Johannes 4,43-54
Guten Morgen! Es ist ein wunderschöner Tag. Der Sommer ist gekommen. Endlich. Wir hatten genug von der Kälte und vom unsteten Wetter. Aber nun ist es endlich angenehmes, warmes und zumindest meistens sonniges Wetter. Für mich ist es so, dass ich im Sonnenschein Gottes Liebe sehen kann, sowie auch in der blühenden, wunderschönen Natur. Aber wenn es regnet, versuche ich, dies auch als Gnade Gottes anzunehmen: Gott beschenkt die Natur, gibt ihr zu trinken. Manchmal braucht es Regen, bis wir erkennen, dass Gottes Liebe noch weiter geht, als wir das bis dahin gedacht haben. Sie scheint durch unsere Schwierigkeiten hindurch. Mit den Schwierigkeiten wirft uns Gott einen Anker zu. Schenkt uns eine Gelegenheit, ihn noch tiefer kennen zu lernen. Zu zweifeln, um nachher umso mehr zu glauben. Hinzuhören, wo wir in unserer Unbeschwertheit und Sorglosigkeit nicht hingehört hätten. So ging es denn auch dem Mann, der im heutigen Wort vorkommt, der zu Jesus kam.
Lesen wir zusammen den Titel meiner Botschaft: «Geh hin, dein Kind lebt!». Und lesen wir gemeinsam den heutigen Leitvers, Vers 50:
Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.
Johannes 4,50
Als ich über das heutige Wort nachdachte, ist mir eine Geschichte in den Sinn gekommen; die möchte ich euch hier erzählen: Es war einmal ein Mann, nennen wir ihn Robert. Dieser ging eines Tages im Wald nahe der Stadt, in der er wohnte, spazieren. Als er eine Zeitlang am Waldrand entlangging, sah er auf einmal etwas Wunderschönes: Da war ein Regenbogen, der sich über einen weiten Teil des Horizonts spannte. Der war leuchtender als die Regenbögen, die Robert bis dahin gesehen hatte. Und er blieb, verblich auch nach vielen Minuten nicht. Neugierig geworden, stieg Robert auf eine sich gerade in der Nähe befindliche Holzbeige, um das Phänomen etwas besser zu sehen. Da sah er, dass es rund um den Regenbogen glänzte, als wäre da eine riesige Ansammlung von Goldmünzen! Für Robert war es klar: Er wollte zu dem Regenbogen gelangen, der recht viel näher war, als es zunächst danach ausgesehen hatte. Wenn er von dem Glänzenden, das es dort gab, schon nicht reich würde, dann würde er sich zumindest an dessen Schönheit ergötzen können. Also lief Robert los. Als er einige Minuten gegangen war, musste er feststellen, wie der Boden, auf dem er ging, immer feuchter und morastiger wurde. Und auf einmal war da vor ihm ein Fluss mit moorigem Wasser. Diesen musste Robert überqueren, wollte er zum Regenbogen gelangen. Aber weit und breit war da keine Brücke. Da nahm der Mann einen Stecken und prüfte die Tiefe des Flusses, ob er vielleicht hindurch gehen konnte. Und musste feststellen, dass der Fluss zu tief war; er würde im Moorwasser versinken. Doch da stiess Robert mit dem Stecken auf einmal auf Widerstand. Er stellte fest, dass es ein Netz gab, das sich relativ knapp unter der Wasseroberfläche spannte. Als er die Tragfähigkeit des Netzes prüfte, merkte er, dass das Ding ihn trug. Und so konnte Robert den Fluss mühelos durchwaten. Und er ging weiter, auf den noch immer unverändert leuchtenden Regenbogen zu. Aber schon bald war da ein zweiter mooriger Fluss. Auch dieser hatte keine Brücke oder andere Möglichkeit, trocken an das andere Ufer zu gelangen. Doch als er sein Bein tastend in das Wasser hielt, merkte Robert, dass es auch diesmal ein Netz gab, welches sich durch den Fluss spannte. Dieses war deutlich instabiler als das erste. Aber Robert vertraute der Tragfähigkeit des Netzes. Zu Recht: Nur bis zu knietief stand ihm das Wasser, als er, auch diesmal unbeschadet, den Fluss durchquerte. Und er ging weiter. Doch schon bald kam er an einen ungleich breiteren Fluss mit Moorwasser, ebenfalls ohne Brücke oder Steg. Und diesmal gab es kein Netz in dem Fluss, auf dem Robert hätte gehen können. Eine Stimme in ihm sagte, er solle dennoch in den Fluss gehen. Als Robert dies wagte, sank er auf einmal erstaunlich schnell ein. «Hilfe!» schrie er, gleichzeitig wissend, dass ihn in der einsamen Gegend niemand hören konnte. Doch auf einmal geschah etwas Erstaunliches: Ein Tier schwamm unten durch und fing Robert auf. Trug ihn durch den Fluss, bis es ganz nahe am anderen Ufer war. Robert konnte sich dort an zwei Baumstämmen festkrallen und sich langsam aus dem Moorwasser hinausziehen. Und so kam es, dass er ganz zu dem Regenbogen gelangte. Unter diesem waren dann tatsächlich ganz, ganz viele Goldmünzen! Robert nahm sie an sich und wurde reich. So reich, dass ihm das Geld noch heute reicht, um sehr gut zu leben und auch ganz viel Wohltätiges auszurichten.
