Guten Morgen! Es ist wunderschön, dass wir heute alle hier versammelt sind. Gott freut sich sehr, dass wir in seinem Namen beisammen sind. Wir bringen je unsere Persönlichkeit, unsere Ecken und Kanten, unsere Stärken und Schwächen mit uns. Und Gott will uns genau so bei ihm haben: wie wir sind. Was nicht heisst, dass wir immer bleiben werden, wie wir sind, denn Gott arbeitet an uns, mit uns und für uns. Im heutigen Wort sehen wir, dass wir nicht vollkommen sein müssen, damit uns Gott kostbar für sein Werk gebrauchen kann. Und dass auch Zweifel ihren Platz haben in unserer Beziehung mit dem HERRN. Jesus begegnet diesen und hilft uns, immer mehr Glauben zu haben und die Worte und Taten des HERRN immer mehr zu verstehen. – Lesen wir den Titel meiner Botschaft: «Selig sind, die nicht sehen und doch glauben». Und lesen wir zusammen den heutigen Leitvers, Vers 29:
Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!
Johannes 20,29
Immer wieder erleben wir in unserem Leben, dass Gottes Wege unergründlich sind. Gutes und Segensreiches kommt manchmal auf verschlungenem Weg zu uns, und dieser Weg kann uns auch mal durch finstere Täler führen. Aber jede Sekunde hat der HERR die Situation im Griff und hat alles in seinen liebenden Händen. Dies auch wenn wir das gerade nicht sehen können. So wie die Jünger, die sich hinter verschlossenen Türen versammelten am Abend von Jesu Auferstehungstag. Alle Schwierigkeiten, Unvollkommenheiten usw. führt Gott zum Besten. Erst gerade habe ich eine Geschichte nachgelesen, die das belegt; die möchte ich euch gerne erzählen: Der König eines afrikanischen Stammes wurde einmal von einem Tiger angegriffen und konnte nur gerettet werden, weil einer seiner Sklaven eingriff; dabei verlor der König allerdings einen Finger. Zornig schrie er: «Wenn Gott gut wäre, hätte ich keinen Finger verloren.» Der Sklave, ein Christ, antwortete: «Majestät, Gott ist gut, und was er tut, ist weise. Er macht nie Fehler.» Das brachte den Herrscher erst recht in Wut und er sperrte den Sklaven, der ihm das Leben gerettet hatte, ins Gefängnis. – Einige Zeit später wurde der König von Kriegern gefangen genommen, die ihren Götzen Menschenopfer darbrachten. Er sollte das gleiche Schicksal erleiden. Doch als seine Feinde bemerkten, dass ihm ein Finger fehlte, liessen sie ihn unverzüglich frei, weil es ihnen verboten war, Verstümmelte zu opfern. Als der König nach Hause zurückkehrte, liess er den gefangenen Sklaven frei und sagte freundlich zu ihm: «Gott ist wirklich gut zu mir gewesen. Ich wäre getötet worden. Nur weil mir ein Finger fehlte, liessen sie mich gehen. Aber ich frage mich, warum Gott mir erlaubt hat, dich ins Gefängnis zu bringen.» – «Majestät», antwortete der Sklave, «wenn ich nicht im Gefängnis gewesen wäre, hätte man mich mit euch gefangen genommen und an eurer Stelle geopfert, denn ich habe alle meine Finger.»
Gott ist gut. Er ist auch gut, wenn man angegriffen wird oder unschuldig im Gefängnis sitzt. Und er ist auch gut und hilft einem, wenn man verängstigt in einem Raum ausharrt, weil überall Feinde lauern können. Er führt alles wunderbar. Und so half er, in Gestalt seines Sohnes, auch Jesu Jüngern. Diese waren geflohen, als Jesus gekreuzigt geworden war. Sie hatten ihren Meister im Stich gelassen, als er sie am dringendsten gebraucht hätte. Die Wunde ihres Versagens sass tief. Ihr schlechtes Gewissen vermischte sich mit ihrer Angst vor den Feinden Jesu, die sie auch als Feinde betrachteten, zu einem toxischen Gemisch. Aus eigener Kraft hätten sie aus dieser Misere nicht kommen können. Doch genau dann kam Jesus! Er war auferstanden, die Welt war eine andere geworden. Das Licht Gottes schien hell, denn Jesus hatte die Mächte des Todes besiegt. Nur seine Jünger sassen in der Finsternis, gefangen in ihrer Angst und in ihrer Schuld. Das konnte Jesus nicht zulassen: Er konnte es nicht ertragen, seine Jünger leidend zu wissen. Anstatt in ihrer Schockstarre zu verbleiben, mussten sie zudem frei werden, um im Namen Jesu leben und handeln zu können. Dazu ging nun Jesus hin zu seinen Jüngern. Er ergriff die Initiative, um seine Beziehung zu seinen Jüngern wiederherzustellen.
