Deine Sünden sind dir vergeben

Lukas 5,12-26

Guten Morgen! Es ist wunderschön, dass wir heute zusammen den Gottesdienst feiern. Der Frühling ist da und beglückt uns mit seiner Wärme und seiner Schönheit. Möge dies dazu führen, dass unsere Herzen noch offener sind für Gottes Wort. Und für seine Liebe. Manchmal fühlen wir uns unzulänglich, versagen kläglich oder haben schon wieder den gleichen Fehler gemacht. Dann müssen wir wissen: Gott liebt uns immer noch ganz genau gleich wie vorher! Einfach weil er er ist und wir wir sind. Wenn wir gesündigt haben, wenn wir versagt haben: Jesus streckt immer noch seine Hand nach uns aus und will unbedingt, dass wir zu ihm kommen. Der HERR ist da, er vergibt, Jesus hat alles vollbracht zu unserer Vergebung! Das haben auch die beiden Menschen erlebt, um die es im heutigen Wort geht. – Lesen wir den Titel meiner Botschaft: «Deine Sünden sind dir vergeben». Und lesen wir zusammen den heutigen Leitvers, Vers 20:

Und als er ihren Glauben sah, sprach er: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben.

Lukas 5,20

Als ich das heutige Wort über die Sündenvergebung las, erinnerte mich dies an eine Geschichte, die ich einmal gelesen hatte. Ich kramte in meinen Sachen und tatsächlich fand ich die Geschichte noch. Ich lese sie euch hier vor: Karim steht im Dienst eines arabischen Emirs, eines Befehlshabers. Dieser besitzt einen grossen Park mit exotischen Vögeln. Darunter befindet sich auch eine seltene Entenart, die der Emir besonders mag. Eines Tages sieht Karim etwas aus dem Gebüsch kommen. Reflexartig greift er zu seiner Schleuder, schiesst und… tötet die Ente des Emirs! Entsetzt vergräbt er den Vogel in dem Glauben, niemand habe ihn gesehen. Bald wird die Ente vermisst. Der Emir wird furchtbar zornig und befiehlt, nach ihr zu suchen – doch vergeblich. Kurz darauf fordert der Koch Karim auf, Wasser zu holen. Karim weigert sich. Der Koch flüstert ihm zu: «Wenn der Emir wüsste, wer die Ente getötet hat…» Niedergeschmettert muss Karim sich fügen. Ab sofort nutzt der Koch Karim bei jeder Gelegenheit aus. Immer wieder bedroht er ihn mit den Worten: «Wenn der Emir wüsste…», und Karim fügt sich. Die anderen Diener wundern sich schon darüber, wie unterwürfig Karim geworden ist… Schliesslich weiss der arme Karim keinen anderen Ausweg mehr. Eines Tages wirft er sich seinem Emir zu Füssen. Er bekennt ihm seine Schuld und – erhält Vergebung. Was für ein befreiter Karim verlässt das Haus seines Herrn! Er begegnet dem Koch, der ihn wieder einmal zum Wasserholen schicken will. Karim weigert sich, und als der andere ihm mit den Worten droht: «Wenn der Emir wüsste…», sagt er triumphierend: «Er weiss es, und er hat mir vergeben!»

Wenn schon die Vergebung durch einen Menschen so viel bewirkt… Wie frei sind erst Menschen, die Jesu volle Vergebungsgnade an sich erlebt haben! Sie ist sogar noch wichtiger als die Heilung von körperlichen Leiden, selbst wenn diese einem das ganze Leben mitbestimmen. Denn grundlegender als jedes andere menschliche Problem ist das Sündenproblem. Das ist es, was uns lähmt und unrein macht.

Teil 1: Ich will es tun (Verse 12-16)

