Matthäus 27,31-66
Guten Tag! Seid ihr glücklich? Ich bin es. Denn ich denke an Jesus, der mich und uns liebt. Bedingungslos, grenzenlos, hingabevoll. Einfach, weil wir wir sind. Egal, welche Fehler und Sünden wir haben. Jesus ist für die Vergebung unserer Sünden am Kreuz gestoben. Das ist die grösste Liebestat, die jemals getan wurde. Für Menschen, die eigentlich gar nicht liebenswert wären! Niemand kann sich das ganze Ausmass an Leiden vorstellen, das Jesus für unsere Rettung auf sich genommen hat. Aber heute wollen wir seine Kreuzigung und die Umstände um diese etwas näher betrachten. Eintauchen in die Liebe Jesu mit ihrer Aufopferung. Kommen wir diesem Jesus nahe. Möge sein Kreuz uns unsere Augen öffnen für die Art, wie er uns liebt. Jesus wurde nicht nur gekreuzigt. Er musste sogar von seinem geliebten Vater verlassen werden – damit wir diese Strafe für unsere Sünden nicht tragen müssen. Lesen wir gemeinsam den Titel meiner Botschaft: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Und lesen wir den Leitvers, Vers 46:
Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heisst: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Matthäus 27,46
Vor einigen Wochen habe ich eine Kurzgeschichte in meine Geschichtensammlung eingefügt. Die ist mir bei der Vorbereitung zu dieser Botschaft wieder in den Sinn gekommen. Es war einmal ein kleines Dorf. An dessen Rand gab es ein Waldstück mit einer Höhle, in welcher ein älterer Mann lebte. Dieser war ein krasser Aussenseiter. Niemand im Dorf wollte etwas mit ihm zu tun haben. Wenn jemand auf dem Weg durch den Wald an seiner Höhle vorbei kam, konnte er den Übelgeruch vom ungepflegten Menschen und von schmutzigem Wohnraum riechen. Wenn möglich, vermied man diesen Weg. Alle nannten den Mann nur den „Gnom“. Es gab böse Gerüchte über ihn. Er würde rauben, Menschen verfluchen, ja er würde sogar Menschen fressen – etwa den Bauernsohn, der ein paar Jahre zuvor aus ungeklärten Gründen verschwunden war. Aber da gab es ein Mädchen im Dorf. Dieses hatte in der Predigt in der Kirche am Sonntag gehört, dass Gott alle Menschen liebt. Auch die Ausgestossenen und die Bösen. Wenn das stimmte, was der Pfarrer sagte, war auch der „Gnom“ einfach ein Mensch wie alle anderen mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen. Dieser Gedanke trieb das Mädchen lange Zeit um. Eines Tages kam es von einem Waldspaziergang zurück. Es hatte einen Blumenstrauss gepflückt, eigentlich für seine Mutter. Als es an der Höhle vorbeigehen wollte, war der „Gnom“ draussen. Zuerst zögerte das Mädchen: Würde der Mann ihm wirklich nichts tun? Aber es überwand sich und näherte sich dem „Gnom“. Überreichte ihm mit einer spontanen Geste den Blumenstrauss. Der Mann brummte. Aber er schien sich zu freuen. Da sah das Mädchen seine Augen: Diese strahlten, es war ein magischer, fast überirdischer Glanz, der das Mädchen ganz verzauberte! Ich erinnere mich, wie die Story weiterging: Das Mädchen baute langsam eine freundschaftliche Beziehung zum Aussenseiter auf. Immer mehr Dorfbewohner kamen dahinter, sahen den „Gnom“ nun immer öfters draussen. Verloren ihre Scheu vor ihm, als sie den magischen Glanz in seinen Augen sahen. Am Schluss wurde der Mann ein ganz normaler Dorfbewohner. Niemand nannte ihn mehr „Gnom“; er war der alte Sebastian.
