Seine Herrlichkeit soll grösser werden

Es soll die Herrlichkeit dieses neuen Hauses grösser werden, als die des ersten gewesen ist, spricht der HERR Zebaoth; und ich will Frieden geben an dieser Stätte, spricht der HERR Zebaoth.

Haggai 2,9

Guten Tag! Es freut mich von Herzen, dass wir nun, nach meiner Abwesenheit von mehr als einem Monat, wieder alle zusammen hier zum Gottesdienst versammelt sind. Es sind wir fünf, aber in meinen Vorstellungen sehe ich bereits die übrigen Plätze hier besetzt durch Gottes Schäfchen, die der HERR uns anvertraut hat. Auch diesmal habe ich die Ehre, euch von der diesjährigen Kurzzeitmissions- und Ferienreise zu berichten. Das Wort dazu ist Haggai 2,1-9. Das Wort ist mir beim Lesen der Bibel, irgendwann im Frühsommer, angesprungen. «Am einundzwanzigsten Tage des siebenten Monats geschah des HERRN Wort durch den Propheten Haggai»… Der 21. Tag des 7. Monats? Unser Tag der Reise nach Griechenland sollte am 21.7. nach unserer Kalenderrechnung sein! Seither hatte mich das Wort nicht mehr losgelassen. Ich sah es als Aufforderung für Sibylle Grace und mich, am Tempel von Gottes Werk auch in Griechenland mutig zu arbeiten. Und später als Hoffnung, dass sich Gottes Herrlichkeit gerade in diesem schlimmen Pandemie- und Waldbrände-Sommer in Griechenland zeigen würde. Was sich auf manche Weise denn auch bewahrheitet hat; mehr darüber gleich. Sibylle und ich sind Gott aus tiefstem Herzen dankbar für seine wunderbare Führung vor Ort. Auch diesmal war das Reisen wegen der Pandemie nicht unproblematisch. Aber Gott hat alle Hindernisse dafür aus dem Weg geräumt, egal wie gross diese waren, als wären sie nichts. Er hat uns beschützt auf allen unseren Wegen und uns gesund behalten. Und er hat uns unvergessliche Momente der Begegnungen mit anderen Menschen und der Gemeinschaft mit unseren Freunden und Bekannten auf den besuchten Inseln gegeben. Ich denke, das was wir alles erlebt haben und tun konnten, ist mit allen Schätzen der Welt nicht aufzuwiegen.

Nun aber zum Bericht an sich. Der Leitvers von meinem Leitwort der Reise ist Vers 9, lesen wir diesen gemeinsam:

Teil 1: Es geschah das Wort des HERRN – Athen und Ikaria (21.7.-3.8.2021)

Lesen wir zusammen den Vers 1: «Am einundzwanzigsten Tage des siebenten Monats geschah des HERRN Wort durch den Propheten Haggai». Jedes Wirken für den HERRN hat seine Zeit, Gottes Zeit. Und der 21. Tag des siebten Monats war diesmal auch für uns von Bedeutung… Der 21. Juli begann für Sibylle und mich schon früh und zudem geschäftig. Es mussten noch die letzten Dinge gepackt werden, bevor wir aufbrachen. Unsere grosse Vorfreude war etwas getrübt durch die Verunsicherung, dass vielleicht nicht alle unsere Dokumente den strengen Kontrollen der Flughafenbehörden standhalten würden: nicht ausgedruckte Bordkarten, Adressfehler auf dem Einreiseformular… Aber auf dem Flughafen stellte sich schon bald heraus, dass unsere Befürchtungen unbegründet waren. Was waren wir Gott dafür dankbar! Er sandte uns die richtigen Menschen, die uns halfen oder die die Weisheit hatten, ihnen unbekannte Dokumente richtig zu interpretieren. Als alle Hürden genommen waren – wir mussten uns nicht einmal auf Corona testen lassen – war uns, als wäre eine riesige Last von uns abgefallen. Wir hatten es geschafft, wir waren in unserem Lieblingsland und Kurzzeitmissionsfeld Griechenland! Wir stellten uns diesmal auf strengere Massnahmen ein, hatte es doch viele Neuansteckungen mit dem Coronavirus im Land und die Zahlen waren noch immer am Ansteigen. Umso erstaunlicher war es für uns, dass ausser der omnipräsenten Maskenpflicht in den Innenräumen kaum Massnahmen da waren, die unser gewohntes Ferienleben beeinflusst hätten. Auch das war ein Anlass zu grosser Dankbarkeit. Vor allem waren wir auch erleichtert darüber, dass die Einheimischen keine grossen Einschränkungen hinnehmen mussten in ihrem Alltag. Am späten Nachmittag des 21. Juli kamen wir in Athen an und begaben uns direkt zum Hafen in Piräus, um unser Hotelzimmer zu beziehen. Danach gingen wir essen. Wir haben beide sozusagen die Tradition, am ersten Abend in Griechenland jeweils denen zu vergeben, die uns unter dem Jahr etwas Böses getan hatten. Ich verzieh meinen beiden Widersacherinnen, durch die ich mit den Strafanzeigen im vergangenen Winter viel zu leiden hatte. Später auf meiner Griechenlandreise erneuerte ich diese Vergebung. Und schaffte es sogar, für diese meine Feindinnen zu beten.