Die erste Person, die Jesus in unserem Text begegnete, war ein schwer kranker Mann. Lesen wir zusammen den Vers 12. «Und es begab sich, als er in einer der Städte war, siehe, da war ein Mann voller Aussatz. Als der Jesus sah, fiel er nieder auf sein Angesicht und bat ihn und sprach: Herr, willst du, so kannst du mich reinigen.» Der Mann war voller Aussatz, vom Kopf bis zum Fuss. Er galt als unrein und lebte in sozialer Isolation und Abgeschiedenheit. Wo immer er unter Menschen ging, musste er sie warnen: «Unrein, unrein!» So lange schon, dass für ihn «unrein» wie ein zweiter Name war. Wie elend der Mann gewesen sein muss, können wir nur ahnen. Er litt schon lange; seine Hautkrankheit war schon in einem fortgeschrittenen Stadium. Damals sah man Aussatz als eine Strafe Gottes für Sünden an. Vielleicht glaubte dieser aussätzige Mann, zu wissen, welche Sünde schuld an seiner Krankheit war, und litt unter dieser. Warum er wirklich aussätzig war, wissen wir indessen nicht. Nur, dass dieser Aussatz ein Symbol sein kann für unsere Sünde. Aussätzige spüren bald keine Schmerzen mehr, aber dennoch frisst ihre Krankheit weiter und entstellt sie. Sünden zu begehen, tut uns meistens nicht gleich weh. Im Gegenteil, es kann uns sogar Vergnügen und kurzfristige Freude geben. Aber sie nistet sich ein und frisst allmählich. Entstellt unser Bild, die wir doch nach dem Abbild Gottes geschaffen sind. Entfernt uns von der gesunden Beziehung zum HERRN, ja, trennt uns von Gott. Und dann gibt es nur eine Lösung. Die, die der Aussätzige hier auch gewählt hat: Gehen wir hin zu Jesus! Suchen wir seine Nähe, beichten wir ihm unsere Sünden!

Es ist bemerkenswert, wie der aussätzige Mann Jesus angesprochen hat. Nicht mit einer Bitte, nicht mit einem Befehl, sondern mit einem Aussagesatz: «Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.» So demütig war der Mann, dass er Jesu Hilfe nicht forderte oder in Anspruch nahm. Stattdessen brachte er sein Anliegen indirekt vor. Er hatte unerschütterlichen Glauben daran, dass Jesus ihn heilen konnte, egal wie weit der Aussatz fortgeschritten war. Aber er war sich nicht sicher, ob Jesus ihn denn auch wirklich heilen wollte. Und Jesus? Lesen wir zusammen den Vers 13: «Und er streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will’s tun, sei rein! Und sogleich wich der Aussatz von ihm.» Ja, Jesus war gewillt, ihn zu reinigen! Er hätte nun einfach sagen können: «Okay, sei geheilt!», mit der nötigen sozialen Distanz, um ja nicht vom Aussatz angesteckt zu werden. Aber so handelte er nicht. Er streckte seine Hand aus und rührte den Mann an, den Unreinen, Unberührbaren. Sah nicht darauf, ob er ihm vielleicht gerade an eine eitrige Stelle fasste. Nein, Jesus machte sich nicht unrein mit dieser Berührung, sondern er machte den Berührten rein. Wie viel grösser ist Jesu Reinheit als unsere Unreinheit. Wie viel grösser ist seine Vergebungsgnade als alle unsere Sünden! Jesu Berührung und sein göttlicher Befehl wirkten Wunder. Augenblicklich war der aussätzige Mann geheilt. Von einer Sekunde auf die andere waren sein Leiden und sein schreckliches Aussenseiterdasein vorbei! Der Mann war rein. «Ich will es tun, sei rein!»

Jesus will uns noch immer haben, auch wenn wir das manchmal fast nicht glauben können. Das erlebe ich verschiedentlich. Es ist seltsam, wie oft der HERR mir gerade dann besondere Gnade gibt, wunderbare Nähe erlaubt, ja, mich gebraucht, wenn ich gerade etwas getan habe, das ihm nicht gefällt. So auch vor einigen Tagen. Ich war gerade am Heimkommen. Ein Bewohner meines Wohnblocks, dessen Hund ich bewunderte, war sehr unfreundlich zu mir. Daraufhin schrie ich ihn an und nachher verschaffte ich meinem Ärger noch Luft durch ein paar wüste Worte in seiner Abwesenheit. Als ich zu meiner Wohnungstür kam, hatte es dort braune Spritzer. Ich verdächtigte jemanden auf meiner Etage, das getan zu haben. Da dieser Mann gerade zugegen war, drohte ich ihm mit Konsequenzen für seinen ‘Anschlag’ und wurde dabei laut. Einmal mehr war mein Temperament mit mir durchgegangen! Ich fühlte mich schlecht. Als ich ein Bibelwort las, ging mir in meiner Verbohrtheit sogar durch den Kopf: «Das betrifft mich doch nicht. Ich bin ja doch nur böse.» Eine halbe Stunde später klingelte eine Nachbarin bei mir. Sie brauchte meine Hilfe, namentlich ein offenes Ohr, ein Glas Sirup und meine Fürbitte. So gebrauchte mich der HERR genau dann als Hirtin für sie. Und lehrte mich damit, dass er mich vollkommen unverändert liebte und noch alle Hoffnung für mich hatte! Mein Gemütszustand veränderte sich um 180°. Ich begriff wieder, was wirklich wichtig ist: dass der HERR da ist, und nicht, was ich verbockt habe. Und den beiden Männern im Haus war ich auch kaum mehr böse.

