Kreuzigung und Tod Jesu

Johannes 19,16b-42

Guten Morgen! Es ist wunderschön, dass wir heute alle hier versammelt sind. Wir geniessen die Gemeinschaft in und mit Gott. Wir feiern jeden Sonntag Gottesdienst. Wir dienen damit Gott, wie die Bezeichnung sagt. Im Bewusstsein, dass er es ist, der uns ganzheitlich gedient hat und dient. Vor allem hat er uns seinen Sohn Jesus Christus geschenkt. Der hat sich ganzheitlich, vollkommen hingegeben für uns. Mit seinem Herz und mit seinem Leben. Er ist für uns am Kreuz gestorben! Heute betrachten wir seine Kreuzigung und seinen Tod. Möge der HERR unsere Herzen weit öffnen. Gebe er, dass wir durch sein Wort Jesus am Kreuz persönlich und unmittelbar begegnen. Ganz so, wie er einst Simon von Kyrene begegnet ist, der sein Kreuz mitgetragen hat. Auf dass auch wir von ihm ergriffen sind, unseren Glauben erneuern bzw. vertiefen, und vollkommen ihm gehören. – Lesen wir den Titel meiner Botschaft: «Kreuzigung und Tod Jesu». Und lesen wir zusammen den heutigen Leitvers, Vers 30:

Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht. Und neigte das Haupt und verschied.

Johannes 19,30

Was Jesus für uns getan hat, können wir nicht ermessen und auch nicht mit menschlichen Gnadentaten vergleichen. Aber doch scheint manchmal in Handlungen gläubiger Menschen etwas von seiner Hingabe und seiner Vergebung durch. Etwa in dieser Geschichte: Da war ein Mann, nennen wir ihn Jack. Der geriet schon als Jugendlicher auf die schiefe Bahn. Er ging dann durch eine klassische Verbrecher-«Karriere». Er beging zahlreiche Straftaten, zuerst Diebstähle, dann Raub, Körperverletzung, und dann scheute er auch nicht mehr vor Mord zurück. Immer wieder sass er im Gefängnis wegen seiner Taten. An einem Tag, da war er frisch wieder frei, brach er in das Haus einer Familie ein. Als man ihm wehren wollte, tötete Jack den Vater und die Kinder; die Mutter dagegen vergewaltigte er. So brutal war er! Wegen diesen Taten sass er dann viele Jahre im Gefängnis. Als er von dort wieder freikam, hatte es gerade eine ausgedehnte Regenphase. Nach einigen Tagen traten die Flüsse über die Ufer. Jack war gerade unterwegs nach Hause, als Wassermassen einen Teil seines Weges in einen reissenden Bach verwandelten. Jack wollte zur Seite springen. Zu spät: Die Fluten ereilten ihn. Schliesslich konnte er sich nur noch am Stamm eines umgekippten Baumes festhalten. Dort blieb er, bis seine Kräfte schwanden. Dann sah er auf der Seite des Weges, die noch kein Bach war, eine Frau. Als er sie erkannte, bekam er einen grossen Schrecken: Das war die Frau, die er damals vergewaltigt und von der er die Familie getötet hatte! Ich habe es verdient, dass sie mich in meiner Not lässt, ging Jack durch den Kopf. Doch die Frau holte aus und warf Jack einen Rettungsring zu! Der Ring war an einem Seil angebunden, und als Jack sich den Ring gekrallt hatte, zog sie ihn hinaus. So gelangte Jack ans Ufer des Baches! Als er mit einem Ruck Land betrat, taumelte die Frau, fiel in den Bach und wurde von den Fluten mitgerissen… Jack liess die Sache keine Ruhe. Er suchte nach der Frau, bis er sie fand. Als er sah, dass sie nicht nur überlebt hatte, sondern nahezu unversehrt war, spürte er in sich eine unendliche Freude und Erleichterung. Und grösste Dankbarkeit. In dem Moment sah er sein Leben vor sich wie eine grosse, nach oben offene Höhle, die mit allerlei bunten, wunderschönen Edelsteinen ausgekleidet war, und über ihr die unendlichen Weiten eines reinen Sternenhimmels sich auftun… Er entschuldigte sich nicht nur bei der Frau, sondern beschenkte sie reich. Ab dann änderte er sein Leben diametral. Er setzte sich sehr viel für Menschen ein, denen es nicht gut ging. Allen voran jungen Menschen, die, wie er früher, auf den falschen Weg geraten waren, auf dass sie nicht den gleichen Fehler machten, wie er ihn damals gemacht hatte.

