Johannes 13,1-20
Guten Morgen! Ich freue mich sehr, dass wir heute alle hier sind. Heute ist ein wunderschöner Tag. Die Sonne scheint, und noch immer grünt und blüht alles draussen. Wenn ich die Schönheit der Natur anschaue, die fantasievoll gestalteten Geschöpfe, freue ich mich. Denn ich spüre dahinter Gottes Liebe. Geht es euch auch so? Amen! Der HERR zeigt uns auf ganz viele Arten und in den verschiedensten Facetten seine Liebe. Möge er unsere Herzen dafür öffnen bzw. offenhalten. Es gibt zwei Arten, auf welche wir Gottes Liebe zu uns persönlich am klarsten erfahren: In seinem Wort. Und in seinem Sohn, Jesus Christus! Über Jesu Liebe wollen wir heute tiefer nachdenken. Lesen wir zusammen den Titel meiner Botschaft: «Jesus liebt uns bis ans Ende». Und lesen wir gemeinsam den heutigen Leitvers, Vers 1.
Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater. Wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.
Johannes 13,1
Auch diesmal möchte ich gerne mit einer kurzen Geschichte einsteigen. Sie stammt diesmal nicht von mir, ich habe sie aus dem Internet. Dem Pfarrer einer Stadt im Ruhrgebiet fiel ein alter, bescheiden wirkender Mann auf, der jeden Mittag die Kirche betrat und sie kurz darauf wieder verliess. So wollte er eines Tages von dem Alten wissen, was er denn in der Kirche tue. Der antwortete: «Ich gehe hinein, um zu beten.» Als der Pfarrer verwundert meinte, er verweile nie lange genug in der Kirche, um wirklich beten zu können, meinte der Besucher: «Ich kann kein langes Gebet sprechen, aber ich komme jeden Tag um zwölf und sage: Jesus, hier ist Johannes. Dann warte ich eine Minute, und er hört mich.» Einige Zeit später musste Johannes ins Krankenhaus. Ärzte und Schwestern stellten bald fest, dass er auf die anderen Patienten einen heilsamen Einfluss hatte. Die Trostbedürftigen fühlten sich getröstet, und die Traurigen konnten auch mal lachen. «Johannes», bemerkte die Stationsschwester irgendwann zu ihm, «die Männer sagen, du hast diese Veränderung bewirkt. Trotz deiner schweren Erkrankung bist du immer gelassen, fast heiter.» – «Schwester», meinte Johannes, «dafür kann ich nichts. Das kommt durch meinen Besucher.» Doch niemand hatte bei ihm je Besuch gesehen. Er hatte keine Verwandten und auch keine engeren Freunde. «Dein Besucher», fragte die Schwester, «wann kommt der denn?» – «Jeden Mittag um zwölf. Er tritt ein, steht am Fussende meines Bettes uns sagt: Johannes, hier ist Jesus.»
Dieser Mann hat es offenbar verstanden, mit offenem Herzen zu Jesus zu kommen. Er schämte sich nicht dafür, dass er nur beschränkte Mittel hatte, um mit dem HERRN zu kommunizieren. Stattdessen hielt er ihm die Treue. Es war ein gegenseitiges Geben und Nehmen. So soll unsere persönliche Beziehung mit Jesus auch sein. Wir empfangen seine Liebe und geben aus Dankbarkeit etwas zurück. Wir dienen anderen Menschen, aber sind nicht zu stolz, uns auch mal helfen zu lassen. Hören wir hin, wenn uns Jesus etwas zu sagen hat. Ganz unvoreingenommen, wie dieser Mann auch war. Werfen wir vorgefertigte Meinungen über Gott und Jesus über Bord, wenn sein Wort uns etwas anderes sagt. So wie das Petrus gelernt hat an dem Abend, als Jesus ihm und seinen Mit-Jüngern die Füsse wusch.