Zurück zum heutigen Wort. Der Aussätzige war also vollkommen geheilt. Am liebsten wäre er gleich aufgesprungen und hätte allen Menschen der Welt mitgeteilt, was er mit Jesus erlebt hatte! Doch sein Heiler bremste seine übermässige Euphorie. Er gebot ihm, die Sache nicht zu verbreiten. Jesus war ja schon zu populär, und wenn jetzt noch mehr Menschen von seinen Grosstaten erfuhren, dann würde die Menschenmenge um ihn überhandnehmen. Jesus gebot dem Mann aber, sich dem Priester zu zeigen und für seine Reinigung zu opfern. Ganz nach dem Gebot des Mose. Jesus ist ja nicht gekommen, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu bestätigen. Er gab Gott, was Gottes war und den Autoritäten, was den Autoritäten war. Mit dem zum Priester Kommen und mit dem Opfern zeigte der Geheilte seine Dankbarkeit und legte ein stilles, aber wunderschönes Zeugnis ab. Schliesslich aber konnte er dann doch nicht an sich halten und erzählte weiter, was Jesus für ihn getan hatte. Und auch andere verbreiteten das, was sie über Jesus gehört und mit ihm erlebt hatten. Lesen wir zusammen die Verse 15 und 16: «Aber die Kunde von ihm breitete sich immer weiter aus, und es kam eine grosse Menge zusammen, zu hören und gesund zu werden von ihren Krankheiten. Er aber entwich in die Einöde und betete.» Das war Jesu Standardreaktion, wenn der Rummel um ihn zu gross wurde. Beispielsweise nach der Speisung der Fünftausend. Zu keinem Zeitpunkt suchte Jesus Anerkennung durch Menschen. Er tat Grossartiges, weil er die Menschen liebte, nicht, weil er vor ihnen etwas gelten wollte. Immer blieb er der Allerdemütigste. Sich erhöhen und ehren lassen wollte er alleine von Gott, seinem Vater. Den er selber auch ehrte und verherrlichte durch seine Taten. Hier war es Jesus wichtig, sich Zeit zu nehmen für die Gemeinschaft mit seinem himmlischen Vater. Zu Atem zu kommen und Orientierung zu bekommen für das weitere Wirken. So kam Jesus auch nicht in die geringste Versuchung, Menschenlob zu suchen. Auch für uns gilt: Gelingt uns Grosses durch Gottes Hilfe, so geben wir die Ehre an den weiter, der es uns ermöglicht hat, nämlich an Gott.

Teil 2: Ganzheitliche Heilung (Verse 17-26)

