Gekommen, um sich für uns hinzugeben

Lukas 9,37-62

Guten Morgen! Es ist ein echter Segen, dass wir heute wieder alle versammelt sind und den Gottesdienst feiern. Heute ist das Wetter durchzogen. Aber in unserem Herzen hat es Licht. Gott ist da, und Jesus ist da. Möge Jesus immer unsere Freude sein und das Licht, das uns leitet. Jesus will uns durch sein Wort tiefer erkennen lassen, wer er ist und was er für uns getan hat. Er will uns befreien von allen Mächten der Finsternis und uns seine Haltung der Liebe und der Demut lehren. Dann werden wir gewillt, ihm nachzufolgen. Mit allem, was dazugehört. – Lesen wir zusammen den Titel meiner Botschaft: «Gekommen, um sich für uns hinzugeben.» Und lesen wir zusammen den Leitvers, Vers 44.

Lasst diese Worte in eure Ohren dringen; denn der Menschensohn wird überantwortet werden in die Hände der Menschen.

Lukas 9,44

Ein ehemaliger Drogenabhängiger hat einmal der Öffentlichkeit seine Geschichte erzählt; ich zitiere ihn. «Ich war 16 Jahre alt, als ich zum ersten Mal Drogen nahm. Mit 17 war ich bereits abhängig. Um meinen zunehmenden Drogenkonsum zu finanzieren, begann ich, selbst mit Drogen zu handeln. Zweimal wurde ich deswegen geschnappt und verurteilt. Doch die Sucht liess mich nicht los und so rutschte ich immer tiefer ins Drogengeschäft. Kurz vor meinem 18. Geburtstag lud mich jemand zu einem christlichen Vortrag ein. Aus Neugier ging ich hin. Dort hörte ich zum ersten Mal das Evangelium von Jesus Christus. Der Prediger sagte, dass Gott jeden Menschen liebt, egal, was er getan hat. Da wurde mir auf einmal bewusst, wie viel Böses ich getan hatte. Zu Hause schrie ich zu Gott und bekannte ihm unter Tränen meine ganze Schlechtigkeit. Und dann verstand ich, was der Prediger ausserdem gesagt hatte: Gott hat Jesus Christus für mich bestraft, um mir meine Sünden vergeben zu können. Als ich das begriff und daran glaubte, überkam mich ein grosser innerer Frieden. Ich war verblüfft, dass ich plötzlich keine Drogen mehr brauchte. Ich war von meiner Sucht befreit! Trotzdem musste ich mich noch einer Gerichtsverhandlung stellen. Ich war jetzt volljährig und wusste, dass mich diesmal eine schwere Gefängnisstrafe erwartete. Als ich vor dem Richter stand, gab ich offen und ehrlich meine ganze Schuld zu. Ich beschönigte nichts. Der Richter schwieg, dann hob er den Hammer. Ein feierlicher Moment. Wie würde das Urteil lauten? ‘Was Sie getan haben, verdient sieben Jahre Gefängnis.’ Schweigen. Schliesslich fuhr er fort: ‘Aber in Anbetracht Ihres Geständnisses habe ich beschlossen, Sie noch einmal zu begnadigen.’ Der Hammer fiel. – In diesem Moment habe ich verstanden, was die Gnade Gottes ist. Gott sagt nicht: ‘Was du getan hast, ist nicht so schlimm.’, sondern er sagt: ‘Du hast Strafe verdient. Aber weil du deine Schuld anerkennst und mir vertraust, schenke ich dir Gnade.’»

Dieser junge Mann war von seiner Sucht befreit durch Jesu Gnadenerfahrung. Der HERR hatte sozusagen seine Dämonen austreiben können, weil der junge Mann glaubte. Demütig und mutig zugleich gestand er vor dem Richter seine Schuld. Er war nun frei von der Furcht vor den Menschen. Ob er wohl schon die Liebe zu Jesus hatte, die ein Leben als wahrer Nachfolger Jesu ausmacht? Wenn nicht, so war er zumindest auf dem Weg dazu. Im heutigen Wort sehen wir Menschen, die keinen solchen guten Glauben hatten: Den Vater eines besessenen Jungen. Halbherzige Nachfolger Jesu. Und sogar Jesu zwölf Kern-Jünger, die ihr eigenes Ansehen im Kopf und im Herzen hatten statt Jesus.

