Missionswerk «Bibeln via Internet» gegeben. Hier schreibe ich, um Menschen von Gottes Werk und für dieses zu begeistern. Was für eine grossartige Wendung, was für ein göttlicher Segen!

Die anderen beiden Jünger, die Jesus hier berief, waren Jakobus und Johannes. Zwei junge Männer, die anpacken konnten, und in denen der Wunsch vor sich hindöste, etwas Grösseres zu sein als einfache Fischer. Ihr Alltag war ein sehr ähnlicher wie derjenige der ersten beiden Jünger. Lesen wir gemeinsam die Verse 19 und 20: «Und als er ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, wie sie im Boot die Netze flickten. Und sogleich rief er sie, und sie liessen ihren Vater Zebedäus im Boot mit den Tagelöhnern und gingen fort, ihm nach.» Auch diese beiden Jünger sah Jesus. Jesu Art zu sehen ist wundervoll. Aus den Milliarden von Menschen, die sich auf diesem Planeten tummeln, stechen für ihn diejenigen heraus, die verloren sind, aber in deren Herzen es Durst nach seiner Liebe und Hunger nach seinem Wort gibt. Menschen, die nichts Besonderes mitbringen, die aber ein Potenzial an Bereitschaft dazu haben, sich an seinem Werk zu beteiligen. Um jeden von ihnen kümmert sich der Messias ganz individuell. Auf genau diese Weise hat Jesus auch mich, dich, euch gesehen. Sein Blick auf uns war zuerst, nicht unser Blick auf ihn. Ein Blick prallvoll von Liebe, ein heller Blick der Hoffnung trotz unserer sündigen Natur und unserer Grenzen. Hier sah Jesus eine Fischerfamilie, die gerade daran war, die Netze zu flicken, die von kratzenden Steinen und Hölzchen, vielleicht auch von zappelnden Fischen strapaziert worden waren. Eine Routineaufgabe, mühsam, aber nötig, einfach, aber zeitaufwändig. Jesus wollte Jakobus und Johannes, die da mit ihrem Vater im Boot waren, nicht nur Netze flicken lassen. Nein, er wollte ihr Leben und das der Menschen, denen sie dienen würden, flicken. Nämlich geistlich herstellen und ihnen eine ganz neue Richtung geben. Es ist Jesu Willen, dass wir unsere persönliche Beziehung zu ihm aufbauen. Diese gilt es auch immer mal wieder zu flicken, und für dieses Flicken ergreift Jesus wieder und wieder die Initiative. Mit Worten und Taten, genau wie damals, als er als Mensch auf der Erde wandelte. Jesus rief die beiden Söhne des Zebedäus. Mit welchen Worten, ist hier nicht überliefert. Aber es waren Worte, die griffen. So wie bei den ersten beiden Jüngern das Wort «Menschenfischer» Interesse und Neugier geweckt hatte, so wirkten auch hier Jesu Worte. Das ist das Wunderbare an Jesu Aus- und Zusagen: Sie passen genau auf die persönliche Situation der Menschen, die er zu sich und seinem Werk ruft. Sie wecken eine Sehnsucht in ihnen, manchmal eine offensichtliche und manchmal auch eine, die lange einfach in ihnen geschlummert hat. Manche Menschen trifft sein Wort wie ein Blitz, und danach ist nichts mehr so wie zuvor. Das war auch bei Jakobus und Johannes der Fall. Dementsprechend reagierten sie auf Jesu Aufruf: Sie brachen sogleich auf und folgten Jesus nach. Nichts hielt sie mehr in ihrem eigennützigen, bedeutungslosen, gottesfernen Leben. Sie waren nicht mehr daran interessiert, nach getaner Arbeit zuerst auszuschlafen, die Frauen im Haushalt den Fisch zubereiten zu lassen, vom Fisch zu verkaufen und den Abend in einer Kneipe ausklingen zu lassen. Stattdessen wollten sie wissen, wie Jesus lebte, was er mit ihnen vorhatte, und sich an seinem Leben und seinem Alltag beteiligen. Um Jesus nachzufolgen, liessen auch sie ihre Sicherheit zurück, ihren Lebensunterhalt durch den Job als Fischer. Und sie liessen auch ihren Vater mit den Tagelöhnern im Boot. Nicht, weil ihr Papa ihnen nicht mehr wichtig war, sondern im vollen Vertrauen darauf, dass der HERR sich um ihn kümmerte, während sie ihrer neuen Berufung nachgingen. Auch war Zebedäus nicht alleine, sondern er hatte immer noch die Tagelöhner an seiner Seite, die mit ihm seinen Job machten. Manchmal bedeutet Gottes Berufung auch für uns, dass wir aufbrechen und alte Sicherheiten