Noch ein weiterer Mann brauchte und bekam Jesu Hilfe. Diesmal waren die Umstände aber um einiges anders als bei dem Aussätzigen. Eines Tages lehrte Jesus in einem Haus. Ganz viele Menschen waren gekommen, um ihn zu hören. Unter ihnen auch Pharisäer und Gesetzeslehrer. Die waren zum Teil von weit her angereist: aus allen Dörfern in Galiläa und Judäa und aus Jerusalem. Wir wissen nicht genau, was ihre Absicht dahinter war, Jesus zu hören. Unter ihnen waren Jesu grösste Kritiker, ja Feinde, die Jesus am liebsten mundtot gemacht oder sogar ganz beseitigt hätten. Vielleicht waren sie, einmal mehr, gekommen, um einen Anklagegrund gegen Jesus zu finden in dem, was er sagte oder tat. Manche von ihnen waren aber vielleicht doch fasziniert von der Art, wie vollmächtig Jesus predigte. Sie hassten ihn, aber doch wollten sie ihn hören; ein seltsamer innerer Zwiespalt. Jesus muss sich gefreut haben, dass die Pharisäer und die Gesetzeslehrer gekommen waren und in den Genuss seiner Lehre kamen. Und so predigte er. Bis es zu einer Störung der ganz besonderen Art kam. Lesen wir gemeinsam die Verse 18 und 19: «Und siehe, einige Männer brachten einen Menschen auf einem Bett; der war gelähmt. Und sie versuchten, ihn hineinzubringen und vor ihn zu legen. Und weil sie wegen der Menge keinen Zugang fanden, ihn hineinzubringen, stiegen sie auf das Dach und liessen ihn durch die Ziegel hinunter mit dem Bett mitten unter sie vor Jesus.» Da war ein gelähmter Mann, der von sich aus keine Chance gehabt hätte, zu Jesus zu kommen. Aber da waren einige Freunde von ihm, die ihm helfen wollten. Sie wussten, dass Jesus den Mann heilen konnte. Und um diese Heilung für ihn zu bekommen, liessen sie sich etwas einfallen. Sie hatten beschlossen, gerade jetzt zu Jesus zu kommen und nicht später, wenn die Lage vielleicht günstiger sein würde. Und was sie sich in den Kopf gesetzt hatten, das führten sie auch durch. Entgegen allen Hindernissen. Wie stark muss ihr Wille gewesen sein, ihrem gelähmten Freund zu helfen! Sie gaben nicht auf. Nicht, als sie die Riesenmenge Menschen vor Jesu Lehrort sahen, durch welche kein Durchkommen war. Nicht, als sie über das Dach gehen mussten und darum kämpften, das Bett mit ihrem Freund hochzuhieven, ohne dass der Mann hinunterfiel. Und auch nicht, als sie ein bettgrosses Loch ins Dach machten und so mancher Mensch unter ihnen rief: «Hey, was macht ihr da?», «Spinnt ihr?», «Das geht doch nicht, ihr macht das Haus kaputt, das ist doch Sachbeschädigung!» Ja, das ist es, mussten die Männer gedacht haben. Aber wir werden die Reparatur des Daches ja bezahlen. Hauptsache, sie fanden einen Weg, den gelähmten Freund vor Jesus zu bringen. Diese Männer waren wirklich bewundernswert. Das, was sie hatten, nennt man Errettungswillen. Und kreativen Glauben. Haben auch wir Glauben, der uns aktiv, lebendig und kreativ macht?

Ob der Gelähmte etwas sagte, bevor er geheilt war, ist nicht überliefert. Er muss ganz hilflos gewesen sein. Vielleicht tobte in ihm eine Mischung aus grosser Hoffnung, schlechtem Gewissen, Vorfreude auf Jesus, Ehrfurcht, Schuldgefühlen und weiteren, nicht einzuordnenden Emotionen. Auch er empfand keine Schmerzen, denn seine Nerven funktionierten in den lahmen Gliedmassen nicht. Aber er litt unter seiner Situation, denn auch er konnte kein würdiges Leben führen. Sicher hatte er viel Zeit zum Nachdenken, weil er nicht arbeiten oder Hobbys nachgehen konnte. Dabei müssen sich auch ungute Gedanken mit eingeschlichen haben. Vielleicht Neid auf die Menschen, die sich bewegen und selber für sich sorgen konnten. Ein Gefühl von Machtlosigkeit und Ungerechtigkeit: «Warum gerade ich? Was habe ich getan, dass ich ein solches Schicksal erleiden muss?» Jeden Tag beschlich ihn ein Gefühl der Blossstellung, wenn man ihm pflegte und so unweigerlich in seine Intimsphäre eindrang… Und dann, dann kam die Erlösung!