Teil 1: Heilung und Leidensankündigung (Verse 37-45)

Jesus hatte seine drei Spitzenjünger Petrus, Johannes und Jakobus auf einen Berg mitgenommen und war vor ihnen verklärt worden. Sie hatten seine zukünftige Herrlichkeit geschaut und mussten noch ganz benommen davon gewesen sein. Indessen sollten die anderen neun Jünger unten die Stellung halten. Ja, sie hatten die überaus kostbare Aufgabe, Jesu Werk weiterzuführen, während Jesus mit den Dreien auf dem Berg war. Doch dieser Aufgabe wurden sie nicht gerecht. Als sie vom Berg hinunterkamen, begegnete Jesus und seinen Spitzenjüngern keine friedliche Szenerie des Dienens, sondern ein Tumult. Da war eine grosse, offenbar aufgewühlte Menschenmenge, die sich nun auf Jesus zubewegte, als sie ihn sah. Und inmitten von dieser ein Mann, der noch aufgewühlter war. Lesen wir gemeinsam den Vers 38: «Und siehe, ein Mann aus der Menge rief: Meister, ich bitte dich, sieh doch nach meinem Sohn; denn er ist mein einziger Sohn.» Der Mann wusste um Jesus als einen Wundertäter, da er von seinen Taten schon gehört hatte. Er sah in ihm wohl aber nur einen menschlichen Meister. Ob er die Sache, die ihn am meisten beschäftigte, wohl auch meistern würde? Der Mann hatte einen schwer kranken Sohn. Dieser hatte bereits eine lange Leidenszeit hinter sich. Das heisst, sein Vater muss bis dahin nach anderen Heilungsmöglichkeiten gesucht haben. Warum war er nicht eher zu Jesus gekommen, fragt man sich da? Der Mann wollte Mitleid erregen und strich hervor, dass er nur diesen einen Sohn hatte. Der war seine Hoffnung, seine Zukunft, seine Absicherung im Alter. Aber auch seine Freude, sein Glück, sein Stolz, sein Augenstern. Der Mann schilderte Jesus das Leiden seines Jungen: «Siehe, ein Geist ergreift ihn, und plötzlich schreit er, und er reisst ihn hin und her, dass er Schaum vor dem Mund hat, und lässt kaum von ihm ab und reibt ihn ganz auf.» Die Beschreibung der Symptome erinnert uns stark an das Krankheitsbild der Epilepsie. Ob der Dämon dem Jungen wohl diese Krankheit verursachte? Jedenfalls benutzte er den Knaben wie eine Spielwiese, auf bzw. in der er sich beliebig austoben konnte. Armer Kleiner!

Dann sagte der Mann einen gewichtigen Satz – lesen wir gemeinsam den Vers 40: «Und ich habe deine Jünger gebeten, dass sie ihn austrieben, und sie konnten es nicht.» Wir erinnern uns: Vor noch nicht langer Zeit hatte Jesus seine Jünger je zu zweit ausgesandt mit dem Auftrag, zu predigen und zu heilen. Dort hatten sie die Erfahrung gemacht, dass ihnen die bösen Geister im Namen Jesu untertan waren. Und nun? Nun hatten die neun Jünger total versagt. Wir ahnen den Grund dafür: Sie waren nicht in Gottes Orientierung. In ihrem Herzen war anderes als der Glaube, dass der HERR sie zur Heilung befähigen konnte. Wahrscheinlich war ihr Herz finster vor Neid, weil sie nicht auf den Berg mitgenommen worden waren. Hiess das, dass Jesus sie weniger liebte als die drei Spitzenjünger? Würden sie in Jesu Reich ein weniger hohes Amt bekleiden als Petrus, Johannes und Jakobus? Wir wissen natürlich, dass ihre Gedanken Nonsens waren. Ihr Schmerz war aber echt und real. Dennoch hätten sie den Fokus auf Jesus haben und bewahren sollen. So wären sie nicht nur ungleich weniger betrübt gewesen. Sondern sie hätten dem besessenen Jungen auch wirklich helfen können. Sie mussten also noch eine Menge lernen. – Wie reagierte Jesus auf die Aussage des Mannes? Lesen wir gemeinsam den Vers 41: «Da antwortete Jesus und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein und euch erdulden? Bring deinen Sohn her!» Jesus seufzte schwer über dieses Geschlecht. Über den Mann, der längst hätte auf Jesus vertrauen können. Über die Menschen, die ihn nur schwer erkannten. Und über seine Jünger. Diese hätten geistlich gewachsen sein sollen nach fast drei Jahren Leben mit Jesus. Sie hatten so gut angefangen, hatten alles verlassen, um Jesus nachzufolgen. Aber nun überlegten sie sich ihre eigenen Sachen, anstatt sich auf Jesus und sein Werk zu fokussieren. Sie waren noch immer voller Kleinglauben, dafür fehlte es ihnen inzwischen wohl an Demut. Sie dachten ans Mit-Herrschen mit Jesus in einem politischen Königreich, das bald kommen würde. Ihre Wege waren nahe an den verkehrten Wegen der Nichtgläubigen. Jesus ergrimmte also. Und… ertrug dieses Geschlecht weiterhin! Ich liebe Jesus dafür, dass er uns trotzdem erträgt. Jesus handelte und heilte den Jungen, weil er Erbarmen mit ihm hatte. Der Dämon reagierte auf Jesus, aber er hatte keine Chance, dem Jungen noch mehr anzutun. Jesus bedrohte ihn und er fuhr vom Jungen aus. Der Knabe war geheilt! Sein Vater hatte ihn gesund wieder. Jesus bedroht unreine Geister. Er bedroht auch Krankheiten und heilt uns von diesen. Und er bedroht die Stürme in unserem Leben und in unserem Herzen, dann schweigen diese still und unsere Situation ändert sich von einem Augenblick auf den anderen diametral.