Teil 1: Die Fusswaschung (Verse 1-11)
Betrachten wir zuerst den Vers 1; lesen wir ihn zusammen: «Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater. Wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.» Eigentlich könnte man schon über diesen Vers alleine eine ganze Predigt halten. Er bildet die Rahmung und den Hintergrund von dem, was Jesus an dem Abend tat. Es war vor dem Passafest. Die Juden freuten sich darauf, das Jubiläum ihrer Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten zu feiern. Dabei ahnten sie nicht, dass dieses Passafest eine ungleich wichtigere Befreiung für sie bereit hatte. Jesus Christus, Gottes Sohn, sollte am Kreuz sterben. Zur Vergebung der Sünden von allen, die sein Opfer annehmen! Jesus wusste, was ihm bevorstand. Es waren unvorstellbares Leiden, Qualen, ein grausamer Tod. Und Verlassenheit, zuerst von den Menschen und dann von Gott. Letzteres war unerträglich für Jesus, der doch eins mit seinem Vater ist. In dieser Situation hätte er sich zurückziehen können, entweder hadernd oder sich vorbereitend. Aber das tat er nicht. Stattdessen hielt er nochmals das Abendmahl mit seinen zwölf Jüngern. Er bereitete sie auf das vor, was kommen würde. Warum? Weil er sie liebte. Er liebte sie bis zum Ende, also bis zu seinem Tod am Kreuz. Und er liebte sie auch danach. Wer sind die Seinen? Alle, die nach ihm fragen. Seine Liebe macht aber noch nicht einmal dort Halt, sondern geht noch weiter. Jesus liebt alle Menschen. Er hat sich für uns alle am Kreuz geopfert für unsere Sündenvergebung. Er klopft noch immer an die Türen der Herzen, auch von Menschen, die überhaupt nichts von ihm wissen wollen. Die Frage ist nur: Nehmen diese Personen, nehmen wir Jesu Liebe an?
Bis zum Ende. Jesus hatte Gemeinschaft mit seinen Jüngern, bis er gefangen genommen wurde. Bis dahin lehrte er sie. Auch noch, als man ihn ergriff. Dort wies Jesus seinen Jünger Petrus an, ihn nicht mit der Waffe zu verteidigen: «Wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen.» Noch einmal gab Jesus dem Judas, der ihn am Verraten war, die Chance zur Busse: «Mein Freund, dazu bist du gekommen?» Ja, die drei Jahre, die Judas mit den anderen Jüngern bei Jesus verbrachte, waren eine einzige Fülle an Chancen, sein Herz für Jesus zu öffnen und Busse zu tun. Warum funktionierte das denn nicht? Im Vers 2 steht, dass der Teufel Jesus am Abend vor dem Verrat schon ins Herz gegeben hatte, ihn zu verraten. Dazu kam es aber nicht einfach plötzlich. Judas war der Schatzmeister der Jünger. Sein Herz hing am Geld mehr als an Jesus. Judas hätte jederzeit sein Amt einem anderen Jünger geben können. Aber das wollte er nicht. Zu sehr verlockte es ihn, immer wieder etwas aus der Kasse zu nehmen und für sich selbst auszugeben. Das tat er regelmässig. «Das fällt doch niemandem auf», muss er gedacht haben. «Einmal ist keinmal. Und ich plündere ja nicht die Kasse, sondern nehme nur ein paar Silberstücke. Wo ist da das Problem?» Doch, es war ein Problem. Judas beging keine grosse Sünde, sondern kleine Sünden. Aber damit pflegte er seine Liebe zum Geld, so lange, bis sie ihm zum Verhängnis wurde. Wenn wir kleine Sünden, die wir begehen, ignorieren, bekommen wir ebenfalls mit der Zeit ein Problem mit ihnen. Von Sünden kommen Sünden. Kleine Verfehlungen werden grosse Vergehen gegen Gottes Gerechtigkeit. Darum sollen wir nach dem Motto handeln: «Wehret den Anfängen!» Judas verschloss sein Herz gegenüber Jesu Liebe. Das machte ihn anfällig für Sünden. Ganz anders war sein Mit-Jünger Matthäus. Der hatte früher für das Geld gelebt. Aber das hatte ihn nicht glücklich gemacht, sondern einsam und verbittert. Bis er von Jesus echte Liebe und persönliches Interesse bekommen hatte. Da verstand er, dass diese Liebe allein Glück und Erfüllung bringt. Dagegen ist Geld für nichts zu achten.
Jesus wusste, wie gesagt, was ihm bevorstand. Aber er blickte darauf aus der Perspektive als Gottes Sohn. Wie Vers 3 besagt: «Jesus aber wusste, dass ihm der Vater alles in seine Hände gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott ging». Er muss sich auf das Wiedersehen mit seinem Vater gefreut haben, von dem er nun schon seit 33 Jahren räumlich getrennt war. Jesus ist Gottes Sohn. Er war bei seiner Kreuzigung nicht das hilflose Opfer, als das ihn viele sahen. Sondern er litt und starb freiwillig. Für uns. Das ist seine göttliche Souveränität und Liebe.
