Jesus, das Licht der Welt

Johannes 8,12-29

Guten Morgen! Wie wunderschön, dass wir heute wieder zusammenkommen für den Gottesdienst. Es ist ein kühler Herbsttag. Die Tage werden immer kürzer und die Nächte immer länger. Immer kürzere Phasen des Tageslichtes. In unserem Leben ist nicht immer alles hell. Es gibt nicht nur die grünen Auen, sondern auch die finsteren Täler. Aber gerade in solchen Zeiten will sich Jesus als unser Licht zeigen. Er ist das Licht des Lebens, des heutigen und des ewigen Lebens. Er offenbart sich mit seinen wunderbaren Eigenschaften, jedem und jeder Einzelnen von uns. Dies durch seine Spuren im Gebet, in Erlebnissen, in den Schönheiten der Schöpfung usw. Oder aber durch sein Wort. Selbst wenn seine Offenbarung auch mal – wie unter anderem im heutigen Wort – im Streitgespräch mit frechen, uneinsichtigen geistlichen Leitern geschieht. Möge der HERR heute unsere Herzen öffnen für das Licht, das Jesus unter uns scheinen lassen will!

Lesen wir zusammen den Titel meiner Botschaft: «Jesus, das Licht der Welt». Und lesen wir gemeinsam den heutigen Leitvers, Vers 12:

Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Johannes 8,12

Vor einigen Jahren hat der Autor Frank Maibaum eine Geschichte über Licht geschrieben; die möchte ich euch gerne vorlesen. Sie handelt um Licht, das wir sein können. Und um Finsternis, die herrscht, wenn man den Sinn hinter dem Licht nicht sieht… Der zehnjährige Kai lebte mit seiner Mutter allein. Eines Tages kam er aufgeregt von der Schule nach Hause: «Schau, Mama, was ich auf dem Müll gefunden habe, diese schöne Kerze!» Tatsächlich, die Kerze war gross und schön. Gleich holte die Mutter Streichhölzer, um sie anzuzünden. Sie hielt das brennende Streichholz an den Docht. Die Kerze wollte nicht brennen. Noch einmal versuchte sie es. Die Kerze brannte nicht. Wenn wir hören könnten, was die Kerze denkt: Hier soll ich brennen? Dafür bin ich mir zu schade! Das ist hier nur eine kleine Wohnung und diese Mutter und der Sohn sind ganz allein. Nein, ich spende mein Licht nur in wunderbar grossen Häusern, bei grossen, reichen Familien. Die Kerze war so schön, dass die Mutter sie nicht wegwerfen mochte. Sie fragte den Pfarrer der kleinen Kirche, ob er sie gebrauchen könnte. Der war begeistert. Er stellte die Kerze in die Kirche. Beim nächsten Kindergottesdienst sollte sie leuchten. Er zündete sie an. Doch…was war das? Die Kerze wollte nicht brennen. Wenn wir sie hören könnten: Was ist denn das hier für eine kleine Kirche? Hier soll ich brennen? Nein, eine so schöne Kerze wie ich brennt nur in einem Dom! Ich verschwende doch hier mein Licht nicht! Der Pfarrer vermutete, dass es wohl ein bisschen zugig in seiner kleinen Kirche wäre und sich die Kerze deshalb nicht entzünden liess. Also nahm er sie mit zu der alten Frau, die er an diesem Nachmittag besuchte. Die freute sich sehr! Gleich fand sie einen Platz für diese schöne Kerze. Als es Abend wurde, griff sie zu den Streichhölzern. Ein Versuch…ein zweiter…vergeblich! Die Kerze liess sich nicht entzünden! Wenn wir hören könnten, was die Kerze dachte: Bei einer alten Frau soll ich brennen? Sie ist hier ganz allein. Sie hat so viele Falten im Gesicht. Ihr Rücken ist ganz krumm, wahrscheinlich musste sie in ihrem Leben viel arbeiten. Hier bin ich am falschen Platz! Ich bin viel zu schön. Wenn ich hier mein Licht gebe, bin ich schliesslich heruntergebrannt und war nur bei dieser alten, einsamen Frau. Ich möchte in meinem Kerzenleben etwas Bedeutendes leisten. Ich muss bei Königen brennen, in Palästen. So landete die Kerze schliesslich auf dem kleinen Abfallhaufen neben der Kirche… Es ist Sonntag. In der Kirche feiert man Gottesdienst. Die Kerze hört, dass von einem König gesungen wird, der die Welt errettet. Oh, denkt die Kerze, ein König, endlich, und ein so bedeutender. Herrlich, vielleicht nimmt der mich mit. Bei ihm brenne ich dann doch gern! Endlich bekommt mein Leben einen Sinn! Doch was hört sie da? Der König wurde in einem Stall geboren, in eine Futterkrippe gelegt? Und später als erwachsener Mann hielt er sich bei den Kranken auf? Er machte keinen Bogen um die traurigen, einsamen und alten Menschen? Er nahm sich für sie Zeit? Er hatte Zeit für Kinder? Er sagte: «Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird das ewige Leben haben!» So liegt sie nun dort und denkt über diesen König nach bis in die späte Nacht. Es hat zu regnen begonnen. Ein alter Mann kommt des Weges, setzt sich auf die Stufen, neben denen die Kerze liegt. Vielleicht hat er kein Zuhause. Vielleicht kann er nicht schlafen, weil Sorgen ihn plagen. Da, die Kerze im schwachen Licht des Mondscheins! Schade, denkt der Mann, es ist zu nass heute Nacht. Sonst könnte ich sie anzünden, sie könnte mir ein bisschen Licht und Wärme geben. Er greift zu seinen Streichhölzern, obwohl er weiss, dass die Kerze hier nicht brennen kann. Er hält sein Streichholz an den Docht. Und da… Die Kerze brennt… so warm und hell wie nie zuvor.

