Jesus ist der wahre Weinstock

Johannes 15,1-8

Guten Morgen! Es ist wunderschön, dass wir heute nochmals alle zusammen sind. Das nächste Mal, dass wir alle hier versammelt sind, wird erst wieder in sechs Wochen sein. Morgen schon geht ihr, Josua, Maria, Ruth und Esther, nach Korea. Möge Gott eure Reise reich segnen. Meine Schwester Sibylle Grace und ich starten schon bald zu unserer Kurzzeitmissionsreise in Griechenland. Wir beten, dass wir dort die Gelegenheit haben, vielen Menschen Gottes Wort und Jesu Liebe weiterzugeben. Faith Abraham wird hierbleiben, im Gemeindezentrum beten und auf die Pflanzen aufpassen. Das ist auch sehr segensreich. Wo immer wir sind, jemand bleibt immer bei uns und mit uns: der HERR. Wir leben in der persönlichen Beziehung zu Jesus. Im heutigen Wort gebraucht Jesus für diese Beziehung die Metapher vom Weinstock und den Reben. Wir werden genauer auf dieses Gleichnis eingehen. Lesen wir den Titel meiner Botschaft: «Jesus ist der wahre Weinstock». Und lesen wir zusammen den heutigen Leitvers, Vers 5:

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

Johannes 15,5

Vor ein paar Tagen stand auf dem Kalenderblatt des christlichen Kalenders bei mir zu Hause eine Geschichte, die mich an das heutige Wort erinnert hat. Eigentlich geht es um Jesu Errettungsgnade. Aber es geht für mich auch um die Natürlichkeit unserer Beziehung zum HERRN. Ich lese sie euch hier vor: Nach einer Predigt über die gute Botschaft von Jesus Christus sagte ein Bergmann: «Ich würde alles geben, wenn ich glauben könnte, dass Gott meine Sünden vergibt; aber sehen Sie, ich kann es nicht glauben. Sie sagen, dass das Heil umsonst zu haben ist. Aber das ist zu billig!» – «Waren Sie heute zur Arbeit?», fragte der Prediger. «Ja, sicher, ich war heute unten in der Grube.» – «Und wie sind Sie heraufgekommen? Haben Sie etwas bezahlt?» – «Nein, natürlich nicht. Ich bin mit dem Aufzug heraufgefahren.» – «War das für Sie nicht zu billig?», wollte der Prediger wissen. «Warum sollte ich dafür etwas bezahlen? Das ist doch Sache der Zeche!» – «Da haben Sie recht! Das Geld für den teuren Aufzug hat nämlich Ihre Zeche bezahlt!» Der Bergmann begriff diesen Vergleich und nahm den Sohn Gottes als Retter und Herrn in sein Leben auf. ( «Die Gute Saat. Worte zum Leben» 2022. Hückeswagen: Christliche Schriftenverbreitung CSV. Kalenderblatt vom 1. Juli 2022.)

Immer wieder sehen wir geistliche Dinge aus der weltlichen bzw. aus unserer eigenen beschränkten Perspektive. Dabei machen wir immer wieder geistliche Denkfehler. Es entstehen Missverständnisse oder Vorurteile gegenüber Gott und seinen Eigenschaften. Dann braucht es einen Prediger – oder noch besser: direkt Gottes Wort –, um diese auszuräumen. Der Bergmann in der Geschichte machte den gleichen Denkfehler, den auch wir immer wieder machen. Wir denken: «Wir müssen doch irgendetwas leisten, um uns Gottes Liebe zu verdienen!» Nein, das müssen wir nicht. Gott und Jesus lieben uns so, wie wir sind. Wir haben seine Sündenvergebung gratis bekommen – mit seinem Sohn hat Gott hierfür umso teurer bezahlt. Wir müssen seine Vergebung nur annehmen. Ebenso ist es mit dem Bringen von Früchten. Wir müssen uns kein Bein ausreissen, auf dass wir Gott vielleicht gefallen. Wir brauchen keine riesigen Spenden zu tätigen noch nächtelang zu beten noch eine gewisse Anzahl Studierende zum Bibelstudium einzuladen. Nein, Gott selber sorgt dafür, dass wir ihm Früchte bringen! Gute Eigenschaften und Taten werden nämlich natürlicherweise und automatisch folgen, wenn wir im HERRN sind. Alles, was wir dafür zunächst tun müssen, ist: unsere persönliche Beziehung zu ihm zu pflegen. Bei ihm zu bleiben – ganze fünfmal erwähnt Jesus dies im heutigen Text. Lasst uns nun genauer auf die Beziehung zu Jesus blicken, wie sie im Gleichnis beschrieben ist.

