Ich bin der gute Hirte

Guten Morgen! Ich freue mich sehr, dass wir heute wieder zusammen Gottesdienst feiern. Vorhin haben wir dem HERRN gesungen. Der Gesang ist zum HERRN in den Himmel aufgestiegen und Er hat sich darüber von Herzen gefreut. Jede/r hat seine/ihre unverkennbare Stimme in das Lied hineingebracht. Es ist die Stimme, die uns einzigartig macht, die zu unserer Person gehört und an der man uns erkennen kann. Es gibt jemanden, der eine ganz besondere Stimme hat: Jesus. Auf ihn lohnt es sich, zu hören. Denn seine Stimme ist die Stimme reiner, göttlicher Liebe. In der persönlichen Beziehung mit ihm haben wir Freude, Sicherheit, Orientierung – und schliesslich das ewige Leben. Jesus redet zu uns und sagt, wer er ist. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Er ist die Tür zum Himmelreich. Und er ist nicht einfach ein guter Hirte, sondern? Lesen wir zusammen den Titel meiner Botschaft: «Ich bin der gute Hirte». Und lesen wir gemeinsam den heutigen Leitvers, Vers 11.

Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.

Johannes 10,11

Der berühmte russische Schriftsteller Leo Tolstoi hat einmal eine Geschichte geschrieben, die um Gottes Eigenschaften geht; die erzähle ich euch hier: In einem fernen Land lebte einmal ein König. Der wurde sehr alt und wollte nichts mehr tun. Ausser eines: «Seht», sagte er, «in meinem Leben habe ich alles erlebt, was man erleben kann. Ich habe viel gesehen, gehört und erfahren. Nur eins habe ich nicht gesehen in meinem ganzen Leben: Gott habe ich nicht gesehen. Ihn möchte ich noch sehen, bevor ich sterbe.» Deshalb befahl der König allen mächtigen Leuten, den Weisen und Priestern: «Zeigt mir Gott! Ihr habt dafür drei Tage Zeit. Wenn ihr es nicht schafft, werdet ihr schwer bestraft!» Alle Bewohner/innen des königlichen Palastes waren sehr traurig. Sie warteten auf ihr Todesurteil. Genau nach drei Tagen rief der König alle vor sich. Aber keiner sagte etwas. Der König war sehr zornig. Er wollte sein Urteil aussprechen… Da kam ein Hirte vom Feld heim. Er hatte den Befehl des Königs gehört und sagte: «Erlaube mir, König, deinen Wunsch zu erfüllen!» – «Gut», sagte der König, «aber denk daran, es geht um deinen Kopf!» Der Hirte führte den König nach draussen und zeigte ihm die Sonne. «Sieh in die Sonne!», sagte er. Der König hob seine Augen und wollte hineinsehen. «Ich werde ja ganz geblendet, willst du mich umbringen?», fragte der König. «Aber König», sagte der Hirte, «das ist doch nur ein kleines Ding der Schöpfung. Gott ist noch viel grösser. Wie willst du mit deinen schwachen Augen Gott sehen? Suche ihn mit anderen Augen!» Das gefiel dem König. Er fragte den Hirten: «Was war vor Gott?» Der Hirt dachte nach und sagte dann: «Fang an zu zählen!» Der König begann: «Eins, zwei, drei…» – «Nein, nein», unterbrach ihn der Hirte, «nicht so. Fange mit dem an, was vor eins kommt!» – «Wie kann ich das denn? Vor eins gibt es doch nichts.» – «Sehr klug gesprochen», sagte der Hirte. Auch vor Gott gibt es nichts.» Das gefiel dem König noch besser. «Ich werde dich reich beschenken, wenn du mir noch eine dritte Frage beantworten kannst: Was macht Gott?» Der Hirte merkte, dass das Herz des Königs weich geworden war. «Gut», sagte er, «auch darauf will ich dir antworten.» Er bat: «Lass uns für eine kurze Zeit die Kleider tauschen.» Der König legte die Zeichen seiner Königswürde ab und kleidete damit den Hirten. Er selber zog dessen kaputte und schmutzige Kleider an und hängte sich die Hirtentasche um. Der Hirte setzte sich auf den Thron, nahm das Zepter und zeigte damit auf die Stufen des Throns. Dort stand der König mit seiner Hirtentasche. «Siehst du, das macht Gott! In Jesus Christus wurde der grosse Gott selber ein Mensch. Er stieg von seinem Thron herab und kam als kleines Kind in einem Stall zur Welt. Ja, er nahm für uns sogar den Tod auf sich, den Verbrechertod am Kreuz.» Der Hirte zog wieder seine eigene Kleidung an. Der König stand lange da und dachte nach. Die letzten Worte des Hirten gingen durch seinen Kopf. Plötzlich aber wurde er froh und sagte: «Jetzt sehe ich Gott.»

