Jesus, der Weg zum Vater

Guten Morgen! Ich freue mich sehr, dass wir heute alle hier sind. Es ist ein grosser Segen, im Namen des HERRN zusammen zu sein und Jesus zu feiern. Wir haben heute Morgen alle den Weg auf uns genommen, um hierher zu kommen. Für die Meisten ein kurzer Weg, aber der ging dennoch bergauf. Für mich ein längerer Weg, aber ein angenehmer. Der Weg: Das ist nicht nur die Strecke, die wir zurücklegen. Das ist auch unser Lebensweg. Es gibt jemanden, der diesen Weg mit uns gehen will. Aber nicht nur. Es ist einer, der dieser Weg für uns sein will. Der Weg zum Ziel, der Pfad zu Gott, die Brücke zum Himmelreich. Das ist Jesus! Lesen wir den Titel meiner Botschaft: «Jesus, der Weg zum Vater.» Und lesen wir zusammen den heutigen Leitvers, Vers 6:

Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.

Johannes 14,6

Stellt euch vor, es gibt auf einem Berg zwei Wanderer, die zusammentreffen. Beide stehen vor einem Wegweiser, der in Richtung vorwärts zeigt. Auf ihm steht «Glücksstadt». Das ist ein verlockender Name. Beide Wanderer wollen dorthin gehen. Nun aber ist zwischen ihrem Standort und der Stadt ein tiefes Tal, und ein beschwerlicher, steiler Weg führt durch dieses. Der eine Wanderer sagt: «Okay, ich gehe diesen Weg. Ich bin ja fit genug. Es lohnt sich, die Mühe auf sich zu nehmen.» Der andere Wanderer dagegen sagt: «Das ist mir zu mühsam. Auch wenn ich fit bin. Ich gehe lieber um das Tal herum oder schaue, ob es irgendwo eine Brücke gibt. Auch so gelange ich ja nach Glücksstadt.» Und die beiden machen sich je auf ihren Weg. Der erste Wanderer steigt langsam den steilen Pfad hinunter. Im Talboden liegt ein Schlüssel knapp neben dem Wanderweg. Den nimmt der Wanderer und steckt ihn in seine Tasche; man weiss ja nie, für was er noch gut sein kann. Der zweite Wanderer geht parallel zum Tal. Der Weg ist breit und einfach zu gehen. Nach längerer Zeit kommt er tatsächlich zu einer Brücke über das Tal. Als er über diese gegangen ist, sieht er einen Wegweiser und ist erleichtert: «Glücksstadt», steht auf ihm. Unterdessen ist der erste Wanderer am Ziel angelangt. Um die Stadt gibt es eine Mauer und es hat nur einen Eingang: ein Tor. Dieses ist verschlossen. Da nimmt der Wanderer den Schlüssel, den er gefunden hat, und tatsächlich, er passt! So gelangt der Mann in die ersehnte Stadt, und die ist wirklich wunderschön. Das Tor hinter ihm geht zu. Kurz darauf kommt auch der zweite Wanderer an. Bald steht er vor dem verschlossenen Tor – und er hat keinen Schlüssel, um es aufzuschliessen. Eine ganze Weile wartet er und ruft, aber niemand kommt, um das Tor aufzumachen. «Vielleicht ist die Stadt gar nicht bewohnt. Was für ein Bluff!», sagt der Mann. Frustriert kehrt er um, um den Rückweg anzutreten.

Es ist wichtig, ein Ziel zu haben. Ob bei einer Aufgabe, bei einem Projekt, in der Karriere oder generell im Leben. Aber nicht immer ist es der einfachste, naheliegendste Weg, der uns zu diesem Ziel führt. Schon gar nicht zu unserem Lebensziel. Was ist das Ziel in unserem Leben? Möglichst viel Geld, ein toller Job, ein schönes Haus, eine Vorzeigefamilie? Nein, das sind höchstens untergeordnete Ziele. Es muss etwas sein, das Erfüllung und Sinn gibt. Etwas, das nicht vergänglich ist und einen grösseren Wert hat als das, was es auf der Welt gibt. Das Ziel ist der HERR. Das ewige Leben im Himmel, in Gottes Königreich. Der Weg dorthin ist unsere persönliche Beziehung zu Gott. Und damit auch zu Jesus. An Jesus führt buchstäblich kein Weg vorbei. Das sollten auch seine zwölf Jünger wissen.

