Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon

Lukas 16,1-31

Guten Morgen! Ich freue mich sehr, dass wir heute wieder hier zum Gottesdienst versammelt sind. Maria ist bei ihrer Mutter in Korea. Der HERR wird ihr Wirken und ihre Fürbitten für ihre Lieben reichlich belohnen. In der Tat: Ihre Beziehung zu ihrer Mutter und wie sie diese pflegt, ist kostbar. Und sie investiert mit ihren Bemühungen in das ewige Leben im Himmelreich. Auch im heutigen Wort sehen wir, dass Beziehungen etwas Wichtiges sind: zum HERRN, zu den Mitmenschen, zu einem selbst. Und dass wir unsere Prioritäten richtig setzen sollten. Auch sollen wir das, was der HERR uns anvertraut hat, richtig und im Blick auf unsere Zukunft gebrauchen. Denn diese Welt ist nicht alles. – Lesen wir zusammen den Titel meiner Botschaft: «Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon.» Und lesen wir zusammen den Leitvers, Vers 9.

Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.

Lukas 16,9

Die Geschichte, die ich euch heute zu Beginn erzähle, ist ganz kurz. Sie stammt aus einer indischen Legende. Ein Bauer trägt einen Sack voll Weizen nach Hause. Er freut sich über das gute Korn: Die harte Arbeit hat sich gelohnt. Auf einmal ist da eine unglaublich mächtige Erscheinung. Tatsächlich, Gott selbst begegnet dem Bauern! Er bittet ihn: «Schenk mir deinen Weizen!» Hm. Was soll der Bauer nun tun? Er überlegt sich: Er kann doch nicht einfach das sauer verdiente Korn abgeben, und dazu muss dieses noch reichen, um sich und seine Familie zu ernähren… Der Bauer öffnet den Sack; er sucht das kleinste Korn heraus und reicht es Gott. Der ist aber nicht etwa böse über die Knauserigkeit des Bauers. Er verwandelt das kleine Weizenkorn in Gold und gibt es dem Bauern zurück. Mit dem hätte der Bauer nicht gerechnet! Und er ärgert sich ordentlich, dass er Gott nicht den ganzen Sack voll Weizen geschenkt hat.

Immer wieder setzen wir unsere Prioritäten falsch. Auf das Geld statt auf Gott. Auf das, was uns kurzfristig hilft und nicht auf das, was langfristig nützt. Auf Material statt auf die Beziehung mit anderen Menschen. Auch zu Jesu Zeiten war dem so. Und um solche Prioritäten geht es im heutigen Wort. Was ist uns wichtig? Wie investieren wir in die Zukunft? Wie verhalten wir uns gegenüber dem HERRN und gegenüber unseren Mitmenschen?

Teil 1: Vom Umgang mit dem Mammon (Verse 1-18)

