Guten Tag! Es freut mich von Herzen, dass wir nun, nach meiner Abwesenheit von mehr als einem Monat, wieder alle zusammen hier zum Gottesdienst versammelt sind. Dieser Sommer war für uns alle erlebnisreich, manchmal turbulent und auch mal anstrengend, aber auch mit vielen wunderschönen Momenten gesegnet. Was heisst: Wir haben Gottes Führung und Gnade in vielfältiger Weise erlebt. Wir haben seine Hilfe bekommen, sein Timing und seine Weisheit erlebt, seine Liebe in unseren Herzen gespürt und seine Freude miteinander geteilt. Gott sei Dank hat der HERR der Familie Seo die Reise nach Korea erlaubt und ihr gegeben, dort alles Administrative zu erledigen! Gott hat Ruth geholfen, den Numerus Clausus zu bestehen und er hat die Teilnahme von Ruth und Esther an der Encounter-Konferenz reich gesegnet. Und Sibylle Grace und mir hat er wunderschöne, genussvolle, spannende und geistlich lehrreiche Wochen in Griechenland geschenkt.
Als Leitwort für meine Griechenland-Reise habe ich Johannes 4,31-38 ausgewählt. Mein Wunsch war, selber wie Jesus die Vision von erntereifen Feldern zu bekommen, um in Griechenland Gottes Werk zu dienen. Seine Hoffnung geistlichen Wirkens wurde tatsächlich auch zu meiner Hoffnung, Halleluja! Der Leitvers von meinem Leitwort der Reise ist Vers 35, lesen wir diesen gemeinsam:
Sagt ihr nicht selber: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht auf die Felder: sie sind schon reif zur Ernte.
Johannes 4,35
Teil 1: Geistliche Speise – Athen und Ikaria (16.7.-26.7.2022)
Lesen wir gemeinsam den Vers 34: «Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk.» Am ganz frühen Morgen des 16. Juli brachen wir auf zu unserer Reise nach Griechenland. Schon vor dem Losgehen hatte ich die süsse Gewissheit: Gott würde während der ganzen Hinreise seine Hand über uns halten. Und so war es. Trotz der vielen Leute am Zürcher Flughafen und entgegen den Medienberichten, verlief alles rasch und problemlos beim Check-In. Selbst eine Bordkarte mit fehlerhaftem Strichcode brachte uns nicht dauerhaft aus der Sicherheit, gut nach Griechenland zu gelangen. Und tatsächlich: Etwas verspätet, aber reibungslos ging unser Flug nach Athen. Wir checkten ins Hotel ein und gönnten uns dann ein feines Nachtessen am kleinen Hafen nahe von Piräus. Als wir dort sassen, liefen griechische Lieder. Eines davon war mir wie eine Verheissung. Darin heisst es sinngemäss: «Wir werden Träume leben, die sich jahrelang versteckt hatten.» Wenn das mal nicht zutreffend war, ein Sommer ohne Beschränkungen nach den beiden Corona-Jahren mit den Massnahmen! Gott würde uns viel Freude und Unbeschwertheit geben. Und dem war dann auch so.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Schiff auf die Insel Ikaria, eine ruhige, angenehme Fahrt. Dann fuhren wir per Taxi an unseren Ferien-Wohnort Gialiskari und bezogen unser Mietzimmer. Am selben Tag noch gingen wir an ein traditionelles Kirchfest; endlich fanden solche Feiern wieder statt! Es folgten neun wunderschöne, unbeschwerte Tage auf der Insel, in denen wir Freunde besuchten, im Meer badeten, Ausflüge machten und gut assen und tranken. Wir waren hocherfreut über das Wiedersehen mit den Leuten, die wir dort kennen, und über die Gemeinschaft mit ihnen. In den ersten Tagen boten sich, ausser Fürbitten, allerdings nicht viele Gelegenheiten zum Wirken für Gottes Werk. Aber geistliche