Diese Kerze hat die Kurve noch gekriegt. Die geistlichen Leiter, die im heutigen Wort mit Jesus stritten, jedoch nicht. Dabei hatte Jesus doch alle Hoffnung, sie zur geistlichen Einsicht und zu einem herrlichen Leben in Jesu Liebe und Licht zu führen…

Teil 1: «Ich bin das Licht der Welt» (Vers 12)

Lesen wir gemeinsam den Vers 12: «Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.» Jesus redete nochmals zu ihnen. Zu den geistlichen Leitern, hier zu einer Gruppe von Pharisäern. Wieder und wieder redet Jesus zu denen, die er zu sich bringen und retten will. Kommen sie nicht zu ihm, kommt er – oder kommen seine Jüngerinnen und Jünger – zu ihnen. Jesu Geduld und Unermüdlichkeit sind unglaublich. Sei es mit den geistlichen Oberen von damals, mit denen er sich immer wieder auf tiefgehende Diskussionen über ihn eingelassen hat. Oder sei das mit uns. Wenden wir uns mal von ihm ab, ruft er uns wieder, immer wieder. Sei das durch ein Bibelwort, das uns anspringt. Oder durch die blosse Tatsache, dass es wieder Gebetsstunde ist. Oder aber indem zur genau richtigen Zeit der richtige Mensch in unserem Leben auftaucht, der wieder Licht in unsere Dunkelheit bringt, Ordnung ins Chaos und Liebe ins Ungeliebt-Sein. Nur Gott und sein Sohn haben diese Art, uns nicht aufzugeben, uns bei sich zu behalten und uns zu lieben für das, was wir sind. Sie wollen uns zur Umkehr und zur Errettung bringen und uns bis in der Ewigkeit um sich haben.