Bei seinem Erlebnis lernte Robert, zu vertrauen. Nämlich darauf, dass er die Moorflüsse überqueren konnte, ohne darin zu versinken. Ein Training in drei Stufen, sozusagen. Auch Gott gibt uns durch verschiedene Situationen Vertrauens-Training. Er will, dass wir an dem, was wir erleben, im Glauben wachsen. Auf sein Wort zu hören und sich auf dieses zu verlassen lernen. Gerade durch Schwierigkeiten setzen wir uns mit dem HERRN und seinem Wort auseinander. Dabei begegnen wir Ihm und bekommen geistliche Erkenntnisse. Plötzlich verstehen wir, wie ein konkretes Wort gemeint ist. Und was es uns über Jesus und seine Sicht auf die Dinge offenbart. Manchmal kämpfen wir auch, werfen Gott unschöne Dinge an den Kopf – was er verträgt – und lernen, dass wir mit unseren Vorwürfen gegen Gott Unrecht hatten. Nämlich weil wir auf einmal seine tiefe Liebe um und in uns spüren. Im heutigen Wort sehen wir einen Mann, der ebenfalls geistliches Training erfuhr. Und es so absolvierte, dass er danach echten, festen und andere mitreissenden Glauben hatte…
Teil 1: Glauben durch Zeichen und Wunder (Verse 43-48)
Lesen wir zusammen die Verse 43 und 44: «Aber nach zwei Tagen ging er von dort weiter nach Galiläa. Denn er selber, Jesus, bezeugte, dass ein Prophet daheim nichts gilt.» Jesus war zuvor in Judäa gewesen. Er hatte in Jerusalem das Passafest gehalten und dabei einige Zeichen und Wunder getan. Der Evangelist erwähnt nicht konkret, welche das waren, ausser der Reinigung des Tempels vor dem Fest. Der Rummel um Jesus muss dort enorm geworden sein. Jesus aber suchte nicht Ruhm, sondern hatte immer die einzelnen Menschen auf dem Schirm: Wie konnte er sie retten, wie konnte er sie zum Glauben bringen, sie über ihn lehren, sich als Gottes Sohn zeigen? Zudem sah er den Menschen direkt ins Herz und wusste, warum die Leute ihn suchten und umjubelten. Viele wollten einfach gerne Zeichen und Wunder sehen. Johannes 2,23-25 besagt: «Als er aber am Passafest in Jerusalem war, glaubten viele an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat. Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle und bedurfte nicht, dass ihm jemand Zeugnis gab vom Menschen; denn er wusste, was im Menschen war.» Jesus wusste, wie wetterwendisch die grosse Mehrheit der Leute war, die ihn nun umjubelten. Die, die heute «Hosianna!» schrien, würden morgen, wenn ihre Erwartungen an Jesus enttäuscht wurden, unter denen sein, die «Kreuzige ihn!» kreischten. Jesus war ihnen nicht böse dafür, denn er liebte sie. Aber es muss ihm wehgetan haben. Fand er doch keinen Zugang zu ihren Herzen. In seiner Heimat in Galiläa, wo auch seine Familie in Nazareth war, war für Jesus ein besonders hartes Pflaster, was sein Wirken betraf. Viele kannten ihn nur als den Sohn der Maria, unter einigermassen mysteriösen Umständen auf die Welt gekommen. Als Jüngling aus einer einfachen Handwerkerfamilie. Sie konnten nicht verstehen, wie jemand, der aus solchen einfachen Verhältnissen kam, so grosse Taten tun und so vollmächtig lehren konnte. Darum verachteten sie ihn in ihren Herzen. Diesmal aber, als Jesus nach Galiläa kam, gab es allerdings Menschen, die ihn aufnahmen. Lesen wir zusammen den Vers 45: «Als er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, die alles gesehen hatten, was er in Jerusalem auf dem Fest getan hatte; denn sie waren auch zum Fest gekommen.» Auch diese Menschen glaubten an Jesus, wie die Leute in Judäa. Aber auch sie hatten als Basis dieses ihren Glaubens die Zeichen und Wunder, die Jesus getan hatte. Nicht Worte Jesu, nicht