Jesus hat ebenfalls erlebt, wie Menschen ihm unfassbares Leid antaten. Und doch gab er sein Leben auch für sie hin! So wie diese Frau es mit Jack tat. Jesus opferte sich aber für uns alle, für jede/n von uns. Denn er liebt die Menschen unendlich fest. Auch wenn sie es nicht verdient haben. Was er für uns getan hat, das lesen wir in der Bibel und das feiern wir unter anderem an Ostern. Aber wichtig ist, dass es auch unsere Herzen erreicht. Nicht nur an Ostern, nicht nur heute, sondern immer.

Teil 1: Das ist Jesus von Nazareth (Verse 16b-27)

Lesen wir zusammen die Verse 16b und 17: «Da überantwortete er ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde. Sie nahmen ihn aber, und er trug selber das Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heisst Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha.» Der Statthalter Pontius Pilatus hatte Jesus verhört. Er wusste um seine Unschuld und hätte ihn freilassen müssen. Doch die Juden setzten ihn so lange unter Druck, bis er nachgab und ihnen Jesus in die Hände gab. Jesus sah aus wie das hilflose Opfer einer üblen politischen Verschwörung. Aber in Wahrheit litt er vollkommen freiwillig. Er trug sein Kreuz selber. Er war bereit, bis zum Tod am Kreuz Gottes Weg zu gehen, zu unserer Errettung. Was er tat, tat er als Gottes Sohn, in seiner Autorität und in seiner grenzenlosen Gnade für uns. Schliesslich kreuzigte man ihn. Damit begann seine schlimmste Phase des Leidens. Die Kreuzigung war die grausamste Todesstrafe, zu der man jemanden damals verurteilen konnte. Sie war so brutal, dass man keine römischen Bürger sie erleiden liess. Eher entronnene Sklaven oder leider auch Anhänger Jesu. Auch der Apostel Paulus starb einige Jahre nach Jesus den Märtyrertod am Kreuz. Erst noch umgekehrt dort hängend, wie die Überlieferung sagt.

Neben Jesus wurden noch zwei andere Männer gekreuzigt. Das waren zwei Räuber, vermutlich notorische solche, denn sie galten als Schwerverbrecher. Jesus wurde in der Mitte zwischen ihnen gekreuzigt. Das symbolisierte, dass er der schlimmste Verbrecher unter ihnen sei. Jesus war in Wirklichkeit als Gottes Sohn ohne Sünde. Aber er trug unsere Sünden anstelle von uns. Er bezahlte an unserer Stelle den Preis, den wir für unsere Sünden bezahlen müssten. Alle unsere Schuldbriefe, die gegen uns wären, nagelte er ans Kreuz und sie sind nicht mehr gültig. Wir sind daher frei von unserer Schuld! Jesus lud auch die schwersten Sünden auf sich. Was heisst, dass er uns auch diese vergeben kann. Er gibt auch denjenigen Menschen noch eine Chance, die Grausames getan haben und die ihr Leben vollkommen verbockt haben. Sie müssen nur zu ihm kommen, seine Gnade annehmen und ihre Schuld bei ihm abladen durch Busse. Dann sind auch sie frei.