Jesus wandte sich an seine Jünger. Er erzählte ihnen ein Gleichnis von einem reichen Mann. Dieser hatte viel Besitz, aber ihm war etwas noch wichtiger als dieser, nämlich dass er es mit seinen Bediensteten guthatte. Unter anderem hatte er einen Verwalter für sein Vermögen eingesetzt. Doch dieser Verwalter machte ihm Probleme. Er verschleuderte ihm seinen Besitz, sollte das stimmen, was man über den Verwalter erzählte. Das ging natürlich nicht. Der Mann rief den Verwalter zu sich. Er liess sich Rechenschaft geben von den letzten Aktivitäten des Verwalters. Und musste ihn entlassen, denn offenbar war etwas dran an den Gerüchten. Der Verwalter protestierte noch nicht einmal. Er hatte sich die Sache ja selbst eingebrockt. Allerdings sah er mit seiner Entlassung eine bedeutende Tür zugehen. Mit was sollte er fortan denn sein Geld verdienen, wenn nicht als Verwalter seines Herrn? Er überlegte sich hin und her: «Was soll ich tun? Mein Herr nimmt mir das Amt; graben kann ich nicht, auch schäme ich mich zu betteln.» Er hatte keine andere Arbeit gelernt, und an körperliche Anstrengung war er nicht gewöhnt. Man kannte ihn als würdigen Mann, also schaffte er es nicht, in aller Öffentlichkeit dazusitzen und die hohle Hand zu machen, damit man ihm ein paar Groschen zuwarf. Da hatte er die zündende Idee! «Ich weiss, was ich tun will, damit sie mich in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich von dem Amt abgesetzt werde.» Er war angewiesen auf die Gunst anderer, da er keinen Job mehr hatte. Man würde ihm zumindest mal Kost und Logie geben, wenn er sich bei den Leuten in seinem Umfeld beliebt machte. Daher kam er auf die Idee, den Schuldnern seines Herrn einen Teil ihrer Schuld zu erlassen. Das war eigentlich Unrecht: Damit betrog er seinen Herrn um einen Teil der Güter, die man ihm noch schuldete. Aber für die Schuldner war es wunderbar, vielleicht auch notwendig. Denn sie hatten teils hohe Schulden, und vielleicht konnten sie ihrem Herrn gar nicht alles zurückzahlen. Der Verwalter rief also einen Schuldner nach dem anderen zu sich. Er fragte ihn nach seinen Schulden und liess den Schuldschein umschreiben: fünfzig statt hundert Fass Öl, achtzig statt hundert Sack Weizen. Irgendwie hatte der Verwalter den Riecher dafür, wie viel Schuld er wem erlassen konnte. Und die Schuldner fragten nicht nach, ob der Verwalter im Auftrag ihres Herrn oder eigenmächtig handelte. Sie waren einfach happy, dass sie ihrem Herrn nicht mehr so viel schuldig waren. Alles ging zuerst gut. Und dann – erfuhr der reiche Mann von seinem Tun! Was tat er, jagte er den Verwalter mit Schimpf und Schande davon? Nein, im Gegenteil. Betrachten wir den Vers 8: «Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte. Denn die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts.» Der Herr staunte über die Gerissenheit des Verwalters, sodass er darüber das Schimpfen vergass. Für seine Ehrlichkeit konnte er seinen ehemaligen Vermögensverwalter nicht loben, aber für seine Klugheit. Der reiche Mann symbolisiert hier Gott. Dieser will, dass wir klug mit dem umgehen, was er uns anvertraut hat. Dass wir unsere Güter zum Guten einsetzen. Natürlich möchte er nicht, dass wir krumme Geschäfte machen wie der Verwalter in dem Gleichnis. Aber er wünscht sich manchmal, wir würden uns so schlau und leidenschaftlich für unsere Ziele einsetzen, wie das die Kinder der Welt für ihre Ziele tun. Wie der reiche Mann den Verwalter für seinen Umgang mit seinen Schuldnern lobte, so freut sich der HERR auch über uns, wenn wir mit unserem Geld die Beziehung zu anderen Menschen verbessern. Wie der Vers 9 besagt: «Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.» Der Mammon, das Geld, hätte keinen Wert an sich; es ist nur das wert, was man davon kauft und was man damit macht. Verwalten wir es gut, sehen wir es nicht als Selbstzweck, investieren wir es sinnvoll, indem wir Gutes damit tun! Hängen wir unser Herz nicht ans Geld, denn sonst versklavt es uns und wir werden nicht mehr dem HERRN untertan sein, sondern dem Mammon. So sagt hier Jesus auch: «Kein Knecht kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.» Beide haben den Anspruch auf unser ungeteiltes Herz. Das Geld ist einer der grössten Götzen der Menschheit. Wem schenken wir unser Herz, dem HERRN oder dem Mammon? Wir gehören zum HERRN; wir gehören dem HERRN. Unser Besitz ist ein Geschenk Gottes. Unser Geld gehört Gott, und er hat es uns anvertraut, um es gut zu verwalten. Hier wird das Geld als Geringes bezeichnet. Denn wesentlich wichtiger sind die geistlichen Schätze, die nicht vergänglich sind. Wenn wir diese sammeln, werden wir vom HERRN in die ewigen Hütten, also ins Himmelreich, aufgenommen. Wir sollen mit dem Geld treu umgehen. Können wir das, dann können wir auch gegenüber dem HERRN treu sein. Wenn wir jedoch schon mit irdischen Gütern nicht gut umgehen und sie zur Ungerechtigkeit nutzen, wie wollen wir mit den geistlichen Schätzen, Gottes Segnungen und Aufgaben, gut umgehen? Das Geld kann uns so vieles verbauen, was die Beziehung zum HERRN angeht, wenn wir es zu unserem Lebenszweck machen. Aber es kann uns auch ganz vieles nützen, nämlich wenn wir bereit sind, einen Teil davon für Gottes Werk hinzugeben. Dann sammeln wir uns wirklich unvergängliche Schätze beim HERRN, die wir im Himmelreich werden geniessen können.

Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon. Meine Schwester Sibylle Grace und ich haben das persönlich erlebt, wie das gehen kann. Eine Freundin von mir in Griechenland war lebensgefährlich erkrankt. Sie brauchte dringend eine Operation, aber konnte diese nicht bezahlen. Auch ihre Angehörigen nicht, denn sie alle sind recht arm. Gott fügte es, dass Sibylle und ich beide etwas Geld auf der Seite hatten. Unsere Ausgaben waren nicht viele, da es 2020 und somit mitten in der Corona-Pandemie war. Zudem hatte ich eine Steuerrückerstattung bekommen, die erste und bis dahin einzige. Das Geld reichte dafür, der Freundin die Operation zu bezahlen! Was wir denn auch taten. Das gab der Frau und ihren Angehörigen extrem grosse Dankbarkeit, die sich in Liebe niederschlug. Seither verbindet uns mit ihr und der Familie eine tiefe, wunderschöne Freundschaft. Es fühlt sich an, als wären wir Familienmitglieder dieser wunderbaren Menschen. Damit belohnt und segnet der HERR noch heute unsere Tat. Aber nicht wir haben sie aus unserer Güte getan, sondern der HERR hat unser Herz bewegt, sodass wir der Freundin die Operation bezahlten. Gepriesen sei der HERR, der seine Tochter, unsere Freundin, bewahrt und die Gebete für sie erhört hat!

Jesus hatte eigentlich seine Jünger gelehrt über den richtigen Umgang mit dem Mammon. Aber es hörten auch Pharisäer zu. Die hingen allerdings am Geld. Für sie war Jesu Rede sehr unangenehm. Es traf sie seine vollmächtige Lehre, welche die Wahrheit war. Sie fühlten sich unterlegen. Daher drehten sie den Spiess um: Sie begannen, über Jesus zu spotten. Das war das ungerechte Mittel, das diese ungerechten Gelehrten Jesus entgegensetzten. Damit aber verspotteten sie nicht Jesu Person, sondern im Grunde Gott und dessen Lehre. Wenn sie weiterhin so vor den Menschen lebten, dann würde sie das unweigerlich ins Verderben führen. Und das wollte Jesus auf keinen Fall. Er musste ihnen die Augen dafür öffnen, wie falsch sie dachten. Darum sprach er zu ihnen: «Ihr seid’s, die ihr euch selbst rechtfertigt vor den Menschen; aber Gott kennt eure Herzen. Denn was hoch ist bei den Menschen, das ist ein Gräuel vor Gott.» Jetzt war nicht die Zeit, Jesu Lehre zu verkennen und am Buchstaben des Gesetzes festzuhalten. Stattdessen war es Zeit, zu sehen, was Neues auf die Erde gekommen war. Mit Jesus war das Reich Gottes zu den Menschen gekommen! Ein ganz neues Zeitalter war angebrochen. Das aber erkannten diese Pharisäer nicht, da sie in ihren alten, festgefahrenen Mustern gefangen waren. Die Tatsache, dass sie am Geld hingen, machte ihre Augen blind und ihr Herz verschlossen gegenüber Jesus und seiner lebengebenden Lehre. Jesus sagte ihnen: «Das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes. Von da an wird das Evangelium vom Reich Gottes gepredigt, und jedermann drängt mit Gewalt hinein. Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt.» Wer um den Wert des Evangeliums weiss, wird alles daran setzen, es festzuhalten, Jesu Lehre anzuwenden und ins Himmelreich zu kommen. Denn nichts auf der ganzen Welt ist so kostbar wie der Christus, der uns das wahre und ewige Leben schenkt und dessen Liebe uns wahrhaftig glücklich macht! Jesus brachte Neues in die Welt. Aber er kam nicht, um das Gesetz Gottes aufzuheben, sondern um es zu erfüllen. Er zeigt uns, wie Gott sein Wort meint. Es sind Worte der Liebe und der Ermahnung. Der HERR ist treu. Aber wir Menschen sind nicht treu. Und diese Pharisäer waren es erst recht nicht. Sie hatten sich in ihrem Herzen längst von Gott abgewandt. Sie interessierten sich nur dafür, durch Opfergaben des Volkes Geld zu scheffeln und ihr Ansehen vor den Leuten zu bewahren. Sie liessen beispielsweise nicht beim Tempel schwören, sondern bei den Opfergaben, die man in diesen bringt. Auch zählte für sie ein Schwur beim Altar nicht, sondern nur ein Schwur beim Opfer, das auf dem Altar liegt. In Wahrheit aber zählt ja der Tempel viel mehr als die Gaben und der Altar viel mehr als das Opfer. Der HERR geht vor und nicht das Material! Jesus verglich die untreuen Pharisäer mit Ehebrechern. Sie hatten sich innerlich von Gott scheiden lassen und einen anderen «geheiratet», den Mammon. Sie holten sich ihren Lebenssinn und ihre Freude von etwas, das ihnen längst kein Anbetungsgegenstand mehr hätte sein sollen. Wie sehr hatten sie sich von Gott getrennt, wie fern war ihr Herz von ihm, wie wenig Platz hatte es darin für Liebe, Frieden und Freude des HERRN! So würden sie alle in die Verdammnis gehen… All das muss Jesus tief geschmerzt haben. Schon daher hörte er nie auf, die geistlichen Oberen, die irregingen, zu tadeln und zu ermahnen.