Jesus sagt: «Ich bin das Licht der Welt.» Licht ist das Gegenteil von Finsternis. Damals hatte Jesus gerade einer Frau geholfen, aus der Dunkelheit in sein Licht zu treten. Das war eine Frau, die aus frischer Tat beim Ehebruch ertappt worden war. Jesus hatte ihr vergeben und sie zur Busse geführt. «Sündige hinfort nicht mehr», hatte er ihr auf den Weg mitgegeben. Auch uns will der HERR eine neue Orientierung geben, seine Orientierung. Ohne ihn tappen wir in der Finsternis: im inneren Chaos, in negativen Gefühlen, in einem diffusen Eindruck der Leere oder sogar im offenen Gefühl der Sinnlosigkeit. Wir finden uns nicht zurecht und wissen nicht, was Ziel und Inhalt unseres Lebens sein sollen. Doch wir sehnen uns nach Licht. Wir greifen nach Lichtern. Aber sind das gute Lichter? Menschen versuchen oft, selber zu überlegen, mit was sie ihrem Leben Sinn geben könnten: Karriere, Reichtum, menschliche Beziehungen, philosophische Lehren… Und am Schluss finden sie, dass all dies sie gar nicht wirklich erfüllt. Mir scheint, dass die Sehnsucht nach Licht den Menschen angeboren ist. Das ist auch das Tages- und das Sonnenlicht. Kleine Kinder haben oft Angst im Dunkeln. Wohnungen, in denen es nicht viel Licht gibt, werden aus diesem Grund von vielen Wohnungssuchenden nicht genommen. Dunkel macht uns orientierungslos. Wenn wir einmal mit verbundenen Augen durch die Gegend gehen, wissen wir, was es heisst, kein Licht zu haben, das unseren Weg erleuchtet. Dann brauchen wir Hilfe, damit wir nicht mit unserem Fuss andauernd an ein Hindernis stossen, sondern dort durchgehen, wo wir auch durchgehen wollen.

Ohne Licht gibt es kein Leben: Würde die Sonne erlöschen, würde auf der Erde alles gefrieren, erstarren, sterben. Licht ist unersetzlich, unentbehrlich, einzigartig. Auch Jesus ist Licht und Leben zusammen. Ohne ihn gibt es kein geistliches Licht, keinen Weg zum Vater und damit auch keinen Zugang zum ewigen Leben. Er ist für die ganze Welt gekommen, für alle Menschen, um ihnen den Weg zu Gott zu leuchten. Wie erleben wir ihn als Licht? Der Vers 12 sagt es uns: indem wir Jesus nachfolgen. Also uns nach ihm orientieren, von ihm lernen und allmählich unser Leben auf ihn ausrichten. Dann haben wir das Licht des Lebens. Und dann sind wir auch selber Licht. «Ihr seid das Licht der Welt», hat uns Jesus in Matthäus 5,13 auch gesagt. Nicht aus unserer eigenen Kraft, sondern wir leuchten mit Jesu Licht. Strahlen seine Liebe aus. So wie der Mond kein eigenes Licht hat, sondern das der Sonne reflektiert, und trotzdem ist er wunderschön. Wir sind anderen Menschen Licht. Wir schenken ihnen Liebe, wie wir sie von Jesus erfahren haben. Leben ihnen vor, was es heisst, mit Freude nach Gottes Wort zu leben. Und wir werden zu einem grossen Segen für sie. Ja, auch uns sind schon einige Male Menschen, die auf diese Weise Licht sind, in unserem Leben begegnet. Meine erste solche «Lichtgestalt» in meinem Leben war meine Tante Maja. Sie mauserte sich sehr schnell zu meiner Lieblingstante. Denn sie hatte eine unglaubliche Art, mich einfach zu lieben und anzuerkennen. Mir echtes persönliches Interesse und Wertschätzung entgegenzubringen. Ihr konnte ich auch von allen meinen Eigenarten erzählen; sie liebte auch diese. Und damit war Maja ihrem Herrn Jesus ähnlicher, als ich damals mit meinem kindlichen Herzen erfassen konnte. Sie war und ist eine echte Nachfolgerin Christi, die auch in ihrem Alltag das lebt, was er vorgelebt hat.

