Johannes 5,19-30
Guten Morgen! Es ist wunderschön, dass wir heute wieder zusammen den Gottesdienst feiern. Gott sei Dank, dass Er euch ein paar erholsame Tage im Kanton Wallis erlaubt und euch auch wieder heil hierher zurückgebracht hat. Der HERR ist es, der uns mit seiner liebenden Hand führt. Er ist andauernd am Wirken. Der Vater ebenso wie der Sohn und der Heilige Geist, die ganze Heilige Dreifaltigkeit. Gott will, dass wir das mit dem Herzen verstehen. Dass wir wissen, wer er ist und wer sein Sohn, Jesus Christus ist. Jesus ist der Mensch gewordene Gott, der greifbare, vorstellbare, uns nahe Gott. Eins mit seinem Vater, und doch hat er eine eigene Rolle bekommen für Gottes Werk. Im heutigen Wort erfahren wir mehr über Jesus und seinen Vater. Möge der HERR unsere Herzen öffnen, dass wir uns auf das Wort einlassen. Möge er uns neugierig machen auf das, was Jesus da zu sagen hat.
Lesen wir zusammen den Titel meiner Botschaft: «Wer Jesu Wort hört». Und lesen wir gemeinsam den heutigen Leitvers, Vers 24:
(Johannes 5,24) Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.
Auch heute möchte ich mit einer Geschichte beginnen. Diesmal ist es eine, die ich nicht selber erfunden habe, sondern sie war im Internet zu finden. Sie heisst «Das Brot des Glücks».
Es lebte einmal ein alter und weiser König. Er hatte all die Jahre hindurch sein Volk mit Liebe und Weisheit regiert. Nun fühlte er, dass seine Zeit gekommen war, und er dachte voller Sorge an das, was nach seinem Tod mit seinem Volk und seinem Land geschehen sollte. Da rief er seinen Sohn zu sich, den einzigen, und sprach zu ihm: «Mein Sohn, meine Tage sind gezählt! Geh deshalb in die Welt hinaus und suche das Brot des Glücks, denn nur dann, wenn du deinen Untertanen das Brot des Glücks geben kannst, werden sie satt werden und du wirst ihnen ein guter König sein.“ So ging der Prinz in die Welt hinaus und suchte das Brot des Glücks. Aber in welche Backstube er auch schaute, in welchem Laden er auch nachfragte, niemand kannte das Brot des Glücks. Der Prinz war verzweifelt. Niemand wusste vom Brot des Glücks, niemand hatte auf seine Frage eine Antwort… Als er in seiner Angst und Sorge dasass, kam ein Kind des Weges und schaute ihn an: «Du hast sicher Hunger», sprach es und reichte ihm ein Stück Brot. «Da nimm, ich habe nicht mehr, aber mit Dir will ich gerne teilen.» Der Prinz nahm das Brot und sogleich verschwand seine Not, als sei sie niemals dagewesen. «Das Brot des Glücks!», rief er. «Du hast das Brot des Glücks. Schnell, gib mir mehr davon! Wo hast du es her?» – Das ist das Brot, dass meine Mutter heute Morgen gebacken hat. Sie gab es mir, damit ich keinen Hunger zu leiden brauche. Du hattest Hunger und so teilte ich mit dir.» – «Das ist alles?», fragte der Prinz. «Ist das kein besonderes Brot?» – «Nein, es ist wie jedes andere Brot, aber weil es zwischen dir und mir geteilt wurde, ist es für dich zum Brot des Glücks geworden.» Da erkannte der Prinz, wo das Brot des Glücks für alle Zeit zu finden war. Er kehrte zu seinem Vater zurück und erzählte ihm, wie er das Brot des Glücks gefunden hatte und wie es ihm geholfen hatte, mit seiner Verzweiflung fertig zu werden. Von da an wusste der Vater, dass der Prinz genau wie er selbst das Reich mit Liebe und Weisheit regieren würde alle Tage seines Lebens. (Quelle: http://ignatius.de/ek2015/wp-content/uploads/sites/2/2015/01/Das-Brot-des-Gl%C3%BCcks.pdf )
Was ist unser Brot des Glücks? Jesus! Beziehungsweise er sollte unser Brot des Glücks sein. Denn dann können auch wir mit Liebe und Weisheit handeln. Die Liebe, wie der HERR sie für uns hat, ist der Schlüssel dazu. Ein guter Herrscher (oder eine gute Herrscherin) zeichnet sich nicht durch Egoismus aus, sondern durch Demut. Ihm (oder ihr) ist das Wohlergehen der Untertanen wichtiger als das eigene Wohl. So wie der Königssohn in der Geschichte von seinem Vater gelernt hat, gut zu herrschen, so können wir von Jesus lernen, gut zu leben und richtig zu handeln. Wir schauen, was Jesus tut. So wie er geschaut hat, was Gott getan hat, und dies umgesetzt hat…
Teil 1: Der Vater und der Sohn (Verse 19-24)