Teil 1: Leben in Jesus, dem wahren Weinstock (Verse 1-4)

Lesen wir zusammen den Vers 1: «Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.» Das sagte Jesus zu seinen Jüngern, als er sie am Vorabend seiner Kreuzigung lehrte. Er wollte ihnen noch möglichst viel Wichtiges mitgeben. «Ich bin der wahre Weinstock», das ist eines der wunderschönen Ich-Bin-Worte, die Jesus zu uns spricht. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Er ist unser Lebensbrot. Und er ist der wahre Weinstock, den sein Vater gepflanzt, also in die Welt geschickt hat. Jesus verwendet hier das Bild von Weinpflanzen. Im alten Israel gab es viele Rebberge und daher war deren Anblick den Israeliten wohlbekannt. Trauben und Wein spielen eine wichtige Rolle in der Bibel. Der Weinberg kommt in dem Buch über 90mal vor, die Rebe über 60mal. Gott bezeichnet oft die Israeliten als Weinberg. Er hatte und hat die Hoffnung, dass sie das Licht der Welt sind und dass sie das Wort und die Liebe Gottes zu allen Völkern tragen. Also ihm Frucht bringen. Gerne schafft er ihnen hierfür die besten Voraussetzungen. Und doch werden Gottes Hoffnungen immer wieder enttäuscht. In Jesaja 5,1-7 findet sich ein entsprechendes Gleichnis. Einer «hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe. Und er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute auch einen Turm darin und grub eine Kelter und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte; aber er brachte schlechte.» Schmerzlich fragte sich der Weinbergbesitzer: «Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte?» Gott wollte diesen Weinberg richten, also wüst und ungeschützt liegen lassen. Jesaja 5,7 bringt die Auflösung des Gleichnisses: «Des HERRN Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.»

Im heutigen Wort steht der Weinstock für Jesus und die Gläubigen – Juden und andere – für die Reben. Jesus sagt: «Ich bin der wahre Weinstock.» Das heisst, dass es auch andere Weinstöcke gibt, an welche wir Menschen uns wie Trauben hängen können. Das sind falsche Anbetungsgegenstände, etwa Geld, Karriere, Ruhm, Anerkennung durch Menschen, oder Vergnügungen. Das Problem an diesen ist, dass sie den Reben nicht den Saft geben, den sie zum guten Gedeihen brauchen. Weltliche Dinge können uns nie Erfüllung, bleibende Freude und einen richtigen Lebenssinn geben – und schon gar nicht die Errettung aus unseren Sünden. Jesus dagegen hat uns alles, was wir brauchen, um ein gutes Leben zu führen, das bis in die Ewigkeit besteht. Ein Leben in der persönlichen Beziehung zu ihm, unserem Erretter. Gottlose Menschen sind wie Reben, die keine Frucht bringen. Sie mögen zwar auch mal Gutes tun, aber das dient doch zu ihrer eigenen Anerkennung (und sei es nur vor sich selbst). Was sie machen, tun sie nicht für den HERRN. Daher werden sie, wenn sie sich nicht noch bekehren, weggenommen. Eigentlich nehmen sie sich selbst weg von der wunderschönen Beziehung mit Gott und Jesus. Sie isolieren ihr Herz vor der Liebe Jesu, welche sie wirklich glücklich machen würde. Stattdessen jagen sie dort dem Glück nach, wo es nicht zu finden ist, und der Liebe, wo auf diese kein Verlass ist. Es ist Zeit, dass wir denjenigen von ihnen, die wir kennen, vom HERRN und seiner Liebe erzählen, auf dass sie neugierig auf ihn werden und nach ihm fragen.

