Das tut zu meinem Gedächtnis

Lukas 22,1-23

Guten Morgen! Es ist ein Segen und eine grosse Freude, dass wir wieder alle beisammen sind! Und dass wir hier bei Gottes Wort und in Jesu Nähe sind. Es gibt einen, der sich noch ungleich mehr über unsere Gemeinschaft mit ihm freut, und das ist? Jesus! Er will uns immer seine herzliche Liebe zeigen und seine Lehre weitergeben. Dies tat er auch bei seinen Jüngern; er liebte und begleitete sie bis zuallerletzt. Wir sehen dies auch beim letzten Abendmahl, das der Christus ungestört mit seinen zwölf Jüngern halten konnte. Sie assen das Passa, einen Tag bevor Jesus als das wahre Passalamm, als Gottes Sohn, für uns am Kreuz starb! Jesu Leiden und Tod waren äusserst brutal. Aber aus ihnen entstand Neues, ja, das Beste: die Erlösung der Menschheit von ihren Sünden! Daher ist unser Gedenken an Jesu Kreuzigung auch immer ein Gedenken an seine Rettung, die er an uns vollzogen hat. In diesem Zusammenhang ist auch der Titel meiner Botschaft zu verstehen. Lesen wir ihn gemeinsam: «Das tut zu meinem Gedächtnis.» Und lesen wir zusammen die Leitverse 19 und 20:

Und er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird!

Lukas 22,19-20

Bei der Vorbereitung auf diese Botschaft bin ich im Internet auf eine beeindruckende Geschichte zum Thema Hoffnung gestossen. Diese möchte ich euch nicht vorenthalten. Sie ist von Melanie Brönner und heisst «Der Klang der Glocke»: Eisige Kälte durchzieht die Nacht. Wind peitscht durch die Dunkelheit. Ein alter Mann, dürr, gebrechlich und fast erfroren, kämpft allein gegen die Macht der Natur. Verbissen läuft er gegen den Sturm an. Sein durchlöcherter Mantel weht im Wind. Durch seine ausgetretenen Schuhe dringt der Schnee und jeder Schritt sticht ihn mitten ins Herz. Er atmet schwer. Schweiss, das Einzige, was sein ausgemergelter Körper noch hervorzubringen vermag, wandelt sich sofort zu Eis. Tausende kleiner Nadeln bedecken davon sein Gesicht. Kaum kann er seinen Weg erkennen. Doch er läuft von einer inneren Kraft getrieben weiter. Stück für Stück arbeitet er sich in dieser Winternacht voran. Sackt in einer Schneeböe ein, zieht sich heraus. Kein Stern ist am Himmel zu sehen. Auch der Mond hält sich bedeckt. Da! Aus der Ferne hört man das schwache Läuten einer einzelnen Glocke. Der Wind will ihren Klang davontragen. Das Rauschen nimmt zu und dröhnt in den Ohren des Alten. Als wollte der Sturm ihm sagen: „Wo willst du hin, alter Mann? Dein Weg ist hier zu Ende. Deine Zeit ist gekommen. Wehre dich nicht. Hier wird dein Grab sein.“ Doch der alte Mann gibt nicht auf, noch nicht. Angestrengt lauscht er. Die Glocke steht ihm bei. Auch sie läutet unerschrocken weiter. Ihr dünner Ton übertrumpft den Wind. Und der Alte lässt sich von ihr den Weg weisen. Blind nur dem Klang der Glocke folgend, läuft er weiter und weiter. Tief gebeugt. Er hält ein kleines Bündel fest an seinen mageren Körper gedrückt. Endlich. Ein schwaches Licht wird deutlich. Ein Dorf. Menschen. Nur noch ein Stück. Weiter und immer weiter. Dann ist er dort. Auf dem Marktplatz. Das Licht kommt direkt aus der kleinen Kirche. Von daher kam auch das Glockenläuten. Er erreicht die Kirchentür. Greift nach der Klinke. Kann sie mit seinen steif gefrorenen Fingern kaum fassen. Drückt sie schwerfällig herunter. Wärme und Licht kommen ihm entgegen. Noch ein Schritt. Er fällt zu Boden. Am Ziel. Er hat es geschafft. Sein Bündel bewegt sich und schreit. Ein dünner Schrei nach Leben. Jetzt endlich ist der Weg des alten Mannes zu Ende. Er hat den Kampf gegen den Sturm gewonnen. Er gibt sein Leben gegen das des Kindes.

