Jüngling, steh auf!

Lukas 7,1-17

Guten Tag! Frohe Ostern! Es ist ein riesiger Segen, dass wir hier zusammenkommen und den Ostergottesdienst feiern dürfen. Jesus ist auferstanden! Kennt ihr das noch auf Griechisch? Christòs Anèsti! Jesus ist auferstanden. Wir hören das immer wieder. Und denken manchmal: Ja, das war einst so, vor rund 2000 Jahren. Aber wir müssen wissen: Jesu Auferstehungskraft wirkt noch heute! Glaubt ihr das? Wo Jesus, der Auferstandene, der Lebendige wirkt, da weichen Sünden, Krankheit, ja, da weicht selbst der Tod. Da gibt es Heilung, Veränderung, Licht, Friede, Liebe, Freude. Heute sehen wir, wie Jesus ebendies in das Leben zweier Menschen gebracht hat. – Lesen wir gemeinsam den Titel meiner Botschaft: „Jüngling, steh auf!“ Und lesen wir zusammen das Leitwort, den Vers 14.

Und trat hinzu und berührte den Sarg, und die Träger blieben stehen. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, steh auf!

Lukas 7,14

Auch diesmal möchte ich euch gerne als Anfang eine Geschichte erzählen. Zugegeben, ich habe die vom Internet geklaut. Fritz, ein gläubiger Bauer, geht am frühen Morgen auf sein Feld. Überrascht stellt er fest, dass sein Nachbar, der als unehrlich und gewaltbereit bekannt ist, ihm die Ernte stiehlt. Doch Fritz verzichtet darauf, sich gegen den Diebstahl zu wehren. Stattdessen vertraut er sein Problem Gott an. Er kehrt auf seinen Hof zurück, betet für den Dieb und bittet Gott, ihn von allen Rachegedanken zu befreien. Wenig später bekommt Fritz Besuch von einem befreundeten Bauern, der sehr viel geerntet hat und Fritz davon etwas abgeben möchte – ganz gratis! Staunend stellt Fritz fest: Jetzt habe ich doppelt so viel bekommen wie ich durch den Diebstahl verloren habe! Doch damit nicht genug. Einige Wochen später finden im Dorf Evangelisationsabende statt. Wieder gibt es für Fritz einen Grund zum Staunen: Sogar sein krimineller Nachbar, den er eingeladen hatte, kommt. Der Prediger spricht an jenem Abend von Jakob, dem Dieb und Betrüger aus der Bibel, den Gott zur Umkehr führen wollte. Plötzlich ruft der Redner, geleitet durch den Heiligen Geist, laut ins Publikum: «Ist hier ein Jakob im Saal? Jakob, wo bist du?» Da erhebt sich plötzlich Fritz’ Nachbar und antwortet: «Ich bin hier!» Der diebische Nachbar heisst mit Namen Jakob. So von Gott überführt, vertraut er sich Jesus an. Und wird von Gott völlig umgekrempelt. Zur grossen Freude von Fritz!

Hier sehen wir, wie Gott zu einem Menschen kommt, für den ein guter Hirte – Fritz – Fürbitte getragen hat. Und auch, dass der HERR in seiner wundervollen Barmherzigkeit Menschen annimmt, die ihn gar nicht gesucht haben. Beides treffen wir im heutigen Wort auch an. Einen Knecht, dessen Herr, ein Hauptmann, Jesus um Heilung für ihn bittet. Und eine hilflose Witwe, die Jesus jammert, sodass er ihr bitteres Schicksal vollkommen wendet.

