Guten Tag! Frohe Weihnachten! Jesus ist geboren, er ist hier! Mitten unter uns. Er freut sich, dass wir hier zusammen Gottesdienst feiern, hört unsere Lieder, sieht in unsere offenen Herzen für ihn. Fast ist es, als ob wir hier, in diesem Gemeindezentrum, heute einen Stall, eine Krippe für das neugeborene Jesuskind geschaffen haben. Hier kann es seine Liebe entfalten und das Herz von jedem/jeder von uns mit Freude und Licht erfüllen. Heute wollen wir genauer darüber nachdenken, wer Jesus ist. Und woher er kommt. Er ist der verheissene Messias, die Erfüllung von Gottes Zusagen an sein Volk. Er ist Jesus, der Retter, und Immanuel, Gottes Sohn. Ganz Gott und ganz Mensch. Näher kann Gott uns gar nicht kommen; er wohnt unter uns und in unseren Herzen! Lesen wir gemeinsam den Titel meiner Botschaft: „Immanuel, Gott mit uns“. Und lesen wir gemeinsam den Leitvers, Vers 23:
Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heisst übersetzt: Gott mit uns.
Matthäus 1,23
Wir sind Gottes Kinder, nicht wahr? Gott hat uns nach seinem Bild geschaffen. Also geschaffen für die persönliche, schöne Beziehung zu ihm. Er will immer mit uns sein. Aber wir Menschen wollen nicht immer. Das liegt an unserer sündigen Natur. Immer wieder sind wir versucht, eigene Wege zu gehen, unabhängig von Gott. Das hat mit Adam und Eva begonnen, also den ersten Menschen überhaupt. Die haben im Paradies von den verbotenen Früchten des «Baumes der Erkenntnis des Guten und Bösen» gegessen. Darum kamen die Sünde und ihr Ergebnis, der Tod, in die Welt. Seither sündigen die Menschen. Und seither bemüht sich Gott darum, die kaputte Beziehung zwischen ihm und den Menschen zu kitten – und der Satan, sein Gegenspieler, hält dagegen. Unser gnädiger Gott stellte in der ganzen Menschheitsgeschichte immer wieder Personen auf, die seine Wege gingen und andere zum Glauben brachten. Das tut er heute immer noch. Und er hat von Anfang an schon einen Plan gefasst, sämtliche Menschen auf der ganzen Welt zu retten. Ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Sünden vergeben zu lassen und zu Gott zu kommen. Diese Möglichkeit ist Jesus! Der ist sein Sohn, in die Welt gekommen in Menschengestalt. Der hat uns gelehrt, ein Leben zu führen, das Gott gefällt. Und er ist schliesslich am Kreuz gestorben, stellvertretend für uns Sünder! Er ist also der Kitt der Beziehung zwischen Gott und uns.
Apropos Kitt, da gibt es eine Geschichte, die dazu passt. Die möchte ich euch gerne erzählen. Es war eine kleine Stadt auf sonst ländlichem Gebiet. Das Leben ging dort ruhig und beschaulich dahin. Eines Tages hörte die Stadtbevölkerung ein sehr lautes Klirren. Manche gingen nachschauen, andere erfuhren es tags darauf in der Lokalzeitung: Ein Lieferant hatte ein grosses Landschaftsbild aus Glas ins Museum des Städtchens transportieren wollen, dabei aber einen Unfall gebaut und das Bild war in Hunderte von Teilen zersprungen. Noch bevor die Strassenreinigung sie zusammenräumen konnte, trat der Stadtbach nach langem Regen über die Ufer und spülte einen Teil der Scherben mit. Doch da hatte eine Familie in der Stadt eine Idee: Warum nicht noch so viele Scherben wie möglich zusammentragen? So entschied man sich, nach und nach Bildteile zu suchen und sie ins Stadthaus zu bringen. Manche dachten: «Heute ist so kaltes Wetter, da gehe ich nicht hinaus, Teile suchen», und gingen trotzdem. Ein älterer Mann meinte: «Ich kann mich fast nicht mehr bücken, wie soll ich da eine Scherbe auflesen, wenn ich eine finde?» Und er ging dennoch hin und fand zwei Scherben, die er sogar fast mühelos aufheben konnte. Nach und nach sammelten