Diese Geschichte hat doppelten Symbolgehalt. Sie steht für einen Mann, der sein Leben für das Leben eines anderen Menschen, eines hoffnungsvollen kleinen Kindes, gegeben hat. Jesus hat sein Leben für alle gegeben, die an ihn glauben! Auch steht die Geschichte für eine ausweglose Lage, eine völlige Sackgasse, aus der jedoch unerwartet neue Hoffnung hervorkommt. Der HERR kann jede Situation, auch die vertrackteste und leidvollste, dazu gebrauchen, dass daraus etwas ganz Neues, Gutes entsteht. Und wenn das viele mächtige Menschen und ein vermeintlicher Freund sind, wie im Fall von Jesus Christus.

Teil 1: Im Vorfeld des Passafestes (Verse 1-13)

Seit Jesus populär geworden war, hatten es die geistlichen Oberen auf ihn und auf sein Leben abgesehen. Wir könnten uns denken: Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihren vermeintlichen Konkurrenten Jesus ergriffen und töteten. In Wirklichkeit aber waren es das Timing und die Fügung Gottes, die den Zeitpunkt von Jesu Tod bestimmten. Und es war absolut kein vergebliches Sterben. Es war nichts Geringeres als Jesu stellvertretender Tod für uns Sünder! Jesus nahm die Höchststrafe auf sich, er, der ohne Sünde und Gottes Sohn ist, sodass wir sündhaften Wesen sie nicht selber tragen müssen! – Welche Zeit war es, als Jesus gekreuzigt werden sollte? In der Zeit des Pessachfestes. Lesen wir gemeinsam den Vers 1: «Es war aber nahe das Fest der Ungesäuerten Brote, das Passa heisst.» Das Passamahl war das Mahl, welches das achttägige Fest der ungesäuerten Brote einleitete. Die Juden feierten und feiern an dem Tag ihre Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten; diese liegt inzwischen rund 2500 Jahre zurück. In der Nacht des ersten Passafestes tötete Gott alle Erstgeburten in Ägypten. Nur wer vom Blut eines geschlachteten Lammes die Türumrandung seines Hauses bestrichen hatte, wurde von der Plage verschont. Diese Plage war die letzte und schlimmste von zehn Plagen, und sie bewegte schlussendlich den Pharao dazu, die Israeliten aus seinem Land ziehen zu lassen – nach über 400 Jahren Exil und Unterdrückung in Ägypten. Jesus ist in den Tagen des Passafestes am Kreuz gestorben. Er ist unser wahres Passalamm. Nicht weil er uns aus einer weltlichen Sklaverei befreit hätte, sondern aus der noch viel totalitäreren Sklaverei unserer Sünden! Nun, zur Zeit von Jesu Tod hatten nicht viele, vor allem kaum Obere des Volkes, Jesus angenommen. Die Gnade Gottes war in den Herzen der Menschen nicht besonders präsent. Das Passafest war zu einem Ritual oder einem weltlichen Fest verkommen. Zwar gedachte man in den Bräuchen des Passafestes noch der Befreiung Israels aus Ägypten. Man entfernte in einer gründlichen Reinigungsaktion alle Spuren von Sauerteig aus dem Haus – etwas, das die Juden vor Pessach auch heute noch tun. Denn in den Tagen der ungesäuerten Brote durfte nichts mit Sauerteig gegessen und kein solcher Teig in einem jüdischen Haus gefunden werden. Das hatte Mose in 2. Mose 12,15 geboten: «Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen. Schon am ersten Tag sollt ihr den Sauerteig aus euren Häusern tun. Wer gesäuertes Brot isst, vom ersten Tag an bis zum siebenten, der soll ausgerottet werden aus Israel.» Daran hielten sich die Juden geflissentlich, vielleicht auch mit Angst, dass ihnen ein winziger Rest von Sauerteig in einer Hausecke zum Verhängnis werden könnte. Sie gingen ganz nach dem Buchstaben des Gesetzes. Aber was hinter Gottes Geboten steckt, liessen sie nicht in ihr Herz: die Liebe des HERRN. Dessen Sohn Jesus war mitten unter ihnen, heilte und lehrte. Die geistlichen Oberen erkannten ihn nicht als den Messias. Stattdessen wollten sie ihn, der ihnen ihren Ruf und ihre geistliche Autorität scheinbar streitig machte, beseitigen. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten danach, wie sie ihn töten könnten; aber sie fürchteten sich vor dem Volk. Das zeigt, dass sie vor den Menschen und nicht vor Gott lebten. Sie reinigten ihr Haus für das Passafest, aber sie taten den Sauerteig ihrer Sünden und ihres finsteren Herzens nicht weg. Sie waren nicht bereit, sich von Gottes Liebe ergreifen und verändern zu lassen. Mich erinnern sie an manche Namenchristen, die zwar sagen, dass sie gläubig seien, die sich aber von Gottes Wort nicht in ihr Leben und ihre festen Gewohnheiten dreinreden lassen und die Fäden ihres Lebens lieber selber in der Hand behalten wollen. Nicht selten gleiche auch ich einer solchen Christin. Möge der HERR mich mit Bussegeist und kindlichem Gottvertrauen erfüllen! – Die geistlichen Oberen suchten also nach einer Gelegenheit, um Jesus zu töten. Möglichst heimlich, damit es nicht noch einen Aufstand im Volk gab, in welchem Jesus sehr beliebt und geschätzt war für seine Lehre und seine Taten. Sonst würden womöglich die Römer, die Besatzungsmacht kommen und den Leitern ihr Amt wegnehmen. Da bekamen die geistlichen Oberen von unerwarteter Seite her Schützenhilfe. Lesen wir gemeinsam die Verse 3 bis 6: «Es fuhr aber der Satan in Judas, genannt Iskariot, der zur Zahl der Zwölf gehörte. Und er ging hin und redete mit den Hohenpriestern und mit den Hauptleuten darüber, wie er ihnen Jesus überantworten könnte. Und sie wurden froh und kamen überein, ihm Geld zu geben. Und er sagte es zu und suchte eine Gelegenheit, dass er ihn an sie ausliefere ohne Aufsehen.» Judas Iskariot war ein Jünger Jesu. Er hatte drei Jahre lang mit dem Christus gelebt, seine Liebe hautnah erfahren, seine vielen Wunder und Gnadentaten gesehen. Aber sein Herz war davon weitestgehend unberührt geblieben. Das ist erschreckend! Auch Menschen, die ganz viel Liebe und Gnade Gottes erfahren und in der engsten Gemeinschaft mit Gott und Jesus gelebt haben, sind nicht davor gefeit, dass der Satan ihr Herz ergreift und sie zum Abfall und zum Tun von Bösem verführt. Doch, zu unserer Beruhigung: So etwas geschieht nicht vollkommen unerwartet. Judas Iskariot hätte die drei Jahre Zeit gehabt, um sich mit Jesu Liebe erfüllen und die Aufrufe des Christus zur Busse anzunehmen. Das war aber nicht sein Wille gewesen. Eine kleine Sünde, eine im Grunde verständliche Gier hatte sich nämlich in sein Herz geschlichen und war dort immer grösser geworden. Es ging um das, was auch heute noch viele Menschen verführt: das Geld! Der Iskariot war der Schatzmeister unter Jesu Jüngern. Da Jesus und die Zwölf immer wieder Not litten, musste Judas gedacht haben, dass es gut wäre, sich eine finanzielle Sicherheit zu verschaffen. Er tat heimlich Geld für sich auf die Seite. Da entdeckte er die Lust am Geld; er wurde klammheimlich zum Dieb, der immer wieder etwas vom gemeinsamen Geld der Jünger für sich auf die Seite schaufelte. Die Moneten nahmen einen immer grösseren Teil seines Herzens ein. So lange, bis er wirklich verführbar war und sich von Jesus gar nichts mehr sagen lassen konnte. Der Satan gab ihm schliesslich ins Herz, Jesus bei den geistlichen Oberen zu verraten, und so heckte der Iskariot einen entsprechenden Plan aus. Jesus wusste davon. Er tadelte seinen abtrünnigen Jünger nie für sein Tun, lehrte aber in seiner Gegenwart über die Gefahr der Geldgier. Und auch zum letzten Abendmahl mit Jesus war Judas, wie alle anderen Jünger, eingeladen. Es würden noch weitere Aufrufe zur Busse, an Judas direkt gewandt, folgen. Ja, Jesus liebte den Iskariot auch von ganzem Herzen, selbst wenn er wusste, dass er ihn verraten würde!