Für uns sind Erlebnisse, bei denen wir Gottes Nähe erfahren, auch mit dem Eindruck von Licht assoziiert. Manche Gläubigen berichten, dass in ihr Herz ein grosses Licht eingedrungen ist, als sie die Gnade des HERRN angenommen haben. Ich erinnere mich an meine erste Bibelkonferenz. Damals schrieb ich die Stellungnahme zu einem Bibelwort über Jesu Sündenvergebung. Als ich diese vortrug, war diese Gnade Jesu im Raum spürbar. An dem Tag war das Wetter trüb und wolkig. Aber wenn ich an den Tag zurückdenke, habe ich den Nachmittag, an dem ich die Stellungnahme vortrug, als sonnig im Gedächtnis.

Teil 2: Jesu Zeugnis (Verse 13-20)

Jesus hatte diese Hoffnung auch für die geistlichen Leiter: Licht zu sein. Waren die doch seine Leute, Juden, auf denen Gottes Berufung als heiliges Volk ruhte. Würden sie mit Jesu Licht scheinen, hätte das einen riesigen Einfluss auf das Volk. Er wollte sie zu guten Hirten machen, die Gottes Schafe liebe- und verantwortungsvoll weideten nach dem Vorbild Jesu, des guten Hirten. Aber die Leiter hier blockten ab. Lesen wir gemeinsam den Vers 13: «Da sprachen die Pharisäer zu ihm: Du gibst Zeugnis von dir selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr.» Weil sie Jesus nicht als Gottes Sohn anerkannten, verstanden sie seine Worte nicht. Stattdessen empfanden sie das, was hier Jesus sagte, als Anmassung. Was machte er da aus sich selbst, wenn er nur ein Mensch war? Aber Jesus ist nicht nur vollkommen Mensch, sondern auch vollkommen Gott, also Gottes Sohn. Konfrontiert mit dem Vorwurf des falschen Zeugnisses, rechtfertigte sich Jesus nicht. Stattdessen erklärte er den Pharisäern geduldig, warum sie mit ihrer Behauptung falsch lagen. Der Grund dafür war schlicht und einfach die Beweislage! Erstens wusste Jesus die Wahrheit und vertrat sie unbeirrt. Was er sagte, waren einfach Tatsachen. Als Gesandter Gottes kam er vom Himmel zu uns und würde wieder in den Himmel gehen. Lesen wir gemeinsam den Vers 14: «Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Auch wenn ich von mir selbst zeuge, ist mein Zeugnis wahr; denn ich weiss, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wisst nicht, woher ich komme oder wohin ich gehe.» Zweitens wies Jesus sich durch seine Taten als der Heiland und Messias aus. Sein Werk spricht für sich. Dieses fasst der Vers von Matthäus 11,5 so zusammen: «Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt». Wo Jesus Spuren in einem Leben hinterlassen hat, da sind Menschenherzen heil, Körper gesund, Leben gerettet und Seelen vor dem Gang in die Verdammnis bewahrt worden. Die geistlichen Leiter hätten diese Zeichen der Zeit erkennen müssen, denn sie wussten aus der Heiligen Schrift davon. Aber da sie beschlossen hatten, Jesus nicht anzuerkennen, ignorierten sie alle diese Beweise. Anstatt dass sie sich gefreut hätten mit der glückseligen Menge von Geheilten und Geretteten!

Weiter ist Jesus der Gerechte. Er urteilt nicht nach dem, was vor Augen ist. Anders die damaligen geistlichen Leiter- – lesen wir zusammen die Verse 15 und 16: «Ihr richtet nach dem Fleisch, ich richte niemand. Wenn ich aber richte, so ist mein Richten gerecht; denn ich bin’s nicht allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.» Noch ist die Zeit der Gnade. Jesus richtet und verdammt niemanden. Aber wenn er wiederkommen wird, dann wird ihm Gottes Gericht anvertraut sein. Er wird die Lebenden und die Toten richten. Spätestens dann wird man sehen, dass es einen Unterschied macht, ob wir Jesus in unserem Leben hatten oder nicht.