Liebe kann etwas Wunderbares bewirken in den Herzen der Menschen. Sie kann die härtesten Menschen weich machen. Es gibt viele einsame Leute. Sie brauchen jemanden, der bei ihnen ist und der ihnen Zuneigung entgegen bringt. Und es gibt Personen, die sich um sie kümmern. Die verstehen, was Einsamkeit bedeutet. Und die eine Quelle der Liebe in sich haben, die macht, dass sie auch die einsamsten, unliebsamsten Menschen lieben können. Auch solche, mit denen wegen verschiedenen Untaten niemand mehr etwas zu tun haben will. Diese Personen haben selber die grösste Liebe erfahren, die es gibt: die von… Jesus. Sie waren selber verlassen gewesen, aber Jesus hatte sie gefunden. Jesus ist mit uns, auch wenn wir ganz alleine sind. Wenn jemand Einsamkeit und Verlassenheit kennt, dann ist er es. Wenn jemand weiss, was Leiden, Spott und Schande sind, dann er. Darum kann er uns in jedem Leiden verstehen. Und so nahe sein, als wäre er physisch bei uns. Und noch näher, nämlich im Herzen, und von dort aus unser ganzes Wesen ausfüllend.
Teil 1: Jesu Kreuzigung (Verse 31-49)
Schauen wir auf die Umstände von Jesu Kreuzigung. Lesen wir gemeinsam den Vers 31: „Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an und führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen.“ Wir erinnern uns, dass Jesus verhört, verspottet und geschlagen worden war. Er war auch gegeisselt, also ausgepeitscht worden. So war Jesus bereits geschunden und schwer verwundet, als er den Weg zur Kreuzigung gehen musste. Er war durch einen Rohrschlag auf den Kopf halb bewusstlos geschlagen worden. Sein Rücken war von Peitschenhieben traktiert, dass seine Haut dort zerrissen war und Wunden bis tief in sein Fleisch gingen. Das römische Gesetz sah vor, dass die Menschen, die gekreuzigt werden sollten, den Querbalken ihres eigenen Kreuzes zur Hinrichtungsstätte tragen mussten. Schon für unversehrte Menschen war dieser schwer. Für den geschwächten und verletzten Jesus war das Tragen des Kreuzes ein Ding der Unmöglichkeit. Er brach mehrmals unter der Last des Kreuzes zusammen. Noch heute machen Pilger, die den Kreuzesweg gehen, an den Orten Halt, wo das passiert ist.
Jesus konnte es also nicht alleine schaffen. Lesen wir zusammen den Vers 32: „Und als sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen aus Kyrene mit Namen Simon; den zwangen sie, dass er ihm sein Kreuz trug.“ Simon kam zufällig gerade zu dieser Zeit am Ort vorbei. Wahrscheinlich war er ein Pilger, der zum Passafest gekommen war, oder ein Arbeiter. Er stammte aus einer Grossstadt im Gebiet des heutigen Libyen. Gerne wäre er rasch wieder verschwunden, als er den Kreuzigungs-Kandidaten sah und wie dieser zugerichtet war. Aber man zwang ihn, den schweren Kreuzesbalken zu tragen. So erlebte Simon das Leiden Jesu hautnah. Das konnte ihn nicht unberührt lassen. Das führte dazu, dass er zum Glauben kam. Anders als Jesu Jünger, die geschlafen statt gebetet hatten, unterstützte Simon von Kyrene Jesus in seiner schwachen Stunde. Das veränderte sein Herz. Aus dem Markusevangelium, Kapitel 15 wissen wir, dass Simon zwei Söhne hatte, Alexander und Rufus. Dass diese dort erwähnt sind, ist ein Hinweis darauf, dass sie selber bedeutende Christen waren. – Simon wurde gezwungen, das Kreuz Jesu zu tragen. Normalerweise ist Zwang im Zusammenhang mit Glauben nichts Gutes. Der HERR will, dass wir ihm freiwillig gehorchen. Kirchen, die ihre Mitglieder mit Zwang bei sich behalten, erachte ich als Sekten. Aber manchmal geht es nicht ohne Zwang: Wir müssen uns selber zwingen, also uns selber überwinden, manche Dinge für Gott zu tun. Wer geht schon gerne bei starkem Wind und Regen an die Uni, um Studierende zum Bibelstudium einzuladen? Wer möchte schon aufstehen, beten und die Stellungnahme zum „Täglichen Brot“ schreiben, wenn er noch eine Stunde länger schlafen könnte? Tun wir es aber trotzdem, bekommen wir echte Freude. Denn wir tragen so Jesu Kreuz mit. Beteiligen uns an seinen Bemühungen, Gott zu suchen und andere Menschen zum Leben zu bringen. Im Fall von Simon gebrauchte Gott den „Zufall“ und den Zwang durch Nichtgläubige, damit er und seine Familie zum Glauben kamen.