Gott erträgt uns, auch wenn er oft über uns seufzen muss. Unsere Unzulänglichkeiten und unser Kleinglaube können ihn schmerzen. Aber er bleibt an uns. Jesus löscht den glimmenden Docht nicht aus und bricht den geknickten Halm nicht. Ihn jammert es, wenn es uns nicht gut geht, auch wenn wir versagt haben. So ging es auch mir, in der letzten Zeit meiner Arbeitslosigkeit. Ich hatte versagt in der Job-Welt. Sogar an meiner angestammten temporären Stelle wollte man mich nicht mehr. Täglich dachte ich, ja, hatte ich die fixe Idee, dass ich aus unerfindlichen Gründen eine Persönlichkeit sei, die man nicht dauerhaft im Job haben will. Für mich gelten die Regeln auf dem Arbeitsmarkt nicht, dachte ich voller Überzeugung. Der HERR spürte meine Gedanken, die ihn geschmerzt haben müssen. Ich hielt aber dennoch daran fest, dass er mein Versorger ist. Und der HERR sah und erhörte mich! Er machte das Unmögliche möglich. Er schenkte mir eine Praktikumsstelle; dort bewegte er die Herzen der Menschen und ich bekam eine Festanstellung. Ich war wie das verkehrte, ungläubige Geschlecht, verharrend in meinen selbsterniedrigenden, starren Vorstellungen. Aber der HERR brachte mich näher zu sich und heilte meine Situation und mein Herz. Was für ein wundervoller Neuanfang in meinem Leben!

Wie reagierte die Menge auf die Heilungstat Jesu am Knaben? Sie verwunderte sich, verstand sie doch, dass da göttliche Kraft dahintersteckte. Sie bewunderte Jesus aufrichtig. Diesem aber ging es nie um seine Sache und um seinen Ruhm. Er wollte seinen Jüngern klarmachen: Ja, er ist von Gott gesandt und Gott ist durch ihn am Wirken. Aber er ist mehr als ein Wundertäter. Er ist Gottes Sohn. Und als solchen hatte er eine Aufgabe zu erfüllen, die wesentlich wichtiger war als jede Heils-Tat. Lesen wir zusammen die Verse 43 und 44: «Und sie entsetzten sich alle über Gottes grosse Macht. Als sie sich aber alle verwunderten über alles, was er tat, sprach er zu seinen Jüngern: Lasst diese Worte in eure Ohren dringen; denn der Menschensohn wird überantwortet werden in die Hände der Menschen.» Jesus musste leiden, bevor er zur Herrlichkeit gelangen würde. Ja, er sollte am Kreuz sterben und damit den vollen Preis für unsere Sünden bezahlen! Seine Jünger sollten nicht denken, er würde ein politisches Königreich aufrichten, sondern sie sollten ihn als den Messias erkennen. Es kamen schmerzhafte Zeiten auf sie zu. Sie würden Jesus leiden und sterben sehen. Aber sie würden ihn auch als den Auferstandenen sehen am dritten Tag nach seiner Kreuzigung. Es war schon das zweite Mal, das Jesus ihnen sein Leiden und Sterben ankündigte. Beim ersten Mal hatte ihm Petrus erschrocken widersprochen. Diesmal getrauten sie sich gar nicht, nachzufragen. Die Sache war zu gross für sie. Rasch verdrängten sie das Angekündigte wieder, das sie nicht verstanden. Und in ihrem Herzen breiteten sich wieder ihre alten Gedanken aus, ihre Hoffnung auf die Mitherrschaft mit Jesus im befreiten Israel.

