Siehe, das ist Gottes Lamm

Johannes 1,19-34

Gutes neues Jahr! Seid ihr gut wieder in die Schule und in die Arbeit gestartet? Auch für mich hat das Arbeitsjahr diese Woche wieder angefangen. Mir erscheint es, dass sich das Jahr nur langsam anlässt. Das Land ist in einer Art Wartestimmung. Wie geht es weiter mit Corona und den Massnahmen? Die Welt wartet auf weitere Zulassungen, die Verbreitung und die Mehrproduktion von Impfstoffen gegen Covid-19. Und auf die warme Jahreszeit, die dem Gesundheitssystem Entlastung bringen wird. Auch Johannes der Täufer kam in eine Zeit des Wartens, nämlich auf den Messias. Er war der Wegbereiter Jesu. Dabei war ihm durchaus bewusst, dass der Christus bereits da war. Mitten unter ihnen. Es ging nur darum, ihn zu bezeugen. Die Herzen der Menschen für ihn zu öffnen. Genauso ist Jesus schon mitten unter uns. Er will der König unserer Herzen sein. Corona hält ihn nicht davon ab, uns an seinem Werk zu beteiligen. Und sei es auch nur, dass wir in der stillen Kammer für eine Seele beten, dass sie zu ihm findet. Jesus will, dass wir ihn tief und persönlich kennen. Bis wir ihn selber anderen offenbaren können. Wie Johannes der Täufer. Lesen wir zusammen den Titel meiner Botschaft: «Siehe, das ist Gottes Lamm.» Und lesen wir gemeinsam den heutigen Leitvers, Vers 29.

Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!

Johannes 1,29

Johannes der Täufer war ein Türöffner mitten im Werk Gottes. Er liess sich nicht beirren von dem, was man über ihn sagte oder wofür man ihn hielt. Seine Mission war ihm von Anfang an klar. Über das Türöffnen hat eine Autorin eine schöne Geschichte geschrieben. Gisela Rieger heisst die Frau. Die Story möchte ich euch hier erzählen:

Es war einmal ein König eines grossen Reiches, dem das Wohle seines Volkes sehr am Herzen lag. Sein engster und weiser Berater stand bereits seinem Vater viele Jahre hilfreich zur Seite. Als dieser in die Jahre kam, forderte er den König auf, frühzeitig nach einem Nachfolger zu suchen, um diesen noch in das Amt einführen zu können. All jene, die sich durch grosse Bildung und Wissen auszeichneten, sprachen am Hof vor. Dem König gefiel der weise Geist der Anwärter sehr wohl. Dennoch schien ihm bei jedem etwas Entscheidendes zu fehlen. Des Königs Berater erkannte das Problem und erstellte kurzerhand ein Auswahlverfahren, zu dem jeder aus dem Volk eingeladen wurde. Jedem Anwärter wurde ein Schlüsselbund von über hundert Schlüsseln übergeben. Es galt die Aufgabe zu lösen, eine mächtige, mit Eisen beschlagene Türe beim ersten Versuch zu öffnen! Wochen gingen ins Land und Tausende versuchten vergeblich, diese Türe zu öffnen. – Eines Tages hörte ein Reisender von der geheimnisvollen Türe, zu der niemand den passenden Schlüssel gefunden hatte. So wollte auch er sich an dieser Türe versuchen. Er betrachtete genauestens das Schloss, die Schlüssel sowie die gesamte Türe. Mit einfachem Griff drückte er die Klinke nach unten, wobei sich die Türe umgehend öffnen liess, da diese gar nicht abgeschlossen war. Erfreut sprach der König: «Du stellst dich Herausforderungen, ohne dich irreführen zu lassen. Du verlässt dich nicht auf das, was du hörst, sondern vertraust auf deinen Verstand und dein Gefühl! Du sollst mein neuer Berater sein!»

(Quelle : https://www.zeitblueten.com/news/die-geheimnisvolle-tuere/ )

Johannes der Täufer gleicht dem neuen königlichen Berater. Er hatte erkannt, dass die Tür schon offen war, der Heiland schon gekommen. Und dass man dies mit weltlichen Augen, mit denen des Mainstreams der israelischen Geistlichen, nicht erkennen konnte. Sehr wohl aber mit den offenen geistlichen Augen. Da brauchten noch einige Menschen, ob Geistliche oder das einfache Volk, gewissermassen Nachhilfe. Und wer konnte ihnen diese geben, wenn nicht Johannes, den der HERR als Täufer eingesetzt hatte? Als denjenigen, der die Angehörigen seines Volks zur Busse leiten sollte? Der Jesus in der Tiefe kannte und daher ein mächtiges Zeugnis über ihn ablegen konnte?