Und die, die beim HERRN sind? Jesus sagt: Jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. Das ist wunderschön und hoffnungsvoll. Wer hat, dem wird gegeben. Geistliche Schätze, von Gott gegebene gute Eigenschaften, aus Liebe zum HERRN motivierte und ‘erfolgreiche’ Taten – all das vermehren wir im Laufe unserer Glaubenskarriere. Und sammeln uns damit unvergängliche Reichtümer für im Himmel. Jesus sagt im Vers 3: «Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.» Warum müssen wir Trauben, die schon an Jesus als Weinstock hängen, noch gereinigt werden? Nun, durch Jesu Wort sind wir zwar schon rein geworden bzw. Jesus erklärt uns für rein. Wenn wir seine Gnade am Kreuz angenommen haben, haben wir die Sündenvergebung erfahren. Wir leben fortan als Gerechte, Reine und Geheiligte im HERRN. Aber wir brauchen doch immer wieder die Reinigung, wenn auch nicht mehr die ‘Grundreinigung’: Wir sind sündig und bleiben daher zeitlebens auf Gottes Vergebungsgnade angewiesen. Für unsere Sünden tun wir Busse. Stück für Stück trennen wir von uns und unserem Leben ab, was uns an der Gemeinschaft mit Gott und am ihm Dienen hindert. Oder der HERR trennt es von uns ab. Das kann schmerzhaft sein, ist aber nötig und heilsam. Diesen Vorgang kann man mit dem Vorgehen von Weinbauern vergleichen. Im Berufsprofil eines Winzers mit eidgenössischem Fähigkeitsausweis stehen unter anderem diese Aufgaben: Reben schneiden, damit die Weinstöcke optimal wachsen; Schädlinge bekämpfen; im Sommer überflüssige Triebe und Blätter entfernen; faule Beeren aussortieren. Weg mit dem, was den Trauben unnötige Energie frisst, ihnen schadet oder was macht, dass sie zu wenig Licht bekommen. Wenn wir uns einmal für Gott entschieden haben, dann arbeitet Gott an uns. Er trainiert und erzieht uns, er hilft uns, auf Sünden nach und nach zu verzichten, und er erinnert uns immer wieder daran, zu ihm zu kommen. So wird sozusagen unsere Fruchtbarkeit optimiert, so wie eine Weinbäuerin den Ertrag ihrer Weinpflanzen optimiert. Gottes Wort reinigt uns. Und Jesu Blut, das er für uns am Kreuz vergossen hat, reinigt uns. Daher sind das sich Beschäftigen mit Gottes Wort und das Busse-Tun zentrale Elemente unseres Glaubenslebens. Und unserer Beziehungspflege zum HERRN.

Hier erinnert uns Jesus daran: «Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt.» Es gibt Menschen, die keine Autorität über sich wollen und sich von Gott auch nichts sagen lassen. Und so werden sie nie erfahren, wie wunderbar es sein kann, abhängig vom HERRN und auf ihn angewiesen zu sein. Sie versuchen alles selbst in die Hand zu nehmen, was anstrengend ist, einsam macht und oft misslingt. Wenn sie Misserfolge erleiden, kann sie das brechen, und wer hilft ihnen dann? Sie haben niemanden, der mit ihnen zusammen ihre Lebenslast trägt und der ihnen wahrhaftig weise Ratschläge gibt. Bei dem sie allen ihren Kummer abladen und bei dem sie sich stärken können, wenn sie seine Stimme hören. Dieser Jemand ist nur Jesus. Eigentlich wäre es die natürlichste Sache der Welt, bei ihm zu sein. Gott hat uns geschaffen als Menschen, die beziehungsfähig sind für den HERRN. Geschaffen für die persönliche Beziehung zu ihm. Wie es in einem meiner Lieblings-Anbetungsliedern heisst: «You and I are made to worship, you and I are called for love». Treten wir in die Gemeinschaft mit Gott, spüren wir sofort wieder: Alles ist gut. Unabhängig von der Situation, in der wir uns befinden. Unabhängig von den erschreckenden News, die wir im «20Minuten» lesen. Unabhängig von steigenden Corona-Fallzahlen in der Sommerwelle. In Jesu Armen stimmt einfach alles. Denn dort sind wir an dem Ort angelangt, an den wir gehören.