sich Bildteile im Stadthaus. Manch einer staunte, weil die Scherbe, die er fand, gerade zu ihm passte: ein sanft geschwungener Hügel zu einer sanftmütigen Person, spitze rötliche Felsen zu einer aktiven, temperamentvollen usw. Nach einiger Zeit versuchten die Stadtbewohner, die Scherben zu einem Ganzen zusammenzufügen. Es war ein richtiger Puzzle-Event. Und sie schafften es; das Bild hatte nur einige wenige Lücken! In dem Moment geschah etwas ganz Erstaunliches: Das Bild bewegte sich, wurde real, und bald darauf konnte man die Landschaft, die es darstellte, in realiter bewundern! Diese war einfach wunderschön: Hügel, bunte Wiesen, üppige Bäume, zwitschernde Vögel. Manch einer spazierte nun in der Landschaft. Vereinzelte fanden ganz schöne Steine am Boden. Und eine besonders aufmerksame Frau hörte es dort rauschen. Dem ging sie nach. Und so kam es, dass sie eine Quelle fand. Diese ist noch heute dort zu finden. Sie hat Heilwasser! Daher ist die kleine Stadt heute ein Kurort.
Hier haben viele Menschen, unabhängig von ihren Bedingungen, mitgeholfen, etwas Schönes herzustellen respektive wiederherzustellen. Manch einer hat gewissermassen seine Persönlichkeit eingebracht. Die Scherben, die Idee des Bildes, die hatte es von Anfang an gegeben. Gott hat uns nach seinem Ebenbild geschaffen. Durch die Sünde haben wir dieses Bild aber zerbrochen. Darum hat Gott Jesus geschickt, der dieses Bild wiederhergestellt und dafür am Kreuz seinen eigenen Leib zerbrochen hat. Und die Verheissung von Jesus Christus hat es von Anbeginn an gegeben. Jesus ist unsere Quelle des Lebens und der Heilung. Sein Segen kam und kommt zum Tragen in der Welt. Dazu braucht es Menschen, die aus Glauben handeln und wirken. Und solche gab es viele, gerade in der Geschichte von Gottes Volk.
Teil 1: Der Stammbaum Jesu Christi (Verse 1-17)
Jesus ist der Heiland aller Menschen, der König der Herzen von Leuten aus allen Völkern. Von der leiblichen Abstammung her ist er ein Jude. Einer mit einem langen Stammbaum, der bis Abraham zurück reicht. Aber die Juden zu seiner Zeit hatten reichlich Mühe, ihn als Juden anzuerkennen. Die einflussreiche geistliche Elite der Juden anerkannte ihn nicht als ihren Messias, ja, er war für sie ein Fremdkörper in ihrem System. Ein Wanderprediger, ein Konkurrent um geistliche Macht und um die Anhängerschaft aus dem Volk. Kein Wunder, glaubten viele Juden denn auch nicht an Jesus. Das muss seine Jünger und Nachfolger, die ja selber von den Juden stammten, geschmerzt haben. Einer unter ihnen war Matthäus, der Verfasser des vorliegenden Evangeliums. Er muss sich Gedanken darüber gemacht haben, wie er seinen jüdischen Zeitgenossen – und den Juden, die nach ihnen kamen – Jesus schmackhaft machen konnte. Ihn glaubwürdig machen als König der Juden. Daher belegte er als Allererstes, bevor er auf Jesus selber einging, dessen genuine jüdische Abstammung. Lesen wir gemeinsam den Vers 1: «Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.» Abraham und David, das waren hoch geschätzte Personen in der jüdischen Religion. Abraham, der Stammvater aller Juden. Und David, der geliebte, gute König, der die Israeliten geeint und ihrem Reich zu einer Blütezeit verholfen hatte. Für uns mag dieser Vers 1 nicht von so besonderer Bedeutung sein. Anders für die Juden, die ihn lasen und deren Herzen für seine Aussage offen waren. Die wurden bisweilen zu Tränen gerührt: Jesus war einer der Ihren! Der Messias der Welt, er gehörte zu ihnen und sie gehörten zu ihm. Sie verfolgten nun den Stammbaum, den Matthäus gezeichnet hat, von Abraham über David bis zu Jesus, unserem Christus.