Teil 1: So sende ich euch (Verse 19-23)
Das Menschen sterben, ist vollkommen natürlich und logisch und wir hören das überall. Dass Menschen auferstehen können, ist dagegen nur schwer vorstellbar. Da muss schon direkt Gottes Wirken dahinter sein, damit das geht. Ein Mensch, der tot ist und dann plötzlich wieder lebendig? Das konnten sich die Personen in Jesu Umfeld auch nicht wirklich vorstellen. Jesus hatte einen Menschenkörper, obgleich er Gottes Sohn und der HERR ist. Viele sahen ihn lediglich als menschliches Wesen. Jesus hatte seinen Jüngern mehrmals angekündigt, dass er sterben und am dritten Tag auferstehen würde. Und als die Sache dann tatsächlich eintrat? Da glaubten die Jünger den Zeichen nicht, welche darauf hindeuteten, dass Jesus auferstanden war. In ihren Herzen war Jesus noch tot, auch wenn Maria Magdalena ihnen das Gegenteil sagte. Auch an Jesu Voraussagen über seine Auferstehung dachten sie vermutlich nicht mehr, sie hatten sich diese nie wirklich zu Herzen genommen. Das Einzige, an was sie dachten, war ihr Versagen. Sie hatten Jesus verlassen. Waren sie so nicht mitschuldig an seinem Tod? Hätten sie diesen nicht vielleicht verhindern können? Dazu kam die Angst der Jünger vor ihren Landsleuten, die nicht an Jesus glaubten. Würden sie nun die, die mit Jesus gewesen waren, ebenfalls gefangen nehmen und unter einem Vorwand töten lassen? Überall konnte Gefahr lauern. Darum waren die Jünger am sichersten, wenn sie sich irgendwo versteckten oder verschanzten. Manchmal geht es uns auch so, dass wir in einer misslichen Lage sind, in die wir uns vielleicht auch selbst gebracht haben durch Fehler und Sünden. Wir ziehen uns dann in unser Kämmerchen zurück und wollen, wenn möglich, niemanden mehr sehen. Wir verschliessen die Tür und verschliessen unsere Herzen gleich mit – vor anderen Leuten, und leider ebenso vor dem HERRN. Dann aber greift Letzterer ein. Denn er will uns nicht so lassen. Und so war es auch bei den Jüngern Jesu. Lesen wir gemeinsam den Vers 19: «Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!» Die Herzen der Jünger Jesu waren voller Unfrieden. Aber Jesus wollte ihnen Frieden geben. Er kam zu ihnen. Verschlossene Türen waren für ihn kein Hindernis, da er nun einen Auferstehungsleib hatte. Verschlossene Herzenstüren hindern den HERRN auch bei uns nicht daran, sich uns wieder auf den Schirm zu bringen und uns zu helfen, wieder zu ihm zu kommen. Und dabei lässt er uns seine geballte Liebe spüren.