Jesus war auch nicht der Einzige, der von sich zeugte. Lesen wir zusammen die Verse 17 und 18: «Auch steht in eurem Gesetz geschrieben, dass zweier Menschen Zeugnis wahr sei. Ich bin’s, der von sich selbst zeugt; und der Vater, der mich gesandt hat, zeugt auch von mir.» Jesus sagte bewusst: euer Gesetz. Das war zum einen Gottes Wort, sein Gebot, das die geistlichen Leiter in- und auswendig kannten. Und zum anderen das, was diese Leiter daraus machten: eine Instanz von Moral und Gerichtbarkeit. Nach dieser urteilten sie. Also würde Jesu Zeugnis auch ihrem Urteil standhalten, wenn sie dieses konsequent umsetzen würden. Gott bezeugte Jesus vielfach. Das ganze Alte Testament ist prallvoll von Hinweisen, Vorausschauen und Verheissungen auf und über den Messias. Die Juden hofften auf den Heiland. Nun aber, da er da war, erkannten ausgerechnet ihre Oberen nicht, dass sich ihre Hoffnung nun endlich, endlich erfüllt hatte. Ihr Herz blieb einfach verschlossen, da sie es ja auch nicht öffnen wollten. Das ist sehr traurig, nicht? Ihr verhärtetes Herz verleitete die Leiter auch dazu, über Jesus zu spotten. Kennen wir den HERRN nicht, werden wir ihn ebenfalls zum Gegenstand von Spott oder zumindest von Kritik, Misstrauen und Missbilligung machen. Die Pharisäer stellten Jesus die rhetorische Frage: «Wo ist dein Vater?» Für sie war Jesus nicht Gottes Sohn, sondern der Sohn von Josef, dem Zimmermann. Ha, spotteten sie, Josef könnte dich nun in Schutz nehmen, wenn er hier wäre, aber hier ist er nicht… Jesus verlor aber ob dem Spott seine Geduld nicht. Viel mehr antwortete er ihnen: «Ihr kennt weder mich noch meinen Vater; wenn ihr ihn kenntet, so kenntet ihr auch den Sohn.» Ihn muss es tief geschmerzt haben, dass die Pharisäer sich selbst den Weg zu Gott verbauten. Sie, die doch glaubten, den HERRN zu kennen, zu haben und für ihn zu leben. Sie hatten aber das Wichtigste nicht: Jesus. Der ist der Weg zu Gott. Wer den Sohn hat, der hat auch den Vater, und wer den Sohn nicht hat, hat auch den Vater nicht. Ohne Jesus können wir Gott nicht kennen. Wer den Sohn sieht, sieht den Vater. An Jesu Liebe führt kein Weg vorbei, wenn man in dem HERRN leben will. Und diese Liebe hatten diese Pharisäer nicht. Darum lebten sie am HERRN vorbei, auch wenn sie sich noch so gewissenhaft an Gottes Gebote hielten.

Mit der Tatsache konfrontiert, dass sie auf dem falschen Weg waren, mussten die Pharisäer mächtig wütend auf Jesus gewesen sein. Auch redete Jesus seine Worte mit ihnen am Gotteskasten des Tempels. Und der war öffentlich zugänglich für alle. Ja, Jesus redet seine Worte zu uns allen, noch heute! Die geistlichen Leiter hätten Jesus augenblicklich ergreifen können. Aber das geschah nicht. Stattdessen liessen sie ihn sein. Wer auch immer hinter Jesus her war und ihn «aus dem Verkehr ziehen» wollte, er konnte es nicht tun. Jesus muss eine unglaubliche Aura göttlicher Autorität umgeben haben. Die Ehrfurcht hinderte seine Verfolger daran, Hand an ihn zu legen. Noch. Denn ihre Stunde würde noch kommen, Jesus zu ergreifen. Aber es war in Wahrheit nicht ihre Stunde, sondern seine Stunde. Gottes Zeit. Jesus würde gekreuzigt werden. Nicht, um nicht mehr wirken zu können – denn die Seinen wirken bis heute ungehindert in seinem Namen und predigen sein Evangelium. Sondern um sich selbst hinzugeben als Sühneopfer für die Welt. Auch das ist seine göttliche Autorität.