Teil 1: Der Weg, die Wahrheit und das Leben (Verse 1-6)

Jesus hatte eine wunderschöne, innige Gemeinschaft mit seinen Jüngern beim letzten Abendmahl. Und doch war die Stimmung bedrückt, die Szenerie beängstigend. Jesus würde sehr bald am Kreuz sterben. Die sprichwörtliche Schlinge, die die geistlichen Leiter um ihn legten, zog sich immer enger um Jesus. Sein Jünger Judas, der drei Jahre eng mit ihm zusammengelebt hatte, würde ihn verraten. Ein anderer Jünger, Petrus, würde ihn verleugnen. Bei allem, was ihm bevorstand, hätte Jesus allen Grund gehabt, mit seiner eigenen Angst beschäftigt zu sein und sich auf sein Leiden und Sterben vorzubereiten. Stattdessen aber blickte er nicht auf sich, dafür mitten ins Herz seiner Jünger. Sie taten ihm leid. Sie waren ganz verängstigt und wussten nicht, was werden sollte und wie sie ohne Jesus, ihren Rabbi, überhaupt leben konnten. Darum ermutigte sie Jesus. Lesen wir gemeinsam den Vers 1: «Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!» Diese Worte haben Kraft. Auch für uns. Wenn wir auf diese Welt und auch auf unser Leben blicken, haben wir allen Grund, im Herzen zu erschrecken. Zuerst war die Corona-Pandemie und die ist noch nicht einmal vorbei. Jetzt hat es Krieg in der Ukraine und die Sicherheitslage der ganzen Welt hat sich verschlechtert. Auch machen manchen von uns die Affenpocken Angst. In den Nachrichten lesen wir zudem von Hunger, Dürre, Erdbeben usw. Der Klimawandel schreitet unaufhaltsam fort. Und dazu haben wir noch die Sorgen in unserem eigenen Leben: Ungewissheit über die Zukunft, Verantwortung für andere Menschen, manchmal auch Krankheiten. Wenn wir nur auf diese Probleme und Missstände schauen, verzagen wir. Da sagt uns Jesus: «Glaubt an Gott und glaubt an mich!» Hey, schaut weg von dort und schaut auf mich, sagt er, konzentriert euch auf mich und legt euren Fokus nicht auf die Welt! Wir brauchen diese Worte immer wieder zu hören und uns immer wieder auf den HERRN auszurichten. Beim Beten und beim Nachdenken über sein Wort verschwinden unsere Sorgen und Ängste. Angesichts des Allmächtigen werden unsere Probleme klein. Angesichts der überschwänglichen Liebe Gottes wird Elend weniger gravierend. Angesichts seiner Kraft sind wir sicher, Herausforderungen in unserem Leben angehen zu können.

Ich denke, Schwierigkeiten sind der beste Weg dazu, mehr Gottes Orientierung zu bekommen. Als ich meine Arbeit verlor und kein Einkommen hatte, verschlimmerte sich meine finanzielle Situation rasch. Ich hatte nur Ausgaben und keine Einnahmen, und ob ich Arbeitslosengeld bekommen würde, war auch nicht sicher. Doch ich investierte von der Zeit, die ich nun ohne Job hatte, einige in die Gemeinschaft mit Gott und diente auch anderen Menschen mehr. Das boostete meine Beziehung zu Gott. Auch wenn ich gerade nicht betete oder in der Bibel las, fühlte ich mich wie in Reichweite zum HERRN. Eines Tages blickte ich auf meinen Kontostand. Es wurde mir nicht mehr eng ums Herz, wie früher, wenn wenig Geld drauf gewesen war. Die Zahl, die mir entgegenblickte, bezeichnete ich später in einem Gebet als «relativ». Was spielte es schon eine Rolle, wie viel Geld auf meinem Konto war, wenn mich Gott doch versorgte? Das Geld würde mit seiner Hilfe bald wieder mehr werden. «Glaubt an Gott und glaubt an Jesus.» Ich bin weit davon entfernt, das gut umzusetzen, ich kann das nicht. Aber das hier war ein segensreicher Versuch.