Teil 2: Der den HERRN nicht kennt (Verse 19-31)

Zu diesen Ermahnungen an die geistlichen Leiter gehört auch das Gleichnis, welches er ihnen nun erzählte. Es ist das vom reichen Mann und dem armen Lazarus. In Ersterem sollten sich die geistlichen Oberen wiedererkennen. Jesus hoffte, dass sie dadurch zur Besinnung kamen und ihren Fokus anders legten. Nämlich nicht darauf, dass es ihnen möglichst gutging, sondern darauf, vor dem HERRN zu leben. In der persönlichen Beziehung mit ihm. Der Reiche und sein Leben werden im Vers 19 so beschrieben: «Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden.» Offenbar lebte dieser Reiche anders als der Reiche im vorhergehenden Gleichnis. Er war sich selbst der Nächste; Freunde zu haben, war für ihn selbstverständlich, und er kümmerte sich nicht gross um Beziehungen. Oberflächlich gesehen, war er zu beneiden. Ihm fehlte es an nichts Materiellem, er lebte wie ein König, hatte die Zeit, jeden Tag Party zu machen und er genoss alle Vergnügungen, die das Leben bot. Hier steht aber nirgends, dass er sich um Gott oder um andere gekümmert hätte. Er lebte nur für sich selbst. Und das wurde ihm schliesslich zum Verhängnis. Der Arme, der in diesem Gleichnis vorkommt, ist das pure Gegenteil von dem Reichen. Die Verse 20 und 21 beschreiben ihn und seine Verhältnisse: «Ein Armer aber mit Namen Lazarus lag vor seiner Tür, der war voll von Geschwüren und begehrte sich zu sättigen von dem, was von des Reichen Tisch fiel, doch kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.» Wie elend dieser Mann lebte! Er hatte kein Geld, dafür eine Krankheit, die ihn entstellte und die machte, dass sich andere vor ihm ekelten. Er war ganz von anderen Menschen abhängig, da er sich kaum bewegen konnte; eine Arbeit zu tun war ihm schlicht unmöglich. Als Freunde hatte er keine Menschen, sondern bestenfalls die Hunde, die an seinen Geschwüren leckten. Und damals waren Hunde als unreine Tiere geachtet. Und doch hatte der Arme etwas, was der Reiche nicht hatte, und das war das Entscheidende. Er hatte einen Namen, der hier erwähnt wird. Er ist Lazarus, der Namensvetter des von Jesus Erweckten. Der HERR kannte ihn also mit Namen, was heisst, dass er eine persönliche Beziehung zum HERRN hatte. So unterschiedlich der reiche Mann und der arme Lazarus waren, eines hatten sie gemeinsam: Sie stellten sich durch ihr Leben die Weichen für die ewige Zukunft. Während sich der Reiche darüber keine Gedanken machte und einfach in den Tag hineinlebte, hoffte der arme Lazarus auf das ewige Leben, auf ein Leben ohne Krankheit und Armut, in der ungetrübten Gemeinschaft mit dem HERRN. Dann kam die Zeit, in der das Leben der Beiden zu Ende ging. Lazarus wurde von Engeln in Abrahams Schoss getragen. Seine Hoffnung auf das ewige Leben erfüllte sich. All das, was