Am nächsten Tag brachen wir zeitig auf. Im satten griechischen Sommermorgenlicht fuhr unser Schiff auf die Insel Ikaria ab. Die Fahrt war sehr schön, wenn es auch viel Wind hatte und das Schiff, je länger wir fuhren, desto stärker schwankte. Gott bewahrte Sibylle und mich vor Seekrankheit und wir konnten die Fahrt fröhlich geniessen. Einigermassen pünktlich kamen wir am Nachmittag auf der Insel an. Es klappte problemlos mit dem Beziehen unserer Ferienwohnung. Am Abend genossen wir die Zeit weiterhin. Aber leider liessen wir uns zu einer Sünde verleiten: Wir tranken zu viel Wein, was dazu führte, dass Sibylle und ich einen wüsten Streit hatten. Am anderen Tag waren unsere Herzen zerschlagen und wir suchten Vergebung bei Gott und beieinander – und fanden sie! Von da an gerieten wir während der ganzen Zeit nie mehr in einen nennenswerten Streit. «Und ich will Frieden geben an dieser Stätte», heisst es im Vers 9. Die weitere Zeit auf der Insel gestaltete sich wunderschön. Wir konnten uns perfekt erholen, badeten im Meer, genossen feinstes Essen, und vor allem sahen wir fast alle unsere Freunde und Bekannten wieder und hatten mit ihnen beste Gemeinschaft. Immer wieder hatten wir den Gedanken, anderen Menschen Gottes Wort weiterzugeben oder sogar jemandem das Evangelium zu predigen. Leider hatten wir nicht viele Gelegenheiten dazu. Dies aber nährte in uns umso mehr die Sehnsucht, vor Ort mehr für Gottes Werk tun zu können. Eines Tages hatte ich eine tröstliche Erkenntnis: Untereinander konnten Sibylle und ich täglich über geistliche Dinge sprechen und uns so gegenseitig lehren und aufbauen. Und an den Kurzgottesdiensten an den Sonntagen hatten wir jeweils einen besonders schönen Rahmen, dies zu tun. Die Gottesdienste wurden denn auch sehr schön und waren von einem geistlichen Tiefgang und spontaner Freude und Dankbarkeit geprägt, wie ich das in dem Mass bis dahin noch nicht erlebt hatte.

