Von Satans Fessel gelöst

Lukas 13,1-21

Guten Morgen! Ich freue mich sehr, dass wir heute wieder hier zum Gottesdienst versammelt sind. Wir haben alle viel zu tun, aber dennoch nehmen wir uns sehr gerne Zeit, den HERRN anzubeten. Es ist Gnade, dass wir hier sind. Habt ihr heute schon Gottes Liebe und Gnade gespürt? Habt ihr euch heute schon Gedanken darüber gemacht, wie kostbar jede:r Einzelne von uns vor dem HERRN ist? Ich hoffe, dass uns das heutige Wort mitnimmt in Gottes wundervolle Nähe, damit wir genau dies erleben und erkennen. Jesus will uns ganz bei sich haben, und er will uns durch seine Vergebung frei machen von allen Fesseln des Satans. Was wir brauchen, um uns dafür bereit zu machen, ist die Busse. – Lesen wir zusammen den Titel meiner Botschaft: «Von Satans Fessel gelöst.» Und lesen wir zusammen den Leitvers, Vers 16.

Musste dann nicht diese, die doch eine Tochter Abrahams ist, die der Satan schon achtzehn Jahre gebunden hatte, am Sabbat von dieser Fessel gelöst werden?

Lukas 13,16

Auch heute möchte ich mit einer kurzen Geschichte beginnen… Vor vielen Jahren lebte ein junger, besonders hübscher Bär in den Wäldern Bulgariens. Eines Tages spielte er etwas abseits seiner Familie. Da kam ein Kind zu ihm. Neugierig kam der Bär näher, da fing das Kind ihn ein und nahm ihn mit. Noch hätte der Bär sich wehren können, aber er wollte das nicht. Und so strahlte er auch nicht aus, dass er in Gefahr gewesen wäre, sodass ihn seine Mutter hätte verteidigen können. Leider kam der Bär zu Menschen, die ihn gar nicht gut behandelten. Er wurde abgerichtet als Tanzbär! Zur Musik wurde er auf einen so heissen Boden gestellt, dass er es darauf nicht aushielt und sich zwangsläufig bewegte: Er tanzte. Jahrelang wurde er auf engem Raum eingesperrt. Immer, wenn es bezahlende Touristen gab, hatte er seine Auftritte und musste auf dem heissen Boden „tanzen“. Allmählich versengte es ihm seine Füsse immer mehr. Er wusste: Irgendwann würde er nicht mehr können, auf dem heissen Grund umfallen und qualvoll sterben. Doch in der Nacht, nachdem ihm das bewusst geworden war, träumte er, ein junger Mensch würde ihm die Freiheit schenken. Natürlich glaubte der Bär nur an einen Wunschtraum. Doch eines Tages sass ein Junge im Publikum, der den Bären stark an den Menschen in seinem Traum erinnerte. Sie blickten sich an und etwas Wunderschönes, Magnetisches schwirrte zwischen ihnen. Am nächsten Morgen früh ging das Kind nahe am Tanzbärengehege spielen. Es erregte auch keinen Verdacht, als es sich die Schliessvorrichtungen genau anschaute. Auch am nächsten Tag taten die Wachen nichts, als das Kind wieder dort spielte. Denn es glich einem Angestellten dort, sodass man dachte, es wäre mit diesem verwandt. Und dann ging ein Wächter austreten. Der Junge nutzte den Moment, schnitt mit einem Taschenmesser einen Draht durch, schaltete die Elektrosicherung am Innengehege aus und öffnete dieses. Der Bär war frei! Damit der Junge die Befreiungsaktion nicht mit dem Leben bezahlen musste, liess das Tier ihn auf sich aufsteigen und sie flüchteten zusammen. Das war denn auch der Beginn der Heilung für die verbrannten Tatzen des Bärs. Und eines glücklichen Lebens des Jungen, der kein schlechtes Gewissen mehr haben musste, den schönen Tanzbären leiden zu sehen.