Teil 1: Sprich nur ein Wort (Verse 1-10)

Jesus hatte lange zum Volk geredet und es gelehrt. Er hatte ihm erklärt, wie man den Glauben lebte. Dazu gehört, ganz im Vertrauen auf Gott zu leben und Nächstenliebe zu praktizieren. Jesus erfüllte das alles perfekt. Er selbst ist das Tun und die Erfüllung von Gottes Wort! Und er selber spricht Gottes Wort. Das wusste auch ein Mann, von dem man das nicht erwarten würde. Lesen wir gemeinsam die Verse 1 und 2: «Nachdem Jesus seine Rede vor dem Volk vollendet hatte, ging er nach Kapernaum. Ein Hauptmann aber hatte einen Knecht, der ihm lieb und wert war; der lag todkrank.» Der Hauptmann war ein sogenannter Centurio. Ein römischer Bürger, der sich in der Armee hochgearbeitet hatte zum Befehlshaber über eine Truppe von an die hundert Mann. Solche Männer waren für ihre Härte und ihre Tapferkeit bekannt. Hier haben wir es aber gar nicht mit einem harten Mann zu tun. Offenbar hatte dieser Hauptmann ein Herz für seine Mitmenschen. Besonders für einen Knecht, der ihm ein Freund geworden war. Normalerweise waren Knechte damals wie Vieh oder wie sprechende Werkzeuge geachtet, über die man frei verfügen konnte. Wenn eine solche Arbeitskraft ausfiel, hatten deren Besitzer das Recht, sie zu töten. Das erwartete man sogar. Denn wenn Knechte nichts mehr nützten und nur noch kosteten, wurden sie einfach ersetzt. So klar und so brutal war das damals. Doch hier war ein Knecht todkrank und der Besitzer, der Hauptmann, hatte grosses Mitleid mit ihm! Er machte es sich zur Hauptaufgabe, eine Heilungsmöglichkeit für seinen Knecht zu finden, bevor dieser starb. Als es schon fast zu spät war, fand sich eine Lösungsmöglichkeit. Lesen wir gemeinsam den Vers 3: «Da er aber von Jesus hörte, sandte er Älteste der Juden zu ihm und bat ihn, zu kommen und seinen Knecht gesund zu machen.» Wohlverstanden, dieser Hauptmann hatte Jesus nie gesehen, aber glaubte an ihn und seine Heilungskraft… Als die jüdischen Ältesten zu Jesus kamen, baten sie ihn inständig. Sie hatten gute Argumente, warum Jesus zum Hauptmann kommen sollte, um seine Fürbitte um Heilung zu erfüllen: «Er ist es wert, dass du ihm dies erfüllst; denn er hat unser Volk lieb, und die Synagoge hat er uns erbaut.» Der Hauptmann sagte nicht nur von sich, dass er ein Judenfreund war. Er lebte seine Liebe zum Gottesvolk, egal was seine römischen Mitbürger darüber dachten. Einen Synagogenbau zu stiften, kostete eine Menge Geld. Wenn wir aus Liebe handeln – wie der Hauptmann mit seiner Fürbitte für seinen Knecht – dann bewegt das Jesus. Auch hier: Jesus kam und war gerne bereit, den Knecht des Hauptmannes zu heilen.