Teil 1: Eine Stimme eines Predigers (Verse 19-28)

Lesen wir zusammen den Vers 19: «Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden zu ihm sandten Priester und Leviten von Jerusalem, dass sie ihn fragten: Wer bist du?» Man muss sich das vorstellen: Da hatte es rund 400 Jahre lang keinen Propheten, keinen Menschen Gottes mehr in Israel gegeben. Das Volk muss geglaubt haben, der HERR habe sie vergessen, sie ihren Sünden ganz preisgegeben. Und dann tauchte ein Mann auf, der in der Steinwüste beim Jordan lebte, Menschen taufte, die Busse predigte und vom verheissenen Christus erzählte. Das muss Menschen aufgerüttelt und neugierig gemacht haben. Der Mann war aber ganz und gar nicht so, wie sie sich einen Propheten oder Prediger vorgestellt hatten. Er kam nicht aus den Reihen der geistlichen Leiter. Er trug keine prächtigen Kleider und ass keine luxuriösen Speisen. Matthäus 3,4 beschreibt ihn so: «Er aber, Johannes, hatte ein Gewand aus Kamelhaaren an und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber waren Heuschrecken und wilder Honig.» Zudem lebte der Täufer in der Wüste und nicht in einem schönen, grossen Haus. Hatte er denn so überhaupt die Berechtigung, für Gott zu wirken? Das fragte sich die geistliche Elite ebenfalls. Sie kam mit einigen Abgesandten hinaus zu Johannes dem Täufer. Die wollten wissen, wer er war. Konnte er eventuell doch ein Mensch Gottes sein, vielleicht sogar der Messias? Oder war er bloss ein Hochstapler, der dem Volk irgendwelche Lügen auftischte, um sich wichtig zu machen? Ihre Art, wie sie den Täufer sahen zeigt, wie wenig sie über ihn wussten. Nur sein Aussehen, seine Taten und seine Worte waren es, anhand dessen sie Johannes be- und verurteilten. Sie stellten ihm die ultimative Frage: «Wer bist du?»

Wenn man euch fragt, wer ihr seid, was sagt ihr? Wahrscheinlich erst einmal den Vor- und den Nachnamen. Vielleicht auch den Beruf oder die Schule. Johannes aber ging anders vor. Es ging ihm von Anfang an nicht darum, über sich selbst zu reden. Er wollte viel lieber über den reden, wegen dem er taufte und predigte: Jesus Christus. Zuerst sagte der Täufer einmal, wer er nicht war. Lesen wir gemeinsam die Verse 20-22: «Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht der Christus. Und sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elia? Er sprach: Ich bin’s nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein. Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du dann?, dass wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst?» Ich kann förmlich spüren, wie bei diesen Abgesandten die Ungeduld mit jeder Verneinung wuchs. Nicht der Messias? Okay. Nicht Elia? Hm. Nicht einer der anderen Propheten, etwa Elisa, der auferstanden war? Grrr, aber wer dann? Mach es nicht so spannend, guter Mann! Johannes liess sie schlussendlich nicht im Ungewissen. Er sagte ihnen, wer er war. Nur nicht so, wie sie es erwartet hätten. Lesen wir zusammen den Vers 23: «Er sprach: »Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!«, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.» Das ist echt erstaunlich. Johannes hätte sich als Wegbereiter Jesu Christi durchaus gross nennen können. Seiner Berufung als Wegbereiter war er sich ja durchaus bewusst. Nach seiner Geburt hatte ihn sein Vater Zacharias gerühmt als einen Propheten des Höchsten. Als einen Mann, erfüllt von dem Heiligen Geist, zu Grossem berufen. Das hätte Johannes durchaus für sich beanspruchen dürfen. Aber er wollte das nicht. Stattdessen bezeichnete er sich demütig als eine Stimme eines Predigers in der Wüste. Im Original geht das Wort von Jesaja, auf das sich Johannes beruft, so: «Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott!» Das hatte Johannes für sich angenommen. Er wollte eine solche Stimme sein. Eine unter vielen. Bestimmt wünschte er sich, dass es viele solche Stimmen, Türöffner Christi, von Jesus Erzählende gegeben hätte. Und wusste darum, dass es sie gegeben hatte und weiterhin geben würde. Er sah sich als nicht grösser als diese. Und wusste doch um seine Unersetzlichkeit und Unentbehrlichkeit für Gottes Werk. Auch wir sind für den HERRN und sein Erlösungswerk unersetzbar und unentbehrlich. Wann immer wir anderen Gottes Wort weitergeben und sagen, dass Jesus sie liebt: Johannes der Täufer hätte grosse Freude an uns gehabt. Von dem Täufer können wir seine Demut lernen. Er sah sich nicht einmal als Prediger, obwohl er der war, von dem Jesus in Matthäus 11,11 gesagt hat: «Wahrlich, ich sage euch: Unter allen, die von einer Frau geboren sind, ist keiner aufgetreten, der grösser ist als Johannes der Täufer; der aber der Kleinste ist im Himmelreich, ist grösser als er.» Johannes der Täufer sah sich als Stimme. Seine Gestalt war für ihn vernachlässigbar. Nur seinen Worten wollte er Gewicht geben. Nicht um selber gut dazustehen oder viele Jünger um sich zu sammeln. Die sammelten sich schon quasi automatisch um ihn. Sondern um jemand anderen hervorzuheben und gross zu machen. Der das auch verdient: Jesus Christus, unseren Heiland und Messias.