Diejenigen, die sündigen, tun das in aller Regel nicht mutwillig. Manchmal tappen wir naiv und unbedarft in die Fänge der Sünde. So wie der Tanzbär einfach gedankenlos mit dem Jungen mitging. Süchte, schlechte Gewohnheiten, ja, sogar ein Leben fern von Gott können uns viele Jahre lang festhalten. Aber auch dann hat Jesus noch alle Kraft, uns aus all dem herauszuholen. Er wartet geduldig, bis wir die Sünde satthaben und uns auf ihn besinnen. Wie der verlorene Sohn, der in der Not wieder zu seinem gütigen Vater zurückkehrte. Dann tun wir Busse. Im heutigen Wort sehen wir, wie überlebenswichtig die Umkehr zum HERRN ist. Und wir sehen, mit wie viel Geduld der HERR mit uns Sündern umgeht. Weiter begegnen wir einer Frau, mit deren Heilung am Sabbat Jesus alle heuchlerischen Menschen um sich herum beschämt hat.

Teil 1: Wenn ihr nicht Busse tut (Verse 1-9)

Heutzutage begegnen sie uns gefühlt an jeder Ecke und überall Mögliches im Internet: die News. Die meisten davon sind negative. Erschreckende, traurig machende, empörende. Manchmal sind wir versucht, uns so richtig zu ärgern über die Machenschaften böser, mächtiger Menschen. Ich muss zugeben, auch ich habe mich schon so richtig aufgeregt, als ich Meldungen über den Krieg in der Ukraine gelesen habe. Diese Grausamkeiten, diese Ungerechtigkeiten, diese endlosen Lügen und Bosheiten! Aber sich zu nerven ist im Grunde Energieverschwendung. Verwenden wir unsere Energie lieber dazu, die Sache geistlich zu betrachten. Zu Jesu Wirkungszeit gab es noch keine Newsportale und sozialen Medien. Hier aber gab es dennoch zwei schlimme Nachrichten, die sich wie ein Lauffeuer verbreiteten. Da gab es einige Galiläer, deren Blut Pontius Pilatus mit dem Blut ihrer Opfertiere vermischt hatte. Der Herrscher hatte Menschen, die dem HERRN dienten, im Heiligtum getötet. Ihm war offenbar gar nichts heilig – ausser seiner Macht, sodass er alle tötete, die auch nur den geringsten Verdacht möglicher aufrührerischer Gedanken erweckten. Grässlich, sagte man, empörend! Und da war der Turm von Siloah, der umstürzte und auf 18 Menschen fiel, die zufällig dort waren, zur falschen Zeit am falschen Ort. Schrecklich, sagte man, was für eine Tragödie! Diejenigen, die das hörten, fragten sich, warum das geschehen war. Wir Menschen suchen ja für so ziemlich alles eine Begründung oder Erklärung. Vielleicht dachten manche, die Getöteten hätten einfach Pech gehabt. Doch unter den Juden war damals auch die Meinung weit verbreitet, dass Tod oder Krankheit oder Not direkte Strafen Gottes für Sünden waren. Als man Jesus von den beiden Ereignissen erzählte, erwartete man wohl, dass Jesus bestätigen würde: Ja, tragisch; ja, die haben ihre Strafe verdient für ihre Verfehlungen. Aber Jesus sagte nichts dergleichen! Sondern dass diese Umgekommenen nicht sündiger und schuldiger waren als die übrigen Menschen in ihrem Gebiet. Und vor allem; lesen wir zusammen den Vers 3: «Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Busse tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.» Diese Worte sagte Jesus zweimal; das heisst, sie haben ein besonderes Gewicht. Wir sollen, wie die Jesus Zuhörenden, die schlechten Nachrichten zum Anlass nehmen, um den Blick auf uns selbst zu richten. Und was ist mit uns? Hätten wir nicht dasselbe auch erleiden können? Vielleicht hätten wir Gottes Strafe mehr verdient als sie? Welche Sünden haben wir, für welche wir die Vergebung des HERRN brauchen? Zuerst sollen wir bei uns selbst schauen und unsere Beziehung zum HERRN in Ordnung bringen. Denn wenn wir dies nicht tun, wenn wir uns nicht zu ihm bekehren, werden wir unweigerlich umkommen. Vermutlich nicht durch einen Killer mit politischen Motiven, der durch Berns Strassen schleicht. Und auch nicht, indem zum Beispiel in den Ferien der schiefe Turm von Pisa auf uns fällt. Aber wenn wir in der Sünde sterben – durch welche Todesursache auch immer – werden wir den zweiten Tod erleiden. Also in die Verdammnis gehen. Jesus warnt uns immer wieder vor dem Gericht Gottes und mahnt uns zur Umkehr. Jede dieser Warnungen ist wichtig. Wenn die eine nicht greift, dann greift die andere. Jesus liebt uns viel zu sehr, als dass er uns aufgeben und in der Sünde verlorengehen lassen würde. Er hat alle Geduld mit uns und reagiert auf keine unserer Sünden mit Strafe. Züchtigen kann er uns, aber seine Liebe ist dennoch immer spürbar. Über seine Geduld lehrt auch das Gleichnis in den nächsten Versen.