Der Donnerstagabend vor dem Karfreitag, dem allerersten Ostern der Christen, nahte. Der Abend vor Jesu Kreuzigung! Jesus schickte zwei seiner Jünger vor, dass sie das Passalamm für Jesus und für die Zwölf zubereiteten: Simon Petrus und Johannes, zwei seiner Spitzenjünger. Auf die Frage der Beiden, wo Jesus wollte, dass sie das Mahl bereiteten, gab ihnen Jesus Anweisungen. Die Umstände, unter denen sie die Stätte zum Abendmahl finden würden, waren ungewöhnlich. Lesen wir sie zusammen, das sind die Verse 10 bis 12: «Er sprach zu ihnen: Siehe, wenn ihr hineinkommt in die Stadt, wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Wasserkrug; folgt ihm in das Haus, in das er hineingeht, und sagt zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist die Herberge, in der ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern? Und er wird euch einen grossen Saal zeigen, schön ausgelegt; dort bereitet das Mahl.» Petrus und Johannes gingen hin und fanden alles so, wie Jesus es ihnen in seiner göttlichen Weisheit vorausgesagt hatte. Sie mussten darüber hoch erfreut gewesen sein und bereiteten mit umso mehr Eifer und Motivation das Passalamm zu. Der Saal war ja auch wunderschön, und vor allem: Sie waren ungestört unter sich, Jesus und die Zwölf! Bis hierhin würde ihnen nicht, wie sonst immer, wegen Jesus eine riesige Menschentraube folgen… Ja, die beiden Jünger befolgten ganz Jesu Anweisung, um zu diesem besten Ort zu gelangen. Den Anfang machte ein Mann, der einen Wasserkrug trug. Damals waren es sonst so gut wie immer Frauen, die die Aufgabe des Wasserschöpfens übernahmen. Dieser Mann hatte aber vermutlich kein weibliches Wesen im Haushalt, das Wasser schöpfen und tragen konnte. Vielleicht war er ein Witwer und sein Los war hart. Sicher ist, dass der Krug nicht leicht und das Wasserschöpfen einigermassen mühevoll war. Doch der Mann wurde zum Wegbereiter für die beiden Jünger hin zum Ort des letzten Abendmahls mit Jesus. Gott gebrauchte also seine leidvolle Situation als das Gefäss der wichtigsten und innigsten Gemeinschaft, welche der Christus je mit seinen zwölf Jüngern hatte!