persönliche Erlebnisse, sondern Sichtbares und auch Dinge vom Hörensagen. Das ist zwar gut und recht, aber für einen persönlichen, im Herzen gewachsenen Glauben genügt das nicht. Es ist wie ein «Schönwetter-Glauben», so nenne ich das. Wenn eine Wolke aufkommt, also wenn es eine Schwierigkeit gibt im Leben, dann zeigt sich, dass ein Glaube anhand von Zeichen auf wackeligen Beinen steht. Man bittet Gott, dass er das aufgetretene Problem lösen möge. Knüpft vielleicht sogar das weitere Glauben an die Erfüllung der Bitte, etwa: «Gott, wenn du mein Gebet nicht erhörst, glaube ich nicht mehr an dich!» Man befiehlt Gott, einem zu helfen, wobei man vergisst, dass niemand einen Anspruch auf die 1:1- oder Sofort-Erhörung von Gebeten hat. Man betet und bleibt doch in Unruhe. Irgendwie fehlt einem die Nähe zu dem, zu welchem man gerade am Beten ist. Es droht die Gefahr, dass Menschen, die nur aufgrund von Sichtbarem glauben, vom Glauben abfallen. Aber das muss nicht sein. Niemand, der sich ernstlich für Gott und Jesus interessiert, muss auf diesem Glaubenslevel des «Zeichen-Glaubens» verharren. Glaube ist immer ein Prozess. Der HERR will, dass wir im Glauben wachsen. Vielleicht sind zuerst die Zeichen, als Türöffner, als Neugierig-Macher auf den, der sie tut. Aber dann erfolgt das Interesse an Gott und Jesus selber. Für jeden gläubigen Menschen ist der Weg wieder anders, wie er oder sie im Glauben wächst, Jesus begegnet und die persönliche Beziehung mit Gott immer mehr vertieft. Ein besonders schönes Beispiel davon sehen wir am königlichen Beamten, um den es nun geht.
Lesen wir zusammen die Verse 46 und 47: «Und Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Und es war ein Mann im Dienst des Königs; dessen Sohn lag krank in Kapernaum. Dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa kam, und ging hin zu ihm und bat ihn, herabzukommen und seinem Sohn zu helfen; denn der war todkrank.» Wir wissen nicht genau, ob dieser Mann ein Jude oder ein Heide war, ich habe in verschiedenen Quellen unterschiedliche Informationen darüber gefunden. Aber fest steht, dass dieser Mann in einer äusserst verzweifelten Lage war. Sein all-geliebter Sohn war schwerkrank. Er litt an lebensbedrohlichem Fieber, und es gab nichts, was dieses Fieber senken konnte. Es gab im königlichen Umfeld die kompetentesten Ärzte und die bewährtesten Heilmittel, und der Beamte konnte seinem Sohn eine sehr gute Behandlung zukommen lassen. Koste diese, was sie wolle. Aber das Schlimme war: Nichts wirkte! Sein Sohn wurde immer kränker und immer schwächer. Da besann sich der Beamte auf einen Mann, von dem er gehört hatte, dass er allerlei Kranke heilen konnte: Jesus! Der wurde bald schon seine allerletzte Hoffnung. Eine so grosse Hoffnung, dass er eilends herausbekommen musste, wo dieser Jesus sich gerade befand. Und als er das erfahren hatte, nahm er von seinem Wohnort Kapernaum den rund 35 Kilometer langen Fussmarsch nach Kana auf sich, wo Jesus war. Was muss ihn das an Überwindung gekostet haben, seinen sterbenskranken Sohn in Kapernaum zurückzulassen! Was, wenn das Kind starb, während er abwesend war? Das würde er sich selbst niemals verzeihen können… Wir sehen, wie viel diesem Beamten an Jesus gelegen war. Er überwand auch alle sozialen Hürden, als Bediensteter des Königs zu dem einfachen Wanderprediger zu kommen. Das war für ihn plötzlich sogar ein Leichtes in der Situation. Sein Glaube, seine Hoffnung, sie beherrschten sein Herz: Dieser Jesus, der konnte ihm helfen und machen, dass sein geliebter Sohnemann nicht starb!