Teil 3: Jesu Weg zur Erhöhung (Verse 21-29)

Über genau diese Autorität und über seinen Leidensweg lehrte Jesus nun auch die Pharisäer. Lesen wir gemeinsam den Vers 21: «Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Ich gehe hinweg und ihr werdet mich suchen und in eurer Sünde sterben. Wo ich hingehe, da könnt ihr nicht hinkommen.» Damit sprach Jesus seinen Kreuzweg an. Es war seine Entscheidung, den zu gehen. Er hätte jederzeit Gott erfolgreich darum bitten können, Engel zu schicken, die ihn bewahrt hätten vor seiner Kreuzigung. Aber das wäre nicht der Wille seines Vaters gewesen. Jesus wusste, was auf dem Spiel stand: die Rettung aller Menschen aus ihren Sünden! Am Kreuz nahm er den Tod, den Lohn unserer Sünden, auf sich. Bei seiner Auferstehung am dritten Tag besiegte er alle Mächte des Todes. Er ging uns voran; denn auch wir werden einst auferstehen von den Toten am Jüngsten Tag – so wir bei dessen Kommen nicht noch am Leben sind. Jesus wusste, wohin er gehen würde nach seinem Tod am Kreuz: zu seinem Vater. Zurück in dessen Herrlichkeit. Und wen die Pharisäer nicht umkehrten, würden sie ebendort nicht hinkommen: zu Gott. Ins Himmelreich, ins ewige Leben. Stattdessen würden sie in der Sünde sterben und der Verdammnis anheimfallen. Im Vers 24 sagt es Jesus noch einmal: «Darum habe ich euch gesagt, dass ihr sterben werdet in euren Sünden; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden.» Entscheidend ist, ob wir an den HERRN glauben oder nicht. Ob wir Jesus annehmen oder nicht. Diese geistlichen Leiter hätten doch wenigstens um Jesu Werke willen glauben können, dass er es ist. «Es» steht für Gottes Sohn. Jesus hatte zur samaritischen Frau auf ihre Frage, ob er der Christus sei, geantwortet: «Ich bin es.» Aber die Pharisäer spotteten weiter: Wohin sollte Jesus denn gehen, wohin sie nicht kommen könnten? Da konnte nur Sterben gemeint sein. Würde er denn etwa seinen Tod zelebrieren? Dass sie hier an die Möglichkeit dachten, dass Jesus Selbstmord begehen könnte – und sei es nur als fiktives Szenario – zeigt, wie wenig sie Jesus kannten. Jesus ist das Leben und der Geber des Lebens. Seine Tat am Kreuz war weder Inszenierung noch sich Töten lassen. Sondern sie war und ist für uns. Jesus ist das Lamm Gottes, das sich für die Vergebung unserer Sünden hingegeben und geopfert hat. Sein Blut wäscht uns rein und schenkt uns ganzheitliche Heilung. Er ist Gottes Sohn, vom Himmel gekommen. Von oben und nicht, wie wir sündigen Menschen, von unten her. Wir sind von dieser Welt, er aber ist nicht von dieser Welt. Er errichtet sein ewiges Königreich, das Himmelreich. Es beginnt in unseren Herzen, wenn wir seine Vergebung und seine Orientierung bekommen haben. Und mündet in das ewige Leben in Gottes Reich ein.