Ob Geld auf dem Konto oder andere Dinge: Wir schauen viel zu sehr auf das Sichtbare. Das ging den Jüngern Jesu hier auch so. Ihre Furcht und ihr Fokus auf die Situation waren absolut verständlich. Aber Jesus wollte ihnen hier eine andere Perspektive geben. Eine Hoffnung, einen Impuls im Glauben, der sie aus ihren trüben Gedanken herausholte. Ja, sie hatten hier keine Ruhe, aber in dem HERRN fanden sie Ruhe. Ja, sie hatten hier keine feste Bleibe – aber im Himmel würden sie auf ewig je ihre eigene wunderschöne Wohnung beziehen. Hier musste Jesus sie an seine Verheissung erinnern: «In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?» Hier auf der Welt gibt es gute Dinge, mit denen Gott uns gesegnet hat, aber sie sind nicht alles. Es gibt Orte, mit denen wir uns verbunden fühlen, aber unsere wahre, bleibende Heimat ist das Himmelreich. Unser Leben ist quasi eine Vorbereitung auf das ewige Leben. In Gottes Reich wird es so herrlich sein, dass wir uns das gar nicht vorstellen können. Es wird keine Sünde, keine Feindschaft, keinen Tod und kein Leid mehr geben, sondern nur noch die ungetrübte Gemeinschaft mit Gott ohne jede Distanz. Offenbarung Kapitel 21 gibt uns einen kleinen Vorgeschmack auf die Pracht des Gottesreiches, ich zitiere ein paar Verse: «Und er führte mich hin im Geist auf einen grossen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem herniederkommen aus dem Himmel von Gott, die hatte die Herrlichkeit Gottes; ihr Leuchten war gleich dem alleredelsten Stein, einem Jaspis, klar wie Kristall»; «Und der Kern der Mauer war aus Jaspis und die Stadt aus reinem Gold, gleich reinem Glas. Die Grundsteine der Mauer um die Stadt waren geschmückt mit allerlei Edelsteinen.» Jesus will auch uns in diese himmlischen Gefilde bringen, wenn er wiederkommen wird. Wie er im Vers 3 des heutigen Wortes sagt: «Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass auch ihr seid, wo ich bin.»

Noch etwas Weiteres sagte Jesus seinen Jüngern; lesen wir gemeinsam den Vers 4: «Und wo ich hingehe, dahin wisst ihr den Weg.» Die Jünger sahen sich hier vermutlich verwirrt an. Vorhin hatte Jesus doch noch gesagt: «Wo ich hingehe, da könnt ihr nicht hinkommen.» Und jetzt sagte er, sie wüssten den Weg, den er gehe? Was Jesus hier meinte ist, dass er zum Vater ging. Zu Gott in den Himmel. Thomas, der die Dinge gerne immer so konkret wie möglich hatte, fragte nach: «Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen?» Der Jünger dachte an einen geografischen, physischen Weg. Und den konnten die Jünger tatsächlich nicht mit ihrem Meister gehen: Jesus musste es auf sich nehmen, am Kreuz zu sterben und am dritten Tag zu auferstehen. Nur er als Gottes Sohn konnte dies tun. Er hat alle unsere Sünden mit sich ans Kreuz genagelt und mit seinem Tod unsere Schuld bezahlt! Und mit seiner Auferstehung hat er den Tod besiegt, welcher der Lohn für unsere Sünden gewesen wäre. Mit «Weg» ist diesmal also kein physischer gemeint. Sondern – eine Person. Und die hatten die Zwölf jetzt gerade vor sich. Lesen wir zusammen den Vers 6: «Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.» Es lohnt sich, über diesen Satz genauer nachzudenken. Um genug über ihn zu sagen, reicht meine Botschaft längst nicht aus. Aber ein paar Gedanken zum Satz möchte ich hier gerne doch mit euch teilen.