Dennoch gebrauchte uns Gott auch auf der Insel Ikaria für sein Werk. So konnten wir am Abend des 26. Juli echte christliche Nächstenliebe ausüben, indem wir uns um einen gesellschaftlichen Aussenseiter, einen einsamen Trinker, kümmern und ihm die Einsamkeit für ein paar Stunden nehmen konnten durch wertschätzenden Kontakt mit ihm. Das lehrte uns praktisch, auch Menschen zu achten, welche andere Menschen nicht achten, und sie als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sehen. Was wir da gelernt hatten, konnten wir übrigens dann auf der Insel Kreta nochmals anwenden, indem wir zur Putzfrau am Busbahnhof von Chania freundschaftlichen Kontakt aufnahmen. Eine weitere Lektion in Demut bekamen wir am 27. Juli auf ganz andere Weise: Als wir in einem Restaurant Lieder sangen und Gedichte vortrugen, wurden wir geehrt wie Stars. Anstatt dass uns der unerwartete Ruhm zu Kopfe stieg, gaben wir bewusst die Ehre dem HERRN und freuten uns, dass wir mit unseren künstlerischen Beiträgen anderen Menschen Freude und Unterhaltung bringen konnten. Das war echt wunderschön. Und nur durch Gottes Wirkung in unseren Herzen überhaupt möglich. Allgemein liebe ich Erlebnisse, die mir zeigen, wie sehr mich der HERR bereits verändert hat. Sie geben mir Kraft für meinen weiteren Glaubensweg. Am 30. Juli gab es nochmals eine Gelegenheit, etwas zu tun im christlichen Sinne. Wir besuchten auf der Insel das Dorf Christòs Rachòn, in welchem wir zehn Jahre nicht mehr gewesen waren. Damals war ein Streit mit einer uns bekannten Bar-Chefin der Grund gewesen, den Ort nicht mehr zu betreten. Nun, genau diese Bar-Chefin trafen wir nun in dem Dorf an. Sie sprach uns an, wir redeten – und unsere Beziehung wurde vollkommen wiederhergestellt! Die Frau, der wir einst nie mehr unter die Augen hatten treten wollen, können wir nun als eine liebe, geliebte Freundin von uns bezeichnen.

Der Rest unseres Aufenthaltes auf Ikaria war ebenfalls noch sehr schön. An einem der letzten Abende hatten wir ein gutes Gespräch mit einer Freundin über geistliche Dinge, wobei wir sie auch lehren konnten, namentlich über die Unvereinbarkeit vom Glauben an Gott mit dem Glauben an Horoskope. Schliesslich war am 3. August unsere Weiterreise auf die nächste Insel, Chios. Die Überfahrt mit dem Schiff gestaltete sich ebenso problemlos wie das uns Einquartieren in unserer geräumigen, schönen Ferienwohnung. Auch dies war Gottes wunderbare Führung, seine Liebe und seine Gegenwart mitten unter uns! Dementsprechend dankten wir ihm denn auch.

Teil 2: Mein Geist soll unter euch bleiben – Chios (3.-13.8.2021)

Lesen wir gemeinsam die Verse 4 und 5 des heutigen Wortes: «Aber nun, Serubbabel, sei getrost, spricht der HERR, sei getrost, Jeschua, du Sohn Jozadaks, du Hoherpriester! Sei getrost, alles Volk im Lande, spricht der HERR, und arbeitet! Denn ich bin mit euch, spricht der HERR Zebaoth, nach dem Wort, das ich euch zusagte, als ihr aus Ägypten zogt; und mein Geist soll unter euch bleiben. Fürchtet euch nicht!» Für mich passen diese Worte sehr gut zu unserem Aufenthalt auf der zweiten Insel. Wir baten Gott, mehr für ihn tun zu können, und er erhörte uns! Wir konnten in manchem nun tatsächlich als Arbeiterinnen für Gottes Werk fungieren. Insbesondere gewannen wir unsere holländische Freundin Lidevij als so etwas wie eine Bibelschülerin. Wir konnten mit ihr mehrmals tiefgehend über Gottes Wort sprechen. Sie ist eine sehr lernwillige Person, was Griechisch anbetrifft, aber eben auch in Glaubensdingen. So hörte sie unserem Reden aufmerksam zu und sagte auch mal ihre eigene Ansicht. So geht Bibelstudium auf Griechisch…

Wie auch schon auf der ersten Insel, genossen wir unser Ferienleben sehr, inklusive die Zeit, die wir mit unseren Freunden und Bekannten verbrachten. Gott war immer mit uns, und er half uns beim Timing, wenn es darum ging, unsere Ausflüge und Besuche zu organisieren. Wir waren glücklich und strahlten das auch aus. So konnten wir auch andere Menschen mit unserer Freude anstecken und ihnen positive Energie geben. Eine Sache, die wir übrigens für die ganze Reise als unsere Aufgabe ansahen. In den ersten Ferientagen auf Chios begleiteten mich Worte aus dem Täglichen Brot, zu welchem ich jeden Tag eine Stellungnahme schrieb, die um Sünde gingen. Sie liessen mich staunen über die Grösse von Gottes Vergebungsgnade in Jesus. Und gaben mir den Wunsch, mein Herz ganz dem HERRN zuzuwenden statt weltlichen Dingen. Dabei kam mir auch ein Wort in den Sinn, Römer 13,14b: «sorgt für den Leib nicht so, dass ihr den Begierden verfallt.» Mit dieser Warnung im Hinterkopf, liess ich das eine oder andere Mal etwas mehr Vernunft walten, wenn es um kulinarische Genüsse ging.