Als Jesus sich zum Haus des römischen Befehlshabers zubewegte, geschah etwas Erstaunliches. Die ganze Demut und das ganze Gottvertrauen des Hauptmannes offenbarten sich. Als Jesus nicht mehr fern von dem Haus war, sandte er Freunde zu ihm und liess ihm sagen: «Ach, Herr, bemühe dich nicht; ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst; darum habe ich auch mich selbst nicht für würdig geachtet, zu dir zu kommen; sondern sprich ein Wort, so wird mein Knecht gesund.» Sprich nur ein Wort! Dieser heidnische Mann hatte viel mehr kapiert als die allermeisten Juden um ihn herum. Es war nicht nötig, dass Jesus physisch präsent war. Viele Menschen glaubten nur an die Heilung, wenn Jesus da war und die Hand auf die Kranken legte. Auch wir glauben oft nur, was wir sehen. Doch dieser Hauptmann glaubte wirklich an den unsichtbaren Gott. Hebräer 11,1 besagt: «Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.» Solch ein Glaube ist äusserst kostbar vor dem HERRN. Der Hauptmann glaubte an die Kraft und die Wirkung, die ein gesprochenes Wort hat. Das kannte er von seinem Job her: Was man ihm befahl, führte er aufs Wort aus. Und was er anderen befahl, das führten diese auch genauso aus, wie er es ihnen sagte. Wenn schon dieses Wort solche Kraft hatte, wie sehr dann erst das Wort Jesu! Dieses ist ein göttliches Wort. Es ist verbindlich und wer seinen Ursprung wirklich kennt, wird ihm sofort und ohne jeden Einwand gehorchen. Auch wir tun gut daran, Gottes Wort als verbindlich anzusehen. Gehorsam gegenüber dem HERRN hat mit Gottesfurcht und mit Liebe zum HERRN zu tun. An dem, welche Haltung wir zu seinem Wort haben, sieht man unmittelbar, welche Beziehung wir zu Gott und Jesus haben. Dieser Hauptmann hatte jedenfalls die richtige Herzenshaltung. Jesus lobte ihn hierfür, nicht heimlich, sondern vor der versammelten Menge. Er lobte nicht seine Fürbitte, seine Tat oder seinen demütigen Charakter – immerhin war er ein Befehlshaber und Jesus ein einfacher Wanderprediger. Nein, er lobte den Glauben dieses Mannes. Lesen wir zusammen den Vers 9: «Da Jesus das hörte, wunderte er sich über ihn und wandte sich um und sprach zu dem Volk, das ihm nachfolgte: Ich sage euch: Solchen Glauben habe ich auch in Israel nicht gefunden.» Echten Glauben findet man nicht unbedingt dort, wo man ihn erwarten würde. Hätten nicht die Juden in Kapernaum, die viele Wunder Jesu gesehen hatten, viel eher Glauben haben sollen als der Hauptmann, der Jesus nur vom Hörensagen kannte? Fest steht aber: Wo immer es echten Glauben gibt, da wirkt das Wort des HERRN sofort. Es entfaltet seine volle Wirkung und alle sehen Gottes Kraft, Gottes Lebendigkeit, Gottes Herrlichkeit. So auch hier. Jesus sprach ein Wort – und der todkrank gewesene Knecht des Hauptmannes wurde gesund. Vollkommen geheilt.

Teil 2: Gott hat sein Volk besucht (Verse 11-17)

Lesen wir gemeinsam die Verse 11 und 12: «Und es begab sich danach, dass er in eine Stadt mit Namen Nain ging; und seine Jünger gingen mit ihm und eine grosse Menge. Als er aber nahe an das Stadttor kam, siehe, da trug man einen Toten heraus, der der einzige Sohn seiner Mutter war, und sie war eine Witwe; und eine grosse Menge aus der Stadt ging mit ihr.» Der Name Nain bedeutet übersetzt «schön». Vielleicht war die Stadt auch malerisch, eine kleine Idylle. Aber hier trog der Schein. Die Stadt, respektive eine Person in der Stadt, wurde von einem unerträglich schweren Schicksal heimgesucht. Da war eine Frau, die hatte alles verloren, was ihr lieb und teuer gewesen war. In der Blüte ihres Lebens wurde sie mit dem Tod konfrontiert und ihr bisheriges Leben erstarrte. Diese Frau hatte zuerst ihren Mann verloren; das war schon hart genug gewesen. Da musste sie ihre ganze Liebe, ihre ganze Freude, ihre ganze Hoffnung auf ihren einzigen Sohn gesetzt haben. Er war ihr Ein und Alles gewesen, ihr Sonnenschein, ihr Lebensglück, die Erfüllung ihrer Tage, ihr Stolz, ihr Licht. Zudem stand sie ohne ihn vor dem Nichts: Keine Versorgung im Alter, sie würde in Armut und Not leben und ihre Würde verlieren, wenn sie von Haus zu Haus betteln gehen würde… Wir können uns kaum vorstellen, wie verzweifelt diese Frau war. Ihr Schicksal bewegte die Menschen in ganz Nain, sodass ein ansehnlicher Trauerzug zusammenkam bei der Beerdigung ihres Sohnes. Die Leute waren hilflos. Sie taten das Einzige, was sie tun konnten: mit der Frau mitgehen, ihr nahe sein und mit ihr weinen. Worte gab es in dieser Lage nicht. Und doch – vermutlich hatte man ihn vergessen über dem Trauern und der Zeremonie: Jesus war da! Er war nicht zufällig gekommen. Ihm ist unser Leid nicht egal, im Gegenteil: Er leidet mit. Am Kreuz hat er unser Leid, unseren Schmerz, den wir im Hier und Jetzt empfinden, mitempfunden. Unser Schmerz ist sein Schmerz. Er kennt ein Erbarmen, das himmelweit über normales menschliches Mitleid hinausgeht! Dieses bewegt und mobilisiert ihn. Er hilft uns äusserst gerne. Zuerst durch tröstende Worte. Und dann durch ganz praktische Hilfe.