Schliesslich kam Jesus zum Ort seiner Kreuzigung. Die hiess gruselig: Golgatha, Schädelstätte. Der Geruch des Todes muss von ihr ausgegangen sein. Jesus wurde gekreuzigt. Das war die grausamste und schmachvollste Strafe, die man damals kannte. Sie war nur schwersten Verbrechern und niedrig geachteten Menschen vorbehalten. Am Kreuz zu hängen bedeutete unvorstellbare Qualen und Schmerzen. Ein stundenlanger Todeskampf. Nägel, die Arme und Füsse durchbohrten und ein Körper, der unter seiner eigenen Last langsam auseinander riss… Man wollte Jesus diese Qualen wenigstens ein bisschen lindern. Sie gaben ihm einen Trank, der diesen Zweck erfüllen sollte – lesen wir den Vers 34: „gaben sie ihm Wein zu trinken mit Galle vermischt; und als er’s schmeckte, wollte er nicht trinken.“ Jesus war vollkommen bereit, diese unerträglichen Leiden und den qualvollen Tod auf sich zu nehmen. Als Gesamtes, ohne die geringste Linderung, bei vollem Bewusstsein. Als Schwerst-Verbrecher – zwischen zwei Räubern in der Mitte gekreuzigt – starb er, der doch ohne Schuld war. Alle diese Leiden trug er für uns, damit wir das nicht mehr müssen. Das Wort aus Jesaja 53,4-5 sagt: „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Die Strafe liegt auf ihm. Darum kann Jesus uns alle Sünden vergeben, egal wie viele, egal wie schwere. Sein Blut, das er für uns am Kreuz vergossen hat, ist eine Quelle der Vergebung, die niemals versiegt. Wir können diese uneingeschränkt in Anspruch nehmen. Gelobt sei der HERR, der uns diese unendliche Gnade schenkt!
Lesen wir gemeinsam den Vers 37: „Und oben über sein Haupt setzten sie eine Aufschrift mit der Ursache seines Todes: Dies ist Jesus, der Juden König.“ Damals muss es üblich gewesen sein, die Todesursache ans Kreuz der Hingerichteten zu schreiben. Diesmal übernahm das Pontius Pilatus, der Jesus zur Kreuzigung überantwortet hatte. „Der Juden König“ stand da in allen drei damaligen Weltsprachen. Das war Pilatus’ Tat aus seinem schlechten Gewissen. Er schrieb nicht „Gotteslästerung“ oder „Vergehen gegen den Kaiser“, obwohl man ihm das nahelegte. Er sah Jesus als einen König und achtete ihn. Die Aufschrift am Kreuz machte allen bekannt, wer Jesus wirklich ist. Nicht ein Verbrecher, sondern wahrhaftig der König der Juden. Der Messias. Gottes Sohn. Der Christus.