Boosts hatte es dennoch, seien es die Sonntags-Kurzgottesdienste, die wir sehr genossen, Gespräche zu zweit über Glaubensdinge oder Dankbarkeit für wunderschöne Momente. Ein Gedanke setzte sich bei mir in Kopf und Herzen fest, und den dachte ich danach immer wieder: Dem, der mich derart segnet, muss ich einfach mein Herz geben können! Einmal mehr waren wir dort, um zu segnen, und siehe, wir wurden gesegnet. Unsere erste Gelegenheit, mit Dritten über Geistliches zu sprechen, bot sich am 20. Juli. Wir plauderten im Meer mit einer griechischen Mit-Touristin und hatten es von Gottes Gnade und Gottes Gesetz. Wie waren wir dankbar für die Gebetserhörung, endlich so wirken zu dürfen! Endlich durften wir die Speise kosten, die die Welt nicht kennt, nämlich Gottes Willen auf diese Weise zu tun. Zwei Tage später hatten wir es im Gespräch mit einer lieben Freundin über Jesu Lehre und nahmen auch die Gebetsanliegen dieser lieben Frau auf. Auch ein weiteres Fürbitte-Anliegen nahmen wir auf, nämlich für die Gesundheit einer Taxifahrerin, mit der wir auf Ikaria immer wieder mal unterwegs sind. Sibylle brachte mich darauf, für sie zu beten, als die Fahrerin ihr Gesundheitsproblem schilderte, und sagte zu mir: «Das setzt eine dicke Fürbitte!» Am 24. Juli machten wir einen Besuchstag bei Freunden in der näheren Umgebung. Dabei hatten wir T-Shirts mit Bibelsprüchen auf Griechisch an. Einige Personen bekamen die Psalmworte, die es waren, zu lesen, und manche liessen sich davon berühren. Wunderschön!
Nicht nur wir lehrten, sondern wir bekamen auch eine geistliche Lehre, in Form eines lieben Freundes, der auch Taxi fährt. Den strapazierten wir in unserem Leichtsinn, indem wir ihn zu nächtlicher Zeit bestellten und ihn auch mal warten liessen – Gott möge es uns verzeihen. Und der Mann, Zacharias heisst er, war uns nach alldem noch immer wohlgesinnt! Das sahen wir als direktes, lebendiges und starkes Symbol für Jesu Liebe. Egal, was wir tun, Jesu Liebe ist absolut unverändert. Gott segne Zacharias! Wir hatten es weiterhin super schön in unseren letzten Tagen auf der Insel. Gott gab uns immer sein Timing für die Ausflüge und sorgte dafür, dass die Personen, die wir wollten und brauchten, immer da waren. Und so blieben wir happy, auch als wir am Nachmittag des 26. Juli mit dem Schiff weiter auf die nächste Insel, Chios, reisten.
Teil 2: Erntereife Felder und Erntefreude – Chios (26.7.-6.8.2022)
Lesen wir gemeinsam den Vers 36: «Wer erntet, empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, auf dass sich miteinander freuen, der da sät und der da erntet.» Nach einer problemlosen Überfahrt nach Chios kamen wir dort gegen Abend an. Gott gab uns, dass wir trotz einer kleinen organisatorischen Panne das Mietzimmer gut beziehen konnten. Am nächsten Tag gab es dann ein grösseres Problem: Als ich im Internet-Café ins Netz ging, funktionierte mein E-Mail-Zugang nicht mehr! Ich war aufgeschmissen, aber Sibylle fungierte als meine Hirtin: Sie betete, bekam Weisheit und gab mir den entscheidenden Tipp, wie ich doch noch den Zugang zu meinen E-Mails bekommen konnte. Wie war ich dankbar, dass das Problem gelöst war! Auch sonst war Sibylle offen für den HERRN und auch für sein Wort. In diesen Tagen machte sie es sich zur Gewohnheit, täglich eine mündliche Kurz-Stellungnahme zu einem Bibelvers zu machen. Das war für mich sehr kostbar.