Gott lässt sich nicht auf etwas sinnlich Wahrnehmbares oder menschlich Denkbares reduzieren. Aber er lässt sich mit dem Herzen erfassen und an seiner Liebe erkennen. Mit Jesus ist er Mensch geworden. Als wir nicht zu ihm kommen wollten, kam er zu uns. Gab sich hin für uns. Im heutigen Wort lernen wir mehr über Jesus. Wie sehr er uns liebt. Und dass wir nicht um ihn herumkommen, wenn wir zu Gott kommen wollen.

Teil 1: Die Tür zu den Schafen (Verse 1-10)

Jesus erzählte den Umstehenden – Jüngern, Gelehrten, einfachen Juden – ein Gleichnis über eine Schafpferch. Die Szenerie war ganz alltäglich, und alle Zuhörenden hatten sie vor ihren inneren Augen. Da waren viele Schafe nachts zusammen an ihrem Ort. Hohe Wände umgaben sie. Hirten oder Bedienstete schliefen oder wachten in der Tür, dem einzigen Zugang zur Stallung; Diebe hatten es schwer, hineinzukommen. Am Morgen riefen die Hirten ihre Schafe; die erkannten ihre Stimme und folgten je ihrem Hirten. Die Hirten kannten auch von grossen Herden jedes ihrer Schafe; sie benamsten die Tiere oft nach deren Aussehen, etwa «Braunes» oder «Hängeohr». Schafe können nicht gut sehen und sich auch nicht gut wehren. Darum fliehen sie, wenn ein Fremder kommt. Sie können gut hören und Stimmen und Orte wiedererkennen. Doch ihr Orientierungssinn ist mangelhaft; also muss ein Hirte vor ihnen gehen, um sie zu guten Weiden zu leiten. Die Zuhörenden verstanden nicht, was Jesus mit dem Gleichnis sagte. Oder wollten es nicht verstehen. Wir aber wissen, dass es darin um Jesus geht. Um seine Stimme, und um unsere Abhängigkeit von seiner liebenden Führung.

Lesen wir gemeinsam den Vers 1: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Räuber.» Es gibt ganz viele verschiedene Lehren und Sinnangebote. Jedes macht auf sich aufmerksam und sagt, es allein sei richtig. Heute kennen wir alle Weltreligionen, und viele Menschen schustern sich ihre eigene Patchwork-Weltanschauung aus ihnen zusammen. Aber nur eine Lehre ist gut. Nämlich die, die uns die Tür zu Gott, zum Himmel öffnet. Wir hören ganz viele verschiedene Stimmen: in den Medien, in Worten von Mitmenschen, in eigenen Gedanken. Gutes und Schlechtes, Erbauliches und Zerstörerisches. Da brauchen wir einen innerlichen Gatekeeper, der uns sagt, was wir davon in unser Herz und unser Leben hineinlassen sollen und was nicht. Lesen wir zusammen die Verse 2 und 3: «Der aber zur Tür hineingeht, der ist der Hirte der Schafe. Dem macht der Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme; und er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie hinaus.» Wir sind es, die diesen Gatekeeper-Job selber machen müssen. Im Idealfall hat dieser Keeper ein einziges Kriterium, was er durch unsere Herzenstür lassen will: alles, was die Worte des HERRN sind. Je mehr wir über Gott und seine Liebe wissen, je besser wir Jesus kennen, desto mehr greift dieses Kriterium. Desto besser können wir unterscheiden, was von ihm kommt und was von etwas anderem. Und desto weniger Gott-Fremdes landet in unserem Herzen und richtet dort Chaos, Unsicherheit und Unglauben an. So zieht die Liebe Jesu allmählich in unser Herz ein. Jesus ist daran interessiert, die persönliche, vertrauensvolle Beziehung zu uns aufzubauen. Diese nimmt erst richtig ihren Anfang, wenn wir seine Gnade für uns annehmen. Sind wir einst befreit von der Macht der Sünde und der Abhängigkeit von der Welt, sind wir frei. Haben wir Jesus als Herrn, werden wir unter seiner Herrschaft leben – und dies keine Sekunde bereuen. «Wenn er alle seine Schafe hinausgelassen hat,» sagt Vers 4, «geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm nach; denn sie kennen seine Stimme.» Fremden Stimmen werden wir dann nicht mehr gehorchen – kennen wir doch Jesu Stimme inzwischen gut. Den Fehler wollen wir nicht machen, unser Herz etwas zu geben, das uns wieder in die alten weltlichen Abhängigkeiten bringen kann. Ein Vogel, der seinen Häschern entkommen ist, wird in den Himmel hinauffliegen und nicht mehr an den Ort zurückkehren, an dem seine Freiheit in Gefahr gewesen ist.