Teil 2: Die Bedeutung der Jünger (Verse 46-56)

Es kam unter den Jüngern der Gedanke auf, wer von ihnen der Grösste sei. Wohl dachten sie wieder darüber nach, was es mit dem auf sich hatte, dass Jesus nur drei von ihnen auf den Berg mitgenommen hatte. Würden diese ein besonders hohes Amt bekleiden unter Jesus? Wie weltlich die Jünger dachten, obwohl sie doch schon so lange mit Jesus zusammen waren! Jesus erkannte ihre Gedanken ganz genau. Er tadelte sie nicht, sondern lehrte sie geduldig weiter. Das himmlische Prinzip ist ein anderes als das weltliche. Wahre Grösse vor dem HERRN ist Demut. Das lehrte er sie und versinnbildlichte es, indem er ein Wesen vor sie stellte, das demütig war und das man nur mit Demut aufnehmen konnte. Lesen wir zusammen die Verse 47 und 48: «Da aber Jesus den Gedanken ihres Herzens erkannte, nahm er ein Kind und stellte es neben sich und sprach zu ihnen: Wer dieses Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer der Kleinste ist unter euch allen, der ist gross.» Salomo sagt in seinen Sprüchen, dass man, bevor man zur Ehre gelangt, Demut lernen muss. Jesus war der Allerdemütigste, als er in Menschengestalt auf Erden weilte, und hat sich für uns total hingegeben. Darum hat er von Gott den Namen bekommen, der über allen Namen ist. Jesus nachzufolgen und nach dem himmlischen Prinzip zu leben, bedeutet, das eigene Ich beiseitezulassen und ein dienendes Leben zu führen. Das gelingt nur, wenn wir von Jesu Liebe und vom Heiligen Geist beseelt sind.

Offenbar waren die Jünger aber noch nicht so weit. Sie hatten in den drei Jahren mit Jesus viel vom Glanz ihres Lehrers abbekommen. Sie waren nahe dran, hochmütig zu werden. Bei ihm zählten sie etwas, mit seiner Vollmacht konnten sie Taten tun, bei ihm hofften sie auf Ehre. Zwei Begebenheiten zeigten ihr Dünkel betreffend das Ansehen. Die erste war, dass sie einen fremden Wundertäter sahen. Der trieb Dämonen in Jesu Namen aus. Die Jünger verboten es ihm, denn er folgte Jesus nicht nach mit ihnen. Doch Jesus lehrte sie: «Wehret ihm nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.» Auch unter uns Christen taucht dieses Problem immer wieder auf. Nämlich in Form von Intoleranz gegenüber Mitgliedern anderer Kirchen, Gemeinden und Konfessionen. Es gibt unter manchen Freikirchlern zum Beispiel die schreckliche Überzeugung, dass alle Katholiken in die Hölle kommen würden, weil sie Heilige anbeten. Warum sind Menschen, die sich gläubig nennen, manchmal so engstirnig? Ist es nicht an der Zeit, im Glauben gemeinsam für Gottes Werk zu wirken, die verlorenen Seelen zu sammeln und einander brüderlich aufzunehmen oder zumindest zu akzeptieren? Streitet nicht über Meinungen, sagt der Apostel Paulus in Römer Kapitel 14. Jesus ist für alle Gläubigen gestorben. Wir können auch nicht die Wahrheit für uns gepachtet haben, was Details des Glaubenslebens betrifft. Da müssen wir uns ganz auf unser Gewissen verlassen. Und im Kern der Wahrheit sind wir uns alle einig, in dem, was wir alle glauben: nämlich an das Evangelium.