Jesus hat eine wunderbare Art, jedem Menschen individuell zu helfen, aus seelischen und geistlichen Tiefs zu kommen. Er kennt uns abschliessend und weiss daher genau, was es braucht, dass wir an unsere frühere Beziehung zu ihm anknüpfen und wieder ganz bei ihm sein können. Manchmal genügt ein Wort von ihm, ein «Schalom». Manchmal, wie bei Maria Magdalena, genügt es, dass er unseren Namen sagt. Maria war in ihrer Trauer gefangen gewesen und hatte daher Jesus nicht erkennen können. Bis Jesus sie beim Namen genannt hatte in seiner absolut unverwechselbaren Art. «Maria!» Da hatte Maria gerufen: «Rabbuni!», «Meister!» Bei Jesu Jüngern, die einen schweren Fehler gemacht hatten mit ihrem Weggehen, brauchte es mehr als ein Wort. Jesus wollte sich vor ihnen zeigen und ihnen quasi den Beweis liefern, dass wirklich er es war. Jesus, ihr Meister, Gottes Sohn, der Gekreuzigte und nun wahrhaftig Auferstandene! Lesen wir zusammen den Vers 20: «Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den HERRN sahen.» Der Anblick von Jesu Wundmale gab ihnen Freude und Zuversicht. Er war es wirklich, Jesus war auferstanden, Marias Zeugnis stimmte! Das war der Beginn ihres Neuanfangs mit Jesus. Sie merkten: Er tadelte sie nicht, in der Art von: «Warum habt ihr mich verlassen, als ich gefangen genommen und zum Tod verurteilt wurde? Ihr untreuen Jünger, ihr habt versagt!» Nein, das sagte er nicht zu ihnen. Auch bemitleidete er sie nicht einfach: «Ihr Armen, ich weiss, wie rabenschwarz es in euren Herzen aussieht!» Nein, er war einfach da, sicherte ihnen Frieden zu und zeigte sich als den, der er war und als den sie ihn kannten. Seine Wunden strahlten noch immer seine Liebe aus. Wegen seinen Jüngern hatte Jesus seine Wunden denn auch behalten, obgleich er seinen neuen, geistlichen Leib auch unversehrt hätte haben können.
Das Erste, was Jesus tat, war die inneren Wunden seiner Jünger heilen. Und das Zweite, das er tat, war etwas für die Jünger sicher ganz Unerwartetes. Er erneuerte seine Berufung für sie! Lesen wir zusammen den Vers 21: «Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.» Das war ihre Aufgabe. Die blieb unverändert, trotz ihres Versagens. Sie waren noch immer seine Jünger. Auch uns gilt, dass wir Berufene des HERRN sind. Wir sind es noch immer, auch wenn wir Fehler gemacht haben. Unsere Identität als Gottes Kinder geht nicht weg, wenn wir versagen oder Sünden begehen. Ungebrochen gilt uns die Liebe Jesu, auch dann. Wichtig ist, dass wir uns dann wieder dem HERRN zuwenden. Denn er ruft uns. Sein «Schalom» gilt auch uns. Manchmal bekommen wir, wenn wir versagt haben, unerwartet ein Bibelwort zu lesen, das nicht um Trost geht, sondern um die Berufung. Was heisst, dass der HERR noch immer Hoffnung zu uns hat und uns, auch gerade jetzt, gebrauchen will! Das ist seine immens grosse Gnade. Lesen wir zusammen die Verse 22 und 23: «Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.» Was brauchen wir, um dem Erlösungswerk des HERRN dienen zu können? Zuerst seine Liebe, seine Freude und seinen Frieden. Dann den Heiligen Geist, der uns befähigt, dem HERRN zu dienen. Und wir müssen wissen, was unsere Aufgabe ist. Auch wir haben die Autorität vom HERRN verliehen bekommen, auf Erden zu binden und zu lösen. Wir selber können zwar keine Sünden vergeben, sodass Menschen von der Verdammnis gerettet sind. Aber wir können anderen Gottes Sündenvergebung in Christus zusprechen und zusichern. Dazu verkündigen wir das Evangelium, dazu geben wir Gottes Wort weiter. Wir tragen eine grosse Verantwortung. Denn wenn Menschen nichts hören vom Evangelium, bleiben sie in der Sünde und werden wohl in die Verdammnis gehen. Möge der HERR daher uns zu seinen verlorenen Schafen senden und uns alle Motivation gehen, Menschen zu ihm einzuladen und für seine verlorenen Schäfchen zu beten. Und möge er noch ganz viele Erntearbeiter/innen in seine Ernte senden, sodass das Evangelium zu allen Völkern kommt. Bis in die allerentlegensten Gebiete der Erde.