Genau diese Souveränität und Liebe demonstrierte Jesus nun, als er die Füsse seiner Jünger wusch. Schauen wir, wie liebevoll und sorgfältig er dabei vorgegangen ist; lesen wir zusammen die Verse 4 und 5: «da stand er vom Mahl auf, legte seine Kleider ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich. Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füsse zu waschen und zu trocknen mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war.» Die Szene strahlt eine wunderschöne Verbundenheit zwischen Jesus und seinen Jüngern aus. Ich kann mir ein bisschen vorstellen, auf welche Weise die Fusswaschung die Beziehung zwischen dem Waschenden und dem Gewaschenen boostet. An einer Bibelkonferenz gab es einmal eine solche Fusswaschung. Je zwei Personen wurden ausgelost, sich gegenseitig die Füsse zu waschen. Mir wurde eine mir vorher ganz unbekannte Person zugeteilt, eine Missionarstochter aus Österreich. Als sie mir die Füsse wusch und ich dann ihre, entstand eine schöne, feine, geheimnisvolle Verbundenheit zwischen uns. Was Jesus für seine Jünger tat, war aber nicht das Gleiche, sondern seine Arbeit war viel unangenehmer. Wir hatten uns vorher die Füsse schon vorgewaschen und saubere Socken angezogen. Die Füsse der Jünger dagegen strotzten vor Schmutz. Den ganzen Tag waren die Jünger draussen herumgelaufen. Die Sandalen, die sie trugen, hatten sich allerlei Staub und Schmutz aufgelesen. Die Strassen waren nicht frisch gewischt worden von einem Stadtangestellten, wie bei uns; keine Putzmaschine war durch sie gefahren. Stattdessen trat man auf vergorene Früchte, Kot von Reit- und Opfertieren und auf Flecken unbekannter Herkunft. Doch Jesus empfand keinerlei Ekel. Seine Liebe zu seinen Jüngern war dafür einfach zu gross. Er hatte keine Berührungsängste, nicht einmal mit dem Schmutzigsten, das an seinen Jüngern war. So ist Jesus. Er hat keine Hemmungen, sich mit den ‘allerschmutzigsten’ Sündern zu befassen und ihnen seine Liebe und Vergebung anzubieten. Er lässt uns nicht im Stich und liebt uns nicht weniger, egal was wir getan haben. Er will uns aber nicht im Schmutz der Sünde lassen. Stattdessen will er uns helfen, dass wir unsere Sünden zu ihm bringen, Busse tun und seine Gnade annehmen. Erst dann kann er uns mit dem kostbaren Blut reinigen, das er für uns am Kreuz vergossen hat.
Es ist nicht einfach, Jesu Liebe und Gnade zu verstehen und anzunehmen. Dazu brauchen wir auch mal alte Denkmuster, unseren Stolz oder Vorurteile zu überwinden. Das musste auch Simon Petrus erfahren. Gespannt, wohl auch mit Unbehagen, hatte der Jünger zugeschaut, wie Jesus seinen Mit-Jüngern die Füsse gewaschen hatte. Und nun kam er an die Reihe. Jesus ergriff sanft seine Füsse. Und Petrus rief aus: «HERR, du wäscht mir die Füsse?» Das ging doch nicht an, dachte er. Petrus wusste und erkannte, dass Jesus nicht einfach ein guter Rabbi war. Sondern, wie er auch bekannt hatte: Jesus ist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Der Schöpfer der Welt und der König aller Könige. Er ist Gott selber. Sollte Gott Petrus die Füsse waschen? Nein, viel mehr sollte er doch Jesus die Füsse waschen. Die unerwartete, sehr grosse Demut Jesu war Petrus nicht geheuer. Jesus hat alle Herrlichkeit, die er bei seinem Vater hatte, aufgegeben. Er ist in Menschengestalt, ja in Knechtsgestalt zu uns gekommen. Mit seinem Leben hat er uns gedient, mit seinem Tod und mit seiner Auferstehung auch. Das konnte Petrus noch gar nicht erfassen. Darum sagte ihm denn Jesus auch: «Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren.» Nur