Jesus ist der Weg, genauer der Weg zum Vater. Wer nicht an ihn glaubt, glaubt nicht an seine Tat am Kreuz. Wer nicht an diese glaubt, nimmt Jesu Vergebung nicht in Anspruch. Damit bleibt er in der Sünde und würde in die Verdammnis gehen. Die Sünde ist es, die uns von Gott trennt. Jesus ist gekommen, um die Beziehung zu Gott, die wir mit unserer Sünde kaputt gemacht haben, wieder zu kitten. Durch seinen Tod am Kreuz ist der Weg zu ihm, den einst Adam und Eva im Paradies durch den Sündenfall blockiert hatten, wieder frei geworden. Und Gott hatte das von Anfang an eingeplant. Nach dem Sündenfall tötete er Adam und Eva nicht. Sondern er verhiess schon damals, zumindest indirekt, das kommen seines Sohnes zu seiner Zeit. Wir sind alle Sünder und hätten den Tod verdient. Aber stattdessen bietet uns Gott seine Versöhnung und einen neuen Anfang in ihm an. Was für eine herrliche Gnade! Jesus ist der Weg, und er zeigt uns den Weg. Nämlich wie er gelebt hat. Wir haben ihn als Vorbild und können von ihm in den verschiedensten Situationen lernen. Durch sein Wort erfahren wir, wie er jeweils reagiert hat und auch, was er uns lehrt. Seine Prinzipien sind ganz anders als die Prinzipien der Welt. In der Welt zählt Durchsetzungsvermögen, ja Egoismus, bei Jesus zählen Liebe und Demut. In der Welt gibt es vergängliche Freuden und Vergnügen, aber nur bei Jesus gibt es wahre Erfüllung und bleibende Freude. In der Welt sind Erfolg und Wettbewerb wichtig, bei Jesus aber haben alle Menschen mit ihren unterschiedlichen Voraussetzungen die gleichen Chancen. Dort schliessen Hass, Gruppendenken, Rangordnungen und Engstirnigkeit manche Menschen aus. Bei Jesus aber sind alle Menschen geliebt und wir lernen von ihm sogar, unsere Feinde zu lieben.

Jesus ist die Wahrheit. In der Welt gibt es viele verschiedene «Wahrheiten». Da werden viele Menschen orientierungslos: Was ist es, was nun absolut und bleibend gilt? Man kann sich doch nur an dem festhalten und darin Ruhe finden, was sicher und dauerhaft gültig ist. Viele verlassen sich auf das Wissen aus der Wissenschaft. Doch dieses ist heute wahr, morgen aber kann es schon widerlegt sein. Wissenschaftliche Wahrheit ist immer «auf dem neusten Stand des Irrtums», wie es so schön heisst. Aber beim HERRN finden wir wirklich die Wahrheit. Sein Wort lügt niemals und alles, was sein Wort sagt, ist und wird wahr. Wenn wir an einem Bibelwort festhalten, erleben wir in unserem Leben, dass stimmt, was da in der Bibel steht. Und Jesus ist das Mensch gewordene Gotteswort, der Logos. Er steht für die Wahrheit und sagt die Wahrheit. In ihm ist kein Falsch. Darum ist absolut Verlass auf ihn. Seine Wahrheit ist Reinheit, Lebenssinn und Halt. Dies können wir sonst nirgendwo finden.

Jesus ist das Leben. Als Schöpfergott gibt er das Leben, uns und allen anderen liebevoll gestalteten Geschöpfen. Durch seine Auferstehung hat Jesus bewiesen, dass er selber die Auferstehung und das Leben ist; in ihm ist Leben und der Tod konnte ihn nicht festhalten. Und Jesus will uns sogar das ewige Leben geben! Er liebt uns so sehr, dass er uns bis in alle Ewigkeit bei sich haben will. Auch dafür hat er sich hingegeben. Wie bekommen wir das ewige Leben? Durch den Glauben an ihn! Und nur so. Darum sagt Jesus auch: «Niemand kommt zum Vater denn durch mich.» Es mag sein, dass auch andere Religionen gute Dinge predigen. Aber sie haben nicht den Schlüssel zum ewigen Leben über die Vergebung unserer Sünden. Und sie bieten uns niemanden, der uns so nah sein kann, einen echten Freund, wie Jesus. Darum haben wir das «real life» schon hier und jetzt. Die Gemeinschaft mit Jesus ist schon auf Erden ein wunderschönes Stück Himmel in unserem Herzen.

Teil 2: Wer Jesus sieht, sieht den Vater (Verse 7-14)