Es folgten weitere glückliche, unbeschwerte Tage. Auch auf Chios waren Ausflüge, Besuche und Meerbäder angesagt. Am zweiten Abend auf der Insel telefonierten wir mit unseren Eltern, wobei wir nicht nur News und herzliche Worte austauschten, sondern bei meiner Mutter auch Geistliches thematisierten. Sie war wider Erwarten offen für unser Kürzest-Zeugnis von Gottes Führung in Griechenland. Am Abend des 28. Juli besuchten wir Freunde, mit denen wir andere Jahre schon Glaubensdinge thematisiert hatten. Eine Freundin von uns wandte sich aus Eigeninitiative spontan mit Gebetsanliegen an uns mit der Bitte, für sie zu beten. Das brachte uns auf eine wunderschöne Weise neu auf den Schirm bzw. ins Herz, wofür wir vor allem im Land waren: um als Hirtinnen zu fungieren! Auch als wir die besagten Freunde zwei Tage später wieder besuchten, konnten wir Gebetsanliegen aufnehmen, diesmal von einer uns bis dahin unbekannt gewesenen, lieben Frau. Es schwirrten Liebe und Gottes Nähe in der Luft, sodass wir es alle spürten. Und so freuten sich sozusagen die, die säten und die, die ernteten, miteinander. Noch einmal konnten wir auf Chios als Hirtinnen wirken: Wir konnten einem Freund von uns, der Magenbeschwerden hatte wegen eines schlechten Essens, effizient helfen. Ein Medikament und ein Erfrischungsgetränk mit gesundheitsfördernder Wirkung, die wir ihm gaben, stellten seine Gesundheit wieder her. Auch darin war einfach eines zu spüren: Gottes reiche Gnade.
In den betreffenden Tagen geschah einmal etwas Seltsames, das uns Ehrfurcht vor Gott gab. Gott verkürzte für uns einen Weg, einen Aufstieg zu Fuss, den wir sonst wohl nicht geschafft hätten. Als wir nächstes Mal den Weg hinunter gingen, war er wieder gleich lang wie sonst. Ein Schuppen, Wegmarkierungen und eine Doppelkurve, die sozusagen wieder neu da waren, waren der Beweis dafür, dass wir uns nicht geirrt hatten. Die Sache war zu gross, um sie zu erfassen, und aus Furcht befassten wir uns auch nicht lange mit ihr. Doch so bekam ich den Wunsch, Gottes Zeichen nicht auszuweichen, selbst wenn sie zum Fürchten sind.
Weiterhin blieb uns Gottes reichen Segen für uns bewusst. Wir waren dankbar für zahlreiche traumhaft schöne Momente. Unser Herz war offen, aber auch sehr empfindlich. Dies veranlasste mich einmal dazu, folgende Worte an Gott zu richten: «HERR, unser Herz ist hier zu geschmolzenem Wachs geworden; nimm ihn, forme ihn zu deinem Heiligtum, mache ihn fest!» Für die Zeit in Griechenland hatten wir den Vorsatz gefasst, Keuschheit zu üben. In unserer Freude hielten wir uns dann allerdings nicht immer daran. Und so assen wir ein paar Tage lang extrem viel und tranken zudem starke Getränke oder zu viel Wein. Doch da griff Gott ein: Durch Verdauungsprobleme bei mir waren wir zwei Tage lang gezwungen, Mass zu halten und keinen bzw. nur wenig Alkohol zu trinken. Danach aber gab mir Gott meine Gesundheit wieder – was mir wie das Leben im Garten Eden vorkam. Und so waren Sibylle und ich beide kerngesund, als wir am Vormittag des 6. August unsere Reise fortsetzten.
Teil 3: Ihr seid in ihre Arbeit eingetreten – Kreta (6.8.-18.8.2021)
Lesen wir gemeinsam den Vers 38: «Ich habe euch gesandt zu ernten, wo ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.» Auf der Insel Kreta erfuhren wir vielleicht noch mehr als auf anderen Inseln, wie man uns segnete, während wir doch eigentlich gekommen waren, um zu segnen. Gottes unverdiente Liebe und Gnade wirkten wieder unter uns. Am frühen Abend des 6. August erreichten wir nach einer bequemen Flugreise unsere nächste Feriendestination. Wir landeten in der Stadt Chania und Gott gab es, dass unsere Vermieterfamilie da war und wir problemlos in unser Mietzimmer kamen. Schöne Gemeinschaft mit der Familie inklusive. Das Organisationsglück hatten wir nicht zuletzt, weil Gott unser Vertrauen in ihn segnete. Als wir zu lange auf die Koffer gewartet und noch nicht gewusst hatten, ob wir wirklich unser Mietzimmer haben würden, hatten wir nämlich bereits gebetet: «Danke, HERR, dass alles in Ordnung ist.» Und so geschah es, wie wir geglaubt hatten.