In der Zeit, als wir auf der Insel Chios waren, gab es an ganz vielen Orten in Griechenland verheerende Waldbrände. Manche von ihnen waren viele Tage lang nicht gelöscht. Gott verschonte aber uns und die Insel, auf der wir waren. Ein kleines Feuer im Norden der Insel wurde rechtzeitig entdeckt, bevor es zu einem Waldbrand ausarten konnte. Sozusagen rein zufällig waren zur rechten Zeit die richtigen Leute zur Stelle, um es zu löschen. Aber uns war bewusst, dass dahinter allein Gottes Gnade und sein Wille, uns und die Insel zu schützen, steckten. Die Waldbrände waren für Sibylle und mich der Anlass, noch mehr und herzliche Fürbitte für Griechenland zu tun. An einem Tag erinnerte uns Gott auf wirksame Weise an unser Fürbitte-Anliegen: Der Himmel wurde ganz weiss von Dunst und Asche, die vom grossen Waldbrand in der Nähe von Athen her über das Meer geweht kamen. Das veranlasste mich zu einem innigen Gebet. Anstatt mir zu wünschen, dass der Himmel wieder klar würde, nahm ich den Rauchdunst als Gottes Erinnerung an. Ich hatte das konkrete Anliegen, dass der Brand bei Athen innert eines Tages unter Kontrolle sein sollte, und war zuversichtlich, dass dies auch geschehen würde – und es geschah! Gelobt sei der HERR dafür. Die Situation in Griechenland wurde erst besser, als es im Norden des Landes regnete. Gott hatte die Fürbitte von vielen gläubigen Menschen erhört – unter ganz vielen anderen auch unsere Gebete.

Am 8. August hatten Sibylle Grace und ich ganz besondere Outfits: Unsere T-Shirts waren mit je einem Bibelspruch auf Griechisch beschriftet. Dadurch bekamen viele Menschen Gottes Wort zu lesen. Es gab solche, die stehenblieben und die Sprüche lasen; das Gelesene fanden sie sehr schön. Mit mehreren Leuten, Freunden von uns, konnten wir auch über die betreffenden Worte reden. Gott segnete uns reichlich für dies, indem er uns einen wunderschönen Tag erlaubte, an dem wir beste Gemeinschaft mit lieben Freunden erlebten und viele schöne Orte und Landschaften sahen. Und wir beteten, dass unter den Menschen, denen wir begegneten, viele zu Jesus kommen und seine Jüngerinnen und Jünger werden mögen. Tags darauf spendeten Sibylle und ich, wie wir das inzwischen jedes Jahr machen, Geld und Waren an das Rote Kreuz. Dabei gab Sibylle den Zehnten ihres Jahresgehalts, denn sie kann nicht jeden Monat den Zehnten geben aufgrund ihrer prekären finanziellen Lage. Das war im Verhältnis ein grosses Opfer, das Sibylle keine Sekunde gereute. Ich gab bei der Spende eines meiner Lieblings-T-Shirts mit, das ich gerne selber gehabt hätte und das sich perfekt als T-Shirt für Aktivitäten in der Sommerhitze eignet. Das kostete mir Überwindung, aber dann freute ich mich für das Mädchen oder die Frau, die dessen dringender bedarf als ich und die sich jetzt über das weiss-golden gemusterte kleine «Bijou» freuen kann.

