Die Liebe baut auf

1.Korinther 8,1-13

Was aber das Götzenopfer angeht, so wissen wir, dass wir alle die Erkenntnis haben. Die Erkenntnis bläht auf; aber die Liebe baut auf.

1. Korinther 8,1

In dem vorherigen Kapitel hat Paulus auf die Frage der Gemeinde in Korinth geantwortet, ob es besser sei, ledig oder verheiratet zu sein. Jeder kann selber entscheiden, ob man verheiratet oder nicht verheiratet ist. Wichtig ist es, was man ungehindert dem Herrn dienen kann. Diese Auswahl sollen wir uns nach der Führung Gottes im Gebet entscheiden. In Kapitel 8 antwortet der Apostel Paulus darauf, ob man das Götzenopferfleisch essen darf oder nicht. Die korinthische Gemeinde ist in dieser Frage gespalten gewesen. Paulus antwortet sicher, dass man das Götzenopferfleisch essen oder nicht essen darf. Das ist auch eine freie Auswahl. Aber er hat ermahnt, dass man sicher darüber nachdenken soll, was die Liebe zu anderen Gläubigen ist. In diesem Sichtpunkt ist es sehr wichtig, was für eine Rolle die Erkenntnis und die Liebe in der Gemeinde spielt. Wir sollen immer darauf aufmerksam machen, dass es nicht so gut ist, nur die Erkenntnis ohne Liebe oder die Liebe ohne Erkenntnis zu betonen. 

 Dies war ein heikles Thema, weil das meiste Fleisch, das auf den Märkten in Korinth verkauft wurde, von Opfern in heidnischen Tempeln übrig geblieben war. Diejenigen, die sich auskannten, waren der Meinung, dass es nichts Schlimmes war, es zu essen, weil es keine Götzen gab, aber diejenigen, die sich nicht auskannten, konnten es nicht essen, weil sie es für eine Sünde hielten, sich am Götzendienst zu beteiligen. Paulus begann seine Ausführungen damit, dass er die Erkenntnis tadelte, die ihnen den Verzehr erlaubte.

 Betrachten wir Vers 1: «Was aber das Götzenopfer angeht, so wissen wir, dass wir alle die Erkenntnis haben. Die Erkenntnis bläht auf; aber die Liebe baut auf.» Es geht um das Götzenopferfleisch in der Gemeinde in Korinth. Die Gemeinde kennt sich gut über das Götzenopferfleisch aus. Sie wissen schon, dass es zwei Sichtweisen in der Gemeinde gibt, ob man Götzenopferfleisch essen oder nicht essen darf. Was ist die Erkenntnis? Durch die Erkenntnis bekommen die Gläubigen die Freiheit in Christus. Die Freiheit macht die Gläubigen von den gebundenen Dingen befreit. Sie sind unter der Finsternis gewesen. Sie sind unter dem Zorn Gottes gewesen. Durch das Gesetz konnten sie nicht befreit werden. Jesus spricht auch im Johannesevangelium 8, 31 und 32: «Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meiner Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.» In Wirklichkeit hat Jesus uns die wahre Freiheit von der Sünde und von dem Tod geschenkt. Diese Freiheit können wir alle geniessen. Paulus hat auch im Römer 1, 1 und 2 gesagt: «So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.» Die Unwissenheit ist in der Tat ein grosses Problem. Wegen der Unwissenheit sind wir alle ein Volk der Hoffnungslosigkeit gewesen. Wegen der Unwissenheit haben wir Götzen gedient. Der Prophet Hosea hat auch über die Unwissenheit gewarnt: «Zugrunde geht mein Volk, weil es ohne Erkenntnis Gottes ist. Weil du die Erkenntnis verworfen hast, weil ich dich auch verwerfen, dass du nicht mehr mein Priester sein sollst. Weil du die Weisung deines Gottes vergessen hast, weil ich auch deine Kinder vergessen.» (Hosea 4, 6) Wenn wir Gott nicht erkannt haben, sind wir in allen Bereichen zugrunde gegangen. In uns gibt es kein Leben und kein Licht. Durch den Glauben an Jesus haben wir endlich das wahre Leben, die wahre Vergebung, den wahren Frieden und das wahre Licht gehabt. Die Erkenntnis Gottes ist wichtig. 