Weil das Gleichnis ein so schönes ist, lesen wir es gemeinsam; die Verse 6 bis 9: «Er sagte ihnen aber dies Gleichnis: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg, und er kam und suchte Frucht darauf und fand keine. Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, drei Jahre komme ich und suche Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine. So hau ihn ab! Was nimmt er dem Boden die Kraft? Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, lass ihn noch dies Jahr, bis ich um ihn herum grabe und ihn dünge; vielleicht bringt er doch noch Frucht; wenn aber nicht, so hau ihn ab.»

Damals war es keine Seltenheit, dass es in Weinbergen auch Feigenbäume gab. Hier war ein Feigenbaum, der drei Jahre lang keine Früchte gebracht hatte. Vielleicht war es ein junger Baum; es dauert drei Jahre, bis Feigenbäume gross genug sind, um Feigen zu tragen. Oder der Mann besass den Weinberg erst seit drei Jahren. Jedenfalls fand er auch dann, wenn es zu erwarten gewesen wäre, keine Früchte am Baum. Er muss immer wieder zum Baum gegangen sein und Blätter von ihm angehoben haben, um zu schauen, ob es nicht wenigstens Ansätze von Früchten darauf gab. Aber Fehlanzeige! Nach drei Jahren verlor der Weinbergbesitzer die Geduld. Der unfruchtbare Baum nahm nur Nährstoffe aus dem Boden, den die fruchtbaren Reben für sich gebraucht hätten, also war er unnütz. Doch da intervenierte sein Angestellter, der Weingärtner. Der wollte dem Feigenbaum noch eine Chance geben. Er wollte für ihn die optimalen Bedingungen schaffen, damit er doch noch Feigen trug. Dafür wollte er sich alle Mühe geben. Erst wenn das nichts nützen würde, so sollte der Baum endgültig gefällt werden. Hier steht der Feigenbaum für Gottes Volk. Der Weinbergbesitzer steht für Gott. Dieser wollte, dass sein Volk ihm Früchte des Glaubens und guter Werke brachte, ihm zur Ehre. Der HERR will, dass auch wir ihm Früchte bringen. Welche das sind, sagt zum Beispiel das Wort aus Galater 5,22-23: «Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies steht kein Gesetz.» Gott wollte also, dass sein Volk ihm Früchte brachte. Doch das geschah nicht. Auch nicht in den drei Jahren, in denen Jesus unter den Israeliten weilte. Der Weingärtner steht für Jesus. Dieser ist für uns Sünder in die Bresche gesprungen. Seine Vergebung nimmt den Zorn Gottes von uns Sündern weg. Manchmal verhalten auch wir uns wie der Feigenbaum. Wir nehmen Gottes Gnade in Anspruch, wollen aber dafür nichts leisten. Wir strapazieren die Geduld des HERRN manchmal ordentlich. Und was geschieht? Nichts. Der HERR ist immer da, wartet, ist bereit für uns, vergibt uns gerne. Eine solche Geduld hat kein Mensch, sondern wirklich nur der HERR! Aber wir haben nicht unendlich Zeit, im geistlichen Sinn unfruchtbar zu sein. Irgendwann ist es zu spät zur Umkehr. Nämlich wenn wir sterben oder wenn wir nicht mehr in der Lage sind, zu denken. Oder wenn wir uns so weit vom HERRN entfernt haben würden, dass wir partout nicht mehr zu einer Umkehr zu bewegen sein würden. Bewahren wir uns davor! Der HERR hilft uns dabei, in seinem Umkreis zu bleiben.