Pilatus indessen wurde von seinem schlechten Gewissen geplagt. Er bewunderte Jesus, den Mann, der aus seiner Sicht eine Art König war und vor allem ein sehr starker Mensch. Das trieb den Statthalter dazu, eine Aufschrift ans Kreuz zu setzen, auf der stand: «Jesus von Nazareth, der Juden König.» Damals war es üblich, am Kreuz die Ursache des Todes der Verurteilten hinzuschreiben. Wenn die Leute lasen, welches Verbrechen jemand getan hatte, der am Kreuz hing, liessen sie sich warnen und begingen diese Straftat nicht. Hier aber stand: Jesus von Nazareth, der Juden König. Das ist die Bezeichnung für den Messias, wie sie die Heiden kannten. Aber auch für die Juden waren diese Namen bedeutungsvoll: Jesus von Nazareth, das war ein Nachkommen Davids, genauer gesagt der Messias, den die Heilige Schrift verhiess. Und der König der Juden, das war der Retter als einer der Ihren; wie Jesus denn gesagt hatte: Das Heil kommt von den Juden. Das waren die Juden, auf die Gott hoffte, sie als heilige Priesterschaft für die Welt gebrauchen zu können. Und diese hatten nun aus Unkenntnis ihren verheissenen Messias ans Kreuz genagelt! Es ist nicht überliefert, was ihnen durch den Kopf ging, als sie die Aufschrift am Kreuz lasen. Sicher ist, dass es viele waren, die sie sahen. Denn es war bald Passafest, und daher pilgerten Juden aus allen möglichen Ländern nach Jerusalem. Und die Stätte, wo Jesus gekreuzigt war, war nahe an der Stadt, direkt auf dem Weg. Zudem hatte Pilatus die Aufschrift auf alle damaligen Weltsprachen angebracht, sodass sie die Juden verstanden, wo immer sie lebten. Und so wurde Pilatus im Grunde zum Verkünder Jesu Christi als Messias. Er, der kein Jude war, sondern ein Römer, ein Heide. Und diesmal liess er sich nicht mehr unter Druck setzen von den jüdischen Oberen: Er relativierte nicht, was er geschrieben hatte, auch wenn man ihn dazu drängen wollte.

Jesus hing am Kreuz und litt unvorstellbare Qualen. Sein Körper war von Nägeln durchbohrt und sein Gewicht zog ihn allmählich auseinander… Aber die Menschen, die dem Kreuz gerade am nächsten waren, die Soldaten, handelten mit einer erschreckenden Gleichgültigkeit. Leider gibt es keine Garantie dafür, dass man Jesus annimmt, wenn man ihn nahe erlebt. Während Simon von Kyrene, der das Kreuz des schwerverletzten, erschöpften Jesus mittragen musste, so zum Glauben kam, war den Soldaten Jesu Leiden egal. Sie interessierten sich nur dafür, aus der Situation Profit zu schlagen. Sie nahmen Jesu Kleider an sich. Um den Mantel, das unteilbare und wohl auch wertvollste Stück, warfen sie das Los. Damit erfüllten sie aber Gottes Wort, das durch Davids Worte vorausgesagt war: «Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.» Gottes Wort erfüllt sich immer, egal unter welchen Umständen. Rund um Jesu Leben, seine Kreuzigung und seine Auferstehung hat sich alles bis ins kleinste Detail erfüllt, was die Schrift vorausgesagt und Jesus vorausgesehen hatte.

Anders als die Soldaten, gab es Menschen beim Kreuz, die mit Jesus tiefgehend mitlitten. Das war seine Mutter, das waren Frauen, die Jesus gedient hatten, und es war der Jünger Johannes. In dem Moment, als der Christus am Kreuz hing, hätte er sich vollkommen im Leiden verlieren können. Aber das tat er nicht, sondern auch in seiner schlimmsten Stunde hatte er die Menschen auf dem Schirm und im Herzen! So betete er, wie in einem Parallelwort steht: «Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.» Und hier sah er seine Mutter, wie sie litt. Das war Maria vorausgesagt worden (Lukas 2,35): «Und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen.» Daher vertraute er sie seinem Jünger Johannes an. Lesen wir gemeinsam die Verse 26 und 27: «Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.» Jesus hätte seine Mutter nicht zwingend dem Jünger anvertrauen müssen. Hatte Jesus doch noch Brüder, die Maria im Alter hätten versorgen können. Aber ihm war es wichtig, dass sie eine geistlich geprägte Umgebung hatte. Auch schenkte er Johannes eine verantwortungsvolle Aufgabe als Hirte. Jesu Tod am Kreuz bringt Menschen zusammen, die sonst nie zusammengekommen wären. Seine Gnade eint uns und kann unter Menschen Liebesbande knüpfen, die es in der Welt nicht gibt. Das sind Beziehungen mit wunderschönem Tiefgang, die so stark wie Familienbande oder sogar noch stärker werden können. Auch in unserer Gemeinde erleben wir und erlebe ich das. Es gibt Glaubensgeschwister, die eine solche Herzlichkeit und echte Liebe zeigen, dass es mir ganz warm ums Herz wird. Ich bewundere sie und sie boosten immer meinen Wunsch, selber eine Segensquelle für viele zu sein. Die geistliche Dimension kann auch Familienbeziehungen noch tiefer, vielseitiger, echter machen. So ist es auch mit meiner Beziehung zu meiner Schwester Sibylle Grace. Wann immer wir zusammen sind, geniessen wir das Gnadengeschenk des HERRN, uns so gut zu verstehen. Unsere Zeit zusammen ist in aller Regel von einer unglaublichen Harmonie geprägt, obwohl wir recht impulsive Charaktere sind. Und von einer Liebe, wie wir sie nicht in dem Sinne kannten, als wir noch nicht im Glauben waren. Wir lernen auch durch unser Zusammensein jede Menge über Liebe, Demut, Rücksichtnahme und Solidarität. Und das zeitlebens.