Geduld, lieber Simon, hiess das. Wir können nicht alles verstehen, was der HERR tut. Vieles aber verstehen wir im Nachhinein. Als Jesus am Kreuz gestorben war, begriff Petrus erst, wie umfassend Jesu Hingabe war. Und dass Jesu göttliche Autorität und seine grosse Demut eben doch zusammenpassen. Nur Geduld, Simon. Aber der Jünger war ein Draufgänger, und die Geduld wollte er nicht aufbringen. Noch war er zudem zu stolz, um Jesu Worte anzunehmen, und bestand auf seiner eigenen Auffassung. Daher sagte er: «Nimmermehr sollst du mir die Füsse waschen!» Doch Jesus gab ihm eine andere Orientierung. Seine Antwort war klipp und klar: «Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir.» Damit traf Jesus Petrus mitten ins Herz. Der Jünger hatte seinen Meister unendlich lieb. Um keinen Preis wollte er getrennt von ihm sein. Auf keinen Fall wollte er ausgeschlossen sein von dem, was er durch Jesus bekam. Nein, er wollte Jesus haben, so nahe wie möglich, ganzheitlich, mit allem, was dazu gehörte. Seine Reaktion fiel hier dementsprechend aus. Er antwortete: «HERR, nicht die Füsse allein, sondern auch die Hände und das Haupt!» Das war typisch Petrus. Er war vorlaut, scheute keine Extreme und war schonungslos ehrlich zu Jesus. Egal, was die anderen Jünger über ihn dachten. Und das war gut so. Er setzte sich auf ganz lebendige Weise mit Jesus auseinander. Er scheute keine Reibungsflächen und keine Konfrontation, aber er liess sich von Jesus durchaus etwas sagen. Daher bekam er nun auch eine wichtige Lehre vom Christus. Lesen wir gemeinsam den Vers 10: «Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als dass ihm die Füsse gewaschen werden; er ist vielmehr ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle.» Wer Jesu Sündenvergebung erfahren hat, ist grundsätzlich rein. Er ist neu geboren und gehört nun dem Christus an. Das ist die ‘Ganzkörper-Waschung’. Haben wir diese bekommen, brauchen wir ‘nur’ noch die regelmässige Fusswaschung. Also nicht mehr die grundsätzliche Bekehrung, sondern täglich neu zum HERRN in die Gemeinschaft zu kommen. Durch Busse Gottes Vergebung zu erfahren. Und uns Gottes Orientierung für den Tag zu holen durch sein Wort. Jeden Tag treffen wir die Entscheidung neu, auf Gottes Wegen zu gehen. Jesu Jünger hatten Jesu Gnade bekommen, hatten sie angenommen und waren somit rein. Ausser Judas, der aus eigenem freiem Willen diese Gnade ablehnte.
Teil 2: Ein Gebot der Liebe (Verse 12-20)
Vermutlich wusch Jesus seinen Jüngern die Füsse, ohne gross etwas darüber zu sagen. Erst danach wollte er ihnen mehr darüber erklären, warum er das getan hatte. Er zog sich wieder um ihn seine normalen Kleider, setzte sich mit seinen Jüngern hin und fragte sie: «Wisst ihr, was ich euch getan habe?» Nein, wie sollten wir auch, mussten die Jünger gedacht haben. Aber sie schwiegen und hörten gespannt zu, was ihnen Jesus nun zu sagen hatte. Jesus hatte als ihr Diener und gleichzeitig als ihr Herr gehandelt. Lesen wir zusammen den Vers 13: «Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin’s auch.» Es war die Souveränität und der Wille des Gottessohnes, seinen Jüngern die Füsse zu waschen. Es war seine Souveränität, als armer, glanzloser Mensch auf die Erde zu kommen. Es war seine Souveränität, am Kreuz sein Leben für uns zu lassen. Es ist seine Souveränität, noch jetzt uns mit aller Demut zu dienen, uns sein Wort zu geben und vor Gott im Himmel Fürbitte für uns zu leisten. Seine Demut hat ihn zur Herrlichkeit gebracht und ihm den Namen gegeben, der über allen Namen ist.