So auch hier. Jesus trat zur Witwe, erfüllt von Erbarmen. Er sprach zu ihr: «Weine nicht!» Wer kann denn so etwas sagen?! Die Frau hatte jeden Grund zum Weinen. Sie war ganz eingenommen von ihrer Trauer und Verzweiflung. Aber als Jesus diese Worte sprach, muss sie aufgehorcht haben. Sie merkte, dass es noch etwas anderes gab als ihr Leid. Wenn wir in einer schwierigen Lage sind, will Jesus ebenfalls, dass wir aufschauen und über das Negative hinausblicken. Auf ihn, der dann immer noch etwas machen kann. Jesus trat hinzu und berührte den Sarg, und die Träger blieben stehen. Die Szene kam zu einem Stillstand. Alles hielt den Atem an, vielleicht sogar die Natur, sodass der Wind stoppte und der Vogel im nahen Feigenbaum zu zwitschern aufhörte. Was würde nun geschehen? In dieser angespannten, erwartungsvollen Stille blickten alle auf Jesus. Er hatte den Sarg berührt, der unrein war, weil der mit dem Toten in Berührung stand. Aber Jesu Reinheit war ungleich grösser. Der junge Mann, der im Sarg lag, war tot. Aber Jesu lebengebende Kraft war ungleich grösser… Der Tod ist die Folge der Sünde. Und diese hat Jesus von uns genommen. Er ist für uns am Kreuz gestorben und am dritten Tag auferstanden. Das ist in Jesaja 53 auf wunderschöne Weise beschrieben. Ich zitiere daraus die Verse 3 bis 5: «Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.» Weil Jesus all das an unserer Stelle für uns getragen hat – bis hin zum Tod! –, sind wir frei davon in Jesus.

Zurück zur Szenerie. Die Spannung wuchs, die Stille hielt an… Und Jesus redete! Er sprach zum Toten: «Jüngling, ich sage dir, steh auf!» Sagen wir zusammen nochmals Jesu Worte: «Jüngling, ich sage dir, steh auf!» Diese Worte haben und hatten Macht. Göttliche Macht. So geschah das Wunder, welches das Schicksal der Witwe von einer Sekunde auf die andere um 180° wendete: Der Junge, der tot gewesen war – und zwar wirklich tot und nicht nur hirntot oder klinisch tot – kam zu sich. Er richtete sich auf und fing an zu reden. Vermutlich fragte er sich, wo er war und was um ihn herum geschah. Vielleicht erzählte er auch von seinen letzten Eindrücken vor seinem vorübergehenden Ableben. Jesus gab ihn seiner Mutter. Diese muss vollkommen überwältigt gewesen sein von Erstaunen, Freude, Erleichterung, positiver Erschütterung, und sie konnte das Geschehene noch gar nicht fassen.