Und auch die beiden Jünger hatten durch die Vorbereitung auf das Passamahl ihre kostbare Lektion gelernt. In der Tat, wenn man dem HERRN im Vertrauen gehorcht, findet man alles so vor, wie sein Wort es vorausgesagt hat, oder noch schöner. Bestimmt hatten Jesu Jünger den Raum, in dem sie das Abendmahl mit Jesus hielten, auch nicht ganz so schön und wohlvorbereitet erwartet. Eine meiner besten Erfahrungen mit dem Vertrauen auf das Wort des HERRN habe ich erst Anfang diesen Monat gemacht. Das Wort aus Psalm 37,5 besagt: «Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen.» Lange Zeit hatte ich dies nicht auf dem Schirm, wenn es um meine Jobsuche ging. Ich dachte einfach: «Ich suche mir nun eine Stelle, es kommt schon gut, wenn Gott es will.» Aber als ich nach meiner Hüftoperation im Spital lag, vertraute ich dem HERRN in einem Gebet meine Jobsuche an. Einige Tage danach tat ich dies erneut und sagte dem HERRN, er solle mir die Stelle geben, die er will und nicht die, die ich will. An demselben Tag schickte mir mein ebenfalls gläubiger Onkel ein Stelleninserat weiter. Es geht um redaktionelle Arbeit und Korrespondenz bei «Bibeln via Internet». Ich bewarb mich, ging mich vorstellen, und das mitten in meiner Rekonvaleszenzzeit. Und ich bekam tatsächlich die Zusage für die Stelle! Sie ist zwar nicht genügend Prozent, dass ich davon leben könnte, aber ein wertvoller Zwischenverdienst und die beste Erfahrung. Der HERR hat mich erhört, denn ich habe gebetet, dass er mich für sein Werk gebrauchen möge. Und so hat der HERR, als ich ihm meine Wege anvertraute in Sachen Karriere, Wunderbares, Unerwartetes und Grossartiges bewirkt. Ehre sei ihm! Er wird mich weiterhin führen und mir so viele Stellenprozente oder Jobs geben, dass ich davon leben können werde.

Teil 2: Das Abendmahl (Verse 14-23)

Endlich war es so weit, es war Abend und das Passamahl konnte beginnen! Lesen wir zusammen die Verse 14 und 15: «Und als die Stunde kam, setzte er sich nieder und die Apostel mit ihm. Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt, dies Passalamm mit euch zu essen, ehe ich leide.» Jesus wusste, dass es sein letztes Mahl mit seinen Jüngern war vor seinem Leiden und Sterben. Umso mehr Bedeutung mass er diesem bei. Er würde so herzlich und innig wie möglich ihnen seine Liebe und Nähe, seine Lehre und Orientierung zeigen und geben! Sein Herz ging ganz auf in der Gemeinschaft mit seinen Jüngern. Und auch bei uns geht es ihm genauso. Er hat herzliches, ja ganzherziges Verlangen nach uns, nach der Gemeinschaft mit uns! Wir sind also nicht Bittsteller seiner Gnade oder toleriert in seiner heiligen Nähe. Nein, wir sind Kinder seiner Liebe, wir sind Gegenstand seiner Sehnsucht nach Nähe und danach, dass wir bis in alle Ewigkeit bei ihm sind! Wir, diese kleinen, hartnäckigen Sünder. Versteh mal einer Jesus! Ja, seine Liebe ist für uns nicht fassbar, weil sie so anders ist als die Liebe, die es auf der Erde gibt. Sie ist göttlich, ganzheitlich, reichhaltig und bedingungslos. Sie gleicht der Liebe eines Elternteils zu dessen einzigem Kind, ist aber noch ungleich stärker. In Jesu Herz hat es so viel Platz für uns, dass jede:r von uns so viel Raum einnimmt, wie es in keinem Menschenherzen Platz haben kann. Vor dem Hintergrund von Jesu herzlichem Verlangen nach der Gemeinschaft mit den Seinen können wir seine Tat am Kreuz wesentlich besser verstehen. Er litt und starb, er erlebte unsagbare Qualen. Aber er tat dies alles willig, vollkommen freiwillig, ganz in Übereinstimmung mit dem Willen seines himmlischen Vaters. Er hätte durchaus zwölf und mehr Legionen Engel schicken können, um sich zu retten, aber das tat er nicht. Er ging bewusst durch all das Leiden, immer mit dem Ziel vor Augen: der Erlösung der Menschheit!