Jesu Motiv, für uns etwas zu tun, ist seine Liebe. Das ist seine göttliche Natur: unendlich grosse und tiefe Liebe. Wir Menschen werden selber nie eine solche reine, bedingungslose Liebe haben. Aber wir können uns eine Liebe geben lassen, die sehr nahe an die göttliche herankommt. Das passiert, wenn wir unser Herz für Jesus öffnen und seine Liebe zulassen. Wenn wir ihn als unseren persönlichen Retter annehmen und uns als ganz von ihm abhängig sehen. Denn wir sind Sünder und unzulänglich, also brauchen wir seine Gnade der Vergebung. Seine Kraft ergänzt uns, die wir schwach sind. Seine Weisheit macht uns selber weise. Bitten wir Jesus, dass er unser Herz mit seiner Liebe erfüllt; er wird uns nicht abweisen. Wer bittet, der empfängt, hat er selber gesagt. Haben wir einmal Jesu Liebe und Gnade angenommen, so können und sollen wir selber aktiv werden. Wir können von Jesus lernen, indem wir selber nach seinem Vorbild Liebe üben und anderen Menschen dienen. Das sagt Jesus auch seinen Jüngern. Lesen wir gemeinsam die Verse 14 und 15: «Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füsse gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füsse waschen. Denn ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.» Wir können denen dienen, die wir lieben. Dann werden wir auch mit Freude unangenehme, schmutzige, niedrige Tätigkeiten für andere Menschen übernehmen. Jesus sagte seinen Jüngern, das steht im Vers 34: «Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt.» Dabei ist klar, dass es bei dieser Liebe nicht um eine menschliche Regung oder Emotion geht. Viel mehr ist es eine Willensentscheidung, den Nächsten oder die Nächste lieb zu haben. Unabhängig davon, ob diese Person die Liebe oder sonst etwas zurückgibt oder nicht. Einfach, weil der HERR diese Person liebt. Mit allen Ecken, Kanten, Macken und Schwächen. Und dass soll die Person wissen. Lassen wir die viele Liebe, die wir von Jesus bekommen haben, an andere Menschen weiterfliessen. Sie brauchen das. Und, wie Jesus sagt: Wenn ihr dies wisst – selig seid ihr, wenn ihr’s tut.
Die bedingungslose Liebe, die Liebe trotz allem, diese hatte Jesus auch für seine Jünger. Sie waren noch unverständig, begriffen noch nicht vieles, was Jesus ihnen sagte. Sie strapazierten manchmal auch Jesu Geduld sehr. Aber sie waren auf dem richtigen Weg. Ausser Judas! Jesus wusste, dass dieser Jünger ihn verraten würde. Aber liebte er ihn deswegen weniger als die anderen Jünger? Nein. Sondern er liebte ihn genau gleich. Ihm tat es nur grausam leid, dass dieser Jünger diese Liebe nicht annahm, sondern sich lieber durch seine Abwege ins Verderben brachte. Es war nichts mehr zu hoffen bei diesem Jünger, der vom Satan schon vollkommen betört worden war. Und dennoch hielt Jesus an seiner Hoffnung für ihn noch fest. Das Wort aus 1. Korinther 13,7 sagt über die göttliche Liebe: «Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.» Sie ist so ganzheitlich und unveränderlich, dass sie uns bisweilen richtig naiv vorkommt. Und das finde ich gerade das Schöne an ihr.
An dieser Stelle erfolgt ein weiterer Aufruf zur Busse an Judas. Jesus sagte; lesen wir den Vers 18 zusammen: «Ich spreche nicht von euch allen; ich weiss, welche ich erwählt habe. Aber es muss die Schrift erfüllt werden: Der mein Brot ass, tritt mich mit Füssen.» Das hätte nun Judas aufrütteln müssen. War vielleicht er gemeint? Würde er es fertigbringen, Jesus ans Messer zu liefern für ein Sümmchen Geld? Minuten später sollte Jesus sogar noch konkreter werden und sagen, dass einer unter den Zwölf ihn verraten würde. Die Worte Jesu waren aber nicht nur ein versteckter Appell an Judas. Sie waren auch eine Ankündigung von dem, was geschehen würde. Nicht allein Judas würde Jesus untreu werden, also ihn quasi mit Füssen treten. Auch seine Jünger würden ihn verlassen, wenn es brenzlig werden sollte. Petrus, ausgerechnet sein engagiertester Jünger, sollte ihn dreimal verleugnen in der Nacht vor der Kreuzigung. Am Schluss würde Jesus einsam und alleine am Kreuz hängen. Und für uns alle Verlassenheit erdulden und den Weg zu unserer Erlösung zu Ende gehen. Und am Kreuz noch für seine Feinde, für seine Peiniger und Mörder, beten: «Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!» Das ist seine unfassbare Liebe für uns, wirklich noch bis ganz zum Ende.