 Stellen wir uns das Volk vor, das ohne Erkenntnis Gottes war. In der Zeit der Richter war Israel in der Finsternis. Israel kämpfte gegen die Philister. Im ersten Kampf gegen die Philister wurden die Israeliten gross geschlagen. Darum dachten sie, dass sie die Bundeslade als einen Zauberstange zum Sieg gebrauchen könnten. Aber sie wurden besiegt. Die Philister brachte die Bundeslade als Kriegsbeute neben ihren Götzen Dagon. Sie dachten, dass sie viele Segen bekommen würden, wenn sie mehrere Götzen bei ihnen sammelten. Wie dumm war es, dass sie den lebendigen Gott wie einen Götzen behandelten. Gott zerstörte ihren Götzen, Dagon. Das war die Götzen, die mit dem Holz oder mit Metall durch die Hand der Menschen gemacht wurden. (1.Sam 4 und 5) 

 In diesem Sinne gab es zwei Gruppen, die über das Götzenopferfleisch dachten.  Es sind die Starken und die Schwachen im Glauben.

 Die Starken waren von dem Götzen befreit, weil sie nichts mit ihnen zu tun hatten. Betrachten wir die Verse 4 bis 6: «Was nun das Essen von Götzenopferfleisch angeht, so wissen wir, dass es keinen Götzen gibt in der Welt und keinen Gott als den einen. Und obwohl es solche gibt, die Götter genannt werden, es sei im Himmel oder auf Erden, wie es ja viele Götter und viele Herren gibt, so haben wir doch nur einen Gott , den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm, und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn.» Die Starken wussten Gott mit festem Glauben. Ihre Behauptung war richtig, dass es keinen anderen Herrn ausser Jesus Christus gab. Darum war es für die Starken egal, ob sie das Götzenopferfleisch unbegrenzt essen durften oder nicht. Das war ihre Erkenntnis, weil die Götzen nichts sind. Aber diese Erkenntnis machte arrogant und baute nicht die Liebe in der Gemeinde auf. Die Erkenntnis ist sehr wichtig, aber nicht das Ziel des Glaubens. Das ist ein Grund zur Rettung. Die Rettung ist dennoch nicht alles im Glaubensleben.

  Was sollte unser Ziel des Glaubens sein? Das ist die Liebe. Die Liebe baut die Gemeinde auf. Wie gut kennen wir uns wirklich mit Gott aus? Unser Wissen über Gott ist tatsächlich ganz klein, fast nichts. Wie können wir Gott mit unserer kleinen Erkenntnis über Gott umfassen? Wir wissen Gott nicht. Darum sollen wir demütig sein. «Wenn jemand meint, er habe etwas erkannt, der hat noch nicht erkannt, wie man erkennen soll. Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.» (V.2-3) Wer Gott kennt, wird er die Liebe Gottes erkennen. Das heisst, dass die Erkenntnis von Gott zu der Liebe Gottes führt. Das heisst, je mehr wir Jesus erkennen, desto mehr werden wir die Liebe Gottes erkennen. 

 Wir machen regelmässig das Bibelstudium und haben täglich Andachtsstunde. Wir schreiben die Stellungnahme gemäss dem Wort Gottes und der Sonntagsbotschaft. Wir lernen Jesus schon kennen, dass er der Christus, des lebendigen Gottes Sohn ist. (Mt 16,16) Wir wissen mehr und mehr über die Bibel durch das Bibelstudium. Das kann aber uns in Gefahr bringen, dass wir arrogant und stolz werden, weil wir die Bibel lange Zeit studiert haben. Unser Wissen ist wirklich noch grösser. Aber die Erkenntnis ist nicht falsch. Wie wir wissen, sind Götzen nichts und es gibt nur einen Gott. Was den Götzen geopfert wird, ist sinnlos. Alles kommt von Gott und ist für Gott, und es gibt nur einen Herrn, Jesus Christus. Aber Paulus ermahnt uns. Die Erkenntnis bläht uns selbst auf, aber die Liebe baut einander auf. 