Nach dem Erzählen des Gleichnisses sahen die Zuhörenden Jesus vermutlich fragend an. Verständnislos, vielleicht sogar vorwurfsvoll, mit der stummen Frage in ihren Augen: «Aber was, guter Mann, willst du uns damit denn sagen?» Jesus half ihnen auf die Sprünge. Lesen wir zusammen den Vers 7: «Da sprach Jesus wieder: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen.» Jesus hatte von sich gesprochen. Er ist die Tür zu den Schafen. Also die Tür von Gott, der ihn gesandt hat, zu den Menschen. Die Tür von uns, seiner Herde, zu Gott und zum Himmelreich. So wie ein Schafstall nur eine Tür hat, gibt es auch für uns nur einen Zugang zu Gott, und der führt über seinen Sohn Jesus Christus. Der sagt von sich in Johannes 14,6: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.» Für die, die Jesus nicht kennen, mag das prahlerisch klingen. Aber wenn wir erkennen, was seine Absicht dahinter ist, freuen wir uns von Herzen über seine Einladung, ein Leben mit ihm zu führen. In den Versen 8-10 tut Jesus diese seine Absicht kund. Er will, dass wir selig werden! Jesus nachzufolgen gibt uns ‘the real life’. Einen Sinn im Leben und eine ewige Hoffnung über unser Erdenleben hinaus. Glücklich und frei sind wir unter seiner Herrschaft. Unser Herz wird reich von Gottes Wort und Gottes lebendig empfundener Liebe. Dabei haben wir viel Gestaltungsspielraum, ein und auszugehen, Dinge zu tun, unseren Alltag einzurichten. Es braucht einfach im Sinne Jesu zu sein. Wenn wir den HERRN über unser Leben gesetzt haben, dann erleben wir das live, was uns der Psalm 23 sagt. «Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.», «Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.» Es lohnt sich, das auszuprobieren und zu erleben! – Für alle, die dem HERRN noch nicht die Herrschaft über ihr Leben gegeben haben: Es ist ein Noch-Nicht. Vertrauen wir auf Gottes Führung und Wirkung; seien wir gespannt auf sie. Befassen wir uns mit Jesus, lassen wir das Licht seiner Liebe in unsere Herzen scheinen, freuen wir uns über seine Worte. Gott wird niemanden fallenlassen, es sei denn, er oder sie sei komplett desinteressiert an ihm.

Teil 2: Jesus, der gute Hirte (Verse 11-18)