Wie reagierten nun die Abgesandten der Pharisäer auf die Worte des Täufers? Lesen wir gemeinsam den Vers 25: «und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufst du denn, wenn du nicht der Christus bist noch Elia noch der Prophet?» Vermutlich war ihr Tonfall richtig verächtlich, als sie das sagten. Wenn er doch keiner von diesen war, was hatte er dann für eine Berechtigung zu taufen? Mich erschreckt diese Ignoranz der Geistlichen. Hatten sie denn kein Interesse an Gottes Wort? Fragten sie nicht danach, dass da jemand Gottes Wort für sich annahm und seine Identität aus der Heiligen Schrift schöpfte? Nein, für sie war es wichtig, Gottes Wort nach dem Buchstaben und gemäss ihren alten Gewohnheiten auszulegen. Nur nichts Neues daraus nehmen, das womöglich noch dazu geführt hätte, dass sie sich ändern mussten! Oder dass sie jemanden wie Johannes annehmen mussten, der doch nicht einer der Ihren war. Da verschlossen sie liebe ihr Herz und ihre Augen. Und beleidigten den Täufer, ohne sich dabei wirklich etwas zu überlegen.

Johannes der Täufer war über die Reaktion nicht eingeschnappt; er fühlte sich davon nicht persönlich verletzt oder beleidigt. Dafür war er viel zu demütig. Sein Ego war gebrochen von der langen Zeit in der Wüste, der intensiven Gemeinschaft mit Gott in dem Niemandsland. Er hatte lange Zeit gehabt, tiefgehend über Gott und über seinen Sohn Jesus Christus nachzudenken. Über das, was die Heilige Schrift über ihn bezeugt. Über seine Grösse und seine Liebe. Darum war er dankbar für das, was ihm nun die Abgesandten sagten. Nicht weil sie ihn in Frage stellten, sondern über das Stichwort «Taufe». Damit spielten sie ihm einen Ball in die Hand, den er gerne aufnahm. So konnte er von sich zur Hauptsache überleiten, nämlich zu Jesus. Er sprach; lesen wir gemeinsam die Verse 26 und 27: «Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennt. Der wird nach mir kommen, und ich bin nicht wert, dass ich seine Schuhriemen löse.» Das war ein erster Hinweis auf Jesus. Der würde nicht nur mit Wasser taufen, sondern die Menschen ganz grundlegend verändern können. Er war da, mitten unter ihnen. Jesus Christus selber, der HERR. Aber in der Gestalt eines einfachen, unscheinbaren, nicht einmal hübschen Menschen. Gott entäusserte sich selbst und wurde Mensch. Es war und ist einfach, die Gestalt des Menschensohnes Jesus zu verachten. So wie es einfach war, Johannes den Täufer geringzuschätzen. Wenn man nicht kennt, wer Jesus wirklich ist, kann man ihn auch nur als Mensch und nicht als göttlich, als Gottes Sohn erkennen. Das war auch das Problem der damaligen geistlichen Leiter. Was ihnen der Täufer unverhohlen sagte. «Ihr kennt ihn nicht.» Johannes nahm, wie Jesus, nie ein Blatt vor den Mund. Er kritisierte die geistlichen Leiter offen für ihre Ignoranz gegenüber dem Christus. Prangerte offen Ungerechtigkeit und Unwahrheit an. Auch wenn ihm das später einmal zuerst die Freiheit, dann sogar das Leben kosten sollte. Johannes der Täufer liebte die Wahrheit und stand für sie ein. Auch hier, in dieser Szene in Bethanien, einem von Jesu späteren Haupt-Wirkungsorten. Auch hier hätten die Gesandten ihn schon mitnehmen, zum Verhör schleppen, ihm den Mund verbieten können. Aber dazu war es noch nicht die Zeit. Gott hatte noch vor, Johannes für viele Menschen als Zeuge Jesu und als Bussprediger zu gebrauchen.