Teil 2: Entscheidung für oder gegen Jesus (Verse 5-8)

Nun könnte der HERR uns alle zwingen, nach seinem Wohlgefallen zu leben. Aber er liebt und respektiert uns viel zu sehr; darum lässt er uns unseren freien Willen. Er schenkt uns so viel Vorschuss-Vertrauen, dass er die Entscheidung jedem/jeder überlässt: für oder gegen Jesus. Sowieso beruht unsere Beziehung zu Gott und Jesus auf Freiwilligkeit, alles andere wäre nicht nachhaltig. Nur wenn man jemandem zum Gottesdienst mitschleppt, wird aus ihm kein Christ – es sei denn, dieser Jemand entdeckt dort Gottes Liebe im Wort und entscheidet sich dann freiwillig für Jesus.

Was ist mit denen, die sich für den Christus entscheiden? Jesus sagt im Vers 5: «Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.» Die lebendige Beziehung, die positive Abhängigkeit vom HERRN, ist also die Voraussetzung dafür, dass wir Frucht bringen. Der lebengebende Saft vom Weinstock fliesst in uns Reben, und ohne diesen könnten wir gar nicht überleben. Wir nehmen ihn ständig auf und bekommen dadurch Kraft, um für Gottes Werk aktiv zu werden. Aus eigenem Antrieb und mit eigener Klugheit könnten wir nichts Effizientes für Gottes Erlösungswerk ausrichten. Zwar könnten wir an der Uni zum Einladungswerk gehen, um Menschen als zahlende Mitglieder für unsere Gemeinde zu gewinnen – aber dadurch wird niemand von den Studis sich zum HERRN bekehren. Denn es fehlt die Liebe, nach welcher die eingeladenen jungen Menschen dürsten. Wenn sie aber bei uns Liebe und wahres Interesse an ihrer Person finden, kommen sie zu uns in die Gemeinde. Das sind die Liebe und das Interesse, das wir von Jesus bekommen haben und das wir daher auch anderen gegenüber haben können. Früchte, das sind aber nicht nur Taten, sondern auch Eigenschaften. Im Laufe unseres Glaubenslebens lernen wir von Jesus, und nehmen immer mehr seiner Wesenszüge an. Was Früchte sind, das fasst das Wort aus Galater 5,22-24 schön zusammen; ich lese dieses vor: «Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies steht kein Gesetz. Die aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden.» Menschen, die in Jesus leben, unterscheiden sich also überdeutlich vom egoistischen, oftmals bösen und lieblosen Wesen der übrigen Menschen.

Ohne mich könnt ihr nichts tun, sagt Jesus. Umgekehrt können wir eine ganze Menge tun, wenn wir in dem HERRN handeln. Jesus sagt ja: Viel Frucht bringen wir! Sehr oft erleben wir, wie wir mit Gottes Hilfe und aus Glauben Dinge tun können, die uns sonst komplett unmöglich wären. Das gilt auch für die kleinen Dinge. Als ich im Jahr 2015 ein Vorstellungsgespräch für einen Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin hatte, begann der Termin gar nicht mit dem Interview. Sondern ich wurde zuerst in einen Raum geführt, wo ich einen Mini-Projektentwurf machen sollte, um diesen nachher im Vorstellungsgespräch zu präsentieren. Ich stand mit der Aufgabe wie der Esel vor dem Berg. Aber ich legte trotz Zeitknappheit nicht einfach los, sondern nahm mir zuerst mindestens eine Minute Zeit zum Beten. Dabei bekannte ich, dass ich alles vermag durch den, der mich mächtig macht, wie Gottes Wort das verheisst. Auch war ich bereit, als Hirtin zu fungieren im Job, sollte ich ihn bekommen. Und was passierte? Ich machte meine Aufgabe inklusive Präsentation sehr gut und bekam den Job! Das ist, wie gesagt, nur eine kleine Sache. Wie viel grösser ist es, wenn uns Gott Früchte gibt, die sein Erlösungswerk direkt vorantreiben in unserem Umfeld! Das Allergrösste ist es, wenn eine Seele zur Errettung findet. Wir selber können niemanden retten. Das muss der HERR tun, die Verantwortung brauchen wir uns nicht aufzubürden! Aber wir sind es, die die Botschaft von seiner Erlösung weitergeben, also das Evangelium. Jede Einladung zu Jesus hat im Grunde das Potenzial, einen Studi (oder eine Freundin oder einen Verwandten) zum Glauben und damit zum ewigen Leben zu bringen!