Jesus ist nun nicht nur die Tür zu den Schafen, um die Metapher mit den Weidetieren wieder aufzunehmen. Er selber ist Hirte! Er, der Gott ist, hat die Rollen mit uns getauscht, wie das in der Geschichte, die ich euch erzählt habe, auch geschah. Er hat seine Herrlichkeit aufgegeben, ist demütig zu uns gekommen. Lesen wir zusammen den Vers 11: «Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.» Das ist nicht zu hoch gegriffen. Jesus hat sich ganzheitlich für uns hingegeben. Sein gesamtes Dasein hat er uns verschrieben: Für uns ist er in die Welt gekommen, für uns hat er sich bemüht und gelitten, für uns ist er am Kreuz gestorben, für uns ist er von den Toten auferstanden. Das ist seine unfassbar grosse Liebe zu uns. Gott hat sein Leben unter das unsere gestellt. Ihm ist alles daran gelegen, jeden einzelnen Menschen zu retten und die persönliche Beziehung mit ihm zu haben. Hier und bis in Ewigkeit. Das ist Jesu Hirtenherz. Der gute Hirte lässt sein Leben für seine Schafe. Nun, unter diesem Sinnbild konnten sich die Zuhörenden etwas vorstellen. Sie wussten um das Verantwortungsbewusstsein der Schafhirten. Deren Tiere waren ihre Existenzgrundlage, also passten sie super gut auf sie auf. Manch ein Hirte begab sich in Gefahr, wenn es darum ging, seine Tiere zu erhalten. Mit dem blossen Hirtenstab bewaffnet, verteidigte er seine Schafe gegen Wölfe. Wenn ein Schaf sich zu nahe an einen Abgrund gewagt hatte, bewahrte er es vor dem Hinunterfallen, auch wenn er damit selber Gefahr lief, den Abgrund bald von unten zu sehen. Die Schäfchen waren für die Hirten fast wie ihre eigenen Kinder. Da war eine echte Vertrauensbeziehung. Eine solche tiefe, tragende Beziehung wünscht sich Jesus auch mit uns Menschen einzugehen. Eine so innige, individuell geprägte Beziehung, wie er sie zu Gott, seinem Vater hat. «Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt, und ich kenne den Vater.» Wir sind seine geliebten Kinder. Wir sind seine geretteten Schafe. Und die sind nicht dumm, wie Klischees über die Schafe sagen. Sondern wir sind intelligent, aber auf einen Hirten angewiesen. Auf einen, der auf uns aufpasst, uns Orientierung gibt und uns vor giftigen Kräutern fremder Lehren bewahrt. Wir sind vor ihm niedlich wie Lämmchen, schön wie Edelschafe, individuell verschieden wie diese treuen Herdentiere. Von ganzem Herzen geliebt sind wir vom HERRN.

Gott setzt immer wieder Menschen ein, die seine Herde weiden. Also Schafe, die noch nicht bei ihm sind. Diese eingesetzten Personen sind Geistliche oder es sind weltliche Herrscher oder bisweilen auch andere einflussreiche Persönlichkeiten. Aber nicht alle führen ihr Amt richtig aus. Und bei dem, was Jesus nun darüber sagte, mussten sich die geistlichen Leiter auch an der Nase nehmen. Lesen wir gemeinsam die Verse 12 und 13: «Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie –, denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe.» Wer es nicht aus Liebe und reiner Motivation tut, wird es nicht schaffen, sich richtig um die Menschen zu kümmern, die Gott ihm anvertraut hat. Hier sind auch wir angesprochen, alle Gläubigen. Vom einfachen Gemeindemitglied bis zum Leiter einer grossen Kirchengemeinde. Lieben wir die uns anvertrauten Menschen mit der Liebe, die wir von Jesus bekommen haben? Warum kümmern wir uns um sie: Wollen wir gute Menschen sein, oder liegen uns ihre Errettung und ihre geistliche Entwicklung am Herzen? Sind wir bereit, ihnen immer wieder Gottes Wort weiterzugeben, auch wenn sie es ablehnen? Sind wir für sie da, wenn es ihnen nicht gut geht, und stehen wir noch zu ihnen, wenn sie eine richtig grosse Sünde begangen haben? An unserem Dienst für diese Menschen lernen wir, was Jesu Liebe zu ihnen und zu uns ist. Wie sein Herz für sie und für uns schlägt; seine Hoffnung, seinen Errettungswillen, seine Schmerzen, seine Unermüdlichkeit. Und dass seine Liebe unabhängig ist von unseren Taten. Leben wir doch aus seiner Gnade und nicht gesetzlich. Warum wollen wir die Last tragen, die wir dem HERRN übergeben können? Schuldgefühle sind fehl am Platz. Dagegen gilt es, von Herzen Busse zu tun und sich bewusst wieder dem HERRN zuwenden, wenn wir in einer Sache von ihm abgewichen sind.