Ich bin vollkommen davon überzeugt, dass Jesu Kraft auch heute noch Tote wieder lebendig machen kann. Aber er kann auch – und das haben wir sicher alle schon erlebt – eine tote, also hoffnungslose Situation vollkommen ändern. Aus seiner Initiative, aus seinem Mitleid, aus seinem Willen zu unserer Rettung. Gerade in Not erleben wir manchmal eindrücklich, wie der HERR uns besucht, uns nahe ist, uns und unsere Anliegen an die Hand nimmt. Vor noch nicht einmal zwei Jahren war ich selber in einer solchen Situation: betreffend meine Arbeit. Ich war aus meinen temporären Jobs entweder rausgeflogen oder sie waren zu Ende. Ich hatte so viele befristete Anstellungen hinter mir, dass man an meiner Loyalität zweifelte und mich nirgends fest einstellen wollte. Ich war gegenüber der Lage vollkommen hilflos. Klar, konnte ich mich bewerben, mein soziales Netzwerk ausbauen und Werbung für mich selbst als Arbeitskraft machen. Das tat ich auch. Innerlich aber war ich felsenfest davon überzeugt, keinen festen Job finden zu können. Nicht mit meiner schüchternen Persönlichkeit, nicht mit meinem schwierigen Charakter. Dennoch betete ich, vertraute auf Gottes Führung und gab den Zehnten von meinem Arbeitslosengeld – Gott versorgte mich und ich lernte, mich auf seine Versorgung zu verlassen. Dann erlaubte mir der HERR ein Praktikum in einem ganz neuen Berufsfeld. Dort öffnete er die Herzen meiner Vorgesetzten. Ich bekundete Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit nach dem Praktikum. Es gab ein fruchtbares Gespräch. Daraus entwickelte sich die Idee, mich fest bei der Firma anzustellen, da ich meine Arbeit gut machte. Ich bekam den festen Job! Das war nichts Geringeres als Auferstehungskraft des HERRN, die ich hier erlebt hatte. Ein Wunder und eine sehr eindrückliche Manifestation von Gottes Liebe und Nähe. Als ich es am dringendsten brauchte, kam der HERR zu mir und half mir. Mir, der kleinen Sünderin.

Zurück zum heutigen Wort. Die Witwe war noch vollkommen verdattert. Ebenfalls ganz verblüfft war das Volk, sowohl die Teilnehmenden am Trauerzug als auch die Schar, die mit Jesus hergekommen war. Dass Jesus Kranke heilen, Speisen vermehren und vielleicht sogar Stürme stillen konnte, das war noch einigermassen vorstellbar. Das hatten sie schon gehört und gesehen. Aber dass er Tote auferwecken konnte? Das erfüllte die Menschen mit Ehrfurcht, mit einer heiligen Scheu. Lesen wir zusammen den Vers 16: «Und Furcht ergriff sie alle, und sie priesen Gott und sprachen: Es ist ein grosser Prophet unter uns aufgestanden, und: Gott hat sein Volk besucht.» Noch lange nicht alle erkannten Jesus als den Messias. Aber hier verstanden sie spätestens, dass sie es nicht mit einem gewöhnlichen Rabbi zu tun hatten. Diese Person hatte Kraft unmittelbar von Gott. Wie recht sie damit hatten, was sie sagten, ahnten sie vermutlich nicht. Mit Jesus hat Gott tatsächlich sein Volk besucht. Der Sohn Gottes kam herab und nahm Menschengestalt an, um uns nahe zu sein. Er lebte unter uns, diente uns, litt für uns, litt mit uns mit – mehr Nähe geht gar nicht! Er hätte das alles nicht zu tun brauchen. Gott hätte auch sonst Menschen erretten können, ohne Jesus, so wie er es auch zu den Zeiten des Alten Testaments gemacht hatte. Aber es war seine Entscheidung, uns seinen Sohn zu schenken. Und auch, diesen für unsere Erlösung am Kreuz zu opfern. Jesus will uns auch heute noch nahe sein. Er will Platz in unseren Herzen finden, wie kleine Krippen des neugeborenen, grundmenschlichen und doch göttlichen Jesus. Er will in Liebe und Demut über uns herrschen. Hierfür klopft er immer wieder bei uns an. Sein erstes Anklopfen war, als wir ihn noch gar nicht im Kopf und im Herzen hatten. Was heisst: Jesus kommt auch zu den Menschen, die ihn nicht suchen. Die vielleicht gar nicht die Möglichkeit und die Kapazitäten hätten, um ihn zu suchen – wie hier die Witwe in Nain. Manchmal kommt er durch ein Wort zu den Menschen, vor allem aber sendet er seine Leute aus, um seine verlorenen Schäfchen zu suchen und zu finden. Und so sendet er auch uns aus. Auf dass wir anderen von Jesus erzählen. Auf dass, wie damals in Judäa und Umgebung, die frohe Kunde von Jesu grossen Taten erschallt. In Bern, in Chur, in Basel, in Odessa…