Teil 2: Sei nicht ungläubig, sondern gläubig (Verse 24-31)
Bei der ersten Versammlung der Jünger war einer nicht dabei: Thomas. Über diesen Jünger wissen wir durch die Bibel eigentlich nicht viel. Er wurde Zwilling genannt; sein Name Thomas bedeutet Zwilling und sein Spitzname Didymus war einfach die griechische Version davon. Thomas war ein hingebungsvoller Jünger: Als Jesus nach Judäa zu Lazarus gezogen war, war er bereit gewesen, mit ihm zu kommen, dies unter Lebensgefahr. Er war aber auch ein Jünger, der alles genau wissen wollte. So hatte er bei Jesus nachgefragt, welchen Weg er gehen würde, als er seinen Tod angekündigt hatte. Und hier sehen wir, dass Thomas auch ein kritischer Jünger war. Er wollte selbst seine Gott- oder Jesus-Erlebnisse haben. Glauben nur vom Hörensagen genügte ihm nicht. Lesen wir zusammen den Vers 26: «Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den HERRN gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich’s nicht glauben.» Diese Worte waren ein Zeichen des ungenügenden Glaubens. Und doch waren sie auch ein Gebetsanliegen an Jesus. Thomas hatte die geistliche Sehnsucht, Jesus tiefer zu erkennen. Und Jesus hörte sein Anliegen trotz seiner physischen Abwesenheit und sollte ihm im Wortlaut entsprechen. Geistliche Defizite sind nichts Schönes. Aber es ist umso besser, hilfreicher und wohltuender, wenn wir sie offen bekennen. In unseren Gebeten dürfen wir allezeit sagen, was uns auf dem Herzen liegt, da gibt es keinerlei Zensur. Denn der HERR liebt uns so, wie wir sind, und es ist total tröstlich, dass wir vor ihm nichts verheimlichen können und müssen. Je genauer wir unsere Anliegen formulieren, desto besser. Wenn wir unseren Unglauben vor den HERRN bringen, kann er etwas machen und konkret mit uns daran arbeiten. Gleiches gilt auch im Kreis der Glaubensgeschwister: Wenn jemand seine Gebetsanliegen, seine Sünden, seine Fehler und seine geistliche Sehnsucht kundtut, können wir dies als Fürbitte-Anliegen für das betroffene Geschwister aufnehmen. Gott wird unsere Gebete gerne erhören.
Wie half Jesus Thomas, seinen Unglauben zu beseitigen, und wie entsprach er seinem Wunsch nach mehr Glauben? Es steht: «Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!» Diesmal kam Jesu auch, um seinen Jüngern Frieden zu geben und um ihnen seine unveränderte Liebe zu ihnen zuzusichern. Aber in erster Linie kam er wegen Thomas. Er zeigte sich vor ihm, und er erlaubte es ihm, mit mehreren Sinnen die Erfahrung zu machen: Er war es wirklich, sein Rabbi, Jesus, der Gekreuzigte und Auferstandene! Daraufhin muss überwältigende geistliche Erkenntnis den Jünger durchströmt haben. Er legte ein Zeugnis von Jesus ab, wie das weder die anderen Jünger noch Maria Magdalena geschafft hatten. Er rief: «Mein Herr und mein Gott!» Das heisst, dass er Jesus nicht länger als einen Menschen sah. Sondern als Gottes Sohn, als Teil der göttlichen Dreieinigkeit!