Im Stammbaum kommen viele Namen vor, genauer gesagt 26 Namen. Diese Person zeugte diese Person, diese Person zeugte diese Person. «Zeugte» bedeutet, dass es direkte leibliche Nachkommen waren. In der Regel Söhne, manchmal auch Enkel oder Brudersöhne. Wichtig war es dem Evangelisten, die königliche Linie über David zu Jesus nachzuzeichnen. Die Linie, die er zeichnet, geht so gut wie immer von einer Einzelperson zu einer nächsten. Nebenäste und Seitenzweige des Stammbaumes werden weggelassen. Für mich zeigt das, dass für Gott der einzelne Mensch wichtig ist. Den gebraucht er für sein Werk, uns individuell, und nicht die grosse, anonyme Masse. Der Stammbaum ist gegliedert in Abschnitte, von Abraham zu David zur babylonischen Gefangenschaft zu Jesus. Jeweils vierzehn Glieder, das kann man sich gut merken. Die Zahl 14 steht aber auch für den König David, DEN Vorfahren Jesu. Im Hebräischen hatten alle Worte einen Zahlenschlüssel, und die Vierzehn war mit dem Namen David assoziiert… Ich gehe nun nicht auf jede einzelne Person im Stammbaum ein, sondern möchte drei Aspekte nennen, die für mich mit dem Stammbaum Jesu verbunden sind.
Erstens: Gott erfüllt seine Verheissungen, selbst wenn manchmal die Lage dazu nicht optimal ist. Lesen wir gemeinsam den Vers 2: «Abraham zeugte Isaak. Isaak zeugte Jakob. Jakob zeugte Juda und seine Brüder.» Manche von uns erinnern sich daran, was Gott Abraham sagte, als er ihn berief. Das ist 1. Mose 12,2-3: «Und ich will dich zum grossen Volk machen und will dich segnen und dir einen grossen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.» Und genau das hat sich dann mit Jesus erfüllt! Während der ganzen Zeit vergass Gott keine Sekunde, was er verheissen hatte. Er schenkte Abraham ein Kind, Isaak, als Abraham schon hundert und seine Frau Sara neunzig Jahre alt war. Gott ist nichts unmöglich, wenn es darum geht, seinen Plan zu erfüllen und uns zu segnen. Auch nicht eine Jungfrauengeburt, wie wir später noch sehen werden. Ein grosser Segen Gottes war der König David. Über den hatte schon der Prophet Samuel geweissagt, dass er ein Mann nach Gottes Herzen sein sollte. David machte extrem vieles richtig während seiner Herrschaftszeit. Aber auch er hatte Fehler und Schwächen. Lesen wir zusammen den Vers 6: «Isai zeugte den König David. David zeugte Salomo mit der Frau des Uria.» Einige von uns wissen, dass David Batseba, die Frau des Uria, unrechtmässig an sich genommen hatte. Hierfür war es ihm auch nicht zu schade gewesen, Uria, seinen besten Soldaten, an die Front direkt in den Kugelhagel zu schicken. Aber das Entscheidende war: David tat danach Busse. Gott vergab ihm. Es ist die Frucht von Gottes grosser Gnade, dass Salomo, Davids Thronfolger, ein Kind von Batseba ist. David hatte viele weitere Frauen und Nebenfrauen, damals eine durchaus übliche Sache. Aber das führte zu innerfamiliären Spannungen. Es kam bisweilen zum offenen Kampf zwischen manchen seiner Söhne um die Thronfolge, bevor Salomo feststand. Auch Salomo war ein guter König, wenn auch ebenfalls kein Heiliger. Nach ihm teilte sich das Reich Israel in Juda und Nordisrael. Die Könige, die danach folgten, waren nicht immer gute Herrscher. Manche führten den Götzendienst wieder ein, andere schafften den wieder ab. Aber, wie das erste Buch der Könige über Abjia – der kommt auch vor im Stammbaum – sagte: «Denn um Davids willen gab der HERR, sein Gott, ihm eine Leuchte zu Jerusalem, dass er seinen Sohn nach ihm erweckte und Jerusalem erhielt». So ging die königliche Erbschaftslinie in Juda weiter. Sie riss sogar nicht ab, als Gott sein Volk hart bestrafen musste. Wohlverstanden nach X-facher Warnung durch diverse Propheten. Die Israeliten und ihre Führer wurden immer verdorbener. Bis es für Gott keine andere Möglichkeit mehr gab, als sie in die 70jährige Gefangenschaft nach Babel führen zu lassen. Ein einschneidendes Ereignis in der Geschichte von Gottes Volk! Die danach wieder in Juda lebenden Nachkommen Davids waren keine grossen Könige mehr, sondern höchstens Statthalter, lokale Grössen. Bis… Ja, bis Jesus kam. Gott hatte seine Verheissung definitiv nicht vergessen. Gerade in der allerdunkelsten Zeit, als Israel in der Bedeutungslosigkeit und unter römischer Fremdherrschaft schmachtete, machte er sie wahr.