Zum Schluss:

Lesen wir nochmals den Leitvers, Vers 14: «Und trat hinzu und berührte den Sarg, und die Träger blieben stehen. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, steh auf!

Ein wundervolles, kräftiges Wort. Jesus spricht es auch noch heute zu uns: Steh auf! Steh und sieh auf von deinem Leid, von deinem Kummer, von der bösen Lage. Für Jesus ist die Situation nie unlösbar, sondern nur ein vorübergehender Zustand – einer, in welchem er wirken kann. Der junge Mann, der da im offenen Sarg lag, war für Jesus nicht tot, sondern nur am Schlafen. So redete er ihn denn auch nicht als «Toter», sondern als «Jüngling» an. Auch wir verändern unsere Identität vor ihm nicht, egal wie es uns geht und was wir tun. Wir sind für ihn immer seine Kinder, die er mit Namen kennt. Er blickt voller Hoffnung auf uns. Seine Gedanken über uns sind nie solche der Strafe, sondern der Hoffnung und der Zukunft, der Vorfreude auf unsere Wiederherstellung. Das Wunderbare an Jesus ist, dass wir ihm in jeder Lage vertrauen können. Und dass er eine himmlisch schöne Art hat, uns nahe zu sein, gerade wenn es uns nicht gutgeht. Jesus ist einfach da. Wie die Trauernden da waren, als sie die Witwe in deren Trauer begleiteten. Aber er ist nicht nur das, er kann uns mit seinem Wort auch sehr wirksam trösten. «Weine nicht!» Er sagt damit: «Hey, es gibt nicht nur diese Lage, es gibt auch mich! Lass mich dich bei der Hand nehmen. Du wirst sehen, was ich bewirken werde. Ich kenne dein Herzensanliegen und ich werde es erfüllen.» Nicht alle erleben aber dieses Wirken so, wie sie es sich vorgestellt hätten. Nicht zu jeder Mutter, die um ihr Kind trauerte, kam Jesus und machte das Kind wieder lebendig. Auch bei uns geschieht Jesu Hilfe manchmal ganz anders, als wir das erwarten würden. Das Gewünschte tritt vielleicht nicht ein. Bis wir sehen, dass der HERR uns etwas noch Besseres geben will! Das war bei meinem Job auch so. Ich hatte gewünscht, dass meine temporäre Stelle, die ich zuletzt immer wieder machen konnte, für mich weitergehen würde. Das erfüllte sich nicht. Denn der HERR hatte mir etwas ungleich Besseres vorbereitet: meine jetzige Stelle! – Ja, Jesus ist die Auferstehung und das Leben, auch für uns, für euch, für mich. Wir sind Jesus von Herzen dankbar, der uns besucht hat, der mit uns tiefstes Mitleid hat, der am Kreuz gestorben ist für uns und der auferstanden ist am dritten Tag. Und der unser Schicksal ganz wenden kann. Feiern wir ihn heute mit diesem wunderschönen Gottesdienst. Auf dass wir auch in unseren Herzen heute ein grosses Freudenfest für Jesus feiern.

Wunderschöne, reichlich gesegnete Ostern euch allen!