 Wege der Erkenntnis über Gott können die Gläubigen arrogant und stolz werden. Aber es gibt Schwache in der Gemeinde. Sie waren diejenigen, die kein Götzenopferfleisch essen konnten. 

 Betrachten wir Vers 7: «Aber nicht alle haben die Erkenntnis. Einige essen’s als Götzenopfer, weil sie immer noch an die Götzen gewöhnt sind; und so wird ihr Gewissen, weil es schwach ist, befleckt.» Einige Gläubige waren sich über diese Erkenntnis nicht in Gewissheit und meinten, dass sie keine Götzenopfer essen sollten. In der Frage des Verzehrs von Götzenopfern haben wir bereits genügend Wissen. Dieses Wissen besteht darin, dass ein Götze ein falscher Gott ist, ein totes Wesen ohne Macht und Fähigkeiten, und dass kein Schaden, keine Verletzung und kein Fluch daraus entstehen kann, wenn man ihm geopferte Speisen isst. Wenn wir aber dieses Wissen dazu benutzen, unsere Geschwister, die noch schwach im Glauben sind, durch den Verzehr von Fleisch auf die Probe zu stellen, bauen wir nicht die Tugend auf, sondern spalten die Gemeinde. Deshalb ermahnt uns Paulus, die Liebe um unserer Schwester und unseres Bruders willen zu wählen, egal wie richtig wir mit unserer Erkenntnis liegen. Er betont, dass diejenigen, die vorgeben, wissend zu sein, in Wirklichkeit unwissend sind, wenn sie ihre Geschwister, die im Glauben schwächer sind, durch den Verzehr von Götzenopfern in Versuchung führen, aber die Liebe ist der Erkenntnis weit überlegen. 

Es gibt keine Schuld an die Speise. Vers 8: «Aber die Speise macht’s nicht, wie wir vor Gott stehen. Essen wir nicht, so fehlt uns nichts, essen wir, so gewinnen wir nichts.» Speise an sich hat keine grossen Auswirkungen auf unsere Beziehung zu Gott. Wenn wir uns gewisser Speisen enthalten, so macht es uns in Gottes Augen nicht besser, noch macht uns die Teilhabe an bestimmten Speisen zu besonders guten Christen. Paulus sagt, dass die Speise uns weder aufbaut noch vor Gott niederreissen. Die Speise machen uns nicht heiliger und auch nicht geistlicher. Diejenigen, die essen, weil sie glauben, dass ihnen etwas Schlimmes zustossen wird, sind schwach im Gewissen, während diejenigen, die in der Erkenntnis essen, dass es nichts ausmacht, stark sind. Die Starken im Glauben hatten recht in ihrer Erkenntnis, aber falsch in ihrer Haltung. 

Welche Haltung sollen wir dann haben? Vers 9: «Seht aber zu dass diese eure Freiheit für die Schwachen nicht zum Anstoss wird!» Paulus sprach diese Worte an Gläubigen, die grenzenlos Fleisch assen, das Götzen geopfert worden war. Sie hatten keine Achtung vor ihren Brüdern und missbrauchten ihre Freiheit. Zwar waren die Götzen ein Schwindel und die heidnischen Opferrituale bedeutungslos, aber einige Christen mit empfindlichem Gewissen nahmen Anstoss am Verzehr von Götzenopferfleisch. Deshalb sagte Paulus, dass reife Christen das Fleisch von Götzenopfertieren meiden sollten, wenn sie sonst das Gewissen schwacher Christen verletzten.

 Lesen wir gemeinsam die Verse 10 bis 13: «Denn wenn jemand dich, der du die Erkenntnis hast, im Götzentempel zu Tisch sitzen sieht, wird dann nicht sein Gewissen, da er doch schwach ist, verleitet, das Götzenopfer zu essen? Und so geht durch deine Erkenntnis der Schwache zugrunde, der Bruder, für den doch Christus gestorben ist. Wenn ihr aber so sündigt an den Brüdern und Schwerstern und verletzt ihr schwaches Gewissen, so sündigt ihr an Christus. Darum, wenn Speise meinen Bruder zu Fall bringt, will ich nimmermehr Fleisch essen, auf dass ich meinen Bruder nicht zu Fall bringe.» Damit die Erkenntnis nützlich und tugendhaft ist, muss man bedenken, ob es den schwächeren Geschwistern nicht schadet, und wenn man das nicht tut, sündigt man. Deshalb erklärt der Apostel, wenn er seinen Bruder durch den Verzehr von Götzenopferfleisch zu Fall bringt, dass er für immer auf das Fleischessen verzichten wird. 