Als sie Jesus gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider, und seinen Mantel verlosten sie. Das waren Männer, die sich nicht um Jesus scherten, der Todesqualen am Kreuz litt. Stattdessen versuchten sie aus der Sache Profit zu schlagen. Die Kleider dieses populären und nun gefallenen Superstars, die konnte man doch auf dem nächsten Bazar versteigern und einen hübschen kleinen Gewinn machen? Sie dachten, wie Judas gedacht hatte: „Was gewinne ich?“ Sie hatten, wie er, kein Herz für Jesus. Aber mit ihrer egoistischen Handlung erfüllten sie, was die Schrift in Psalm 22,19 von Jesus gesagt hatte: Sie warfen das Los um Jesu Kleider. – Auch später zeigte sich die Art der anwesenden Römer und Juden, aus der Sache einen Nutzen zulasten des gekreuzigten Jesus zu ziehen. Jesu Ruf nach Gott, „Eli!“, missverstanden sie. Jesus würde nach dem Propheten Elia rufen. Da regte sich in ihnen die Sensationsgier: Würde Elia wohl kommen und Jesus von Kreuz nehmen?
Unter all diesem Unverständnis muss Jesus sehr gelitten haben: Was mussten diese Menschen unter der Macht des Satans schmachten. Wie schlimm war es, dass sie in Jesus nicht die Liebe Gottes, das Licht der Welt, ihr Heil, ihre Hoffnung erkannten! Genau dies muss Jesus nun auch durch den Kopf und durch das Herz gegangen sein, als er die Menschen um ihn spotten hörte. Alle Vorübergehenden, die geistlichen Oberen, ja sogar die beiden Mit-Gekreuzigten, verspotteten ihn. Wenn er Gottes Sohn war und anderen helfen konnte, warum hing er denn nun hilflos am Kreuz? Sie verkannten, dass er durchaus die Macht gehabt hätte, sich selber zu helfen, aber dies nicht wollte – uns und ihnen zuliebe. Sie versuchten ihn: „Wenn du Gottes Sohn bist, steig herab vom Kreuz! Dann wollen wir an dich glauben.“ Jesus gehorchte ihnen nicht, da er nur dem Willen Gottes gehorchte. Er sah direkt in ihr Herz und wusste: Selbst wenn er vom Kreuz herabsteigen würde, würden sie nicht an ihn glauben.
Das war die dunkelste Stunde in Jesu Leben, ja in der Geschichte der Menschheit. Jesus, das Licht der Welt, hing am Kreuz und würde gleich sterben. Die letzten drei der sechs Stunden, in denen Jesus am Kreuz hing, kam eine Finsternis übers Land. Am hellsten Mittag verdunkelte sich die Sonne und es war wie Nacht. Das Dunkel schien endgültig über das Licht gesiegt zu haben, die Bosheit über die Gerechtigkeit. Wir wissen aber, dass das nicht von Dauer sein konnte. Jesus besiegte den Tod durch seine Auferstehung. Das Gute wird über das Böse siegen, egal wie mächtig Letzteres ist. Das gilt durchaus auch für unser eigenes Leben.
In diesem Moment trat das Allerschlimmste für Jesus ein. Lesen wir gemeinsam den Vers 46: „Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heisst: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Jesus wurde von Gott verlassen. Alles Leid, allen Spott, ja sogar die unvorstellbarsten Schmerzen hatte er stumm auf sich genommen. Aber von seinem himmlischen Vater verlassen zu werden, konnte er schlicht nicht ertragen! Er war eins mit ihm. Es war schon schlimm genug gewesen, auf der Erde in geografischer Distanz zum Vater zu wirken. Und nun wurde er ganz von ihm verlassen, war ohne seine Liebe, seinen Segen, seine Nähe und seine Hilfe! Das war die Verdammnis. Warum musste er dies erleiden? Weil die Verlassenheit von Gott, die Verdammnis, der Lohn unserer Sünde ist. Jesus hat sie getragen, damit uns dieses Allerschlimmste erspart bleibt! Die Sünde trennt uns von Gott. Aber wenn Gott uns diese vergibt, ist unsere Beziehung zu Ihm vollkommen wiederhergestellt. Dank dem, dass Jesus diese Gott-Verlassenheit getragen hat.