Zweitens: Nicht das Äusserliche der Menschen zählt, dass der HERR sie gebrauchen kann, sondern der Glaube. Das beste Beispiel sind vermutlich die Frauen, die im Stammbaum vorkommen. Lesen wir gemeinsam den Vers 3: «Juda zeugte Perez und Serach mit der Tamar. Perez zeugte Hezron. Hezron zeugte Ram.» Und den Vers 5: «Salmon zeugte Boas mit der Rahab. Boas zeugte Obed mit der Rut. Obed zeugte Isai.» Diese Frauen wären schon rein aus Gender-Aspekten normalerweise nicht in dem Stammbaum drin gewesen. Aber, noch erstaunlicher: Das waren Frauen fremden, heidnischen Ursprungs, Rahab war sogar Prostituierte. Warum erschienen sie dann im Stammbaum Jesu? Wegen ihres Glaubens! Tamar war die Schwiegertochter von Juda. Sie wählte ungewöhnliche Wege, wie sie zu Nachkommen kam, auch wenn ihr Mann gestorben war und die Schwagerehe nicht funktionierte. Sie verkleidete sich als Prostituierte und schlief mit Juda, was ihr Nachwuchs bescherte. Eine komische Idee, aber der Goodwill zählt. Ähnlich wie bei Jakob, der Esau das Recht des Erstgeborenen abgetrotzt hatte, war Tamar Gottes Segen wichtiger als die Methode, ihn zu erlangen. Gott sah es ihnen offenbar nach. Rut war die Schwiegertochter von Noomi, einer Witwe, deren Söhne gestorben waren. Rut nahm sich der Noomi an, folgte ihr in ihr Land. Und bekannte: «Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.» So kam sie zu Gottes Volk, heiratete einen Israeliten und Noomis Erbe war gerettet. Gott stösst niemanden hinaus, der zu ihm kommt und ihm angehören will, egal, woher er kommt! So war es auch mit Rahab. Die hatte von den grossen Taten Gottes für sein Volk gehört. Diesen Gott wollte sie annehmen. Daher deckte sie denn auch Kundschafter, die von ihrer Heimatstadt Jericho aus das Land Kanaan erkundeten, bevor sie es eroberten. Jericho wurde auch eingenommen, Rahab und ihre Familie gerettet.
Drittens: Schon Jesu Vorfahren hatten bisweilen eine gewisse Jesusähnlichkeit. Der König David war ein grosser Herrscher und behielt dennoch zeitlebens seine Demut und den Willen, Gutes für sein Volk zu tun. Er einte die Menschen und die Herzen, wie Jesus, unser Friedefürst. Asa vereinte das von Gott abgefallene Volk wieder unter dem HERRN. Rut war liebevoll, treu und solidarisch; sie liess die Einsamen nicht allein und vertraute ihre Wege Gott an. Auch Rahab hatte festes Vertrauen auf Gott; sie lebte ihm zu Ehren, so wie Jesus auch den Vater verherrlicht hat. Ist es nicht wunderschön, überall im Alten Testament Spuren von Jesus zu finden, sogar in den Eigenschaften seiner leiblichen Vorfahren? Wohl am jesusähnlichsten allerdings war Josef. Auf den gehen wir nun näher ein.