Teil 2: Es ist vollbracht! (Verse 28-37)

In nur drei Versen beschreibt der Evangelist Johannes Jesu Tod. Aber diese Verse sind enorm reichhaltig. Lesen wir gemeinsam die Verse 28 bis 30: «Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. Da stand ein Gefäss voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und hielten ihm den an den Mund. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht. Und neigte das Haupt und verschied.» Jesus wusste, dass die Stunde seines Todes gekommen war. Mit diesem Tod vollbrachte er das Erlösungswerk, wie Gott, sein Vater, ihm aufgetragen hatte! Als Jesus noch grösste Qualen litt, dachte er schon voller Zuversicht, ja Vorfreude, an die Zeit gleich nach seinem Tod. Noch aber hatte er Gottes Wort zu Ende zu erfüllen. Über ihn war vorausgesagt (Psam 69,22): «Sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken für meinen Durst.» Jesus sprach: «Mich dürstet.» Das war für die Umstehenden logisch, denn durch Flüssigkeitsverlust litten Gekreuzigte unter quälendem Durst. Man brachte ihm Essig mit Galle. Dies auf einem Ysoprohr – und Ysop hatte im Alten Testament zu den Zutaten des Entsündigungs-Wassers gehört. Essig war in der Antike ein begehrtes Getränk der römischen Soldaten: Verdünnt mit Wasser war er damals ein beliebter Durstlöscher. Also war das, was man hier für Jesus tat, vermutlich eine Geste der Menschlichkeit, um sein Leiden ein wenig zu lindern. Vielleicht klagte Jesus wirklich auch über diesen Durst, als er sagte: «Mich dürstet.» Aber in allererster Linie bezog sich seine Aussage nicht auf dies. Sondern auf seinen Seelendurst. Ihn dürstete danach, Gottes Willen zu tun. Ihn dürstet danach, uns Menschen zu retten. Uns nahe bei sich zu haben und schliesslich die Ewigkeit mit uns zu verbringen. Der Sohn Gottes, der HERR, hat Durst nach uns kleinen, sündigen Menschenkindern! Und zwar einen so unvorstellbar grossen Durst, wie der körperliche Durst der Gekreuzigten war. Können wir uns eine grössere Gnade vorstellen als diese?

Jesu letzte Worte am Kreuz waren welche? «Es ist vollbracht!» Viele dachten von Jesus, er würde die grösste denkbare Niederlage erleiden, als er schmachvoll am Kreuz hing. Aber hier rief Jesus Worte des grössten Triumphs, des grössten Sieges: Es ist vollbracht! Nichts Geringeres als Gottes Erlösungswerk für alle Menschen wurde in der Stunde vollendet, in welcher Jesus für uns starb. In der Stunde von Jesu Ableben passierte Historisches, das Wichtigste, das überhaupt je in der Menschheitsgeschichte geschehen ist! Die ganze Schöpfung zeigte es an mit der Finsternis und dem Erdbeben. Und vor allem: Mit Jesu Tod riss der Vorhang im Tempel entzwei. Von oben an bis unten aus, also mit der Initiative von oben, von Gott. Nun ist unser Weg zu Gott frei! Alle Menschen können zum HERRN kommen, wie sie sind. Und sich retten lassen von diesem Jesus, der für uns den Weg des Kreuzes gegangen ist.