Die Pharisäer gaben sich nicht zufrieden mit dem, was Jesus sagte, und bohrten weiter. Lesen wir zusammen den Vers 25: «Da fragten sie ihn: Wer bist du denn? Und Jesus sprach zu ihnen: Zuerst das, was ich euch auch sage.» Sie hatten Jesu Aussagen über sich selbst verschiedentlich gehört. Seine «Ich bin»-Worte, wie sie keiner ausser Gottes Sohn und Gott selbst aussprechen kann. «Ich bin das Licht der Welt.» «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.» «Ich bin das Brot des Lebens.» Sie hatten seine Einladung zu ihm nicht angenommen und wollten sie auch weiterhin nicht annehmen. Jesus hätte viel von ihnen und ihrer Ungeistlichkeit reden können. Und sie richten und verurteilen. Aber er fokussierte sich nicht auf dies, sondern auf das Reden heilsamer, wahrhaftiger Worte. Nicht auf das, was er ihnen menschlich zu sagen gehabt hätte, sondern darauf, ihnen Gottes Orientierung zu geben. Nicht auf das Negative, sondern auf das Positive. Das können wir ebenfalls von ihm lernen, wenn wir Gottes Wort weitergeben, bisweilen an ein unwilliges, ablehnendes Publikum. Auch seinen Tod am Kreuz sah Jesus als etwas Positives. Nicht als Qual unvorstellbarer Schmerzen. Sondern als zum Vater Gehen. Nicht erniedrigt zu werden, sondern erhöht. Lesen wir gemeinsam den Vers 28: «Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und nichts von mir selber tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich.» Einst werden alle Menschen erkennen, dass die Bibel Recht gehabt hat und Jesus Gottes Sohn ist. Das wird bei Jesu Wiederkommen sein. Dann wird es für die, die nicht geglaubt haben, zu spät sein. Aber wer nach Jesus fragt und seine Zeichen wahrnimmt, wird es schon vorher erkennen. So war es auch bei Jesu Kreuzigung. Die Naturgewalten, besonders eine dreistündige Finsternis, zeugten von Gottes Gewalt, die zur Zeit von Jesu Kreuzestod zugegen war. Der Vorhang des Tempels riss ohne Zutun von Menschenhand entzwei. Sogar der Hauptmann, der bei Jesu Kreuzigung da war und mit ihm bis dahin gar nichts am Hut gehabt hatte, musste erkennen: «Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!» Jesus wünscht sich nichts sehnlicher als dass wir nach ihm fragen und zur Erkenntnis kommen, wer er ist. Gönnen wir uns und ihm die Offenheit und die Neugier für das, was er uns über sich zu sagen hat! Er will, dass unsere Herzen weich und offen für ihn sind. Er ist nicht als gestrenger Richter gekommen, sondern als der sanftmütige Messias. Er ist nicht hier, um uns zu verdammen, sondern um uns zu retten und zu heilen. Was er redet, redet er aus Liebe. Lassen wir uns daher etwas von ihm sagen! In seinen Worten und seinen Taten ist absolut keine Spur von Willkür: Er tut und redet nur das, was Gott ihm aufgetragen hat. Der ist sein Vater und der ist unser Vater. An den hält er sich in seiner absoluten Beziehung zu ihm. Auch das ist uns ein Vorbild. «Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Er lässt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.» Und wann immer auch wir das tun, was Gott gefällt, können wir das ebenfalls erleben. Dann ist Gott mit uns und lässt uns nicht allein. Er hilft uns, sein Werk auszurichten und beschützt uns. Er versorgt uns und trainiert uns, als Gottes Kinder zu wachsen und geistlich zu reifen. Und bei ihm und seinem Sohn finden wir die Geborgenheit, die Sicherheit und den Frieden, die wir in der Welt nirgends finden.

Zum Schluss:

Lesen wir nochmals den Leitvers, Vers 12: «Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.»