Am zweiten Abend auf Kreta erlebten wir etwas Unvergessliches. Wir sind grosse Fans von Kretas Musik und lieben es, mit bekannten Musikern und Sängern von der Insel in Kontakt zu treten. Wir besuchten ein Konzert des von der Region stammenden Lokal-Stars Giorgos Maggelìs. Wir genossen das Hören der wunderschönen Musik und es gab auch mal die Möglichkeit zum Tanzen. Nach dem Konzert gaben wir Herrn Maggelìs eine kleine Widmung – ein griechisches Kurzgedicht von uns, von dem der Star ganz begeistert war! Er las das Gedicht am Mikrofon vor und fand süsse Worte des Lobes für uns. Wir waren beide hin und weg. Diese Freude mag weltlich gewesen sein, aber wir hatten beide das Gefühl, dass die Sache direkt mit Jesu Liebe verbunden war.
Auch auf Kreta genossen wir das Ferienleben, wie wir es gewohnt sind. Auch jetzt hatten wir es noch auf dem Schirm, Menschen über den HERRN zu erzählen, hatten aber deutlich weniger Gelegenheiten dazu als noch auf den ersten beiden Inseln. An einem Tag redeten wir mit einer Bekannten, welche gesundheitliche Probleme hat. Sibylle gab ihr Wünsche mit, die genau wie eine kurze Fürbitte für die Frau gestaltet waren. Ich bin sicher, dass der HERR sie als Gebet aufgefasst hat und sie erhört. Zweimal waren wir auf Kreta je alleine unterwegs und kamen dann am Abend wieder zusammen. Wir besuchten je Freunde und Bekannte, die nur eine von uns kennt. Beide Male wurde es sehr schön. Auf der ersten Alleinrunde hatten wir wieder unsere T-Shirts mit den Psalmsprüchen auf Griechisch an. Den meinen las ich mehreren Personen vor und konnte auch zwei kurze Gespräche über Gott, der unser Hirte ist, führen. Vor der ersten Alleinrunde tauschten Sibylle und ich konkrete Gebetsanliegen miteinander aus – und erfuhren während des Tages eindrücklich, wie sich diese erfüllten. Es waren Anliegen zu Timing, Gesundheit, Sicherheit und Hirtinnen-Sein. Das war echt schön. Auf der zweiten Alleinrunde passierte bei uns beiden nicht so viel, und dennoch erfreuten wir uns an dem Ausflug. Ich lernte einen sympathischen Taxifahrer kennen, mit dem ich dann zusammen mit einer Freundin in einem Bergdorf Essensgemeinschaft hatte. Sibylle wanderte durch eine wunderschöne Landschaft und bestaunte die Schöpfung Gottes, in welcher stets die Liebe des HERRN mitschwingt. Geistliche Anregungen bekam ich auf Kreta, wie auf den anderen Inseln, durch das Schreiben der Stellungnahmen zu Bibeltexten am Morgen. Diese schrieb ich jeden Tag, ausser am letzten Tag, als ich keine Schreibgelegenheit hatte, da hielt ich die Stellungnahme mündlich. Mancherlei geistliche Erkenntnis ging mir beim Schreiben durch den Kopf. Eine davon ist diese: Die Sünden, die wir begehen, sind ein «Ersatz» für den inneren Frieden und für die Freude, die wir bei Jesus finden können. Als ich dies überlegte, bekam ich erneut bzw. verstärkt den Wunsch, Jesus als meine Freudequelle zu suchen und zu finden.