Teil 2: Erlöst von der Krankheit (Verse 10-21)

Jesus ist nicht nur geduldig, sondern auch barmherzig. Er sieht auch Menschen, die in Not sind und die ihn nicht aktiv suchen. Manchmal drückt uns eine Not oder beeinflussen uns negative Gefühle so sehr, dass wir zwar noch in der Nähe des HERRN sind, bereit, uns helfen zu lassen, aber wir haben nicht die Kraft, wirklich zu beten. Dann gleichen wir jener Frau, die in der Synagoge war. Jesus lehrte in einem der jüdischen Gotteshäuser, am Sabbat, wie es seine Gewohnheit war. Und da war sie, die hilfsbedürftige Frau. Lesen wir zusammen den Vers 11: «Und siehe, eine Frau war da, die hatte seit achtzehn Jahren einen Geist, der sie krank machte; und sie war verkrümmt und konnte sich nicht mehr aufrichten.» Die Frau war bucklig und dazu gezwungen, eine denkbar ungesunde Haltung einzunehmen. Bestimmt wurde sie immer wieder zum Gespött böswilliger oder leichtsinniger Leute. Es war ihr nicht möglich, so manche Tätigkeit auszuführen. Und so brachte sie der Gesellschaft, wirtschaftlich gesehen, nichts. Im Gegenteil, sie war auf Unterstützung angewiesen. Es gibt viele Menschen, die durch die Macht der Sünde gebunden sind. Sie gleichen dieser verkrümmten Frau: Sie richten ihren Blick nie zum HERRN hinauf. Sie gehen auf krummen Wegen. Sie haben gemeint, sie würden frei sein, wenn sie einfach tun, was sie wollen. Aber stattdessen müssen sie sich bücken unter der Last ihrer Schuld, versklavt von ihren Sünden. Sie bringen dem HERRN keine Frucht. Jesus jammert das. Darum schickt er ununterbrochen seine Leute aus, die solche Menschen finden und zu ihm bringen. Möge der HERR uns ein Herz für die sündigen Menschen geben, wie Jesus es hat. Dass wir nicht den Fehler machen, Menschen gering zu achten oder zu verurteilen, sondern Mitleid mit ihnen haben und ihnen geistlich motiviert helfen wollen. Mit aller Weisheit, Liebe und Demut. – Jesus sah diese Frau an. Das muss ein Blick prallvoll von Liebe gewesen sein, welcher der Frau durch und durch ging. Er rief sie zu sich. Beschwerlich bewegte sich die gebückte Frau zu ihrem Heiler, vor den Augen aller Anwesenden. Aber es stresste sie nicht mehr, dass alle Blicke auf sie gerichtet waren. Da war jemand, der sie liebte und achtete! Und Jesus richtete seine Worte an sie: «Frau, du bist erlöst von deiner Krankheit!» Er sprach sie respektvoll an. «Frau» war damals eine durchaus wertschätzende Anrede, das Gegenüber in seiner Identität und Ganzheit wahrnehmend. Jesus versprach ihr Heilung und sah die Frau bereits als Gesunde an. Schliesslich heilte er sie: Er legte seine Hände auf sie. Sogleich richtete sie sich auf und pries Gott. Es braucht nichts Grosses oder Spektakuläres, mit dem uns der HERR von unseren Krankheiten und Sünden heilen kann. Im Grunde genügt ein einziges Wort des HERRN. Seine Liebe, seine Kraft, seine Aufmerksamkeit und sein souveränes, mächtiges Wort machen uns gesund.