Auch Jesu Jünger sollten dieses Ziel Jesu erkennen, und das, was Jesus in den folgenden Stunden passieren würde, in den richtigen Kontext stellen. Jesus würde sterben und sie würden ihn vor seiner Kreuzigung verlassen. In dieser Lage brauchten sie eine lebendige Hoffnung, die weit über die Situation hinausging. Jesus gab sie ihnen, auch wenn sie seine Worte gerade zu dem Zeitpunkt noch nicht verstanden. Diese Worte finden wir in den Versen 16 bis 18: «Denn ich sage euch, dass ich es nicht mehr essen werde, bis es erfüllt wird im Reich Gottes. Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmt ihn und teilt ihn unter euch; denn ich sage euch: Ich werde von nun an nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt.» Für die Jünger Jesu, und auch für uns, ist der leibliche Tod nicht das Ende. Nicht Jesu Tod, denn der Christus auferstand am dritten Tag nach seiner Kreuzigung; er ist in den Himmel gefahren und lebt ewig an Gottes Seite. Wir werden diese Welt nach unserer Lebenszeit verlassen. Aber es gibt die Auferstehung der Toten und das ewige Leben! Jesus hat die Wohnungen der Seinen im Himmelreich schon vorbereitet. Einst werden wir, Seite an Seite mit den Aposteln, in der ewigen, ungetrübten Gemeinschaft mit Gott und Jesus leben! Wie Offenbarung 3,20 sagt: «Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.» Tun also auch wir unsere Herzenstüren auf, wenn Jesus an diese klopft!