Teil 2: Die Geburt Jesu Christi (Verse 18-25)
Lesen wir zusammen die Verse 18 und 19: «Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist. Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.» Maria und Josef waren miteinander verlobt. Das war damals so verbindlich wie eine Ehe. Die beiden hatten noch nicht miteinander geschlafen. Und nun war Maria schwanger! Maria selber wusste es; der Engel hatte es ihr gesagt: Das war vom Heiligen Geist. Gott hatte eine unbefleckte Frau ausgewählt als leibliche Mutter von Jesus, dem absolut Reinen. Josef indessen wusste nicht, warum Maria schwanger war. Maria muss es ihm gesagt haben, aber wie sollte Josef das glauben? Bis dahin war das ja in der ganzen Geschichte der Menschheit noch nie vorgekommen. Wie kam denn Maria auf so etwas? Es war das Naheliegendste, dass Josef dachte, sie würde von einem anderen Mann schwanger sein. Die Person, die ihm das Allerliebste auf der Welt war, hatte ihn hintergangen, dachte er. Das muss ihm extrem wehgetan haben. Aber er wurde nicht verhärmt. Josef war fromm, wie hier steht. Heute gebrauchen wir «fromm» eher abschätzig: abgehoben, altmodisch oder oberflächlich religiös. Damals aber hatte «fromm» eine ganz andere Bedeutung. Es hiess gerecht, rechtschaffen, von Herzen gläubig, gütig. Josef, ein Mann nach Jesu Herzen. Josef kannte die reine Liebe, die nicht das Ihre sucht, sich nicht erbittern lässt und das Böse nicht zurechnet. Diese brachte er auch seiner Verlobten entgegen. Er wollte Maria nicht in Schande bringen. Ehebruch – und die beiden waren auf dem Papier ja schon verheiratet – zog die Steinigung nach sich nach dem Gesetz. Nun hätte sich Josef rächen und Maria dieser Todesstrafe preisgeben können für ihren vermeintlichen Verrat. Aber das lag ihm fern. Wie konnte er das kostbare Leben eines wunderbaren Menschen opfern zugunsten seines eigenen angekratzten Egos? Nein, das brachte er nicht übers Herz! Also überlegte er fieberhaft, welche Lösung es geben könnte. Sollte er etwa alles auf seine Kappe nehmen, um Maria zu schonen? Es aussehen lassen, als ob er sie vor der gemeinsamen Zeit geschwängert und sich dann davongemacht hätte?
Mit dieser Schwangerschaft Marias hatte Gott Josef ordentlich viel zugemutet. Seinen Glauben und sein reines Herz auf die Probe gestellt. Und Josef hatte sich voll und ganz bewährt! Nun kam Gott ihm zu Hilfe. Josef musste die gravierendste Entscheidung seines Lebens nicht selber fällen. Lesen wir gemeinsam den Vers 20: «Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist.» Also doch, Maria hatte ihn nicht angelogen! In dem Moment muss ein grosses Licht in Josefs Herz eingedrungen sein… Der Engel sprach zu Josef wie als wäre es Gottes Stimme. Er sprach ihn mit Namen an, kannte auch den Namen seiner Verlobten. Er bezeichnete ihn als Sohn Davids, was an die Verheissung erinnert, die auf Jesus liegt, der ebenfalls als Davids Sohn bezeichnet wird. Josef, der bis dahin ein unbedeutendes Leben geführt hatte, sollte Geschichtsbewusstsein haben. Er stammte aus der Erbschaftslinie der Verheissung. Von dieser sollte der Heiland der Welt kommen! Weiter sicherte der Engel dem Josef Gottes Schutz während der gesamten Zeit zu: «Fürchte dich nicht, Maria, deine Frau zu dir zu nehmen.» Darum konnte Josef dann auch angstfrei so tun, auch wenn er wusste, dass es in seiner Stadt ein Riesengerede geben würde. «Denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist.» Josef wurde Zeuge vom grössten Wunder, das Gott je in der Geschichte der Menschheit getan hat!