Die schlimmste Krankheit, die es gibt, ist die Sündenkrankheit. Sind wir von dieser befreit, sind alle anderen Probleme dagegen klein. Aber auch schon körperliche oder seelische Heilung ist ein wundervolles Geschenk Gottes. Wenn wir jahrelang durch eine Krankheit eingeschränkt sind und dann erleben, wie wir von dieser gesund werden, ist das etwas absolut Grossartiges. Im Jahr 2001 begann bei mir eine Essstörung. Ich war mollig und wollte für meinen damaligen Freund schön sein. Auch wollte ich mir und meinen Mitmenschen beweisen, wie diszipliniert ich war und wie gut ich mich selbst im Griff hatte. So rutschte ich in einen Strudel von harten Diäten hinein. Diese nahmen mir manchmal über Wochen fast alle Lebensqualität weg. Besser wurde es, als ich im Jahr 2007 zum Bibelstudium eingeladen wurde. Die härtesten Diäten waren vorbei, als ich in die Gemeinde kam, um zu bleiben! Doch noch immer schränkten selbstauferlegte Essbeschränkungen und auch Bewegungszwang meine Freiheit im Alltag stark ein. Ich beneidete die Menschen um mich, die normal assen und glücklich waren. Doch dann kam der Sommer 2018. In meinen Griechenland-Ferien – ich ass, was ich wollte, wie immer in den Ferien – beschloss ich, nach der Rückkehr in die Schweiz keine Diäten mehr zu machen. Und im Grunde von einem Tag auf den anderen überwand ich meine Essstörung restlos. Da kann nur Gottes Finger im Spiel gewesen sein, seine Gnade, seine Kraft, die mir eine Tür öffneten, die 17 Jahre lang verschlossen gewesen war. Also fast 18 Jahre, wie die gekrümmte Frau leiden musste! Ich weiss noch, dass es nach dem Sommer 2018 lange warm blieb. Es war für mich fast wie ein endloser Sommer, eine Zeit der Freude, der Freiheit und der Herzenswärme. Seither bin ich frei von meiner Essstörung. Es sind nur ein paar kleine Gewohnheiten davon übriggeblieben, etwa dass ich mein Abendessen spät abends zu mir nehme, wenn ich alleine bin. Das schränkt mich jedoch nicht im Geringsten ein. Wenn ich esse, danke ich dem HERRN. Wissend, dass es nicht selbstverständlich ist, sich sättigen zu können. Ob mir meine Erfahrungen einmal dazu dienen werden, anderen zu helfen, die in einer ähnlichen Lage sind, wie ich damals war?