Jesus wurde von Gott verlassen. Er musste der Welt diese Verlassenheit kundtun durch seinen Schrei am Kreuz. Damit wir wissen, dass er weiss, was es heisst, einsam und verlassen zu sein. Damit wir in unserer Einsamkeit und Verlassenheit zu ihm kommen und wissen, dass er mit uns ist. Er lässt uns nicht allein, auch wenn alle anderen Menschen uns allein lassen. – Ich denke, jede/r von uns hat schon einmal erlebt, wie er/sie wirklich einsam war. Möglicherweise sogar, obwohl er/sie mit anderen Menschen zusammen war. Sucht ihr in einem solchen Moment Gott und Jesus? Ich habe das früher nicht getan. Ich kann mich an einen schrecklichen Moment in meiner Jugend erinnern: Ich hatte Streit mit der Familie, keine Freunde in der Schule, und der Mann, für den ich mich interessierte, blockte allen Kontakt ab. Ich hatte niemanden mehr. Ich versuchte mich durch den Klang meiner eigenen Stimme zu trösten… Heute habe ich Jesus. Ich komme zu ihm, suche seine Nähe. Zuerst hat mir das nicht so viel genützt, weil Jesus für mich doch recht abstrakt war. Mit der Zeit aber wurde das anders. Heute kann ich die Nähe des HERRN in seiner Gemeinschaft so spüren, dass es mich tröstet, freut und stärkt. Schafft das jemand von euch noch nicht? Dann empfehle ich: Dranbleiben! Das kommt mit der Zeit, auch wenn es dauert. Alles, was es braucht ist, Gott und Jesus zu suchen. Also sich zu entscheiden: Ich will Seine Nähe spüren, ich will ihn bei mir. Ich brauche seinen Trost. Und vielleicht auch, ihm zu danken, obwohl seine Gegenwart noch nicht so spürbar ist: „Danke, dass du da bist!“
Teil 2: Jesu Tod und Grablegung (Verse 50-66)
Lesen wir zusammen den Vers 50: „Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.“ In anderen Versionen des Evangeliums lesen wir, was seine letzten Worte waren. Er befahl Gott seinen Geist an, im vollen Vertrauen auf ihn, dass er ihn führen und am dritten Tag erwecken würde. Er rief: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Damit meint er noch heute die Sünder, auch uns. Er rief: „Es ist vollbracht!“ Vollbracht war sein Erlösungswerk. Das sagt auch der Vers 51, lesen wir diesen gemeinsam: „Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus.“ Der Vorhang im Tempel trennte das Heilige vom Allerheiligsten. In Letzterem waren die Bundeslade und der Gnadenthron. Nur einer, der Hohenpriester, durfte einmal pro Jahr zum Opfern in das Allerheiligste gehen. Doch nun war der Weg für alle frei, der Weg zum Allerheiligsten! Durch Jesu Tod haben wir alle Zugang zu Gott und können zu ihm kommen, wie wir sind. Er nimmt uns an mit allen unseren Sünden, Fehlern, Schwächen und Macken. ((Mindestens jemanden fragen)) Glaubst du das? Amen! Ja, Gott ergriff die Initiative, dass wir, die wir sündig sind, deswegen nicht verloren gehen. Von ihm aus, von oben her, zerriss der Vorhang des Tempels. Was Adam als erster Sünder vor so vielen Jahren verbockt hatte, machte Jesus wieder gut. Durch ihn ist unsere gebrochene Beziehung mit Gott wieder gekittet worden. Und zwar vollständig.