Jesu Jünger stellten sich also einen geografischen Weg von Jesus zu seinem Vater vor. Dabei ahnten sie nicht, wie nahe Jesus in Wirklichkeit an Gott war. Respektive dass Gott und Jesus eins sind! Jesus sprach zu ihnen: «Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.» Wegen ihrer auf das Räumliche und Sichtbare beschränkten Perspektive, verstanden das die Jünger nicht gut. Daher sagte einer von ihnen, Philippus, zu Jesus: «Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns.» Das erinnert an einen weit verbreiteten Fehler, den manche Menschen machen, die an Gott glauben – aber halt nicht unbedingt an Jesus. Diese sehen Gott und Jesus getrennt: Gott als Gott und Jesus als einen Menschen. Es ist schwierig, Jesus als Gott selbst zu sehen, wenn er doch Menschengestalt angenommen hat. Darum glaubten auch viele zu seinen Lebzeiten auf Erden nicht an ihn. Es ist der Heilige Geist, der uns die Augen öffnet, auf dass wir Jesus als Gottes Sohn und als göttlichen Ursprungs sehen können. Gottes Wort ist Geist, darum kann es uns diese Erkenntnis schenken. In diesem Fall waren es Jesu Worte, die er an seine Jünger richtete. Er leitete sie mit einem Tadel an Philippus ein: «So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus?» Drei Jahre lang hatte der Jünger Lebensgemeinschaft mit seinem Meister gehabt. Er hatte sein Tun bewundert, ihm nachgeeifert, seinen vollmächtigen Reden gelauscht, seine Hingabe und Fürsorge erfahren. Und doch war er noch immer unverständig. Manchmal braucht es lange, bis einem gläubigen Menschen die geistlichen Augen aufgehen. Aber zu Gottes Zeit geschieht es; wie auch bei Jesu zwölf Jüngern. Die verstanden erst nach Jesu Tod und Auferstehung die meisten Dinge, die sie vorher von Jesus gehört hatten.

Was lehrte Jesus über sich selbst? «Wer mich sieht, der sieht den Vater.» Philippus brauchte also nicht eine Offenbarung vom Himmel, wie sie die Sterblichen sowieso noch nicht bekommen können. Es war nicht erst genug, wenn er Gott sehen würde. Es war genug, dass er Jesus vor sich sah. In Jesus vereinen sich sämtliche Eigenschaften, die Gott hat. Durch ihn wird Gottes Wesen fassbar, greifbar. Die Liebe, mit welcher Jesus mit uns umgeht, ist die Liebe, die unser Vater im Himmel auch für uns hat: göttliche, unendlich tiefe, unverbrüchliche Liebe. Jesus ist eins mit Gott. Lesen wir gemeinsam die Verse 10 und 11: «Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht aus mir selbst. Der Vater aber, der in mir bleibt, der tut seine Werke. Glaubt mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir; wenn nicht, so glaubt doch um der Werke willen.» Zwischen Gott und Jesus gibt es keine Distanz. Ihr Wille, ihr Plan für uns, ihr Wirken, ihre Worte, alles stimmt miteinander überein. Auch wir können uns in die Richtung bewegen, eins zu sein mit Gott und Jesus. Seinen Willen annehmen, sein Wort weitergeben, für ihn wirken. Wir im HERRN und der HERR in uns. Dann werden unsere Mitmenschen Jesus in uns erkennen können: seine Liebe, seine Hingabe, seine Kraft, seinen Errettungswillen. Ganz so, wie die zwölf Jünger Gott erkennen konnten in Jesus. In Jesus, wie sie ihn erlebt hatten und wie sie ihn jetzt vor sich hatten.

Vor allem durch zwei Dinge offenbart sich der HERR: durch seine Worte und durch seine Taten. Beides, Worte und Taten, sind unmittelbare Manifestationen seiner Präsenz und seiner Eigenschaften. Sie bringen Menschen zum Glauben an ihn. So hat sich Jesus durch seine Taten als der Messias ausgewiesen. Was die Schrift und die Propheten über ihn gesagt hatten, hat er getan. Viele Menschen erkannten ihn als den Gottessohn, weil sie sahen, dass er tat, was über ihn geschrieben stand: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündigt. Die Werke, sie können auch uns auszeichnen als zum HERRN gehörig. Tun wir sie mit der Autorität Gottes, dann können die Aussenstehenden erkennen, dass Gott durch uns am Wirken ist. So sagte Jesus denn auch zu seinen Jüngern: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird grössere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.» Noch grössere Werke als Jesus, geht das? Ja. Sie sind geschehen und passieren noch immer. Das wohl grösste Werk, das Jesus angefangen und dann seiner Jüngerschaft in Auftrag gegeben hat, ist? Die Weltmission, nichts Geringeres als die Evangelisierung aller Völker. Einst hatte er die Zwölf zu der Mission ausgesandt (Matthäus 28,19.20): «Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.» Und heute beteiligt er auch uns an diesem überaus kostbaren Werk.