Dieses Wunder ist Jesus! Josef sollte seinen Sohn denn auch so nennen. Ein lateinisches Sprichwort sagt: Nomen est omen. Was bedeutet: Der Name sagt etwas aus über die Person. Viele Eltern geben ihren Kindern Namen, die mit Hoffnungen verbunden sind, wie ihr Kind einmal wird. In meiner Nachbarschaft wohnt ein Mädchen namens Felicia, also die Glückliche, und die Kleine ist tatsächlich eine echte Frohnatur. Der Name ist untrennbar mit der Identität einer Person verbunden. So können wir auch über die Namen, die Jesus hat, ganz viel über seine Eigenschaften und seine daraus folgenden Taten für uns erkennen. Hier fallen zwei Namen für den Christus: «Jesus» und «Immanuel»…
Lesen wir zusammen den Vers 21: «Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.» Der Name «Jesus», bedeutet «Gott rettet». Damals hiessen noch andere Leute Jesus, es war ein gebräuchlicher Name. Die Normalbürger waren solche, die die Hoffnung hatten, von Gott gerettet zu werden. Jesus aber, unser Christus, ist der in die Welt gekommene Gott, der uns errettet! Unser Heiland, der verheissene Messias. Wen rettet er? Hier steht: Sein Volk. Das bedeutet nicht einfach die Israeliten. Obwohl er nach dem Fleisch ein Jude war und zuerst dort gewirkt hat. Sondern Gottes Volk, das sind alle, die an ihn glauben und ihn annehmen! Die ihm vertrauen und die mit und in ihm leben wollen. Von was errettet Jesus uns? Von der Sünde. «Sünde» bedeutet «Zielverfehlung». Sünden sind meistens Taten, aber viel wichtiger ist die Herzenshaltung, die dahintersteckt. Wie wir eingangs gehört haben: Unser Ziel, respektive Gottes Ziel für uns ist, dass wir in der persönlichen Beziehung mit Ihm leben. Wenn wir uns auf Abwege begeben, lieber unser eigener Herr sein wollen, sündigen wir quasi automatisch. Dabei trennen wir uns durch unsere Unfähigkeit oder sogar durch unseren bösen Willen von Gott. Es ist ein elendes Leben fern von Gott: Unseren Hunger nach Liebe versuchen wir in zerbrechlichen menschlichen Beziehungen zu stillen. Unseren Durst nach der Wahrheit versuchen wir durch allerlei Philosophien und Lehren anderer Religionen zu löschen. Unseren Wunsch nach Frieden versuchen wir durch das Führen eines möglichst guten Lebens zu befriedigen. Vergeblich! Denn das gibt es nur in dem HERRN! Jesus ist es, der gekommen ist, um unsere durch die Sünde kaputt gegangene Beziehung mit Gott wiederherzustellen. Dafür brauchte es aber nicht einfach nur sein Kommen, sondern die konkrete Tat der Errettung. Jesus starb für uns am Kreuz und nahm dabei alle unsere Sünde mit sich. Weg ist die Sünde, getilgt durch Gottes Sohn, der sie auf sich genommen und ans Kreuz geschlagen hat. Mit seinem Blut hat er den Preis bezahlt für unsere Sünden. Wie die Bibel auch sagt: Ohne Blut gibt es keine Sühne. Darum mussten die Israeliten im Alten Testament denn auch immer wieder Opfertiere darbringen. Aber dann kam Jesus: Er ist das vollkommene Opfer, das Lamm Gottes. Er hat uns ein für alle Mal erlöst vom Bann der Sünde. Darum müssen wir nun auch nicht mehr jeden Morgen von einem Priester ein Tier opfern lassen – etwa hier im Gemeindezentrum oder in der nahen Kirche. Sondern wir kommen zu Jesus, beten zu Gott, bekennen unsere Sünden, lassen uns vom Blut Jesu reinwaschen. Und bekommen sein Wort, die Orientierung, wie wir an dem Tag in der Beziehung mit Gott leben können. Für seine Ehre, ganz gemäss seinem Ziel.