Was macht die Menschen noch aus, welche sich für Jesus entschieden haben? Lesen wir gemeinsam die Verse 7 und 8: «Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.» An Jesus bleiben, heisst auch, an seinem Wort zu bleiben. Seine Worte zu verinnerlichen, indem wir ihnen gehorchen und sie im Alltagsleben umsetzen. Das wird jeweils sehr konkret. Jemand hat vielleicht gerade in der Bibel gelesen: «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst», und er beschliesst an dem Tag, seinem Lehrer diesmal nicht böse zu sein, wenn er ihm quer reinkommt. Jemand anderes hat für sich das Wort angenommen: «Fürchte dich nicht, glaube nur»; und er schöpft dadurch Mut und Selbstsicherheit, seinem Chef über Jesus zu erzählen. Wieder jemand anderes denkt an den Satz im Vaterunser: «Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.» An dem Tag betrügt ihn eine vermeintliche Freundin um einen Geldbetrag, aber der Jemand verzeiht es ihr. Und sucht das Gespräch mit ihr, anstatt sich von ihr abzuwenden. Aber nicht, um das Geld einzutreiben, sondern um sie auf Jesu Vergebungsgnade aufmerksam zu machen.

Je mehr wir in der persönlichen Beziehung zum HERRN wachsen, desto mehr wird unser Wille sich an Gottes Willen angleichen. Weg fallen Egoismus, Begierden, Vergnügungssucht und der Fokus auf die Welt statt auf Gott. Im Verlaufe unserer Glaubenskarriere verändert sich auch die Art, wie wir beten. Zu Beginn kommen wir zu Gott meist dann, wenn wir seine Hilfe brauchen oder einen Wunsch erfüllt bekommen wollen. Wenn der HERR diese Gebete erhört, freuen wir uns – und werden neugierig auf die Liebe, die dahintersteckt. Mit der Zeit werden wir immer mehr Dankanliegen und immer mehr Fürbitte-Anliegen haben. Wir beten mehr und mehr für das, was auch Gottes Wille ist. Denn diesen haben wir erkannt und für unser Leben angenommen. Gott erhört solche Gebete umso lieber! Unser Wunsch wird es mehr und mehr sein, als Jünger/innen Jesu, also zur Ehre Gottes zu leben. Mit den Früchten, die wir mit unserem Glaubensleben bringen, ehren wir den HERRN. Sein Name wird so durch uns verherrlicht. Wir strahlen sein Licht und seine Liebe aus. Und machen damit die Menschen in unserem Umfeld glücklich. Ohne dass sie vielleicht wissen, warum, haben sie so auch Teil an Gottes wunderbarem Licht. Das wiederum kann sie offen machen dafür, dass wir ihnen von der Quelle des Lichts erzählen, das sie spüren und das sie so happy macht.