Geistliche Erkenntnisse bekommen wir durch Gottes Wort. Aber es sind unsere persönlichen Erlebnisse mit ihm und unsere Begegnungen mit dem HERRN, die unseren Glauben anfachen und boosten. Bei Thomas war es, den auferstandenen Christus vor sich zu haben. Jede/r von uns hat eigene solche Erlebnisse, die noch immer nachwirken und an die er/sie sich gerne zurückerinnert, um neuen Glauben zu schöpfen. Ich erinnere mich an mehrere solche Erfahrungen. Eine davon, die ich neulich hatte, zeigte mir die Allmacht Gottes eindrücklich. Als ich auf meiner Kurzzeitmissionsreise letztes Jahr in Griechenland war, zusammen mit meiner Schwester Sibylle Grace, gingen wir einmal einen Weg hinauf in der Hitze. Wir beide haben keine Kondition, schon gar nicht, wenn es heiss ist. Da erschien uns der Weg sehr kurz. Nur zwei statt vier Kurven, und wir waren oben. Wir beide dachten, dass wir die Strecke vielleicht falsch in Erinnerung gehabt hätten. Als wir das nächste Mal den gleichen Weg gingen, diesmal hinunter und in der Abendkühle, war der Weg wieder wie sonst. Da waren vier Kurven, und da waren Wegmarken und eine Art Schuppen, die letztes Mal nicht zu sehen gewesen waren. Wir beide erschauerten in Ehrfurcht. Die Sache war uns zu gross, und wir versuchten zuerst, uns abzulenken und nicht mehr darüber nachzudenken. Aber das funktionierte nicht optimal. Inzwischen macht mir das Erlebnis keine Angst mehr, sondern ist für mich ein wunderschöner Beweis dafür, wie nahe, vielfältig, erstaunlich und gnadenvoll Gottes Wirken in unserem Leben doch ist.
Das direkt Wahrnehmbare ist uns eine grosse Hilfe. Wahrer Glaube geht aber über das Glauben aufgrund des Wahrnehmbaren hinaus. Wenn wir Studierende zum Bibelstudium einladen, sagen diese oftmals etwas wie: «Ich glaube nur das, was ich selber sehen kann.» Aber Gott und Jesus kann man nicht sehen – wohl aber ihre vielfältigen Spuren, die auf sie hinweisen auf der Erde. Thomas war es ähnlich gegangen, bevor der HERR nun seine geistlichen Augen geöffnet hatte. Lesen wir gemeinsam den Vers 29: «Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!» Wenn man es so sieht, gehören wir zu diesen seligen Menschen: Wir haben Gott und Jesus nicht gesehen und doch glauben wir an sie. Klar, haben wir noch keinen vollkommenen Glauben. Aber der wichtigste Schritt ist damit getan, dass wir den HERRN auf dem Schirm und im Herzen haben. Oder, wie Hebräer 11,6 sagt: «Aber ohne Glauben ist’s unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.» Wie kommt man zum Glauben an den unsichtbaren Gott? Durch sein Wort. Durch das, was über ihn geschrieben ist und was andere über ihn bezeugen. Der Logos hat Kraft, innere Veränderungen in uns anzustossen. Dazu brauchen wir uns allerdings mit ihm auseinanderzusetzen. Und zu glauben, dass das Wort Kraft hat, auch uns zu verändern. Das Wort ist Geist und wirkt in uns: Es spricht direkt zu uns, es schenkt uns Orientierung, es gibt uns Worte ins Herz und macht uns motiviert, von Jesus zu lernen.
Johannes, der Verfasser des heutigen Wortes, hatte genau dieses Interesse: Er wollte Jesus bezeugen, weil er wollte, dass die Nachwelt auch an den Christus glaubt. Also auch wir. Für das nahm er alle Mühe auf sich, sich Jesu Taten zu merken, nach ihnen zu forschen, sie zu dokumentieren und sie in seinen Evangeliumstext zu giessen. Lesen wir zusammen die Verse 30 und 31: «Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr, weil ihr glaubt, das Leben habt in seinem Namen.» Was Jesus alles schon getan hat, was er tut und was er tun wird, ist so viel, dass es niemand zählen, erfassen oder aufschreiben könnte. Jeden Tag wirkt der auferstandene Christus noch immer in den Herzen und den Leben unzähliger Menschen. So auch bei uns. Wollen wir auch, wie Johannes, hinausgehen und anderen mehr von Jesus erzählen? Andere begeistern von unserem Messias, der uns von unseren Sünden errettet hat durch seinen Tod am Kreuz? Haben wir auch Interesse daran, das mit dem HERRN Erlebte und das von ihm Versprochene anderen weitererzählen und Gottes verlorene Schafe zum HERRN einladen? Wenn nicht, lasst uns dafür beten, dass wir diese Bereitschaft und diese Motivation bekommen. Denn ohne den HERRN sind die Menschen verloren. Nur Jesus gibt uns die Sündenvergebung, ist der Weg zum HERRN und schenkt uns das wahre und das ewige Leben. Wer auf seinem Weg geht, geht immer im Licht und die Finsternis weicht von ihm/ihr. Der Satan wird die Jünger und Jüngerinnen Jesu nicht fangen und geistlich zu Fall bringen können. Wer den HERRN nicht hat und in der Sünde bleibt, wird unweigerlich in die Verdammnis gehen. Aber alle, die Jesus nachfolgen, werden einst die Ewigkeit in Gottes Reich in der ungetrübten Gemeinschaft mit Gott und Jesus verbringen. Dort werden wir dann auch nicht nur glauben, sondern auch sehen: dem HERRN werden wir von Angesicht zu Angesicht gegenüber sein. Dieser Anblick wird von einer Herrlichkeit sein, die wir uns als Sterbliche weder vorstellen können, noch würden wir sie ertragen können in unserem aktuellen Zustand im sündigen Leib. Aber einst werden wir, wie Jesus auferstanden ist, selber auch auferstehen und mit einem neuen Leib versehen werden. Mit diesem unvergänglichen Körper, der keine sündige Natur mehr haben wird, werden wir in Gottes Reich eingehen.