Der zweite Name ist Immanuel, Gott mit uns. Lesen wir gemeinsam die Verse 22 und 23: «Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Jesaja 7,14): ‘Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben’, das heisst übersetzt: Gott mit uns.» Ja, unsere Beziehung zu Gott war kaputt, durch unser Verschulden. Aber dann ergriff Gott die Initiative. Er sandte seinen Sohn in die Welt, gab ihn für uns hin. Es gibt Leute, die sehen Jesus nur als Menschen. Sie wundern sich, wie wir einen Mann als Gott verehren können. Der Grund ist: Jesus ist Gott und Mensch zugleich, ganz Gott und ganz Mensch. Als Teil der Heiligen Dreifaltigkeit unterordnet er sich einem anderen Teil davon, nämlich Gott, dem Vater. Er war schon immer bei Gott gewesen, im Himmel, hat alle göttliche Herrlichkeit und Autorität. Aber er verzichtete auf diese und kam als Mensch auf die Welt! Nicht als König, sondern als Knecht, als unser aller Diener. Das Wort aus Hebräer 4,15 besagt: «Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.» Jesus ist der perfekte Mittler zwischen den Menschen und Gott. Er vertritt uns noch immer vor unserem himmlischen Vater. Hält unaufhörlich Fürbitte für uns, sieht uns sogar von dort oben noch voller Liebe an, jede/n Einzelne/n von uns. Seine Liebe und seine göttliche Kraft haben sich vereint; aus dieser heilt er die Menschen und macht in Herzen und Leben von Menschen alles neu.
Vielleicht können wir diesen nahen Jesus, diesen Immanuel, gerade dann am besten erfahren, wenn es uns mal nicht so gut geht. Hierfür möchte ich euch ein Erlebnis aus meinem Leben erzählen, bei welchem ich Jesus und seine Gnade so erlebt habe. Die Meisten von euch wissen, dass ich Anfang August 2017 in meinen Ferien auf Griechenland ein paar Tage lang im Spital war. Der Grund war ein nicht rechtzeitig behandelter Abszess aufgrund einer bakterienverseuchten Beinwunde. Das war für mich zuerst elend: Ich wollte doch die Zeit geniessen, frei sein, herumzureisen, und auch ein Interview bei einem lokalen Fernsehsender wollte ich zusammen mit meiner Schwester Sibylle geben. Und nun war ich wie gefangen im Krankenhaus; mit tat nichts weh, wenn ich dalag, und doch konnte ich nur liegen und die Infusion mit Antibiotika tropfte unaufhörlich in meinen Arm hinein… Und doch wurde dann das Spital für mich zu einem Begegnungsort mit Jesus! Es war nicht so spektakulär, dass mir der Christus irgendwie erschienen wäre. Nein, er war einfach nur nahe, unglaublich nahe. Denn ich suchte und fand ihn in meinen Gebeten. Befasste mich mit seinem Wort, dachte über seine Liebe nach. Die Gnade, die ich erfuhr, war innerlicher wie äusserlicher Natur. Ich wurde ruhig; auch meine Wut auf eine Mitpatientin, die immer schrie und auch nachts nicht Ruhe gab, liess nach und verschwand schliesslich ganz. Äusserlich gesehen war Gnade, dass Gott einen Arzt schickte, der mich ganz effizient behandelte, der seinen Beruf optimal beherrschte und der zudem noch Deutsch konnte. Wie ich Gott darum gebeten hatte, hatte er mich in beste Hände kommen lassen. Während meiner Zeit im Spital lernte ich eine ganze Menge über Jesus, das vorher nur Theorie gewesen war und ich nun praktisch erlebte. Allem voran: Jesus ist ein Heiler. Ich befahl seine Heilskraft in mich und mein Bein besserte sich so schnell, dass es die Ärzte erstaunte (und meinen Arzt stolz machte). Später betete ich denn auch für die Heilung anderer, genauer für Jesu Heilungskraft in ihnen. Auch das wirkte: Meine Zimmernachbarin wurde erstaunlich schnell entlassen, und die schreiende Patientin ein paar Zimmer weiter beruhigte sich. Das mit Jesus Erlebte teilte ich mit Sibylle, die ihre Zeit vollkommen opferte und die ganzen Tage an meiner Seite im Spital verbrachte. Gott hat sie, sowie mich, denn auch während unserer weiteren Ferienzeit reich gesegnet. Bevor ich aus dem Spital entlassen wurde, habe ich in meiner Freude auch meinem Arzt gesagt, auf Griechisch: «Me voìthise o Theòs», «Gott hat mir geholfen.» Auch wenn der Doktor davon nicht wirklich etwas wissen wollte. – Ich denke, dass jede/r von uns ein ganz persönliches Immanuel-Erlebnis hat, vielleicht sogar mehrere. Eine Zeit mit Gottes besonderer Nähe. Es lohnt sich, immer wieder mit Dankbarkeit auf dieses zurückzublicken. Geschichtsbewusstsein zu haben, wie Josef.