 Dies ist ein Ausdruck der Liebe von Christus. Ist nicht Christus für uns gestorben (11)? Wer wagt es, über die Brüder zu stolpern, die Christus geliebt und für die er sein Leben gegeben hat? Christliche Freiheit bedeutet nicht, dass alles erlaubt wäre. Sie bedeutet, dass unsere Erlösung nicht durch gute Taten oder die Erfüllung gesetzliche Bestimmungen erlangt wird. Sie ist ein unverdientes Geschenk Gottes. Die christliche Freiheit ist also untrennbar mit der christlichen Verantwortung verknüpft. Wir müssen darauf achten, empfindsame oder im Glauben noch unerfahrene Christen durch unser Beispiel nicht zu verletzen oder sogar zur Sünde zu verleiten. Wenn wir andere lieben, sollte unsere Freiheit uns nicht wichtiger sein als das Bemühen, den Glauben eines Bruders oder einer Schwester in Christus zu stärken. 

Was ist die Höchste der Erkenntnis? Paulus sagt in Philipper 3, 8: «Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn.» Petrus sagt auch in 2.Petrus 3,18: «Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus.» Was ist die höchste Stufe der Erkenntnis? Die höchste Stufe der Erkenntnis ist es, Jesus persönlich kennenzulernen und ihm gleich zu sein. Was haben wir durch Jesus kennengelernt? Das ist die Liebe Gottes. Das ist sehr wertvoll und wunderbar, dass wir die Liebe Gottes durch Jesus kennengelernt haben. Diese kostbare Erkenntnis bringt uns in die Liebe Gottes. In dieser Liebe sehen wir, was für ein grosser Sünder wir sind und wie viel mehr wir die Barmherzigkeit des Herrn brauchen. In Gottes Liebe sind wir nichts, und in dieser Liebe lernen wir sein Opfer am Kreuz und seine Hingabe kennen. Deshalb können wir nicht stolz sein, wenn wir Jesus kennen. Vielmehr empfangen wir die wunderbare Gnade, seine Demut und Liebe durch Jesus zu lernen. Seine Liebe veranlasst uns gleichzeitig, andere zu respektieren und sie besser als uns selbst zu betrachten. Durch seine Liebe lernen wir, uns um andere zu kümmern und sie so anzunehmen, wie sie sind. Das Wissen der Welt macht uns arrogant. Aber die Erkenntnis, die wir durch die Begegnung zu Jesus und die Kenntnis von Jesus erhalten, verwandelt uns mehr und mehr in den liebevollen Menschen.

 In Jesus haben wir die wahre Freiheit, aber diese Freiheit kann nur in der Liebe Jesu vollendet werden. Wir brauchen keinen starken Glauben für einen schwächeren Bruder; unser starker Glaube kann das sein, was ihn auf die Probe stellt. Jesus sagt, dass ein Senfkorngaube genug ist (Lk 17,6). Strebet nicht nach grossem Glauben, grosser Liebe oder grosser Macht. Das ist sehr gefährlich. Betet einfach demütig um ein Senfkornglauben. Das Werk des Herrn beginnt mit fünf Broten und zwei Fischen. (John 6,9) Lasst uns darüber nachdenken, ob wir andere schwachen Geschwister berücksichtigen und ob wir die Schwachen mit unserer Freiheit nicht zum Anstoss sind. Möge Gott jeden von uns helfen, dass wir unsere Brüder und Schwester mit der Liebe Gottes gut annehmen und die Schwachen in allen Bereichen berücksichtigen. Möge Gott uns helfen, dass wir für unser Stolz mit der Erkenntnis demütig Busse tun und die Gemeinde, den Leib Jesu Christi, gut aufbauen können.   

«Was aber das Götzenopfer angeht, so wissen wir, dass wir alle die Erkenntnis haben. Die Erkenntnis bläht auf; aber die Liebe baut auf.»

Halleluja, Amen.