Lesen wir gemeinsam den Vers 20: «Und als er ihren Glauben sah, sprach er: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben.» Da lag der Mann vor Jesus. Das grosse Gebetsanliegen jener Männer lag in Menschengestalt vor dem Messias. Und dieser blickte dem Gelähmten direkt ins Herz. Auch hier löste er das vordringliche Problem des Mannes zuerst: das Sündenproblem. Dieser Mann brauchte zuerst die Zusage, dass Jesus ihm schon vergeben hatte, was immer er gesagt, gedacht und vielleicht auch getan hatte. Das muss für diesen eine so grosse Befreiung gewesen sein, dass das körperliche Leiden in dem Moment nicht mehr ins Gewicht fiel. Ja, die körperliche Heilung würde dann einfach nur noch die logische Folge der Heilung von den Sünden sein… Alle hörten die grossartigen, vollmächtigen Worte des Christus. Es muss eine grosse Stille im Raum entstanden sein, hin und wieder unterbrochen durch ein Raunen oder Flüstern. Sogar die geistlichen Oberen waren einen Moment lang ruhig. Nämlich weil die Aussage Jesu sie ins Grübeln gebracht hatte. Und sie zu einem falschen Schluss verleitete. Lesen wir zusammen den Vers 21: «Und die Schriftgelehrten und die Pharisäer fingen an zu überlegen und sprachen: Wer ist der, dass er Gotteslästerungen redet? Wer kann Sünden vergeben als allein Gott?» Interessant ist, dass die geistlichen Oberen nicht einfach drauflos schrien und schimpften. Vielleicht war die Wirkung von Jesu Worten hierfür einfach zu gross. Der Ansatz der Überlegungen dieser geistlichen Oberen war im Grunde richtig: Sie wollten Gott verteidigen und empfanden Eifer für ihn. Wollten ihn ehren und ihm den ersten Platz einräumen. Bei Gott ist die Sündenvergebung. Menschen können zwar verzeihen, aber andere Menschen nicht vom Sündenproblem heilen. Und genau da lag der Denkfehler der geistlichen Oberen: Sie sahen Jesus nur als Menschen. Sie erkannten ihn nicht als Gottes Sohn. In Wahrheit war und ist er aber genau dies, ein Teil der Heiligen Dreieinigkeit. Hier musste Jesus eingreifen. Die geistlichen Oberen und auch die restliche Menschenmenge sollten wissen, dass sie den Messias vor sich hatten, den seit jeher verheissenen Christus. Um das zu zeigen, heilte er nun den gelähmten Mann auch noch körperlich.

Lesen wir gemeinsam die Verse 22-25: «Als aber Jesus ihre Gedanken erkannte, antwortete er und sprach zu ihnen: Was denkt ihr in euren Herzen? Was ist leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat auf Erden, Sünden zu vergeben – sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim! Und sogleich stand er auf vor ihren Augen und nahm das Bett, auf dem er gelegen hatte, und ging heim und pries Gott.» Jesu Wort hatte Kraft und wirkte. Als er die Sündenvergebung aussprach, passierte zwar eine innerliche Veränderung in dem Gelähmten, aber nach aussen konnte man sie nicht sehen. Daher wollte nun Jesus auch so wirken, dass die Umstehenden die Wirkung unmittelbar sahen. Er befahl dem Mann: «Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim!» Nun zeigte der Mann, dass er selber auch Glauben hatte und nicht nur seine Freunde. Er hätte sagen können: «Wie soll denn das gehen? Du siehst ja, dass meine Beine ganz kaputt sind. Wenn ich gehen könnte, dann wäre ich ja schon längst aufgestanden. Ich liege ja nicht zum Spass hier herum.» Aber das tat der Mann nicht. Ihm fuhr der Befehl Jesu ein. Diese Autorität, diese tiefe Liebe, dieser Reichtum, diese Klarheit und Weisheit in Jesu Stimme! Da gehorchte er einfach. Und dieser Gehorsam brachte die grösste Veränderung in seinem Lebenswandel. Ein grosses Wunder: Der Mann konnte gehen und auch noch sein Bett tragen! Das Gefühl und die Kraft in seinen Gliedmassen waren zurückgekehrt. Plötzlich war alles wieder möglich für den Mann. Das war für ihn wie eine Auferstehung. Auf einmal breitete sich das Leben vor ihm aus, dies in seiner vollen Schönheit. Und er konnte dies alles ganz unbeschwert geniessen, weil die ganze geistliche Lähmung auch weg war. Die ganze Sündenlast, Jesus hatte sie von ihm genommen. Ein gigantisches Halleluja machte sich breit im Herzen dieses Mannes. Er schrie seine Freude hinaus in Form von lautem Gotteslob. Und muss die Umstehenden mit seiner Freude und seinem Lobpreis angesteckt haben. Der ganze Raum war davon erfüllt. Die Sonne ging an dem Tag ein zweites Mal auf, nämlich im Herzen des geheilten Mannes.