Der königliche Beamte brachte also seine dringliche Bitte vor Jesus, als er bei diesem war. Dabei sah er es als Notwendigkeit, vielleicht sogar als Selbstverständlichkeit an, dass Jesus mit ihm zum kranken Kind kam. Der Mann hatte eine genaue Vorstellung von Jesu Wirken. Wenn er ein Wunderheiler war, so konnte er doch durch Händeauflegen das Kind gesund machen. Noch reichte die Vorstellungskraft des königlichen Beamten nicht über dieses Bild von Jesus als Heiler hinaus. Aber er ahnte doch schon, dass Jesus mehr war. Sein Herz war bereits offen für Jesus. Das war die Basis dazu, dass er Jesus als Gottes Sohn erkennen würde. Aber dazu musste er zuerst Jesu unerwartete Reaktion erleben.
Lesen wir gemeinsam den Vers 48: «Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht.» Oberflächlich gesehen, war das eine harte, brüske Antwort. Der königliche Beamte hatte bestimmt Verständnis und Mitleid von Jesus erwartet. Nun aber kritisierte der ihn. Zwar richtete Jesus das Wort auch an die weiteren Menschen, die in Hörweite waren. Denn er war umgeben von Leuten, die nur Zeichenglauben hatten, und sagte ihnen das auch direkt. Vielleicht konnte er damit einige aufrütteln, zum Nachdenken bringen. Im Wesentlichen aber ging es Jesus hier um den königlichen Beamten. Seine Antwort zeigt, dass er mitten ins Herz des hohen Bediensteten sah. Das ist das Wunderbare an Jesus: Sein Reden, sein Handeln, sogar seine Art zu heilen sind bei jedem Menschen individuell, weil er uns abschliessend kennt! Es geht ihm um mich, um dich persönlich. Jeder Mensch, der Gemeinschaft mit Christus hat, hat Jesu ungeteiltes Herz, seine ungeteilte Aufmerksamkeit, seine geballte Ladung Liebe. Bei anderen Menschen, die Heilungsanliegen zu ihm brachten, ging Jesus mit den Menschen mit. Liess sich berühren oder berührte selber. Hier aber war der Fall anders. Jesus wollte dem königlichen Beamten zu Glauben verhelfen, der weit über den Glauben anhand von Zeichen hinausging! Also wählte er einen anderen Weg. Jesu Heilungskraft und Hilfe sind ganzheitlich. Er will uns bei unseren Anliegen helfen, aber gleichzeitig auch unseren Glauben stärken, uns geistlich gesund machen. Während wir meistens nur gerade das Problem auf dem Schirm haben, wegen dem wir zu Jesus kommen, denkt Jesus bereits weiter. Manchmal hat es einen grösseren geistlichen Nutzen, wenn er unser Anliegen nicht sofort erfüllt. Und manchmal hilft er auf ganz unerwartete Weise.