Es geschahen noch weitere grosse Zeichen, als Jesus starb. Lesen wir zusammen die Verse 52 bis 54: „Und die Erde erbebte und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen. Als aber der Hauptmann und die mit ihm Jesus bewachten das Erdbeben sahen und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“
Jesus besiegte also mit seinem eigenen Tod den Tod, welchen wir für unsere Sünden eigentlich sterben müssten. Tote Herzen werden durch seine Liebe wieder lebendig. Das gilt sogar für besonders hartgesottene Menschen wie den Hauptmann. Dieser hatte Jesu Kreuzigung vorangetrieben und dann Jesu Todeskampf zugesehen. Er sah Jesus sterben und all die mächtigen Zeichen rund um dessen Tod. Das strahlte eine Macht und eine Herrlichkeit aus, die nur von Gott her kommen konnten! Da nahm er Jesus als Gottes Sohn an. Wer Jesus am Kreuz begegnet, also im Herzen erlebt, wird ihn annehmen und Jesus fortan nachfolgen. Er wird ihn als Gottes Sohn erkennen, anerkennen und als seinen eigenen König haben. Diese Möglichkeit, zu Jesus zu finden, macht auch vor den gottesfernsten, von Satans Macht am meisten beherrschten Menschen nicht Halt. Man denke zum Beispiel an John Newton. Der war ein brutaler Sklavenhändler. Bis er Jesus begegnete. Er hat uns eines der berühmtesten und schönsten christlichen Lieder hinterlassen: „Amazing Grace.“
Auch die Herzen von mehreren Frauen wurden bewegt, oder waren schon zu Jesu Lebenszeit bewegt worden. Das waren unter anderen Maria von Magdala, die Mutter von Jakobus und Josef sowie die Mutter der Söhne des Zebedäus. Die erwiesen nun ihre Liebe und Treue gegenüber Jesus über dessen Tod hinaus. Das sollte ihnen reich belohnt werden: Ein paar von ihnen sahen, wo er begraben wurde, und kamen zu seinem Grab. Sie wurden die ersten Zeuginnen des auferstandenen Jesus!
Als Christus starb, war es nur noch kurze Zeit bis zum Sonnenuntergang und somit zum Beginn des Sabbats. Bis dahin mussten die Leichen der Gekreuzigten begraben werden. Jesus konnte sich als armer Wanderprediger kein eigenes Grab leisten. Aber er hatte sich Gott anbefohlen, der nun für ihn weiter sorgte, auch zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung. Lesen wir gemeinsam die Verse 57 und 58: „Am Abend aber kam ein reicher Mann aus Arimathäa, der hiess Josef und war auch ein Jünger Jesu. Der ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus, man sollte ihm ihn geben.“ Josef war ein Mitglied des Hohen Rates. Bis dahin war er aus Angst um seinen Ruf ein heimlicher Jünger Jesu gewesen. Nun aber öffnete Gott ihm das Herz, dass er mutig wurde. So scheute er sich nicht mehr vor der Obrigkeit, als er etwas für Jesus tun wollte. Er nahm Jesu Leichnam entgegen, wickelte ihn in ein reines Leinentuch, legte ihn in sein eigenes neues Felsengrab und wälzte einen grossen Stein davor. Mit dieser Tat nahm Josef Jesu Gnade an, dass er an seiner Stelle für seine Sünden gestorben war. Im Grab lag nicht Josef, sondern Jesus. Josef war von seinen Sünden und von seiner Angst befreit worden…
Am nächsten Tag kamen die Hohenpriester und die Pharisäer zusammen. Sie wussten, dass Jesus gesagt hatte, er würde auferstehen. Das versetzte sie in Angst. Falls das nicht wirklich passierte, würden Jesu Jünger vielleicht kommen, Jesu Leichnam rauben und dann behaupten, Jesus sei auferstanden. Dann hätten sie Jesus vielleicht vergeblich beseitigt: Alles Volk würde ihm weiterhin anhängen. Und so die Autorität der Geistlichen in Frage stellen und womöglich das politisch-religiöse System auf den Kopf stellen. Das wollten sie keinesfalls riskieren. Darum stellten sie Wächter auf, um Jesu Grab zu bewachen. Sie gingen hin, sicherten das Grab mit der Wache und versiegelten den Stein, den Josef vor das Grab gewälzt hatte. Auch das war Gottes Fügung. Ihre böse Absicht schlug um in ein Segen: Die Wachen wurden Zeugen davon, wie ein Engel kam und den Stein vor dem Grab wegnahm. Jesus auferstand. Die Wachen wurden wie gelähmt. Auch Jesu Feinde mussten und müssen anerkennen, dass es bei ihm nicht mit natürlichen Dingen zugeht. Auch nicht bei Jesu Liebe. Und daher auch nicht bei der Liebe, die wir ihnen geben können. Zeigen wir ihnen, dass Jesus auch sie liebt!