er auf Erden erlitten hatte, war nun nicht mehr wichtig. Der HERR wischte ihm die Tränen ab und Lazarus empfing ewigen Trost und für immer bleibende Freude. Und der Reiche? Er erhielt zwar bestimmt ein fürstliches Begräbnis. Aber davon hatte er nichts mehr. Und er kam in die Hölle. In der Tat, wir können nicht alles davon wissen, wie es in der Hölle ist. Klar ist, dass sie ein Ort der Qual und der ewigen Trennung von Gott, von seinem Segen und von seinem Frieden ist. Ein ewiges Gefängnis in den Fängen des Satans. Also ein vollkommen unerträglicher Zustand. Wie reagierte der Reiche auf seine Situation? Er blieb immer noch egozentrisch. Es hätte ihm jetzt zwar auch nichts mehr genützt, Busse zu tun. Seine hartnäckige Haltung ist aber dennoch erstaunlich. Als er aufschaute in seiner Qual, erblickte er oben die Kinder des HERRN. Da war Lazarus in Abrahams Schoss. Eigentlich hätte der Reiche die Herrlichkeit sehen sollen, welche den armen Mann nun umgab. Aber stattdessen betrachtete er ihn so, wie er ihn auch im irdischen Leben betrachtet hatte, nämlich als minderwertig gegenüber ihm. Also sah er sich dazu berechtigt, ihn anzustellen, um ihm einen Dienst zu tun. Er rief: «Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme.» Auf den ersten Blick wirkt diese Bitte demütig. Der reiche Mann wollte nur eine kleine Erleichterung seines Zustandes, und er sprach Abraham respektvoll an. Doch das half ihm hier nichts. Abraham belehrte ihn, bedauernd, aber bestimmt: «Gedenke, Kind, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet, du aber leidest Pein.» Der reiche Mann hätte in seinem Leben etwas ändern müssen, dann wäre er gar nicht erst an diesen Ort gekommen. Auch für alle anderen Menschen, die auf Erden leben, gilt: Wenn sie nicht umkehren zum HERRN, werden sie nicht ins Reich Gottes kommen, sondern in die Verdammnis gehen. In Matthäus 6 sagt Jesus mehrmals über Menschen, die für ihren Reichtum und ihr Ansehen sorgen: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Ganz ähnlich argumentiert hier Abraham. Damit aber ist nicht gemeint, dass wir keine irdischen Segnungen und Freuden geniessen dürfen. Sondern dass wir alles im Hinblick auf den HERRN tun sollen. Gott will ja, dass wir fröhlich sind. Geniessen wir Gutes im Leben mit Dankbarkeit und in der Liebe zum HERRN, dann haben wir zwar auch bereits jetzt Lohn. Aber im Himmelreich wird es noch viel mehr Lohn sein. Ein Glaubensleben bedeutet jedoch auch Mühe, geistlichen Kampf, Busse und Selbstverleugnung. Das ist nicht einfach zu ertragen. Aber wir dürfen zuversichtlich sein, dass wir nach alldem, was wir im Glauben durchmachen, himmlischen Trost bekommen werden. Wie der arme Lazarus. Ja, unsere Mühen werden nicht mehr ins Gewicht fallen angesichts der ewigen Herrlichkeit in Gottes Reich!