Aus der Ferne sahen dann Jesu Jünger ihren Herrn am Kreuz hängen. Sie sollten aber wissen, dass Jesus nicht hilflos war. Er hätte jederzeit alle Engel Gottes zur Hilfe rufen können, dass sie ihn aus seiner schrecklichen Lage befreiten. Aber das tat er nicht. Das war auch seinen Jüngern zum Zeichen. Was die Heilige Schrift über ihn vorausgesagt hatte, erfüllte sich alles. So verstanden seine Jünger, dass er wirklich der Messias war. Dabei erinnerten sie sich an seine Worte gleich nach der Fusswaschung, im Vers 19: «Schon jetzt sage ich’s euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt, dass ich es bin.» Jesu Wirken trägt die eindeutige Handschrift des verheissenen Messias. Von seiner Geburt im armseligen Stall an. Mit seinen grossen Taten und seinen vollmächtigen Worten. Mit seinem Tod am Kreuz für uns sündige Menschen. Mit seiner Auferstehung am dritten Tag, durch die er alle Macht des Todes besiegt hat. Und auch sein Wiederkommen wird diese Handschrift tragen. Gepriesen sei Gottes Lamm, unser Messias, der HERR!
Noch etwas gab Jesus seinen Jüngern mit. Lesen wir zusammen den Vers 20: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer jemanden aufnimmt, den ich senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.» Dieses Gebot haben auch wir von ihm bekommen. Jesus hat uns Schäfchen von seiner Herde gesandt, für die wir da sein sollen. Manche haben wir gefunden an der Uni beim Fischerwerk, andere hat der HERR uns unerwartet in unser Leben treten lassen. Es gilt, seine Schäfchen zu lieben und ihnen so zu dienen, dass sie geistlich davon profitieren. Erst wenn wir ihnen Gottes Wort weitergeben und sich mit ihnen mit dem Wort befassen, kann dieses in ihren Herzen wirken. Erst wenn wir ihnen vorleben, was gelebter Glaube ist, werden sie ihrerseits ein Interesse daran haben, als Nachfolger/innen Jesu zu leben. Wenn sie unsere Liebe erleben, die unvoreingenommen und resistent ist, werden sie darin Jesu Liebe für sie erkennen. Möge Gott uns formen, bis wir ein Segen und ein geistliches Vorbild für seine Schäfchen sind. Möge er uns geben, dass wir auch aus unseren Fehlern lernen, wenn wir mit seinen Schäfchen umgehen. Und vor allem möge Jesus unser Herz täglich neu ganz erfüllen mit seiner Liebe. Denn erst dann können wir unseren Glauben mit Leben füllen und sein Werk voranbringen.
Zum Schluss:
Lesen wir nochmals den Leitvers, Vers 1: «Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater. Wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.»
Wir haben heute einen Blick auf Jesus geworfen und auf die Art seiner Liebe. Sein Wesen ist Liebe, und aus dieser ist er unermüdlich für uns da. Aus seiner göttlichen Souveränität hat er sich dazu entschieden, sich ganzheitlich für uns hinzugeben, und hat das auch bis zum Ende getan. Und das Ende war bitter: Er ist für unsere Sünden am Kreuz gestorben. Hat sogar die Trennung von Gott erleiden müssen, was für ihn absolut unerträglich war. Wir werden seine Liebe nie ganz in aller Tiefe erfassen. Aber wir können über seine Liebe staunen und hoch erfreut sein. Wenn wir sie annehmen, bekommen wir die Vergebung unserer Sünden. Und viele Gelegenheiten im Alltag, seine Liebe weiterzugeben und von ihm zu lernen. Es ist ein Geben und Nehmen respektive ein Empfangen und Weitergeben. Ein Dienen und auch mal sich dienen Lassen. Wir brauchen die Demut, Jesu ‘Fusswaschung’ für uns zuzulassen. Also uns von seinem Wort frappieren, erschüttern, verändern, zum Umdenken bewegen zu lassen. Und was wir von ihm bekommen haben, geben wir weiter. So sind wir ein grosser Segen für alle Menschen in unserem Umfeld. Besonders für die Schäfchen, die er uns anvertraut hat.