Zum Schluss:
Lesen wir nochmals den Leitvers, Vers 46: «Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heisst: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?»
Als ich erfuhr, dass ich meine Botschaft über Jesu Kreuzigung halten würde, erschrak ich ein bisschen. Wie kann ich über diese grösste Liebestat aller Zeiten, Jesu ultimative Erlösungstat, denn adäquat predigen? Wie dem auch sei: Nicht nur meine, sondern unser aller Worte sind dafür ungeeignet, unzulänglich. Wir brauchen Jesu Liebe tief in uns zu spüren. Sein Leiden und seine damit verbundene Liebe kann niemand ermessen. Aber wir können uns tiefgehend damit befassen. Den Sinn hinter seinem Leiden erkennen. Seine Vergebungsgnade annehmen. Bringen wir unsere Sünden zu ihm ans Kreuz und legen sie dort nieder! Wir müssen sie nicht selber tragen. Wir müssen die Last unseres Lebens nicht alleine tragen, sondern Jesus trägt sie für uns. Wir brauchen ihm nur zu vertrauen, dass er das kann, und ihm die Lasten zu geben. Jesus ist für uns am Kreuz gestorben. Er hat bei vollem Bewusstsein alle Leiden auf sich genommen. Er hat so die Strafe für alle unsere Sünden für uns abgesessen. Darum kann er uns die geballte, gesamte Menge unserer Sünden restlos vergeben. Niemand ist von seiner Liebe und Gnade ausgenommen. Weder die allerhärtesten Männer noch die schlimmsten Sklavenhändler. Nicht du, nicht ich, nicht der Bettler mit dem Hund am Bahnhof Bern, nicht der junge Räuber, von dem vor ein paar Tagen im „20Minuten“ berichtet wurde. Wie nimmt er dann uns erst recht an, die wir bereits nach ihm fragen und ihn auf dem Schirm haben! Wir dürfen zu ihm kommen, wie wir sind. Du denkst, du bist ein hoffnungsloser Sünder? Du bist Gottes heiss geliebtes Kind! Du denkst, du wirst dich nicht verändern, auch wenn du Gott suchst? Dann warte ab und sehe, dass dich Gott sehr wohl verändern wird. Auf seine Weise, zu seiner Zeit. Nur Geduld! Geduld brauchen wir alle. Jesus hatte und hat sie. Und er ist immer da. In der grössten Freude. Und – vor allem – im tiefsten Leid. Möge Gott unsere Herzen bewegen durch Jesu Liebestaten. Und unsere Herzen öffnen für seinen Sohn. Möge er uns in ihm grosse, bleibende Freude und die wahre Freiheit geben! Wir sind Sünder, aber glückliche solche, weil wir begnadigt sind. Nehmen wir das neue Leben an, das uns Jesus schenkt. Nicht mehr von der Sünde beherrscht, sondern frei und als Gottes Kinder! Dann wird uns die Sünde automatisch nicht mehr gefallen. Dafür kann uns Gott umso besser für sein Werk gebrauchen. Dann tragen wir Jesu Kreuz mit und sind ihm noch näher. Eine wie wunderbare Freude und Gnade ist das!