Auch die restliche Zeit auf der Insel Chios genossen wir sehr. Wir hatten noch weitere Gespräche mit unseren Leuten vor Ort über geistliche Dinge. Einmal kam eine liebe Freundin sogar von sich aus auf Glaubensdinge zu sprechen – Gott möge es ihr reichlich belohnen! Die letzten Tage auf der Insel waren von ungetrübter Freude und diversen wunderschönen Augenblicken geprägt. Ich bekannte in einer meiner Stellungnahmen zum Täglichen Brot: «Wir sind gekommen, um zu segnen, und nun werden wir gesegnet!» Ich bat Gott darum, all die vor Ort erfahrene Liebe und die ins Herz bekommene Freude mit in den Schweizer Alltag zu nehmen. Dabei wurde mir bewusst, dass es nur etwas bzw. jemanden gibt, der uns bleibende Freude geben kann, unabhängig vom Land, in dem wir uns aufhalten, und unabhängig von der Situation: der HERR, mit dem wir tiefe Gemeinschaft haben. Am letzten Abend hatten wir mit einer weiteren Freundin ein Gespräch, in welchem sie, die sonst immer nur von Positivem redet, uns einen Kummer anvertraute. Das erinnerte mich wieder an meinen langjährigen Wunsch, das anderen Menschen Zuhören zu meinem Beruf zu machen. Der Wunsch ist seither wieder in meinem Kopf und in meinem Herzen. Ich brauche aber Gottes konkrete Anweisung und Ideen, das umzusetzen. Wenn es möglich ist, wird die Arbeit unentgeltlich sein und der HERR wird mich durch die Unterstützung von anderen Gläubigen versorgen…

Teil 3: Neue Herrlichkeit – Kreta (13.-23.8.2021)

Am Morgen des 13. August waren Sibylle und ich überpünktlich am Flughafen, um unseren Inlandflug auf die Insel Kreta, der über Athen ging, anzutreten. Es gab erstaunlich wenig Formalitäten; wir mussten lediglich, nebst Flugtickets und Pass, unser Covid-Zertifikat vorweisen. Wir vertrauten unsere Reise von Anfang an dem HERRN an. Und so erreichten wir am früheren Abend Chanià in Westkreta. Obwohl wir keine Bestätigung hatten, dass das klappen würde, war unser Mietzimmer für uns bereit. Diesmal konnten wir – anders als letztes Jahr – wieder bei der mit uns befreundeten Familie Skounaki wohnen, die arm ist und das Geld für die Zimmermiete braucht. Wir ziehen ein kleines Zimmer ohne Luxus dem Wohnen in einem Hotel mit allem Komfort vor, wenn es darum geht, damit Treue gegenüber Menschen zu beweisen, die uns lieben und die uns schon viel Gutes getan haben.

Weil ich einige E-Mails für meine Freundin Valentina korrigieren musste (und wollte), suchten Sibylle und ich immer wieder ein Internet-Café auf und setzten uns dort an zwei PCs. Dabei bekam ich auch News aus aller Welt zu lesen. Davon handelten viele von Katastrophen und vom Wüten der Pandemie. Da bekam ich Angst. Der Vers 6 unseres heutigen Wortes spricht, lesen wir gemeinsam diesen Vers: «Denn so spricht der HERR Zebaoth: Es ist nur noch eine kleine Weile, so werde ich Himmel und Erde, das Meer und das Trockene erschüttern.» Mir wurde so richtig bewusst, dass sich nun die Wehen häufen und dass wir uns wirklich in der Endzeit befinden. Mit meiner Angst kam ich in einem Gebet zum HERRN. Und fand Trost und Beruhigung bei seinen Worten: «Fürchte dich nicht, glaube nur!» Einst, wenn ich Jesus mein ganzes Leben anvertrauen werde, wird diese Angst vollkommen aus meinem Herzen verschwinden.

Auf der Insel Kreta war es dieses Jahr wegen der Pandemie nicht immer einfach für uns, alle Aktivitäten zu timen. Zum einen galt an den meisten Orten eine nächtliche Ausgangssperre von 1 bis 6 Uhr. Zum anderen waren nicht immer Taxis zur Verfügung, da viele Leute das Benutzen des Öffentlichen Verkehrs mieden, um sich dort nicht anzustecken. Und dennoch erhörte Gott alle unsere Gebete und wir konnten stets dorthin unsere Ausflüge machen, wo wir hinwollten. Das waren der Besuch schöner Orte, auch hier das Baden im Meer, und das Treffen von vielen weiteren Bekannten und Freunden. Gott schickte uns immer die richtigen Menschen, die Zeit hatten und uns weiterbringen konnten. Für uns war so mancher Taxifahrer, wie das Sibylle sehr treffend ausdrückte, eine «Gebetserhörung auf zwei Beinen». Wo immer wir waren, nahmen wir immer wieder spontan Gebetsanliegen für andere Menschen auf. Wann immer jemand etwas von einer Not erzählte oder wenn wir sahen, dass es jemandem nicht gut ging, beteten wir zum HERRN für Hilfe und Trost. Wir wissen nicht, wie viele dieser Gebete Gott erhörte, da wir schon weg waren, als die Wirkung unseres Gebetes eintreten konnte. Das lehrte uns, dass es beim HERRN eine Ehre ist, auch dann etwas für Menschen zu tun, wenn wir keinen Dank und kein sichtbares Resultat davon bekommen.