Zum Schluss
Lesen wir nochmals zusammen den Leitvers, Vers 29: «Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!»
Im heutigen Text sehen wir, wie sich Jesus mit aller Liebe und Weisheit darum kümmert, dass wir unseren Glauben an ihn behalten und noch vertiefen. Bei jedem und jeder von uns hat er eine individuelle Art, unserem Glauben aufzuhelfen. Er weiss immer, was es wann braucht, denn er kennt uns abschliessend. Seine Wege, uns zu helfen, sind ganz vielfältig, manchmal unerwartet und passen immer genau. Wir alle haben kleinere und vielleicht auch grössere Erlebnisse, die wir mit Gott und Jesus schon gehabt haben. Diese haben unseren Glauben geboostet und uns neue geistliche Erkenntnisse gegeben. Lasst uns immer an diese zurückdenken, wenn wir von Zweifeln geplagt sind oder wenn unsere Hoffnung auf geistliche Veränderung zu verblassen droht. Möge der HERR uns Geschichtsbewusstsein, aber auch grossartige Erwartungen an eine Zukunft mit ihm schenken.
Weiter haben wir gesehen, dass Zweifel, Kritik und Unglauben keine Schande und keine Sackgasse sind. Thematisieren wir diese offen und ehrlich, entstehen wunderbare Gebetsanliegen und geistliche Sehnsucht. Darauf reagiert der HERR äusserst gerne. Immer wieder erleben wir Gottes Wirken. Solche Gott-Erlebnisse sind wie kostbare Wegpfeiler auf unserem Glaubenspfad. Es gibt aber etwas, das noch wichtiger für unsere geistliche Entwicklung ist: das Wort Gottes selber. Es zu hören, zu lesen und uns mit ihm zu befassen. Die Bibel ist sozusagen das Hauptmedium, über welches der HERR mit uns kommuniziert. Er will, dass wir seine Stimme hören und seine Eigenschaften erkennen durch das Hören und durch das Studieren seines Wortes. Setzen wir Worte von ihm um, erleben wir geistliche Entwicklung. Gott zu gehorchen macht, dass wir nach seinem Willen und im Einklang mit ihm leben. Das ist ein dem HERRN wohlgefallendes Leben. Möge der HERR uns geben, dass wir mit Freude und Commitment unseren Glauben mit Leben füllen. Er befähigt uns, ganz viel Gutes zu tun für sein Werk. Gott zu dienen gibt, dass wir dem HERRN noch näher sind. Wir lernen von Jesus und erkennen dadurch sein Herz. Und werden dem Christus ähnlicher und ähnlicher. Ich bete, dass der HERR jeden und jede von uns kostbar gebraucht für sein Erlösungswerk. Möge er uns reichlich segnen und uns zu einem Segen für ganz viele Menschen formen. Möge er täglich den Glauben in unseren Herzen erneuern, unsere Dankbarkeit, ebenso unsere geistliche Hoffnung. Ja, nicht nur Hoffnung, sondern Zuversicht, Erwartung und Vorfreude auf alles, was er noch Neues in und unter uns schaffen und für sein Werk bewirken wird!