Alles gerade Passierte hinterliess einen tiefen Eindruck bei den Anwesenden. Lesen wir gemeinsam den Vers 26: «Und sie entsetzten sich alle und priesen Gott und wurden von Furcht erfüllt und sprachen: Wir haben heute seltsame Dinge gesehen.» Die Leute waren bass erstaunt über das Geschehene. Was war der für einer, der Solches vollbringen konnte? In dem Moment müssen manche an das gedacht haben, was sie schon ein paarmal an Bibellesungen in der Synagoge gehört hatten. Nämlich ein Wort aus Jesaja 35: «Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird frohlocken.» Das war doch das, was man über den Messias verheissen hatte. Hatten sie nun diesen leibhaftig vor sich? Unglaublich, absolut grossartig! Sie wunderten sich über das Erlebte. Das war ganz anders als das, was sie erwartet hatten. Sie waren gekommen, um Jesu mächtige Worte zu hören, seine Lehre zu bekommen, seine Stimme zu vernehmen, die ihnen so guttat. Und dann geschah diese Heilung unter ihnen! Und sie priesen Gott. Wie wunderbar der war, der ihnen den Erlöser geschickt hatte, der nun unter ihnen wirkte. Er konnte auch ihre Probleme lösen. Und wenn er auch noch ihre Sünden vergeben konnte? Diese Sünden waren denn auch verantwortlich dafür, dass sich die Menschen auch fürchteten. Im Angesicht des heiligen Gottes merken wir, wie sündig wir Menschen sind. So wie Petrus, als er ganz viele Fische gefangen hatte auf Jesus Anweisung hin. Ihm gingen die geistlichen Augen auf und er sah Jesus als Gottes Sohn. Und rief: «Geh weg von mir, ich bin ein sündiger Mensch!» Aber Jesus ging nicht weg. Sondern machte ihn zum Menschenfischer, zum Apostel. Wie wunderbar es ist, dass sich Jesus dennoch mit uns abgeben will, auch wenn wir so sündig sind. Dass er unsere Nähe dennoch sucht. Und dass er uns an der Hand nimmt und uns zur Busse leitet. Diese Busse wiederum öffnet uns den Weg dazu, dass der HERR wirkt. Und unsere Sünden vergibt. Alle und vollständig.

Zum Schluss

Lesen wir nochmals zusammen den Leitvers, Vers 20: «Und als er ihren Glauben sah, sprach er: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben.»

Wir sehen im heutigen Wort, dass Jesus uns liebt, wie wir sind. Mit allen unseren Sünden, Schwächen, Fehlern und Unzulänglichkeiten. Wir dürfen nicht denken, dass er uns nicht mehr lieben würde, wenn wir etwas verbockt haben oder den gleichen Fehler schon wieder gemacht haben. Wenn wir nichts zustande bekommen und nichts für sein Werk bewirken. Er ist da, er macht alles schon bereit, dass wir wirken können werden. Und er liebt es sehr, unsere Sünden zu vergeben. Für das hat Jesus ja all sein Leiden bis hin zu seinem Tod äusserst bereitwillig in Kauf genommen! Er hatte auch im Leiden Freude, weil er uns erretten will. Er leitet uns zur Busse. Zu seiner Zeit werden wir alle wissen, wie wir uns ganz zu ihm bekehren können, und das werden wir dann auch tun. Wir müssen nur diesen Wunsch haben. Jesus weiss, dass unser Sündenproblem unser Grundproblem ist. Auch wir sollten auf dem Schirm haben, dass die Sünden gravierend sind. Körperliche Leiden können uns zwar lähmen und Krankheiten können uns schwächen oder gar töten. Aber die Sünde trennt uns von Gott und kann uns in die Verdammnis bringen. Sodass wir nicht unser leibliches, sondern unser ewiges Leben verlieren würden, wenn wir uns nicht von dieser abwenden und umkehren würden! Möge der HERR uns unsere Augen öffnen und uns voll bewusst machen, wie schlimm unsere Sünden sind. Und wie vollkommen abhängig wir von seiner Vergebungsgnade sind. Das ist eine wunderschöne Abhängigkeit.

Jesus will uns ganzheitlich heilen. Sein Bestreben ist, dass wir glücklich sind und unser Leben geniessen können. Ein Leben nicht nach unserem Mutwillen oder unserem Egoismus, sondern ein Leben in seinem Licht. Gehorsam gegenüber seinem Wort kann Wunder wirken. Gelebter Glaube ist etwas Grossartiges. Unser Glaube kann uns bewegen, aktiv machen, Kreativität entstehen lassen für Lösungen, die uns ohne Hoffnung auf den HERRN gar nicht in den Sinn gekommen wären. Möge der HERR jedem und jeder von uns solchen Glauben schenken. Und den unbedingten Willen, auch andere Menschen zu einem lebendigen Glauben zu führen. Denn Errettungswillen und Fürbitten hört der HERR und freut sich riesig darüber. Das bewegt wiederum ihn – und so werden noch ganz viele Menschen zum Glauben und zur Errettung kommen!