Die Bitte des reichen Mannes war unmöglich zu erfüllen, selbst wenn Lazarus und Abraham das gewollt hätten. Und wer weiss, vielleicht hätte es Lazarus sogar wirklich gewollt? Es war unmöglich, dass der Arme zum Reichen kam. Denn zwischen Himmel und Hölle besteht eine unüberwindbare Kluft. Niemand kann von der Hölle ins Himmelreich kommen oder den umgekehrten Weg gehen. Wie wichtig es doch ist, dass wir auf Erden schon die Ewigkeit auf dem Schirm haben und beim HERRN sind! Als der Reiche erfuhr, dass er selbst keine Hilfe bekommen konnte, besann er sich auf seine Familienmitglieder. Diese lebten, wie er gelebt hatte: in Saus und Braus, ohne nach dem Morgen zu fragen. Sie waren daran, sich selbst den Weg zur Hölle zu pflastern, wie er es getan hatte in seiner Sorglosigkeit. Da blinkten bei dem Mann die Alarmlämpchen. Könnte er nur die Seinen bewahren! Lieber sie waren von ihm getrennt, als dass sie auch die Qualen der Hölle erleiden mussten. Darum wandte sich der reiche Mann wieder an Abraham. Auch diesmal sprach er über Lazarus, aber er sprach diesen nicht direkt an. Aus schlechtem Gewissen? Aus Geringschätzung? Weil Abraham Autorität hatte? Das wissen wir nicht. Seine Bitte, die er nun an Abraham richtete, steht in den Versen 27b und 28: «So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual.» Vielleicht dachte der reiche Mann, dass man einer Bitte, die er nicht für sich selbst tat, stattgeben würde. Die Sache musste doch auch im Interesse Abrahams sein! Doch die Antwort des Glaubensstammvaters fiel ganz anders aus als erwartet. Er sagte ihm: «Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören.» Ja, die hatten sie, und sie hörten bestimmt jeden Sabbat Gottes Wort. Aber dieses drang nicht in ihre Herzen. Auch heute ist in der christlichen Welt das Wort des HERRN fast omnipräsent. Alle, die es wollen, können sich eine Bibel kaufen oder schenken lassen. Immer wieder begegnet man Bibelversen im Internet, auf Plakaten oder in Büchern. Auch feiern wir Ostern und Weihnachten, und fast alle wissen noch, warum man diese Feste feiert. Und doch gibt es nicht viele, die Jesu Gute Nachricht offenen Herzens hören und die Gottes Verheissungen annehmen und seine Warnungen zu Herzen nehmen. Es liegt also gewissermassen nicht am fehlenden Angebot, sondern an der ungenügenden Nachfrage. Wenn Menschenherzen verhärtet sind, dann nützen oft nicht einmal mächtige Zeichen, dass sie doch noch weich werden. Der reiche Mann insistierte: «Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Busse tun.» Doch Abraham wusste es besser. Er sprach zu ihm: «Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.» Das ist die Wahrheit. Doch nicht alle Menschen sehen diese Wahrheit ein. Es gibt viele, die heutzutage leben und die denken: «Wenn Jesus als Mensch unter uns sein würde, dann könnte ich an ihn glauben.» Ja, es ist möglich, dass das einigen helfen würde. Oder dass mächtige Zeichen oder Gebetserhörungen wirken – darum geschehen sie denn auch immer wieder. Aber viele Menschen würden auch, wenn sie Jesus leibhaftig vor sich hätten, nicht an ihn glauben. So war es auch zu Jesu Lebzeiten. Viele sahen den Christus menschlich und erkannten ihn nicht als den Messias. Sie nahmen ihn nicht an. Allen voran die geistlichen Leiter, denen Jesus sein Gleichnis erzählte. Denn, verblendet durch ihren Reichtum und ihr Ansehen, sahen sie den Herrn der Welt nur als unautorisierten Wanderprediger und als Konkurrenten an. Als wen würden wir Jesus wohl sehen, wenn wir ihn vor uns hätten? Als Gottes Sohn, als Wundertäter, oder vielleicht doch als Möchtegern-Retter, als armseligen Menschen, der sich aufspielt? Hiervor sind auch wir nicht ganz gefeit. Daran erkennen wir: Wichtig ist nicht, dass wir ihn gesehen haben. Sondern im Gegenteil, dass wir an den unsichtbaren Gott glauben. In Johannes 20,29 sagt Jesus: «Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!» Bleiben wir dran, befassen wir uns mit Gottes Wort. Lassen wir uns berühren durch Jesu Liebe. Nehmen wir tiefgehend an, was er für uns am Kreuz getan hat, und lassen wir uns von ihm unsere Sünden vergeben. Und lassen wir uns von Jesus leiten und inspirieren für das, was wir tun und sagen. Tun wir anderen Gutes und üben wir Liebe aus zu unseren Nächsten. Leben wir zu Gottes Ehre und nicht zu unserer eigenen Ehre. So wächst unsere persönliche Beziehung zum HERRN immer mehr. Wie eine Pflanze, blüht sie und bringt wundervolle Früchte. Wer in die eigene Beziehung zu Gott und Jesus investiert, investiert ins ewige Leben. Wir müssen wissen, dass diese Welt nicht alles ist. Und dass, wie wir leben, bestimmt, wo wir die Ewigkeit verbringen werden. Heute ist es Zeit, dass wir unsere Weichen stellen. Wir stellen sie im Grunde immer neu, wir entscheiden uns immer neu für den HERRN. Das bringt uns reichlichen Segen, bleibende Freude und himmlischen Trost. Der HERR belohnt unsere Mühen reichlich; darauf dürfen wir fest vertrauen. Hier auf der Welt und erst recht im ewigen Leben.

Lesen wir zum Schluss nochmals zusammen den Leitvers, Vers 9: «Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.»