Die zweite Begebenheit ereignete sich, als sie in ein Dorf kamen. Lesen wir gemeinsam den Vers 51: «Es begab sich aber, als die Zeit erfüllt war, dass er in den Himmel aufgenommen werden sollte, da wandte er das Angesicht, entschlossen, nach Jerusalem zu wandern.» Jesus wusste, was ihn erwartete. Er kannte das immens grosse Leiden und das Sterben, das ihm bevorstand. Aber er sah nicht auf das, sondern darauf, bald wieder bei seinem Vater zu sein. Und auf die Errettung der Menschheit durch die volle Erfüllung von Gottes Willen. Deshalb wollte er sich nun nicht länger aufhalten lassen und zog an den Ort, an dem er seinen Leidensweg gehen sollte. Er und seine Jünger zogen durch Samarien. Und da war ein Dorf, in dem sie gerne übernachtet hätten. Jesus sandte Boten in das Dorf. Doch deren Bewohner erfuhren auch seine Zieldestination: Jerusalem. Die Stadt, mit der das Gebiet eine alte Feindschaft verband. Das passte ihnen nicht und sie wollten Jesus nicht beherbergen. Das rief den Zorn zweier Jünger Jesu hervor. Das waren die, die Jesus Donnersöhne nannte, wohl wegen ihres feurigen Temperaments. Denn er kannte sie und ihre Herzen. Jakobus und Johannes sprachen: «Herr, willst du, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel falle und sie verzehre.» Eigentlich ist es ja löblich, dass sie Jesus verteidigen wollten. Aber sie taten es auf die falsche Weise. Ganz ähnlich wie Simon Petrus bei Jesu Gefangennahme Jesus mit dem Schwert verteidigen wollte. Aber Aggression und Angriff sind nicht die Methoden, die der friedfertige Jesus wählt. Er ist ja unser Friedefürst. Eifer für Gott ist gut, aber eifert man ohne Einsicht, richtet man Schaden an. Wie Saulus auch tat, bevor er Jesus begegnete und zum Paulus wurde. Wir tun dem HERRN auch keinen Gefallen, wenn wir uns oder andere vor seiner Schmach schützen. Denn es ist grosse Gnade und Freude, sich an Jesu Leiden zu beteiligen, ihn dadurch in der Tiefe zu erkennen und Gottes Werk weiterzubringen. Jesus hat es uns vorgemacht. Ohne seinen Tod am Kreuz würde es nie die Vergebung unserer Sünden geben.

Erstaunlich ist hier, dass Jakobus und Johannes diesmal nicht Jesus bitten lassen wollten, wie sonst immer, sondern selber das Gericht über das ungastliche Dorf bringen wollten. Da könnte es sich wirklich um Hochmut gehandelt haben. Jesus reagierte, indem er die beiden Jünger bedrohte. Möglicherweise sprach er die gleichen Worte, wie er zu Petrus geredet hatte, als er gegen Jesu Leiden und Sterben gesprochen hatte, nämlich: «Geh weg von mir, Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich ist, sondern was menschlich ist.» Der Satan ist es, der Wut und falschen Eifer in unser Herz gibt. Die Jünger waren noch nicht frei von solchen Einflüssen. Jesus und die Zwölf liessen das Dorf hinter sich und gingen in ein anderes Dorf. Auch wir sollen nicht zornig werden, wenn man unsere Einladung zu Jesus ablehnt. Es ist schlicht und einfach normal, dass wir diese Ablehnung erfahren. Aber auch verzweifelt dürfen wir nicht werden. Gott weiss, was er tut. Zu seiner Zeit wird er durch uns sein Werk überaus grossartig voranbringen, und er hat bereits damit begonnen!

Teil 3: Vom Ernst der Nachfolge (Verse 57-62)

Jesu Jünger lebten mit Jesus und wussten inzwischen gut, was ein Leben an der Seite des Christus mit sich bringt. Aber andere, die zu Jesus kamen, wussten das noch nicht. Hier nennt das Wort drei Beispiele von Menschen, die Jesus zwar nachfolgen wollten, aber mit Vorbehalt. Jesus liebt uns von ganzem Herzen. Wir sind seine absolute Priorität. Darum will er von uns, dass auch wir ihn mehr lieben als alles andere und ihm die oberste Priorität einräumen. Wenn wir uns für Jesus entscheiden, ist das eine ganzheitliche Sache: ein Glaubensleben mit all seinen Implikationen. Das war den drei Menschen, die nun zu Jesus kamen, offenbar nicht wirklich bewusst. Jesus lehrte sie die Wahrheit über ein Leben in seiner Nachfolge. Lesen wir zusammen die Verse 57 und 58: «Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.» Ich stelle mir vor, dass der Mann, der zu Jesus kam, jung und begeistert war. Ein grosser Fan von Jesus, der ihn am liebsten immer um sich gehabt hätte. Doch er machte sich wohl Illusionen über ein Leben mit Jesus. Wer dem Christus nachfolgt, wird kein Leben in Komfort und Bequemlichkeit haben. Nichts ist voraussehbar in der Zukunft, nichts ist gesichert – ausser dem Wichtigsten, nämlich dass der HERR die Seinen versorgt und reich belohnt. Wenn wir uns für Jesus entscheiden, bedeutet das, unser altes Leben aufzugeben und ein neues zu beginnen. Dieses wird angefüllt sein von Jesus, von seinem Licht, seiner Nähe und seiner Kraft, für ihn zu wirken.