Was tat nun Josef nach seinem Traum? Lesen wir gemeinsam die Verse 24 und 25: «Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.» Josef wusste gleich, dass es kein gewöhnlicher Traum war. Gott offenbart sich uns gerne in Träumen. Das wissen wir zum Beispiel von Jakobs Sohn Josef, dem Träumer (und später Vize-Pharao) oder vom Propheten Daniel, dem Traumdeuter. Vermutlich war Marias Verlobter gleich hellwach. Und fest entschlossen, alles so zu machen, wie der Engel es ihm gesagt hatte. Er gehorchte – und stellte somit sein Leben ganz dem Willen und dem Werk Gottes zur Verfügung. Und dieses Werk war kein geringeres als der Vater von Jesus Christus, dem Mensch gewordenen Gott, zu sein. Was für ein Segen hat Josefs Gehorsam gebracht!
Zum Schluss:
Lesen wir nochmals den Vers 23: «’Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben’, das heisst übersetzt: Gott mit uns.»
Wir haben im heutigen Text gesehen, wie die Geschichte von Gottes Volk von Abraham über David bis zu Jesus weitergegangen ist. Gottes Verheissung und seine Treue gegenüber den untreuen Menschen ziehen sich dabei durch sie wie ein roter Faden. Ebenso Gottes Vergebungsgnade und auch seine Berufung für Menschen unterschiedlichster Art. Das Einzige, was wir brauchen, dass uns Gott kostbar für sein Werk gebraucht, ist Glauben. Glauben, welchem Taten folgen, Gehorsam gegenüber dem Willen des HERRN. Ich freue mich über die grosse Liebe Gottes und Jesu, die keinen Menschen ausschliesst und allen, die gescheitert sind, eine zweite Chance geben möchte. Nie lässt Jesus einen Menschen aus den Augen oder seine Hoffnung, sein Ziel für ihn. Nämlich ihn für die persönliche Beziehung mit ihm zu gewinnen.
Und genau aus dieser Gnade hat uns Gott schliesslich seinen Sohn geschickt. Das ist Jesus, der uns aus der Sünde errettet hat. Sein am Kreuz für uns vergossenes Blut wäscht noch immer alle Menschen rein, die seine Gnade für sich in Anspruch nehmen und sich von ihm reinigen lassen. Das setzt allerdings auch Demut voraus, Sünden einzugestehen, Busse zu tun und von Eigenmächtigkeit und Egoismus abzulassen. Jesus ist der Christus, unser rechtmässiger König. Doch er drängt sich uns nicht auf, sondern lädt uns sanft und unermüdlich immer wieder zu sich ein. Klopft an die Tür unseres Herzens. Er, der Schöpfer der Welt und des Universums, ist sich nicht zu schade, uns nahe zu sein, egal wie niedrig, unzulänglich und sündhaft wir sind. Mit uns will er sogar die Ewigkeit zubringen, also uns ins Himmelreich mitnehmen. Seien wir heute bereit, zu Jesus zu kommen und ihn anzunehmen. Möge Gott unsere Herzenstüren weit aufmachen für den Heiland, und Licht und Freude hineinströmen lassen. In diesem Sinne: Gesegnete Weihnachten!