Zwei Tage auf der Insel Kreta sind mir in ganz besonderer Erinnerung geblieben. Zum einen war das der 17. August. An dem Tag waren Sibylle und ich getrennt unterwegs, bevor wir uns am Abend wieder trafen und zusammen essen gingen. In einem Bergdorf traf ich meine langjährige Freundin Kyriakì. Mit ihr hatte ich ein schönes, tiefsinniges Gespräch über Gottes Eingreifen in unserem Leben, wie er uns an seine Existenz erinnert und uns Demut lehrt. Mir wurde bewusst, wie viele gemeinsame Ansichten, Erkenntnisse und Werte doch die Griechisch-Orthodoxen mit uns Evangelischen haben. Wir sind eine Ökumene, eine Glaubensfamilie, wir und die Angehörigen aller weiteren christlichen Konfessionen! Ich reiste weiter in ein anderes Dorf. Dort traf ich meine Freundin Maria. Mit ihr verbindet mich nebst einer langjährigen, tiefen Freundschaft seit letztem Jahr etwas ganz Besonders. Sibylle und ich hatten ihr letzten Herbst eine wichtige Operation bezahlt, und die liebe Frau ist sich sicher, dass wir ihr damit ihr Leben gerettet haben. Entsprechend war meine Begegnung mit Maria von einer Liebe und Rührung geprägt, die sich nicht in Worten ausdrücken lässt. Drei Tage später waren Sibylle und ich beide bei Marias Tochter und deren Familie eingeladen. Wir verbrachten wunderschöne Stunden in einem Ort am Strand nahe von Heraklion, bei leckerstem Essen, mit erfrischendem Baden im Meer und bei wunderschöner Gemeinschaft. Auch hier war diese Liebe, war die Dankbarkeit gegenüber uns so stark spürbar, dass es Worte nicht beschreiben können. In diesen Stunden puren Glücks wurde mir, vielleicht zum ersten Mal überhaupt, der Wert eines Menschenlebens so richtig bewusst. Wie sehr muss denn erst dem HERRN unsere Seele, die doch nicht vergänglich ist, wert sein! Schon daher braucht es uns, dass wir Gottes Werk dienen, um mitzuhelfen, dass möglichst viele Seelen gerettet werden, also möglichst viele Meschen zu Jesus finden…

Auch für Sibylle gab es in den späteren Tagen unserer Ferien auf Kreta mehrere Gelegenheiten, Gottes Wort weiterzugeben. So gab sie sogar einem vorher für sie Unbekannten ein schönes Wort aus dem Psalm 121 – ihrem persönlichen Leitwort unserer Griechenlandreise – weiter! Und sie war es, die am zweitletzten Abend mit genau diesen Psalm-Worten das Gespräch mit einem gemeinsamen Bekannten auf geistliche Dinge lenkte. Möge der HERR Sibylle weiterhin, auch hier in der Schweiz, überaus kostbar für sein Werk gebrauchen und sie segnen für ihren Mut und den Willen, den sie hat, Gottes Wort weiterzugeben!