Zurück zum heutigen Wort. Wie reagierten die Anwesenden auf Jesu Heilungstat? Nicht alle freuten sich darüber. Vor allem nicht der Vorsteher der Synagoge. Warum verrichtete Jesus Heilungsarbeit an einem Sabbat? Er hätte das nach den Sabbatgesetzen tun dürfen, wenn Lebensgefahr bestanden hätte, aber das war hier nicht gegeben. Somit war das Arbeit und ein Sabbatbruch, dachte sich der überkorrekte Mann. Er sah sich dazu gezwungen, ein Machtwort zu reden. Und sprach zu dem Volk: «Es sind sechs Tage, an denen man arbeiten soll; an denen kommt und lasst euch heilen, aber nicht am Sabbattag.» Dieser Mann kannte die Gesetze sehr gut. Aber er kannte offenbar den Sinn dahinter nicht. Damit glich er den Pharisäern und Schriftgelehrten, mit denen Jesus immer mal wieder stritt. Diese legten das Gesetz nach dem Buchstaben aus. Aber sie fragten sich nicht, was dahintersteckte. Gesetze sind gut, solange sie uns dazu bringen, Sünden zu vermeiden und uns zeigen, was Gottes Wille ist. Aber wenn wir sie dazu missbrauchen, anderen Zwang aufzuerlegen und Menschen gemäss ihnen zu verurteilen, erfüllen sie ihren Zweck nicht mehr. Der Massstab unseres Handelns ist nicht nach dem Buchstaben der Gebote Gottes, sondern nach der Liebe. Unser Tun prüfen wir an dem, ob Jesus auch so gehandelt hätte. Jesus ist das Leben und gibt das Leben; darum handelt er auch im Sinne des Lebens. Darum schenkte er denn auch dieser Frau ein neues Leben, eines als Gesunde. Jesus musste die Anwesenden, besonders den Vorsteher der Synagoge, etwas Wichtiges lehren. Lesen wir zusammen die Verse 15 und 16: «Da antwortete ihm der HERR und sprach: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Musste dann nicht diese, die doch eine Tochter Abrahams ist, die der Satan schon achtzehn Jahre gebunden hatte, am Sabbat von dieser Fessel gelöst werden?» Das sind Worte, die von unbestechlicher, göttlicher Weisheit zeugen! Hier deckte Jesus die Heuchelei der Menschen, die gegen seine Heilungstat waren, auf. Diese verurteilten vorschnell andere für sogenannte Arbeit am Sabbat. Aber für sie selbst schien das Gesetz nicht zu gelten: Sie verrichteten munter selbst «Arbeit» an dem Ruhetag, indem sie ihr Vieh tränkten. Es war notwendiges Tun, damit das Vieh nicht verdurstete. Das Vieh war ihnen viel wert, da es Gewinn brachte. Aber was war ihnen eine Frau wert, die krank war und kein Geld einbrachte? Nicht viel. Da musste Jesus die Frau ins richtige Licht rücken. Sie war eine Israelitin, eine Angehörige von Gottes Volk, ein Nachkomme des hoch verehrten Stammvaters Abraham. Sie war ein Geschöpf, ja, ein Meisterwerk Gottes, wie alle Menschen. Der HERR achtet eine Menschenseele als unglaublich kostbar! Er würde alles Material dafür geben, um eine Seele zu retten, denn ein Leben ist für ihn mehr wert als alles auf der Welt. Darum hat er ja auch seinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt, der für unsere Errettung sein eigenes Leben gegeben hat! Er hätte es auch für einen einzigen Menschen getan. So wertvoll sind wir für den HERRN, wir kleinen, mangelhaften Menschenkinder! Als Jesus seine Worte gesprochen hatte, bemerkten diejenigen, die seine Heilungstat kritisiert hatten, dass sie völlig falsch gedacht hatten. Sie spürten, wie der Balken in ihrem Auge zwickte und dagegen der mögliche Splitter in den Augen der Kritisierten keine Bedeutung mehr hatte. Alle, die gegen ihn waren, mussten sich schämen. Aber das Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch Jesus geschahen!