Was aber passiert mit denen, die sich gegen Jesus entscheiden? Lesen wir gemeinsam den Vers 6: «Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.» Wenn eine Rebe keinen Saft mehr vom Stock bezieht, an dem sie hängt, verdorrt sie. Sie hat keinen Nutzen mehr, ausser dass man sie verbrennen kann, um etwas Wärme zu generieren. So wie auch eine Traubenpflanze keinen Nutzen hat, wenn sie keine Trauben dran hat. Das Holz ist zu knorrig, um es zum Herstellen von Werkzeugen oder als Baumaterial zu gebrauchen. Es taugt lediglich als Brennmaterial. – Menschen, die Jesus nicht annehmen, nehmen seine Vergebung nicht an. Also bleiben sie in ihren Sünden. Und die werden ihnen unweigerlich den Tod bringen. Fern von der Liebe Jesu, schmachten gottlose Menschen in der Finsternis dahin. Ihre Herzen und ihre Seelen sind verdorrt. Sie laufen zwar herum, aber innerlich sind sie tot; ihr Licht in den Augen ist erloschen. Manche von ihnen fühlen sich noch lebendig, aber wenn ein Sturm im Leben kommt, wird dieses Gefühl rasch verschwinden. Anders aber als die verdorrten Trauben am Weinstock, haben diese Menschen noch immer die Möglichkeit, den HERRN zu suchen und sich zu ihm zu bekehren. Was gemäss den Naturgesetzen der Trauben unmöglich ist, ist vor dem HERRN möglich. Und so wird es in unserem Land, in unserer Stadt, an unserer Uni ganze Menschentrauben (also Menschenmengen) geben, die sich bekehren und zum Leben kommen werden. Daran, dass das passiert, haben auch wir unseren Anteil, weil wir ihnen von Gott und Jesus erzählen. Noch ist es nicht zu spät zur Umkehr. Bevor Jesus wiederkommt, ist noch die Gnadenzeit. Der HERR harrt in Geduld aus und ruft alle verlorenen Menschen in der Hoffnung, dass sie noch zu ihm kommen. Denn er will, dass möglichst viele Seelen noch gerettet werden. Oder, wie es in Hesekiel 33, Vers 11 heisst: «So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe.» Das müssen wir immer auf dem Schirm und im Herzen behalten: Der HERR will die Erlösung aller; er handelt nicht willkürlich, sondern sozusagen nach dem Maximal-Errettungsplan. Auch wenn wir den nicht immer durchschauen… Es gibt aber leider Menschen, die sich partout nicht bekehren lassen wollen. Für sie wird es eines Tages zu spät sein, sich noch anders zu besinnen. Nämlich, wenn sie gestorben sind oder wenn Jesus zu ihren Lebzeiten wiederkommt. Dann werden sie tatsächlich wie unnütze Reben ins Feuer geworfen werden. Ins ewige Feuer der Hölle, in der sie die Strafe Gottes empfangen werden. Wer aber zum HERRN gefunden hat und in ihm bleibt, wird das ewige Leben haben. Im Himmelreich, in Gottes Herrlichkeit, in der ungetrübten Gemeinschaft mit Gott und Jesus!

Zum Schluss:

Lesen wir nochmals den Leitvers, Vers 5: «Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.»

Heute haben wir einen Blick auf das ideale Verhältnis zwischen Jesus und uns Menschen geworfen. Eigentlich müsste es das Normalste der Welt sein, dass wir in der heilsamen Abhängigkeit vom HERRN leben. Welcher Rebe im Weinberg würde es schon von sich aus in den Sinn kommen, sich vom Rebstock zu lösen und selbständig leben zu wollen? Du, Esther, hast keine Reben durch die Strassen des Dorfes schwirren sehen, in welchem du dein Praktikum gemacht hast, oder? Unsere persönliche, lebendige Beziehung zum HERRN muss gepflegt werden. Dabei haben wir unseren Anteil, indem wir uns mit Gottes Wort beschäftigen, dieses umsetzen und indem wir im Gebet Gemeinschaft mit Gott haben. Wir brauchen den Wunsch, ein neues Leben in Jesus zu führen aufgrund seiner wunderbaren Vergebungsgnade. Dann hilft uns Gott und kultiviert unsere Beziehung zu ihm mit. Er reinigt uns von Sünden und trennt uns von Dingen ab, die vorher uns von ihm getrennt haben. Er hat uns schon rein gesprochen aufgrund unseres Glaubens. Und Jesu Blut reinigt uns, wenn wir die Vergebung für uns in Anspruch nehmen und Busse tun. Möge der HERR uns formen, dass wir gute Reben in seinem Sinne werden. Die glücklich sind in seiner Liebe und andere mit seiner Liebe glücklich machen. Die aktiv sind für Gott und doch Gott walten lassen. Dies ganz im Vertrauen darauf, dass der HERR alles, was sie machen, kostbar für sein Werk gebraucht. Und diejenigen unter uns, die sich noch nicht als Rebe an Gottes Weinstock betrachten: Möge der HERR ihre geistlichen Augen und ihr Herz für ihn und seine Gnade öffnen. Möge er sie dazu bereit machen, Jesus die Herrschaft über ihr Leben zu geben. Dann werden sie umso fruchtbarere, schmackhaftere, schönere, andere Menschen mit geistlicher Nahrung speisende Reben. An denen hat der HERR eine Riesenfreude.