Jesus ist auch mein guter Hirte. Auch wenn ich ihn im Alltag nicht immer gleichermassen auf dem Schirm habe. Auf einmal ist er wieder da, schenkt mir sein Wort, lässt mich seine Nähe spüren. Es geht mir nicht gut? Er ist während meines Gebetes da und mir ist, als nähme er meine Hand. Ich hege einen Groll auf jemandem? Er erinnert mich daran, meinen Widersachern zu vergeben, und ich versuche das. Ich bin schlecht drauf? Sein «Seid allezeit fröhlich» hellt meine Stimmung gleich ein Stück auf. Ich habe wichtige Aufgaben zu erledigen und bin unsicher, ob dabei alles gut gehen wird? Jesus sagt mir: «Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird es wohlmachen.» Ich gehorche und siehe da, es funktioniert. Zur richtigen Zeit habe ich die richtigen Ideen, begegnen mir die richtigen Menschen, und mit dem Timing geht alles perfekt. Das wäre ohne seine Führung gar nicht möglich.

Jesu Liebe ist allumfassend. Sie gilt jedem Menschen auf dem ganzen Planeten. Seine Hoffnung ist, möglichst viele verlorene Schafe aus der weltweiten Herde zu ihm zu bringen. Lesen wir zusammen den Vers 16: «Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.» Die Schafe, die Jesus herführt, das sind die Menschen, die seine Liebe und seine Lehre annehmen. Damals war Jesus zu den Juden gesandt, von der leiblichen Abstammung her war er selber ein Jude. Aber er ist auch zu denen gesandt, die nicht Juden sind, zu den Heiden. Er will die Gute Nachricht, das Evangelium, in alle Welt hinausbringen. Dass auch Nichtjuden errettet werden und zu Gott kommen sollten, war damals ein Gedanke, den viele Juden nicht akzeptieren konnten. Sogar für die Apostel war der Gedanke bisweilen fremd. Man denke an Simon Petrus, der zum Hauptmann Kornelius gerufen wurde und sich mächtig dazu überwinden musste, zu diesem zu kommen und ihm Jesu Lehre weiterzugeben. Gerade die Oberen unter den Juden hatten da einen grossen Dünkel. Glaubten sie sich doch privilegiert, zu Gottes Volk zu gehören. An verschiedenen Stellen in der Bibel belehrte sie Jesus aber, dass sie sich nichts auf ihre Herkunft einbilden konnten. Die Abstammung von Juden oder von Gläubigen ist kein Freipass für ins Himmelreich. Auch da: Es führt kein Weg vorbei an Jesus. Der ist der Weg zum Vater. – Für uns ist es äusserst hoffnungsvoll, dass Jesus noch ganz viele Schafe zu sich holen will, auch in unserem Land, auch hier in Bern. Er will, dass wir sie suchen und zu ihm bringen. Sich um sie kümmern, sie zu Jünger/innen Jesu erziehen. Auch ist es für uns tröstlich und erhebend, zu einer einzigen, weltweiten, liebenden Glaubensfamilie zu gehören. Darin befinden sich alle, denen Jesus das lebendige Wort und die Jüngerschaft gegeben hat. Und hier müssen wir bisweilen unseren eigenen Dünkel überwinden. Denn zu diesen können Leute der verschiedensten Konfessionen und christlichen Gruppierungen gehören: UBF-Mitglieder, Katholiken, Protestantinnen, Leute aus FEG, EGW, ICF und was es noch alles gibt. Entscheidend ist allein, ob sie nach Jesu reiner Lehre leben oder nicht.