Im Weiteren erfüllten sich noch mehr Worte, die von Jesus geschrieben waren. Es war Rüsttag und die Leichname durften nach jüdischem Gesetz nicht bis zum folgenden Passa-Sabbat am Kreuz bleiben. Darum mussten sie abgenommen werden, bevor die Sonne unterging. So wollten es die Juden und es wurde ihnen erfüllt. Zuerst musste aber sichergestellt werden, dass die Gekreuzigten tot waren. So brach man denen, die mit Jesus gekreuzigt waren, die Beine, um ihr Ableben herbeizuführen. Bei Jesus aber war das nicht mehr erforderlich, da er schon tot war. Um Gewissheit über seinen Tod zu haben, prüfte man dies: Ein Soldat stach ihm mit der Lanze in die Seite. Da flossen Blut und Wasser getrennt heraus, was bestätigte, dass er gestorben war. Jesus vergoss für uns alles Blut und alles Wasser. Das heisst, er gab sich ganzheitlich für uns hin. Mit Leib und Herz, mit Leben und Wirken, Denken und Fühlen. Er opferte sich als Ganzopfer für uns, unsere Sünden vollständig auf sich nehmend. Er hat sich uns in seiner Ganzheit geschenkt. Seine Hingabe ist restlos… 

Die Geschehnisse kurz nach dem Tod Jesu bezeugte der Evangelist Johannes, getrieben von seinem grossen Herzenswunsch, dass auch wir das Evangelium annehmen und gerettet werden! Lesen wir gemeinsam die Verse 35-37: «Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiss, dass er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubt. Denn das ist geschehen, damit die Schrift erfüllt würde: ‘Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen.’ Und ein anderes Schriftwort sagt: ‘Sie werden auf den sehen, den sie durchbohrt haben.’» Auch nach Jesu Tod erfüllte sich also noch alles, was der HERR über ihn vorausgesagt hatte.

Teil 3: Jesu Grablegung (Verse 38-42)

Indessen hatte Gott bereits Jesu Begräbnis vorbereitete. Wie genau passten doch die Umstände, dass Jesus würdig begraben wurde! Gott öffnete dazu vor allem das Herz von zwei Männern, die schon lange Jünger Jesu gewesen waren, dies aber verheimlicht hatten aus Furcht vor den Juden. Sie waren nicht bereit gewesen, den Ausschluss aus der Synagoge und den Verlust ihrer Ämter im Hohen Rat zu riskieren. Aber nun gab Jesu Tod am Kreuz ihnen den Mut, zu handeln. Das war zum einen Josef von Arimathäa, den die Katholiken noch heute als Heiligen verehren und um den sich viele Legenden ranken. Der wagte es und bat Pontius Pilatus darum, Jesu Leichnam vom Kreuz nehmen zu dürfen. Der Statthalter, dessen Herz weich geworden war durch das Geschehene, erlaubte es ihm. Der andere Mann war Nikodemus. Der war einst in der Nacht zu Jesus gekommen und hatte mit ihm ein tiefgehendes Gespräch über die geistliche Wiedergeburt geführt. Dieser brachte Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund. Bei diesem Pfund handelte es sich um das Mass der römischen Libra; eine Libra entsprach um die 325 Gramm. Das war also ordentlich viel Salböl. Jesu Leichnam wurde mit den beiden wohlriechenden Substanzen gesalbt. Myrrhe, das war Jesus schon einmal gegeben worden. Wann respektive von wem? Genau: von einem der Weisen aus dem Morgenland. Denn diese Weisen hatten gewusst, dass Jesus nicht nur der König der Welt ist, sondern auch, dass er für uns sterben würde. Nebst Myrrhe und Aloe brachte man auch Spezereien herbei. Man band Jesu Leichnam in Leinentücher, ganz nach jüdischer Sitte. Auch das Begraben von Jesus musste schnell vonstattengehen. Also musste es ein leeres Grab geben, das sich in der Nähe befand. Nun hatte sich Josef von Arimathäa vorsorglich bereits sein eigenes Grab ausheben lassen für den vielleicht bald eintretenden Fall seines Ablebens. Doch er beschloss, Jesus in dieses zu legen, weil es so nahe war. Und so kam Jesu Leichnam in die unmittelbare Nähe des Leidens- und Todesortes des Christus: Golgatha. Und am dritten Tag nach seinem Tod sollte genau dieser Ort zu einem Ort der allergrössten Freude werden: Jesus würde auferstehen, sein Grab würde leer sein und die Jünger und Jüngerinnen Jesu würden den Auferstandenen sehen! Manchmal ist der Ort, an dem wir leiden, auch der Ort, an dem wir Gottes Gnade, Kraft und Hilfe wunderbar erleben. Denn der HERR hat eine wundervolle Art, in der Schwierigkeit mit uns zu sein. Er ist uns nahe im Leiden, dies in der Gestalt von Jesus Christus. Als Mensch hat er selber erlebt, wie sich Leiden anfühlt; darum kann er uns in der Tiefe verstehen und leidet mit uns mit. Auch das grösste Leiden kennt er; das tröstet uns. Und er kennt sogar unser unerträgliches Leiden der Trennung von Gott, weil er auch dies für uns Sünder erleiden musste. Lassen wir Jesus in unser Herz. So werden wir auch die Unerträglichkeit kennenlernen, von Gott getrennt zu sein. Dies wird uns zur Busse für unsere Sünden, die uns von ihm getrennt haben, führen. Und uns den starken, verbindlichen Wunsch geben, hinfort nicht mehr zu sündigen.