Jesus kündigte nun seinen Jüngern ganz konkret, und sinnlich erfahrbar, an, was mit ihm geschehen würde. Er würde sich selbst hingeben für ihre und unsere Erlösung und seinen Leib brechen lassen und sein Blut am Kreuz vergiessen. Jesus hätte angesichts seines bevorstehenden Leidens und Todes helle Panik haben und sich nur noch auf sich und seine Lage fokussieren können. Aber stattdessen hatte er die Seinen im Sinn und im Herzen, die verstehen sollten, warum ihn sein Weg dorthin führte, wo er nun hingehen würde. Jesus dankte auch in dieser Situation dem HERRN, voller Zuversicht, dass er den Errettungsplan seines Vaters vollenden würde. Lesen wir zusammen die Verse 19 und 20: «Und er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird!» Die junge Christengemeine hielt regelmässig das Abendmahl, und auch heute gibt es verschiedene Kirchen, die diese wunderschöne Tradition weiterführen. Dabei isst man Brot und trinkt Wein oder Traubensaft – Symbole für Jesu Leib und Jesu Blut. Jesus selbst sagt, dass wir seinen Leib essen und sein Blut trinken sollen. Also seine Liebe und Gnade für uns ganz aufnehmen, ins Herz lassen, als geistliche Nahrung zu uns nehmen und uns davon tragen, beeinflussen und verändern lassen. Beim Abendmahl Feiern wird uns wieder richtig bewusst, was Jesus am Kreuz für uns getan hat. Aber nicht nur Jesu Tod feiern wir damit, sondern zeigen auch unsere Hoffnung, ja, unsere Gewissheit, dass Jesus wiederkommen wird. Wie das Wort aus 1. Korinther 11,26 sagt: «Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.» Durch das Abendmahl, durch den Karfreitag, aber auch durch unsere Aktivitäten ausserhalb von Feiertagen verkünden wir Jesus, den Gekreuzigten, der aber auch der Auferstandene und der Lebendige ist und der auf die Erde zurückkommen wird. Nicht mehr menschengleich, in Knechtsgestalt, in einem Körper, wie wir ihn haben, und ohne besonderen Glanz. Sondern in aller Herrlichkeit, in den Wolken, mit seinen Engeln, umgeben von einem absolut überirdischen Glanz. Für diejenigen, die gottlos gelebt haben, wird das ein Tag grössten Schreckens und des anbrechenden Gerichtes Gottes sein. Für die aber, die an Jesus geglaubt haben, wird es der Tag der Erlösung und das Anbrechen des ewigen, himmlischen Reiches Gottes sein! Das Himmelreich ist aber nicht nur etwas Zukünftiges. Es ist schon jetzt im Herzen derer, die Jesus nachfolgen. Denn sie leben im neuen Bund, in Jesu Gnadenbund. Der alte Bund, im Alten Testament, bestand im Einhalten von Gottes Geboten. Für die Sünden mussten die Menschen Tieropfer bringen. Aber dieser Bund war nicht vollkommen: Die Menschen konnten ihn wegen ihrer sündigen Natur nicht vollständig einhalten. Daher hat Gott seinen eigenen Sohn, Jesus, auf die Erde gesandt, der seine Liebe offenbar gemacht hat und der sich schlussendlich an unserer Stelle geopfert hat als vollständiges Opfer. In ihm haben wir den himmlischen Frieden, der das Ergebnis davon ist, mit Gott ausgesöhnt zu sein. Diese Versöhnung gibt es nur durch Jesus Christus. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater ausser durch ihn! – Die Jünger Jesu hatten diese Wahrheit noch nicht im Herzen, als sie von Jesus das gebrochene Brot und den Kelch gereicht bekamen. Das sieht man daran, dass sie nur wenig später untereinander stritten, wer der Grösste unter ihnen sei. Sie wussten selbst, dass sie wankelmütig waren. Darum waren sie denn auch verunsichert durch die Worte, die Jesus nun redete. Lesen wir zusammen die Verse 21 und 22: «Doch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir am Tisch. Denn der Menschensohn geht zwar dahin, wie es beschlossen ist; doch weh dem Menschen, durch den er verraten wird!» Das war eine klare Warnung an Judas. Zwar war das Erlösungswerk Gottes beschlossen und würde durch Jesu Kreuzestod erfolgen. Aber Judas hatte noch die Chance, von seiner Tat abzulassen! Dann würde der Christus nicht wegen ihm, sondern durch jemand anderen zu Tode kommen. Leider folgte der Iskariot diesem Aufruf nicht. Offenbar hatte er bis dahin keinen Verdacht erregt, ein Dieb zu sein oder Jesus nicht im Herzen zu haben, denn alle fragten sich nun untereinander, wer der Verräter sein würde. Niemand zeigte mit dem Finger auf Judas. Unter den Gläubigen gibt es Menschen, die sich als echte Jünger:innen Jesu verstellen, aber ihr Herz nicht offen für Jesus haben. Das sind nicht solche, die noch keine tiefe Begegnung mit Gott und Jesus hatten oder die noch ungeistlich oder unvollkommen sind. Sondern es sind Menschen, die Böses im Sinn haben und die bereit sind, Jesus abzusagen, wenn sie die Gelegenheit bekommen, dafür etwas in der Welt zu gewinnen. Wir sind also keine «Iskariots», die wir hier versammelt sind zu diesem Gottesdienst. Möge der HERR im Herzen von jedem und jeder von uns wirken, möge er uns viele Worte und Erlebnisse erlauben, die die Liebe und Gnade seines Sohnes Jesus Christus in unser Herz pflanzen und dort wachsen lassen. Auf dass wir nicht nur das Passafest, Jesu Erlösung und Sündenvergebung, erleben. Sondern dass unser Leben ein einziges Fest der ungesäuerten Brote wird. Also ein Leben, in dem wir den Sauerteig der Sünden und Weltlichkeiten wegtun und fortan Jesus leben. So sieht ein glückliches, erfülltes Leben aus!

Lesen wir zum Schluss nochmals zusammen die beiden Leitverse 19 und 20: «Und er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird!»