Die Freude über Jesu Taten ist eine wunderbare Freude. Es ist das sich Freuen über die Tatsache, dass das Reich Gottes mitten unter uns ist. Und das ist der Fall, seit der Menschensohn auf Erden gelebt hat. Inzwischen gibt es weltweit ganz viele Gläubige, die in seinem Namen wirken und die das Erlösungswerk des HERRN weiterführen. Jesus lehrte auch über das Wesen des Himmelreichs. Dazu verwendete er immer wieder sehr treffende Gleichnisse, die die Menschen in ihrer damaligen Lebenswelt abholten. Zwei der Gleichnisse sind im heutigen Wort wiedergegeben. Lesen wir sie zusammen; das sind die Verse 18 bis 21: «Da sprach er: Wem gleicht das Reich Gottes, und womit soll ich’s vergleichen? Es gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und warf’s in seinen Garten; und es wuchs und wurde ein Baum, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen. Und wiederum sprach er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.» Das Himmelreich beginnt unscheinbar. Mit gedruckten Worten in einem wie ein gewöhnliches Buch aussehenden Buch, in der Bibel. Mit einer kleinen Rede von uns, wenn wir einem Studi an der Uni das Evangelium verkündigen. Mit einer kleinen Hilfeleistung an eine Person, die uns gerade braucht. Das alles kann eine grosse Wirkung haben. Wir wissen gar nicht, wie viele Menschen wir eigentlich schon auf ihrem Weg zum Glauben ein Stück begleitet haben durch das, dass wir ihnen Worte des HERRN weitergegeben oder die Liebe Jesu an sie weiterfliessen lassen haben. Von den Wenigsten erfahren wir es – und doch werden wir es von manchen umso eindrücklicher erfahren. Nämlich von den Schäfchen Gottes, die uns der HERR anvertrauen wird, dass wir sie zu Jüngerinnen und Jüngern Jesu erziehen. Gottes Wort kommt nie leer zu ihm zurück, sondern wird ausrichten, was der HERR will. Das Reich des HERRN ist wie ein Senfkorn, einem nur punktgrossen Korn. Dieses erstirbt als Solches in der Erde und es wird eine buschgrosse Pflanze, welche viel Kraft und Würze in sich hat. Jesus, die unscheinbare Gestalt, starb für uns am Kreuz und hat damit eine Quelle der Sündenvergebung geschaffen, bei der alle Menschen unter dem Himmel wohnen können. Das Reich Gottes verbreitet sich immer mehr unter uns, der gottlosen heutigen Welt zum Trotz. Viele Menschen spüren ja die Verdorbenheit der modernen Gesellschaft und finden in ihr nichts Befriedigendes. Darum suchen sie ein anderes Leben und einen tieferen Sinn ihres Daseins – zahlreiche Menschen finden so zum HERRN. Gottes Wort und Gottes Werk wirken fort. Nicht immer kann man das sehen. Aber wo immer die Liebe und die Lebenslehre des HERRN auf ein offenes Herz treffen, wirken sie grundlegend in der Person, der das offene Herz gehört. So wie ein Sauerteig bzw. Hefe den ganzen Teig durchsäuert, so durchwebt Gottes Wirkung das Wesen eines gläubig gewordenen Menschen ganz: Er oder sie wird neu geboren in Jesus, wird eine neue Kreatur, beginnt ein ganz neues Leben. Nicht mehr eines für sich selbst, sondern eines für den HERRN. Kein unfruchtbares mehr, sondern ein fruchtbares. Kein Leben in der Sünde mehr, sondern eines nach Gottes Willen.

Möge der HERR seine Liebe in unsere Herzen ausgiessen und uns die Offenheit schenken, diese seine Liebe ganz anzunehmen. Möge er uns ein bussfertiges Herz geben und uns die Notwendigkeit erkennen lassen, zu ihm umzukehren – ob wir nur wenig oder aber ganz viel von seinem Weg abgekommen sind. Ich bete, dass der HERR jeden und jede von uns in seiner Güte abholt, wo er oder sie ist, uns berührt mit seinem Wort und uns grosse Freude und frohes Erstaunen über seine Gnade und seine Wertschätzung für uns schenkt. Denn das ist es, was uns zur Busse und zur Umkehr bringt. Es ist nicht zu spät dazu, uns ganz zum HERRN zu kehren, wenn wir das nicht bereits getan haben. Für ihn und für uns ist es eine himmlische Freude, wenn wir zu ihm finden. Und wer immer sein Leben in der Sünde zurücklässt, sich durch Jesus befreien lässt und ein Leben in Jesu Licht führt, wird das nicht bereuen. Sondern viel mehr denken: «Warum habe ich das nicht viel früher getan?» Der Moment zur Umkehr ist jetzt!

Lesen wir zum Schluss nochmals zusammen den Leitvers, Vers 16: «Musste dann nicht diese, die doch eine Tochter Abrahams ist, die der Satan schon achtzehn Jahre gebunden hatte, am Sabbat von dieser Fessel gelöst werden?»