zurücklassen müssen. Dann brauchen wir umso mehr Gottvertrauen, dass der HERR uns dennoch versorgt. Es hat auch schon Gläubige gegeben – auch in modernen Zeiten –, die aus Glauben ihr Bankkonto geleert haben, um Wichtiges für Gottes Werk zu finanzieren. Und das, ohne dass sie aktuell eine Einnahmequelle gehabt hätten. Von diesen ist niemand verlumpt oder verhungert. Viel mehr haben sie alle erlebt, wie der HERR sie versorgt und ihnen noch wesentlich mehr als das Existenzminimum gesichert hat. In Matthäus 19,29 verspricht uns Jesus: «Und wer Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verlässt um meines Namens willen, der wird’s hundertfach empfangen und das ewige Leben ererben.» Manchmal ist ‘verlassen’ der richtige Ausdruck, etwa wenn wir uns von Besitz oder Gewohnheiten lossagen. Manchmal passt der Ausdruck ‘dem HERRN überlassen’ besser, etwa wenn wir wegen Gottes Werk weniger Zeit für Familienmitglieder haben, aber für sie beten. Das Herz löst sich von Dingen, die wir für die Nachfolge Jesu nicht gebrauchen können, und wird so frei, um mehr von Gott und Jesus aufzunehmen und um seine Segnungen noch mehr zu geniessen. Loslassen zu können ist etwas Wertvolles für unsere geistliche Entwicklung. Denn der HERR will, dass wir ihn mit ungeteiltem Herzen lieben. Dass wir ihn mehr lieben als unseren Besitz, als die Menschen in unserer Umgebung, als unser eigenes Wohl und unser eigenes Ego. Nach und nach trainiert er uns genau auf dies hin. Mit dabei sind immer seine Liebe und seine Gnade, mit dabei sind seine reichlichen Segnungen, seine grossartige Hilfe, seine wirksame Heilungskraft, sein lebengebendes Wort. Mit dabei sind seine Nähe und Gemeinschaft, seine Versorgung, seine Begleitung, sein sich ganzheitlich um uns Kümmern. Denn er liebt jede:n von uns so, als wäre er oder sie sein einziges, leibliches, Kind; das ist eine väterliche, vollkommene, bedingungslose, ganzheitliche Liebe. Aus dieser beruft und beteiligt er uns auch. Aus dieser gibt er uns ganz neue Perspektiven, eine völlig neue Orientierung, eine Lehre, die nicht nur uns Leben gibt, sondern auch den Menschen in unserem Umfeld. Wir sind nicht vollkommen, aber dennoch beruft uns der HERR für sein Werk. Manchmal sind uns seine Aufgaben ein paar Nummern zu gross, aber dann ist Jesus da, um uns dort zu ergänzen und stark zu machen, wo wir etwas nicht ausrichten können. Möge der HERR jedem und jeder die Augen und das Herz dafür öffnen, wie sehr er uns liebt und warum er tut, was er tut. Möge er seine Liebe in unsere Herzen giessen, bis diese davon überflutet werden und überfliessen. Und möge er diejenigen unter uns, die noch nicht ganz bei ihm sind, zur ganzheitlichen Busse und Umkehr zu ihm führen – sodass sie Jesus mit grosser Freude die Liebesherrschaft über ihr ganzes Leben geben. Denn unter Jesu Königtum werden wir Menschen glücklich, friedlich und gerecht und begeistern andere Menschen für Jesus, indem wir seine Eigenschaften annehmen und seine guten Werte leben. Was für ein Kontrast zur bösen Welt, in welcher der Wert eines Menschen und die Liebe der Leute relativ sind, und in der man ellbögeln muss, um etwas zu haben und zu gelten! Ich bete, dass der HERR uns die Ohren gibt, die wir brauchen, um nicht nur seine blossen Worte zu hören, sondern auch seine Liebe und seine Autorität in ihnen. Was uns Jesus aufträgt, zu tun, ist verbindlich. Wenn wir ihm nachfolgen, wartet ein Leben voller Neuland, spannender Aufgaben, Herausforderungen, Segnungen und voller Herrlichkeit auf uns. Wenn wir den HERRN erhöhen durch unser gehorsames Tun, erhöht er auch uns. Wir werden grosse Taten mit ihm und für ihn tun. Und nicht nur selber im Glauben wachsen, sondern auch dazu beitragen, dass Gottes Herde geretteter Schäfchen wächst. Und dies in einem viel grösseren Mass, als wir uns das bis jetzt vorstellen können.

Lesen wir zum Schluss nochmals zusammen den Leitvers 15: «und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Busse und glaubt an das Evangelium!»