Gott liebt es, wenn wir seinen Willen zu unserem Willen machen. Die Übereinstimmung von seinem mit unserem Willen ist ein wichtiges Merkmal des Einsseins mit dem HERRN. Diesen Willen thematisieren wir auch im wohl berühmtesten Gebet, das es gibt, nämlich im Vaterunser. Dort beten wir: «Geheiligt werde dein Name. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.» Wie wunderbar ist es, wenn wir diese Worte von Herzen so meinen, wie wir sie sagen! Wenn wir selber den Herzenswunsch haben, Gottes Reich auf Erden zu verbreiten, werden wir entsprechende Gebetanliegen haben. Und Gott erhört liebend gerne Gebete, die wir mit einem solchen Herzen beten. Er wird sie erfüllen, wenn wir nur daran glauben, dass er das tun wird. Dies sind die Gebete im Namen Jesu, gewissermassen versiegelt und autorisiert durch den Namen Christi. Wie Jesus sagt: «Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf dass der Vater verherrlicht werde im Sohn. Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.» Wenn wir uns wünschen, dass Gott und Jesus verherrlicht werden, dann dienen wir anderen Menschen. Wir wollen sie auf den HERRN aufmerksam machen, dass es ihn gibt und dass er lebendig ist. Wir wollen, dass sie zum Glauben und damit zum Leben kommen. Unsere Bitten an Gott für diese Personen sind vielfältig. Wir beten für die Heilung von Krankheiten, für gutes Gelingen von Vorhaben, für das Bestehen von Prüfungen, für eine sichere Reise, für das Finden einer Wohnung oder eines Jobs. Und das Wichtigste: Wir beten, dass Gott ihr Herz und ihre geistlichen Augen für ihn und für seinen Sohn öffnet. Dass sie zur Busse und zur geistlichen Neugeburt finden. Und somit, dass auch sie sich auf den Weg der Nachfolge Jesu machen. Mit und in Christus, der selber der Weg ist. Im Leben und hin zum besten Ziel, das es gibt: dem Vater und dem ewigen Leben im Himmelreich.

Zum Schluss:

Lesen wir nochmals den Leitvers, Vers 6: «Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.»

Jesus lehrt uns in diesem Wort, unseren Fokus nicht auf die Sicherheiten in der Welt und auch nicht auf die schwierige Lage zu legen, sondern auf ihn. Er holt uns aus unserer Sorgenwelt, wenn er uns zuruft: «Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!» Bei ihm finden wir Ruhe und Sicherheit in dieser unruhigen, unsicheren Welt. Und Orientierung für unser Leben! Jesus hat sich uns offenbart als der Weg, die Wahrheit und das Leben. Er hat uns den Weg zu Gott frei gemacht durch seinen Tod am Kreuz, und unsere persönliche Beziehung zum Vater wiederhergestellt, die durch unsere Sünden zerbrochen war. Nehmen wir doch seine Sündenvergebung von ganzem Herzen an!

Jesus ist die Wahrheit, eine bleibende Konstante in dieser sich so schnell wandelnden Welt. Sein Wort ist, so wie er selber auch, ewig. Nichts davon ist relativ, also nicht so wie die leidige Zahl auf meinem Kontobeleg. Auf den HERRN ist absolut Verlass. Jesus hat uns vorgelebt und lehrt uns, auf welchem Weg wir gehen sollen. Er nimmt uns an die Hand und führt uns sicher durchs Leben. Ja, er ist Leben. Ein Leben in Fülle, voller Sinnhaftigkeit. Er schenkt uns ein Leben im Licht seiner wunderbaren Liebe, Gnade, Nähe und Fürsorge. Und eines, das uns bis in die Ewigkeit erhalten bleibt in dem HERRN.

«Niemand kommt zum Vater denn durch mich», spricht Jesus. Gebe uns der HERR, dass wir uns an diesem Wort nie ärgern. Es könnte absolut, ausschliessend, begrenzend klingen und scheint vielleicht unsere Gedankenfreiheit einzuschränken. Aber in Wirklichkeit wirft uns der HERR mit diesem Wort einen Rettungsanker zu, aus seiner Liebe. Nicht in der Sünde oder in eigenem Gutdünken, nicht in einem Leben in Eigenregie sollen wir bleiben. Sondern Jesu Hand nehmen und uns von ihm führen lassen. Möge der HERR jeder/jedem von uns geben, dass wir diesen Anker ergreifen. Er zieht uns aus der Finsternis von allerlei negativen Gedanken und Gefühlen hinein in Gottes herrliches, liebevolles, ewiges Licht. Zum realen Leben und schliesslich zur Ewigkeit, auf dass wir diese mit dem HERRN verbringen.