Teil 2: Glauben anhand des Wortes Jesu (Verse 49-54)
Auch der königliche Beamte dachte – sehr verständlicherweise – nur an sein Problem. Er hörte gar nicht richtig hin bei der Kritik. Stattdessen brachte er seine Bitte umso dringlicher vor: «Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt!» Die Formulierung der Bitte war noch von seinen menschlichen Erwartungen und Vorstellungen geprägt. Aber doch sprach der Beamte Jesus vertrauensvoll mit «Herr» an, sich ehrfürchtig unter ihn stellend, seine Übermenschlichkeit ahnend… Jesus war gerührt und voller Mitleid mit diesem Mann. Wenn er auch geistlich noch nicht weit war, war er doch bereit, zu lernen. Jesus wollte ihm Leben schenken, ein Leben mit ihm. Und zeigen, dass er selber das Leben ist. Darum wollte er auch den todkranken Sohn des hohen Beamten heilen. Lesen wir zusammen den Vers 50: «Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.» Manchmal ist ein einzelnes Wort des HERRN mächtiger als ein noch so grosses Zeichen und Wunder. Es macht «Boom!» im Herzen, und das Wort greift, wirkt, lebt, macht aktiv. Fester Glaube an das Wort entsteht. Es wird das ganz eigene Wort, vom HERRN ganz direkt zu einem gesprochen. Genau das passierte in dem Moment mit dem königlichen Beamten, als Jesus zu ihm sagte: «Geh hin, dein Sohn lebt!» Das war sein Glaubens-Booster. Im Geist muss der Mann deutlich vor sich gesehen haben, wie sein Sohn sich aufrichtete, wie seine Fieberkrämpfe nachliessen und wie seine Gesichtsfarbe bereits ein bisschen gesunder wirkte. Es gab keinerlei äusserliche Beweise, dass das Kind lebte. Die Situation hatte dem diametral entgegengestanden. Und doch überstrahlte die Gewissheit des Mannes, dass Jesus die Wahrheit sagte, alle Zweifel im Herzen des königlichen Beamten, sodass diese gar keine Chancen hatten, richtig aufzukommen. Der Mann ging wieder zurück nach Kapernaum zu seinem Kind. Er hatte nicht mehr den Wunsch, dass Jesus mit ihm kam; das war gar nicht mehr nötig. Ja, er brauchte nun nichts Sichtbares mehr, um zu glauben. Ein Wort Jesu genügte. Der Mann hatte ein neues Glaubenslevel erreicht, eindeutig. Er begann sich nun für Jesus selber zu interessieren und nicht nur dafür, dass dieser ihm half. Denn geholfen war ihm nun, und sein Herz war frei, sodass er mehr über Jesus in Erfahrung bringen wollte. Die erste Gelegenheit, dies zu tun, bot ihm alsbald: Während er hinabging, kamen ihm seine Knechte entgegen und sagten: «Dein Kind lebt!» Es stimmte tatsächlich, was Jesus gesagt hatte. Wie wahr sein Wort war, fand der Mann bestätigt, indem seine Knechte nun fast genau dieselben Worte verwendeten, wie Jesus das getan hatte: «Dein Sohn lebt!» bzw. «Dein Kind lebt!»
Es ist nicht immer einfach, einem blossen Wort zu glauben, das uns der HERR gibt. Vor allem, wenn dieses der aktuellen Situation widerspricht. Wir schränken in Gedanken dann rasch die Macht (und den Willen) des HERRN ein und denken, das könne unmöglich für uns gelten. Dabei lohnt es sich doch ganz vielfach, an dem Wort dennoch festzuhalten. Auch ich versuche das, wenn mir der HERR ein Wort geradezu wie einen Anker hinwirft. Ein Beispiel dafür war ein Wort aus Jesaja im Sommer letzten Jahres. Meine Schwester Sibylle Grace und ich wollten auch im 2020 wieder auf unsere Kurzzeitmissions- und Ferienreise nach Griechenland gehen. Ihr hier wisst alle, wie viel uns diese Reisen bedeuten. Diesmal aber standen wegen der Corona-Pandemie der Sache sooo viele Hindernisse im Wege! Eines Tages las ich in der Bibel nach meinem Bibelleseplan, und da sprang mich das Wort aus Jesaja 61,1-2 an: «Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen; zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN und einen Tag der Vergeltung unsres Gottes, zu trösten alle Trauernden». Das Corona-Jahr 2020, ein gnädiges Jahr des HERRN?! Allmählich drang in meinen Verstand und in mein Herz, dass dieses Wort durchaus relevant war bezüglich der gewünschten Reise. Darum behielt ich das Wort im Kopf und im Herzen. Ich wollte es zum Leitwort der Reise machen, so wir diese antreten konnten. Und es geschah wie nach des HERRN Wort: Gott räumte ein Hindernis nach dem anderen aus dem Weg. Und am 18. Juli 2020 konnten wir die dreiwöchige Griechenlandreise antreten! Das Wort aus Jesaja 61 begleitete uns beide denn auch auf der Reise, zu welcher Gott grossen Segen gab. Das ist eines der Beispiele, bei denen ich ganz persönlich erlebt habe, wie ein Wort des HERRN, an dem wir festhalten, lebendig und wirksam werden kann. Es entfaltet seine volle, wunderbare Wahrheit. Und lehrt uns einmal mehr, wie gross, liebevoll, gnädig und fürsorglich unser HERR doch ist.