Ich bin Gott dankbar, dass er es mir erlaubt hat, mich mit diesem anspruchsvollen Wort zu befassen. In meiner Botschaft habe ich nur einige Punkte angesprochen, einige Erkenntnisse, die der HERR mir gegeben hat. Aber meine Botschaft wird niemals der Tiefe des Textes gerecht, und schon gar nicht den umfassenden, göttlichen Eigenschaften Jesu. Über diesen Text zu predigen, braucht Demut. Und ich hoffe, dass ich die nötige Demut auch habe.

Durch den heutigen Text sehen wir, dass Jesus das Licht der Welt ist. Gekommen, um uns zu retten, nicht um uns zu richten. Wir sehen seine göttlichen Eigenschaften wie Geduld, Langmut, Hoffnung zu uns, Unermüdlichkeit, unverfälschte Liebe. Er liess sich immer wieder auf die Fangfragen und spöttischen Unterredungen der geistlichen Leiter ein. Er hätte sich auch sagen können: «Die haben eh keine Einsicht, das ist Perlen vor die Säue Werfen!» Aber er tat es nicht. Aus Liebe und Errettungswillen für sie. Auch wir haben keine solche Ausrede. Wenn Menschen, die wir zum HERRN einladen, ablehnen, geben wir sie nicht auf, sondern beten für sie, sprechen sie später mal wieder an. Und laden andere Menschen ein in der Hoffnung, dass gerade die nun angesprochene Person das verlorene Schaf ist, das Gott für uns vorbereitet hat, es zu ihm zu bringen. Perlen vor die Säue würden wir nur werfen, wenn wir Menschen zwingen würden, sich mit dem HERRN und seinem Wort zu befassen. Jesus ist unser Vorbild. Er ist das Licht des Lebens und will uns das ewige Leben schenken. Wir sind nach dem Ebenbild des HERRN geschaffen. Also sind wir dazu bestimmt, Licht in der Welt zu sein. Mit Gottes Gnade, mit Jesu Liebe, mit dem rettenden Wort des HERRN leuchten wir anderen Menschen. HERR, mache uns jeden Tag mehr zum Segen für andere Menschen. Was wir von dir bekommen haben, bringen wir in die Welt hinaus. Denn so werden viele Leute von überall her zu dir finden. Das glauben wir.

Für mich persönlich habe ich die Liebe Jesu durch das heutige Wort ebenfalls gesehen. Seit ich zurückdenken kann, sehne ich mich nach echter Liebe, die mich als Person annimmt und schätzt. Als ich von Gottes Liebe für mich erfahren habe, wurde ich richtig neugierig. Die Worte, die sagen, dass der HERR mich liebt, finde ich wunderschön und will sie immer in meinem Herzen mitnehmen. Ich habe schon sehr oft die Ablehnung von Menschen erlebt. So könnte ich meinen, ich sei nicht liebenswert. Aber ich habe zwei Zeugen, die das Gegenteil sagen: Gott und Jesus! Sie lieben mich so wie ich bin. Diese Liebe ist individuell, ehrlich, einzigartig. Ihnen glaube ich das, was sie über mich und meine Identität sagen. Und nicht den Stimmen der Welt oder gar der Stimme des Satans. Der sagt gerne, dass ich nicht richtig gläubig und böse sei und hält den Finger auf meine Unzulänglichkeit. Dann sage ich: «Nein!» Ich bin geliebt vom Allerhöchsten, also bin ich es wert, geliebt zu sein. Ich bin versehen mit Gottes Hoffnung, dass er mich als Licht gebraucht in dieser Welt. Und was für mich gilt, das gilt auch für euch. Möge der HERR uns segnen und uns offene Herzen geben, Jesu Licht und Liebe eindringen zu lassen. Bis wir das sind, was Gott uns bestimmt hat zu sein. Heute und bis in die Ewigkeit, die wir in seinem herrlichen Reich zubringen werden. Amen!