In der Mitte unserer Kreta-Ferien wurde unser Geld knapp: Wir hatten kaum mehr Euros, aber dafür noch Schweizerfranken. Die Banken aber waren aus irgendeinem Grund geschlossen und die Wechselstube, in die wir sonst immer gegangen waren, war nicht mehr zur Verfügung. In unserer finanziellen Not beteten wir zum HERRN, dies im Vertrauen auf seine Hilfe. Und so kam es, dass er unsere Augen erleuchtete, eine neue Wechselstube zu finden! Eigentlich lag diese dort, wo wir immer mal wieder durch spazieren, aber bis jetzt hatten wir das unauffällige Geschäft nicht wahrgenommen. Als wir die Franken in Euros gewechselt hatten, waren wir Gott so dankbar, dass wir beide laut «Halleluja!» riefen und das genauso meinten, wie wir es sagten.
Am 15. und 16. August machten wir einen zweitägigen Ausflug in den Osten der Insel Kreta. Endlich wieder, nach drei Jahren, sahen wir die Stadt Sitìa, die uns sehr gut gefällt, wieder. Dort assen wir köstliche ganz lokale Spezialitäten. Die Nacht wurde dann aber zum Abenteuer: Es war nirgends mehr ein Hotelzimmer frei, und so mussten wir draussen schlafen. Gott aber berührte das Herz des Chefs vom Spezialitätenrestaurant für uns, sodass wir vor Dieben und vor dem grössten Wind geschützt schlafen konnten – im Halbinnenraum des Restaurants. Am nächsten Tag machten wir einen kurzen Ausflug durch die total schöne Landschaft der Gegend östlich von Sitìa; dann fuhren wir mit dem Bus zurück und machten einen Zwischenhalt in Heraklion. Dort hatten wir eine weitere Gelegenheit, als Hirtinnen zu fungieren: Da war eine ausländische Familie, die aus irgendeinem Grund von einem Sicherheitsangestellten angeherrscht wurde. Wir erfuhren, dass die Familie nicht genug Geld hatte, um die Busfahrt zu bezahlen an den Ort, an den sie wollte. Sibylle half ihr und gab ihr das restliche Geld, das sie für die Fahrt benötigte. Damit tröstete sie die Familie zugleich über das Erlebnis mit dem Sicherheitsbeamten. Somit war sie der Familie gleich ein doppelter Segen.
Die letzten beiden ganzen Tage auf Kreta wurden dann zu einem grossen Teil mühsam. Uns hatten in den Ferien so lange die Klimaanlagen angeblasen, dass wir erkältet wurden. Ein Husten plagte Sibylle. Dazu kam ein Problem, das wir unter uns haben; dieses rührt von einem traumatischen Erlebnis in meiner Jugendzeit her. Und so machten sich unter uns immer wieder grosse Spannungen bemerkbar, die sich manchmal in Streitereien entluden. Die Unbeschwertheit, die uns in den Ferien so wichtig ist, war zu einem grossen Teil weg. Das hatte zwar den Vorteil, dass mir der Abschied von Griechenland viel weniger schwer fiel, aber es war dennoch schade, dass wir die Zeit manchmal nicht geniessen konnten. Und dennoch gab es schöne Momente, gerade wenn wir liebe Leute um uns hatten. Die Spannungen brachten mich aber auch dazu, über mich und mein Alltagsleben nachzudenken. Dabei gewann ich eine sehr wichtige Erkenntnis: Ich soll authentisch sein und mich für andere Menschen nicht verbiegen. Ich soll nicht immer nur etwas für andere tun, sondern auch mal etwas für mich selbst. Diese Erkenntnisse sind auch für mein Leben als Christin relevant. Und ich bin sicher, dass die Umsetzung im Alltagsleben mich nicht zur Egoistin machen wird, sondern zu einer entspannteren, umgänglicheren Person, mit der es angenehm ist, zusammen zu sein.