Teil 2: Johannes’ Zeugnis von Jesus (Verse 29-34)

Und in der Tat: Johannes der Täufer legte ein ganz wunderschönes, gewichtiges und wertvolles Zeugnis von Jesus ab. Dieses zeigt, wie tiefgehend er den Christus kannte. Und wie sehr ihm darin lag, andere Menschen zu ihm einzuladen, zu ihm zu führen, ihnen ihre Herzen für den Heiland zu öffnen. Sein Herz brannte dafür, verlorene Seelen zur Errettung zu bringen. Dafür scheute er keine Mühen. In dieser Hinsicht war er wunderbar Jesus-ähnlich. Ebenso in seiner Demut. Und in seiner Wahrheitsliebe.

Johannes bekannte Jesus auf eine vielschichtige Weise. Nämlich als Gottes Lamm, als ewigen Gott, als Berufenden, als sich der Welt Offenbarenden, als vom Heiligen Geist Erfüllten, als mit dem Geist Taufenden und als Gottes Sohn. Das alles hat Platz in den Versen 29-34. Schauen wir uns die einzelnen Punkte von Johannes’ Zeugnis über Jesus etwas näher an.

Lesen wir zuerst zusammen den Vers 29: «Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!» Was für eine Freude war es für den Täufer, dem Messias persönlich zu begegnen! Er musste die Umstehenden einfach auf ihn hinweisen. Sie sollten Jünger Jesu werden und nicht Johannes-Jünger bleiben. Jesus ist Gottes Lamm. Er hat sich hingegeben und sogar kreuzigen lassen für unsere Sünden. Am Kreuz hat er den vollen Preis für unsere Sünden bezahlt. Jesaja 53,6-7 sagt über ihn: «Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.» Früher brachte man Gott Opfer dar, um Schuld zu sühnen. Das ist nun nicht mehr nötig: Jesus hat sich selbst als das perfekte Opfer hingegeben. Sanft, still, friedlich und willig wie ein Lamm. Für mich ist es extrem tröstlich zu wissen, dass Jesus die Sünden der ganzen Welt getragen hat. Das heisst, dass in seine Liebe und seine Gnade alle Menschen der ganzen Welt und von allen Zeiten eingeschlossen sind. Im Frühling stand an manchen Orten in der Stadt der Spruch, der für Solidarität während der Corona-Krise warb: «Leave no one behind.» Jesus lässt niemanden zurück und will niemanden verloren gehen lassen. Er liebt uns Sünder bedingungslos, hasst aber die Sünde, die zu tilgen er gekommen ist. Wir dürfen ihm heute unsere Sünde und unsere Lasten abgeben. Er trägt sie für uns. Sein Blut, das er am Kreuz vergossen hat, ist eine nie versiegende Quelle der Vergebung. Ich will das für mich ebenfalls noch mehr annehmen und tiefgehende Busse zu tun lernen. Für die Welt habe ich nicht viel Liebenswertes. Aber Jesus liebt mich und nimmt mich so an, wie ich bin. Diese Liebe will ich aufnehmen und auch andere Menschen mit ihr lieben. Egal, ob diese gemäss weltlicher Einschätzung für mich liebenswert sind oder nicht. Gerade derjenige oder diejenige, der / die die Liebe am wenigsten verdient hat, braucht sie doch am allerdringendsten.

Weiter bezeugte Johannes der Täufer Jesus als der, der über ihm stand; lesen wir gemeinsam den Vers 30: «Dieser ist’s, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich.» Johannes hatte Jesus als Gott, als den Ewigen, erkannt. Dies obwohl er in der Gestalt eines Mannes in die Welt getreten war. Auch in Menschengestalt war Jesus immer auch 100% Gott. Er lebte seine Eigenschaften, die er und sein Vater im Himmel haben. Allem voran die Liebe, welche sich in seinem unbedingten Willen zeigt, uns zu erretten.