Langsam ging unsere Zeit in Griechenland zu Ende. Innerlich bereiteten wir uns darauf vor, wenn es für uns wieder hiess, wie mancher UBF-Missionar sagen würde: «Return to mission field». Ich nahm mir vor, zurück in der Schweiz, beherzt den geistlichen Kampf gegen meine grösste Sünde, die Wut, anzugehen. Die letzten Tage genossen wir nochmals so richtig und beehrten verschiedene Orte der Insel mit unserem Besuch, auch solche, die wir vorher nie gesehen hatten. Auf unseren Wegen begleitete uns Gottes Gegenwart. Die weiteren gelesenen News sagten uns, dass sich die Lage im Land beruhigt hatte. Die Corona-Fallzahlen stiegen nicht mehr so stark; viele Brände waren gelöscht und nicht viele neue Brände entstanden. Dazu passt, was uns der Vers 9 des heutigen Wortes sagt, lesen wir den gemeinsam: «Es soll die Herrlichkeit dieses neuen Hauses grösser werden, als die des ersten gewesen ist, spricht der HERR Zebaoth; und ich will Frieden geben an dieser Stätte, spricht der HERR Zebaoth.» Ich war getrost, dass Gott wirkte, sowohl betreffend die Lage im Land als auch, allmählich, in den Herzen der Menschen, die noch nicht zum Glauben gefunden hatten. Gottes Herrlichkeit, sie war da; sie ist da. Und sie wird überall dort immer grösser, wo Menschen für Sein Erlösungswerk wirken.

Am Nachmittag des 23. August fuhren wir an den Flughafen von Chanià, von wo wir in die Schweiz zurückfliegen wollten. Dabei wurde unser Gottvertrauen auf eine Probe gestellt: Es schien unmöglich, das Einreiseformular in die Schweiz zu aktualisieren, weil wir nirgends ins Internet gehen konnten. Wir schrien zum HERRN, und er schickte uns einen Menschen, der uns helfen und uns das Formular in Papierform zum Ausfüllen geben konnte. Während unserer Zeit der Unsicherheit wegen des Formulars, war Gott jedoch keinen Augenblick von uns gewichen mit seiner ungeteilten Aufmerksamkeit und seiner helfenden Gegenwart! Der Rest der Heimreise verlief problemlos. Pünktlich um 22 Uhr landete die Edelweiss-Maschine mit uns drin in Zürich Flughafen. Nach Zürich trennten sich unsere Wege; wir fuhren je an unsere Wohnorte Bern bzw. Basel. Angefüllt von den allerschönsten Eindrücken von unserer Reise. Erholt und mit viel neuer Kraft. Und diese Kraft kommt nicht zuletzt auch von dem, was wir auf unserer ganzen Reise mit dem HERRN erlebt haben. Von den betreffenden Erlebnissen habe ich hier nur einige beschrieben. Wenn ihr noch mehr Beispiele für kleinere «Gott-Erlebnisse» von uns haben möchtet, fragt mich gerne bei unserer heutigen Gemeinschaftszeit nach diesem Gottesdienst.

Zum Schluss:

Lesen wir nochmals den Leitvers, den Vers 9: «Es soll die Herrlichkeit dieses neuen Hauses grösser werden, als die des ersten gewesen ist, spricht der HERR Zebaoth; und ich will Frieden geben an dieser Stätte, spricht der HERR Zebaoth.»

Die diesjährige Kurzzeitmissions- und Ferienreise von Sibylle und mir war wunderschön und in vielfältiger Hinsicht ein Beweis für Gottes omnipräsente Gegenwart, Führung und Begleitung. Gott muss uns aus tiefstem Herzen lieben, dass er uns derart mit Freude und Segen überhäuft hat und dass er die Herzen ganz vieler Menschen vor Ort für uns geöffnet hat! Ich bete, dass unsere Reise Spuren hinterlassen hat. Dass die Spende angekommen ist, dass unsere Gebete erhört wurden, dass viel positive Energie zurückgeblieben ist. Vor allem aber, dass Gott in den Herzen der Menschen wirkt, mit denen wir zusammen waren, gerade bei denen, die den HERRN noch nicht so auf dem Schirm haben. Möge er überreichlich segnen, die uns gesegnet haben, und ihnen in vielfach zurückgeben, was sie uns gegeben haben. Für mich bete ich, dass ich das, was ich dieses Jahr in Griechenland über das Glaubensleben gelernt habe, in Erinnerung behalte und danach tun kann. Auch jetzt wieder, wo mich der Alltag in der Schweiz wieder eingeholt hat. Meine Sommerbräune und meine Ferienkilos werden – im letzteren Fall hoffentlich – weggehen, die Erinnerungen an die Reise ganz allmählich verblassen. Aber ich bin mir sicher, dass ich davon etwas mitgenommen habe, das mein ganzes Leben lang bleiben wird.