Zum Schluss

Lesen wir nochmals zusammen den Leitvers, Vers 30: «Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht. Und neigte das Haupt und verschied.»

Es ist vollbracht. Jesus ist für uns am Kreuz gestorben. Er hat das Schlimmste auf sich genommen – denn unsere Sünden hätten das Schlimmste als Strafe verdient. Alles Übel, alle Flüche, wie sie auch im Alten Testament schon aufgeschrieben sind, hätten auf uns kommen müssen. Aber dann kam Jesus und sprang für uns in die Bresche. Er hat die Initiative ergriffen, er selber, als wir nicht nach ihm fragten. Gott wollte uns nicht in der Sünde lassen, sondern erretten. Dafür gab er seinen eigenen Sohn. Denn den HERRN dürstet nach uns. Nach uns Menschenkindern, die wir schwach, sündig und unzulänglich sind. Und die wir doch seine einzigartigen Geschöpfe sind, seine Meisterwerke, die er unabhängig von allen Sünden als ‘sehr gut’ betrachtet. Ja, eine Seele ist für ihn kostbarer als die ganze Welt; also geht es ihm darum, möglichst keine Seele verloren gehen zu lassen. Für das sendet er weltweit ganz viele Jüngerinnen und Jünger Jesu aus, die dem Beispiel des Christus folgen und ihr Leben für sein Werk hingeben. Sie bringen das Licht des Evangeliums in die ganze Welt, die Frohbotschaft, die uns rettet. Bis in die entlegensten Orte unseres Planeten geht sein Wort und erreicht die Herzen von Menschen aus allen Völkern. Und das Schönste: Der HERR will auch uns an diesem seinen Werk beteiligen. Indem wir sein Wort an Menschen in unserem Umfeld weitergeben. Indem wir Studis und / oder Freundinnen und Verwandte zu ihm einladen. Möge uns der HERR ein Hirtenherz und Errettungswillen für seine Schäfchen geben, wie Jesus dieses hat. Lernen wir von diesem Jesus, dem alles daran liegt, uns von der Verdammnis zu erretten.

Wir sehen in diesem Wort, was Jesus Grosses für uns getan hat. Er hat willig alles Leiden auf sich genommen. So lehrt er uns, dass auch wir unser Kreuz auf uns nehmen und selber das tragen, was uns der HERR in Auftrag gegeben hat, auf uns zu nehmen: Verantwortung, Mühen, Ablehnung, Mehrarbeit, Mit-Leiden mit Menschen, denen es nicht gut geht usw. Weiter ist Jesus am Kreuz zwischen zwei Schwerverbrechern gekreuzigt worden, also als der schlimmste Sünder. Das heisst, er hat alle Sünden für uns getragen und kann uns auch die schwersten und zahlreichsten Sünden vergeben! Und schliesslich hat Jesus all sein Blut für uns vergossen. Seine Hingabe für uns ist ganzheitlich. Er will sich uns ganz schenken. Und will, dass wir ihm unser ganzes Herz gegeben. Als Sünder wären wir verloren und müssten in die Verdammnis gehen, im Grunde für jede einzelne unserer Sünden. Aber Jesu Liebe tilgt diese. Nur Jesu Blut, also seine Vergebung, kann uns retten. Wir müssen diese nur annehmen. Wer mit seinem Blut gereinigt ist, der ist vollkommen rein, dem sind restlos alle Sünden vergeben, sogar noch die zukünftigen. Sind wir mit Jesu Blut versehen und vom Heiligen Geist erfüllt, kann uns absolut nichts und niemand mehr von Jesus scheiden! Möge der HERR unsere Herzen weit öffnen für Jesus und für seine Gnade!