Den zweiten Menschen sprach Jesus direkt an und sagte ihm: «Folge mir nach!» Genau diese Worte hatte er auch zum Zöllner Levi alias Matthäus gesprochen. Dieser war bereit gewesen, sofort alles zurückzulassen und Jesus nachzufolgen. Aber dieser hier? Der sagte: «Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe.» Wohlverstanden, er weinte nicht und klagte nicht um seinen Vater, sondern er sprach einfach diese Worte. Er wollte tun, was die Gesellschaft von ihm verlangte, und gute Moral und Loyalität beweisen. Doch Jesus ist wichtiger als die blosse Moral. Und wer weiss, vielleicht wäre der Mann bei der Trauerfeier hängen geblieben und wäre nicht wieder zu Jesus zurückgekehrt? Darum antwortete ihm Jesus, lesen wir zusammen den Vers 60: «Er aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!» Der Mann sollte nicht mehr in sein altes Leben zurückgehen. Der Zeitpunkt, Jesus nachzufolgen, ist jetzt. Es wird sonst immer Hinderungsgründe geben, Jesus nachzufolgen; zu jeder Zeit im Leben hätten wir eine Ausrede, etwas als wichtiger zu sehen als Jesus. Dann aber bewegen wir uns noch, oder wieder, unter den Toten. Lieber wir gehen mit Jesus, dem Lebendigen, und konzentrieren uns auf das Leben und auf den Lebengeber, den HERRN. Und verkünden diesen in unserem Umfeld.

Der dritte Mann sprach wiederum von sich aus Jesus an. Lesen wir zusammen die Verse 61 und 62: «Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.» Auch dieser Mann wäre wohl vom beabsichtigten Abschiednehmen nicht wieder zu Jesus zurückgekehrt. Er hing noch an den Seinen und wollte sein altes Leben noch nicht aufgeben. Damit aber war er noch nicht geeignet für die Nachfolge Christi. Er war wie Lots Frau, die, als Sodom vernichtet wurde, zurückschaute und zur Salzsäule erstarrte. Wer Jesus nachfolgen will, der soll nach vorne schauen und auf Gottes Reich hoffen. Und diese Hoffnung in den Herzen seiner / ihrer Mitmenschen pflanzen. Und die persönliche Beziehung zu Gott und Jesus fleissig weiterpflegen. Möge der HERR mit seinem Heiligen Geist in unseren Herzen mächtig wirken, sodass wir den unbedingten Wunsch bekommen bzw. bewahren, Jesus ganzheitlich nachzufolgen. Mit allen Implikationen, die das hat. Möge er seine Liebe in unsere Herzen pflanzen, diese wachsen und blühen lassen, und uns täglich grosse Freude an ihm schenken. Er hat sein gutes Werk bereits in uns angefangen und wird es auch weiterführen. Beten wir füreinander um Gottes Wirkung. Und hoffen wir auf ihn, der uns überaus kostbar für sein Werk gebrauchen möchte. Wir werden reiche Früchte unseres Tuns ernten. Und dies beginnt damit, dass wir dranbleiben, Gemeinschaft mit Gott und Jesus haben, beten und uns mit seinem Wort beschäftigen. Das ebnet den Weg für seine Wirkung. Der HERR selbst wird uns mit dem ausstatten, was uns noch fehlt, um ein ‘vollkommenes’ Glaubensleben zu führen. Da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, denn er kennt unsere Anliegen. Der HERR segne jeden und jede von uns und mache seine Hoffnung gross in unserem Herzen. Packen wir es an, füllen wir unseren Glauben mit Leben, gehen wir hinaus und erzählen anderen von Gott, seiner Liebe und unseren Erlebnissen mit ihm! Es wird sich ganz vielfach lohnen.

Lesen wir zum Schluss nochmals zusammen den Leitvers, Vers 44: «Lasst diese Worte in eure Ohren dringen; denn der Menschensohn wird überantwortet werden in die Hände der Menschen.»