Zurück zu dem königlichen Beamten. Für diesen begann nun sozusagen seine Bibelforscher-Arbeit. Lesen wir zusammen die Verse 52 und 53: «Da erforschte er von ihnen die Stunde, in der es besser mit ihm geworden war. Und sie antworteten ihm: Gestern um die siebente Stunde verliess ihn das Fieber. Da merkte der Vater, dass es die Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause.» Was für eine wunderbare Bestätigung! Spätestens ab dann wusste der königliche Beamte, was ihm sein Herz die ganze Zeit gesagt hatte: Es war kein Zufall gewesen, kein Mobilisieren der letzten Selbstheilungskräfte und keine Spätfolge einer Behandlung, die seinen lieben Sohn wieder ins Leben zurückgebracht hatte. Nein, es war Jesus selber, es waren seine Worte gewesen! Das hiess, dass das, was Jesus sagte, die Kraft hatte, das blosse Wort gerade in dem Augenblick wahr werden zu lassen. Sein Wort ist Wahrheit, ist Leben, ist göttliche Kraft! Und in der Gestalt seines Sohnes war diese lebengebende Kraft nun direkt bei dem Beamten. Jedes Bisschen, das es dem Jungen besser ging, musste dem Mann wie ein erneuter, direkter Beweis von Jesu Liebe vorgekommen sein. Der Kleine richtete sich auf. Glühte nicht mehr vom Fieber. Hatte Durst und trank begierig Wasser. Verlangte etwas zu essen und schlang dieses gierig in sich hinein. Alles kleine Wunder. Wunder aufgrund von Jesu Wort. Das Kind lebte, und mit ihm lebten die Herzen seiner Angehörigen auf.
Es gibt in unserem Leben bisweilen Situationen, die uns wie tot vorkommen. Ausweglos und hoffnungslos. Wir denken, eine Sache sei definitiv nicht zu ändern, dabei belastet uns diese sehr. Wir denken, es würde im Glauben, in Gottes Werk, in der Errettung eines uns anbefohlenen Menschen nicht mehr weitergehen. In dieser Situation gibt uns Jesus ebenfalls sein Wort: «Geh hin, dein Kind lebt!» Die Situation lebt. Es gibt noch Hoffnung, Gottes Hoffnung. Er wird die Sache wenden, verändernd eingreifen, plötzlich, zu seiner Zeit. Auf seine wunderbare, auf uns individuell abgestimmte Weise. Sodass es uns, anderen und schliesslich unserem Glauben zum Besten dient. Wenn Gott noch nichts getan hat auf unsere Gebete hin, heisst das lediglich, dass die richtige Zeit dazu noch nicht gekommen ist. «Dein Kind lebt, geh hin!» Dieses Hingehen vollzog der geistliche Beamte. Er handelte aus und auf Glauben. Als würde er bereits sehen, dass die Veränderung eingetroffen war. Das erinnert mich an eine Geschichte, die einmal in einem Film vorgekommen ist, den wir mal zusammen geschaut haben. Dort gibt es Bauern mit Feldern. Es hat schon sehr, sehr lange nicht mehr geregnet. Darum beten alle für Regen, auf dass auf dem Feld etwas wachse und die Bauern von der Ernte leben können. Keine einzige Wolke ist am Himmel zu sehen. Doch da gibt es einen Bauern, der sein Feld bestellt, der alles vorbereitet, wie wenn es in Kürze regnen kommt. Dabei glaubt er erst, dass Gott Regen senden wird, obwohl äusserlich noch nicht das Geringste darauf hindeutet! Er handelt einfach aus der Gewissheit des Glaubens. Sicher hat auch er ein Wort Gottes bekommen, das baldigen Regen verheisst. Und kaum hat er das Feld fertig vorbereitet, ziehen dicke dunkle Wolken auf. Nur Minuten später fällt er, der ersehnte, erlösende Regen…