Jesus betont hier nochmals: «Und ich lasse mein Leben für die Schafe.» Jesus meinte und meint das ernst. Es sind nicht Lippenbekenntnisse wie von Menschen, einfache Worte oder grossspurige Versprechungen. Sondern Jesus hat seinen Worten Taten folgen lassen. An den Taten erkennt man, ob jemand aufrichtige Worte spricht oder nicht. Jesus hat sein Leben gelassen, oder hingegeben, wie es in der Einheitsübersetzung der Bibel heisst. Wir wissen, wie das zugegangen ist. Er wurde für seine Lehre und für die Wahrheit bestraft. Gefangen genommen, gefoltert, verspottet. Von allen verlassen, schliesslich sogar von seinem Vater getrennt. Ans Kreuz geschlagen, wo er einen qualvollen Tod erlitt. Und dies für uns, zur Vergebung unserer Sünden! Von seiner Kreuzigung hatte Jesus natürlich schon gewusst, als er die Hirtenworte zu den Zuhörenden redete. So spricht er denn hier auch von seinem bevorstehenden Tod. Lesen wir gemeinsam die Verse 17 und 18: «Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, auf dass ich’s wieder empfange. Niemand nimmt es von mir, sondern ich selber lasse es. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wieder zu empfangen. Dies Gebot habe ich empfangen von meinem Vater.» Jesus wollte, dass das Volk und auch seine Jünger seinen Tod richtig einordneten. Am Kreuz würde er hilflos aussehen, als könnte er, der vielen geholfen hatte, sich nicht selber helfen. Als hätten seine Verfolger über ihn gesiegt, ja als hätte das Böse über das Gute gesiegt. Aber dem war nicht so, im Gegenteil. Jesu Kreuzestod war der grösste Sieg der Menschheitsgeschichte: Jesus trug alle unsere Sünden ans Kreuz. Er vergoss sein Blut, durch welches wir nun die Reinigung von unseren Missetaten haben. In Jesaja, Kapitel 53 heisst es über Jesus: «Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.» Und: «Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden.» (Jesaja 53,4-7.11). Und Kolosser 1,19.20 sagt: «Denn es hat Gott gefallen, alle Fülle in ihm wohnen zu lassen und durch ihn alles zu versöhnen zu ihm hin, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.» Nun wollte Jesus nicht, dass man sein Opfer falsch verstand. Sondern viel mehr, dass die Leute wussten, aus welchem Motiv er das machte. Er gehorchte damit Gottes Willen! Freiwillig, aus Liebe zu seinem Vater und zu uns Menschen. Als Gottes Sohn hatte er nicht nur die Vollmacht, Leben zu geben und zu erhalten, sondern auch, sein eigenes Leben zu opfern und sich von seinem Vater am dritten Tag wieder auferwecken zu lassen. Diejenigen, die Jesus kreuzigten, taten das zwar aus ihrem eigenen bösen Willen. Aber sie hätten es nicht machen können, hätte Gott das nicht zugelassen. Gott gebrauchte sie lediglich dazu, seinen Willen, nämlich Jesu Sühneopfer, durch sie zur Vollendung zu bringen. Es musste so geschehen. Die Schuldigen an Jesu Tod litten danach unter ihren Taten. Aber doch sagte Jesus, als er am Kreuz hing: «Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!» Das sagt er auch wegen uns, die wir sündigen, uns noch nicht voll bewusst, was der HERR will und was das für uns bedeutet. Ganz vollkommen werden wir nie werden; wir bleiben unzulänglich und unsere Natur ist sündhaft. Aber wir haben Jesu Liebe, seine Vergebung, seine Lehre, seine Führung, auch sein Training. Er trägt uns durch die gesamte Zeit, ist immer an unserer Seite. Und will das bis in die Ewigkeit bleiben.

Zum Schluss:

Lesen wir nochmals den Leitvers, Vers 11: «Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.»

Wir sehen in diesem Text vor allem drei Dinge. Erstens: Wir vernehmen ganz viele verschiedene «Stimmen». Und brauchen Aufmerksamkeit als Gatekeeper, nicht jeder dieser Stimmen Gehör zu schenken. Nur Jesu Stimme ist für uns relevant. Je besser wir ihn persönlich kennen, desto besser können wir unterscheiden, was seine Stimme ist und was uns der Satan einzutrichtern versucht. Möge Gott unser Herz mit seiner Liebe füllen und uns durch den Heiligen Geist lehren, wie wir die «Stimmen» geistlich einordnen können. Zweitens: Jesus ist die Tür zu den Schafen. Er ist der einzige Weg zu Gott und somit zum Himmelreich. Hast du ihn, habe ich ihn persönlich als den Weg, die Wahrheit und das Leben angenommen? Drittens: Jesus ist der gute Hirte. Er hat sein Leben für uns hingegeben, ganzheitlich, ganzherzig. Durch ihn lernen wir, was Gottes Liebe für uns ist. Keiner kann so lieben, so demütig, individuell, unermüdlich, selbstlos, ausser unser HERR. Möge er unsere geistlichen Augen und unsere Herzen öffnen, diese Liebe immer mehr zu erfassen. Bis wir gar nicht mehr anders können, als ihm die seligmachende Herrschaft über unser Leben zu geben.