Genau deshalb hat sich Jesus nicht nur als Mensch gezeigt, sondern auch ganz viele Menschen aufgestellt, die von ihm erzählen, seine Lehre weitergeben und andere Leute zu ihm einladen. Lesen wir zusammen die Verse 31-33: «Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er Israel offenbart werde, darum bin ich gekommen zu taufen mit Wasser. Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist’s, der mit dem Heiligen Geist tauft.» Auch wir kannten Jesus früher nicht. Und doch hat er sich uns offenbart. Durch sein Wort, durch Gebetswirkungen, durch verschiedene Situationen, durch Begegnungen mit anderen Menschen. Ich glaube, jeder und jede von uns hat einige ganz persönliche «Gott-Erlebnisse». Es braucht dazu keine Erscheinungen oder Visionen. Es genügt, wenn wir in unserem Alltag immer wieder Dinge über Gott und Jesus erkennen, die uns froh machen und uns weiterhelfen. Wenn uns etwas begeistert, das wir von Jesus oder seinem Vater erfahren, möchten wir das anderen weitererzählen. So hat das auch Johannes der Täufer getan. Für ihn war es unter anderem die Tatsache, dass er den Heiligen Geist sichtbar auf Jesus hatte kommen sehen. Gott hatte das für ihn getan, damit er die Gewissheit hatte, dass er da wirklich den Christus vor sich hatte. Der HERR hilft auch uns, Gewissheit zu haben über ihn, seinen Sohn, seine Eigenschaften. Warum? Einerseits damit wir uns von Herzen über ihn freuen. Andererseits, damit wir anderen von ihm erzählen. Sein Wort weitergeben, das in unserem Herzen lebendig geworden ist. Und schon sind wir mitten dran, Gottes Willen zu erfüllen und uns an seinem Werk der Errettung möglichst vieler Menschen zu beteiligen. Der Täufer gebrauchte das Gesehene nicht dazu, damit zu prahlen oder sich als Bevorzugter vom HERRN zu fühlen. Viel mehr nahm er die Quintessenz daraus: Jesus hatte den Heiligen Geist. Und er war es, wie Gott gesagt hatte, der die Menschen mit dem Heiligen Geist tauft. Nur Gottes Geist kann die Menschen grundlegend verändern. Leben um 180° drehen. Die Kraft des Heiligen Geistes ist auch in uns wirksam. Das kann sich auch mal reichlich unspektakulär gestalten. Zum Beispiel, wenn wir Freude haben beim Beten und beim Bibellesen. Die Wirkungen des Heiligen Geistes sind so vielgestaltig wie die Wirkung Gottes in unserem Leben. Und wie die Arten, auf welche sich Gottes wunderbare Gegenwart in unserem Leben zeigt.

Noch ein weiteres Zeugnis legte Johannes der Täufer über Jesus ab. Lesen wir gemeinsam den Vers 34: «Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.» Nach dem, was Johannes über Jesus erfahren und gesehen hatte, konnte er ihn als Sohn unseres himmlischen Vaters bezeugen. Glaubt ihr auch, dass Jesus Gottes Sohn ist? Amen! Die Eigenschaften von Gottes Sohn nehmen das auf, was Johannes vorher schon über den Christus gesagt hat. Er ist 100% Gott und wurde 100% Mensch. Für uns, um uns in allem nahe zu sein und in allem mit uns mitfühlen und mitleiden zu können. Er ist Gottes Lamm, das sich für uns Sünder geopfert hat. Den vollen Preis für aller Welt Sünden bezahlt hat, sodass wir ihn nicht mehr bezahlen müssen. Jesus ist der Ewige. Er ist vor uns dagewesen und wird bis in alle Ewigkeit da sein. Im Himmelreich werden wir einst ungetrübte, ewige Gemeinschaft mit ihm und seinem Vater haben. Und Jesus ist der sich aller Welt Offenbarende. Der auch uns damit beauftragt, andere Menschen zu ihm einzuladen. Seine Lehre weiterzugeben. Herzen und Türen für ihn, für seine Liebe, für seine Gnade zu öffnen. Möge Gott jede und jeden von uns diese Liebe und Gnade so tief und erfüllend spüren lassen, dass unser Herz davon überfliesst. Dass wir einen solchen Überfluss und Überschuss an Liebe, Freude und Licht haben, dass wir sie unbedingt mit anderen Menschen teilen wollen. Geteilte Freude ist bekanntlich doppelte Freude. Und in diesem Fall ganz vielfache Freude, die ganz vielen Menschen zukommt.