Im Fall des königlichen Beamten – wie in vielen anderen Fällen ja auch – hatten Jesu Tat und Glaubenshilfe eine Strahlkraft, die über den Mann hinaus auch seine Lieben erfasste. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. Jesus hatte also nicht nur den Mann, sondern auch seine ganze Familie inklusive seiner Bediensteten zum Glauben gebracht! Sie waren gerettet, Jesus hatte sie gefunden und so hatten sie auch Jesus gefunden und lebten fortan mit ihm. In Apostelgeschichte, Kapitel 16,31 sagen der Apostel Paulus und sein Mitarbeiter Silas zu einem geängstigten, seine Rettung suchenden Gefängnisaufseher: «Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!» Das ist so wunderbar. Und es stimmt auch. Echter Glaube, die Freude an Jesus, die sind ansteckend. Wir beten für diejenigen unter unseren Lieben, die noch nicht zum Glauben gekommen sind, und der HERR hört unsere Gebete. Bei manchen hat sich diese Zusage sogar bereits erfüllt: «Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig.» In meinem Fall bete ich anhand ebendieses Wortes. Meine Schwester ist bereits gläubig geworden. Und sie war einst der gleiche ungläubige Thomas gewesen wie ich. Und nun tragen wir beide die Fürbitte zu Gott, dass auch unsere Eltern zum Glauben kommen. Ganz allmählich scheint Gott bereits die Herzen unserer Eltern offener zu machen für ihn und für sein Wort. Möge dies der Spalt sein, welchen das Herz aufgeht, der bewirkt, dass das gesamte Licht Jesu ins Herz hineinkommen, es ganz durchfluten kann! Ähnlich wie es beim königlichen Beamten gewesen war: Der hatte aufgrund eines dringlichen Anliegens sein Herz so weit für Jesus geöffnet, dass dieser daran anknüpfen und ihm wahren Glauben geben konnte. Glauben anhand seines Wortes und seines Wesens, nicht anhand von sichtbaren Zeichen. Möge Gott uns und unseren Lieben genau solchen Glauben schenken!
Zum Schluss:
Lesen wir nochmals den Leitvers, Vers 50: «Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.»
Mich hat Jesus in diesem Wort einmal mehr beeindruckt, auf welche Weise er sich unser annimmt und uns hilft. So individuell, so weit denkend, so ganzheitlich! Ich habe dadurch erkannt, dass er sich uns wirklich mit der ungeteilten Aufmerksamkeit und Liebe und mit seiner gesamten Hingabe widmet, wenn wir zu ihm kommen. Jeder und jede von uns ist Gottes Kind, genauso geliebt wie wenn er / sie sein einziges Kind wäre! Jesus hat sich für uns alle am Kreuz hingegeben, ist für die Sünden aller dort gestorben. Und doch hätte er all dies auch dann auf sich genommen, wenn es nur für dich, für mich, für eines seiner Schäfchen gewesen wäre. Diese Vollkommenheit von Jesu hingebungsvoller Liebe beginne ich erst ganz allmählich zu begreifen.
Wir haben heute auch gesehen, dass es zwei verschiedene Arten von Glauben gibt. Den an die Situation gebundenen, unvollkommenen, wankelmütigen Glauben durch sichtbare Dinge. Und den tiefen, persönlichen, vertrauensvollen Glauben anhand von Gottes Wort, von Jesu Zusagen. Jeder und jede von uns weiss für sich, was für einen Glauben er / sie hat. Wie lebst du, noch «by sight» oder schon «by faith»? Leben aus Glauben kommt nicht von heute auf morgen. Es braucht verschiedene durchlebte Situationen, individuelle Gott-Erlebnisse, eigene Jesus-Begegnungen. Aber dann wächst der Glaube stetig, festigt sich, wird immer unabhängiger von der äusserlichen Lage. Schaut über diese hinaus auf Gottes Herrlichkeit, auf seinen Willen, auf sein weltweites Wirken. Und schwupp, werden unsere eigenen Probleme gegenüber dem unbedeutend und klein. Gott ist gross. Und er versorgt uns, weiss, was wir brauchen, noch bevor wir ihn darum bitten. Verlassen wir uns auf diesen wunderbaren Gott, unseren treusorgenden Vater im Himmel!
Möge Gott uns auf unserem Glaubensweg segnen und so begleiten, dass wir seine Nähe, seine Liebe, seine Herzenswärme spüren. Möge er uns seine Zuversicht auf seine Hilfe schenken. Und Vorfreude auf das, was er in unserem Leben und in unserem Herzen bewirken und auch unter seinen Schafen Wunderschönes ausrichten wird. Bestellen wir im Vertrauen unser Feld, der Regen wird kommen! Inmitten der Sommerwärme, die uns umgibt. Zu Gottes allerbester Zeit. Er hat sie bereits bestimmt, seine himmlische Uhr auf die Zeit gestellt. Amen? Amen!