Am letzten Abend auf Kreta erlebten Sibylle und ich eine besondere Gebetserhörung. Zwei Tage zuvor hatten wir in einem Taxi unseren Ausflugsrucksack vergessen. In dem befanden sich allerdings sowohl unsere Reiseunterlagen als auch meine Bibel. Es gab so viele Taxis, wie sollten wir da den Fahrer finden, in dessen Kofferraum wir den Rucksack gelassen hatten? Wir beteten also, wobei wir den Rucksack in Gottes Hand wussten. Als wir dann an dem Abend zum Taxistand gingen, von dem wir zwei Tage zuvor weggefahren waren, geschah ein kleines Wunder: Da war der gefragte Taxifahrer, und er hatte uns den Rucksack! Es gibt keine Zufälle, sondern der HERR regelt alles und hilft uns. Das sagten wir denn auch dem Taxifahrer. Den letzten Abend verbrachten wir in der Stadt Rethymno, im Restaurant von lieben Leuten, die wir schon lange kennen. Noch immer hatte es aber grosses Spannungspotenzial zwischen Sibylle und mir. Ich wollte auf keinen Fall, dass unsere im Restaurant arbeitenden Freunde hinter einen Streit kamen. Als ich mich im Restaurant niederliess, betete ich in Gedanken: «HERR, ich bin in deiner Hand.» Ich begab mich förmlich in die Abhängigkeit vom HERRN, der allein dafür sorgen konnte, dass der Abend dennoch gelang. Gott erhörte mein Gebet und der Abend wurde sehr schön.
Am Morgen des 18. August brachen wir früh auf. Gott gab es, dass wir die Vermieterin unseres Zimmers noch kurz sahen, sodass wir ihr den Schlüssel übergeben konnten. Dann fuhren wir per Taxi zum Flughafen. Die Rückreise gestaltete sich absolut problemlos. Es hatte nicht zu viele Leute am Flughafen, wir warteten nicht lange vor dem Check-In, und vor allem: Es gab kein mühsames PLF-Formular mehr, dem wir nachrennen mussten. Entsprechend locker war die Stimmung. Der Flug war ruhig trotz ein paar Turbulenzen, dafür hatte es viele spannende Wolken zum Beobachten. Pünktlich landeten wir am frühen Nachmittag wieder in Zürich. Bei der Gepäckrückgabe kamen unsere Koffer sehr schnell, was wir als Zeichen von Gottes Gnade sahen. Nach einem kleinen Einkauf im Coop des Flughafens und ein bisschen Wartezeit, trennten sich dann unsere Wege zum ersten Mal seit gut einem Monat. Sibylle fuhr mit dem Zug nach Basel und ich nach Bern. Wir beide waren zwar müde, aber erfüllt von den schönsten Eindrücken der Ferien. Unsere Batterien waren wieder aufgeladen, unsere Stimmung locker, und manche Leute, die uns sahen, lächelten uns an. Wir blicken noch immer äusserst gerne auf unsere Zeit in Griechenland 2022 zurück. Die Erinnerungen sind wertvoll für uns. An die Ausflüge, an die Gemeinschaft mit Freunden und Bekannten, an das erfrischende Meer, an die landschaftlichen Schönheiten. Und an Gottes Gnade, Liebe, Segen, Nähe und Begleitung, die sich wie ein roter Faden durch unsere gesamte Zeit in Griechenland gezogen haben. Dank sei dem HERRN!
Zum Schluss:
Lesen wir nochmals den Leitvers, den Vers 35: «Sagt ihr nicht selber: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht auf die Felder: sie sind schon reif zur Ernte.»
Zu Beginn meiner Kurzzeitmissions- und Ferienreise hatte ich den Wunsch, die Reise mit Jesu Augen zu sehen, mit der Vision der erntereifen Felder. Zu Beginn dachte ich immer wieder daran, aber danach hatte ich das Leitwort meiner Reise nicht mehr wirklich auf dem Schirm. Dafür waren andere Bibelworte wichtig. Ich danke dem HERRN, dass ich dennoch säen und ernten konnte. Sibylle und ich hatten einige Gelegenheiten, anderen Gottes Wort weiterzugeben oder ihnen etwas über den HERRN zu sagen. Dafür bin ich Gott sehr dankbar. Möge er mir auch helfen, die geistlichen und lebenspraktischen Erkenntnisse, die ich in der Zeit dort gewonnen habe, hier in meinem Alltagsleben umzusetzen. Möge er auch Sibylles Herz für ihn offen halten und ihr viel Freude an Gottes Erlösungswerk geben. Und möge der HERR uns geben, dass wir alle uns noch sehr lange an diesen intensiven, speziellen, international ausgerichteten Sommer erinnern. Der Sommer 2022, das war und ist der Sommer des HERRN.