So wie wir Gott und Jesus erlebt haben, bezeugen wir sie. Wir alle haben je ein persönliches Zeugnis Christi. Es lohnt sich für jeden und jede von uns, darüber nachzudenken, wer Jesus für sie / ihn ist. Das kann und soll sich natürlich im Laufe des Lebens verändern. Wir gewinnen immer mehr Erkenntnisse dazu, sehen immer neue Eigenschaften Jesu. Lernen den HERRN immer tiefer, besser, näher kennen. Dasselbe gilt auch für mich. Ich habe den Wunsch, den Christus ebenfalls noch mehr, ganz in der Tiefe, kennenzulernen. Wenn ich jetzt ein Zeugnis über ihn abgebe, ist dieses noch unvollständig, aber dafür persönlich, ehrlich, herzlich. Ich wage hier den Versuch eines solchen Bekenntnisses, wer Jesus für mich ist: Er ist die Konkretisierung von Gott und die Gestalt-Werdung seiner Liebe. Als Mensch ist Gott für mich fassbarer, weniger abstrakt. Je länger ich schon im Glauben bin, desto mehr kann ich Jesus als Gott und Mensch gleichzeitig annehmen, erfassen, spüren. Als ich vor einigen Tagen in bedrückter Stimmung betete, konnte ich Halt darin finden, dass ich mir vorstellte, Jesus würde mich festhalten. Das tröstete mich tatsächlich. Vor ein paar Jahren habe ich erlebt, dass Jesu Blut heilen kann. Ich war krank, hatte einen schlimmen Abszess am Bein. Der dann ganz erstaunlich rasch heilte, weil ich betete und Jesu Heilungskraft in meinen Körper befohlen hatte. Das gab mir sogar das Gefühl, dass etwas von Jesu Blut in meinem eigenen Blut floss. An Jesus fasziniert mich vor allem die Liebe, die alle Personen miteinschliesst. Was auch heisst, dass er seine Feinde liebt statt verurteilt. Manchmal benehme ich mich in meinen Sünden noch immer wie eine Feindin Gottes. Und was macht Jesus? Er vergilt nicht, sondern er vergibt! Er will nur, dass ich die Sünde nicht mehr begehe, um mir selbst nicht zu schaden. Er ist mir darin ein grosses Vorbild. Diese Vergebung will ich von ihm lernen. Sie praktizieren, auch wenn es schmerzt. Denn der Schmerz ist heilsam, die Wut und der Groll dagegen zerstören mich. Möge Gott mein und unser Herz ganz frei machen für ihn, für sein Wort, für seine Liebe.

Zum Schluss:

Lesen wir nochmals den Leitvers, Vers 29: «Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!»

Wir haben in diesem Wort zwei Zeugnisse von Johannes dem Täufer gehört. Das erste ist das über sich selbst, das er zwangsläufig ablegen musste. Das zweite ist über Jesus, das er freiwillig und mit Freude abgegeben hat. Johannes war ein Jesus-ähnlicher Mann. Er hatte Jesu Eigenschaften in der Tiefe erkannt und konnte sie daher annehmen: Demut, Errettungswillen, Wahrheitsliebe, Mut. Und das volle Bewusstsein seiner Identität in dem HERRN. Seiner Mission, seiner konkreten Aufgaben für Gottes Erlösungswerk. Möge Gott jedem und jeder von uns ebenfalls zeigen, wo unsere Aufgaben für das Werk des HERRN sind. Und uns ins Herz geben, dass wir genauso wie Johannes ein brennendes Herz dafür haben, diese Aufgaben auch zu erfüllen.

Wenn wir Jesus tiefgehend kennen, können wir ein ganz kostbares Zeugnis von ihm ablegen. Und seine Liebe nach aussen tragen, an andere Menschen weiterfliessen lassen. Durch Gottes Wort lernen wir von dem Christus, dass er Gottes Sohn, Gottes Lamm, 100% Gott und 100% Mensch ist. Ich bete, dass dieser Jesus allen von uns persönlich begegnet, sich in unserem Leben offenbart. Zuerst uns. Dann durch uns noch ganz vielen Menschen. Es beginnt bei uns. Es hat bereits begonnen. Jesus ist mitten unter uns. Und sein Werk geht weiter, trotz Corona. Ganz besonders auch dieses Jahr. In dem Sinne:  Ein gesegnetes neues Jahr 2021 uns allen!