Wir erinnern uns an das Wort aus dem Johannesevangelium, das wir letztes Mal betrachtet haben. Da war ein Mann in Bethesda, der ganze 38 Jahre lang krank gewesen war. Und dann kam Jesus, gab dem Hoffnungslosen wieder Hoffnung. Forderte ihn heraus: «Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!» Als der Mann das tat, wurde er gesund. Er trug sein Bett davon, auf eigenen Füssen stehend. Seine Freude darüber muss unermesslich gewesen sein! Wir kennen solches Glück, wenn bei uns ein ganz grosser, lange gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Aber das Glück jenes Geheilten war sogar noch grösser: Er hatte nicht nur die Heilung bekommen, sondern auch zu Jesus gefunden! Da begegnete er einigen konservativen Juden, die ihn sein Bett tragen sahen. Dummerweise war an dem Tag gerade Sabbat. Sie legten das Bett-Tragen als Arbeit aus. In der Bibel steht nur, dass man am Sabbat keine Arbeit verrichten soll. Dass das Tragen von Lasten am Sabbat nicht erlaubt ist, das haben die Satzungen der Ältesten dazugefügt. Nun tadelten sie den Mann für sein ‘verbotenes’ Tun am Sabbat. Ich finde das sehr erschreckend: Freuten sie sich denn nicht mit dem endlich genesenen Mann? Wie verbohrt mussten sie sein? Da hielten sie Gottes Gebote und ihr Herz hing doch nicht an Gott, sondern an dessen Geboten. Sie sahen nicht Gottes Wunder, Gottes Lebendigkeit und Gottes Wirkungskraft. Stattdessen verurteilten sie andere Menschen, die sich nicht so peinlich genau an das Gesetz hielten wie sie. Und sie gingen auf Jesus los, der dem Mann befohlen hatte, sein Bett zu tragen. Für sie war die Zeit gekommen, dass Jesus sich ihrer annahm und sie lehrte. Ihnen die Basics des Glaubens beibrachte. Diese Juden hielten sich selbst für Leute, die an Gott glaubten. Aber ihnen fehlte etwas Entscheidendes: Jesus. Wer Jesus nicht kennt, kennt Gott beziehungsweise Gottes Wesen nicht. Ohne Jesus bleibt unser Glaube theoretisch. Wenn wir dann Gottes Wort gehorchen, ist das ein religiöses Leben, aber kein Glaubensleben, das uns geistlich weiterbringt, immer näher zum HERRN…
Lesen wir gemeinsam den Vers 19: «Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.» Jene konservativen Juden hatten Jesus vorgeworfen, Gott zu lästern, indem er sich selbst Gott gleich machte. Dabei wussten sie nicht, dass Jesus Gott gleich IST, indem er mit ihm eins ist. Jesus ist Gottes Sohn und Gott selber. Er ist der Mensch gewordene Gott. Wenn es eine perfekte Beziehung gibt, dann ist es die zwischen Gott und seinem Sohn Jesus. Jesus tut Gottes Willen in allem, was er tut. Er kennt Gottes Herz; darum weiss er, was ihm gefällt, und setzt das um. Seine Werke sind Gottes Werke. Eigentlich hätten jene Juden erkennen können, dass hinter Jesu Taten Gott stecken musste. Sogar Nikodemus, der eigentlich ein Pharisäer war, erkannte das und sagte zu Jesus: «Wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.» Wer Jesus sieht, der sieht Gott. Gottes Herz zeigt sich in dem, was Jesus für uns getan hat und tut.
Wie konnte der Mensch Jesus auf Erden diese absolute Beziehung zu seinem Vater haben? Durch seine regelmässige, tiefe Gemeinschaft mit ihm! Immer und immer wieder war Jesus am Beten. Manchmal zog er sich für eine ganze Nacht an einen einsamen Ort zurück und betete. Dabei musste er immer nach Gottes Willen gefragt haben, seine Orientierung bekommen haben. So tat er denn auch nichts anderes als das, was er wusste, dass Gott es wollte. Was er wusste, dass es seinem Vater gefiel. Und: Diese Vater-Sohn-Beziehung war geprägt von einer göttlichen Liebe. Lesen wir zusammen den Vers 20: «Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut, und wird ihm noch grössere Werke zeigen, sodass ihr euch verwundern werdet.» Es braucht also die persönliche, von Liebe geprägte Beziehung zum HERRN. Das gilt genauso für uns. Wir können, wie Jesus, durch das tiefgehende Gebet und die lebendige Gemeinschaft mit Gott Seine Orientierung bekommen. Den HERRN genauer kennenlernen. Mit der Zeit bekommen wir klare Anweisungen und eine klare Orientierung, was wir tun sollen in unserem genuinen Alltagsleben. Wir Menschen haben die starke Neigung, alles selber zu entscheiden. Auch wir Gläubigen. Wir planen etwas und beten dann, dass Gott die Ausführung unseres Planes segnen möge. Nur ungern übergeben wir Gott die Planung und fragen ihn, was wir tun sollen und wie wir es umsetzen sollen. Ich bin da keine Ausnahme. Für die Zeit vom Ende meiner Anstellung am Bundesamt für Statistik bis zu meinen Ferien habe ich bei mir eine grosse To-Do-Liste. Sie umfasst rund dreissig Punkte; gut vier Wochen habe ich Zeit, um sie abzuarbeiten. Planen an sich ist nichts Schlechtes. Aber wir sollen die Rechnung mit Gott machen. Ihn vorher fragen, ob etwas gut ist oder nicht. Überlegen, ob das, was wir uns am Vornehmen sind, vereinbar ist mit seiner Gerechtigkeit und seiner Liebe für die Menschen in unserem Umfeld. Am allerbesten ist es, wenn die Sache, die wir uns vorgenommen haben, Gottes Werk in irgendeiner Form dient.
Jesus sagte den Zuhörenden, dass sie noch Grösseres an Taten sehen sollten. Sie würden noch mehr Wunder Jesu sehen, etwa wie fünf Brote und zwei Fische weit über 5000 Menschen satt machten. Und wie Jesus nicht nur Kranke heilte, sondern Tote auferweckte. Ja, sogar er selber auferstand am dritten Tag nach seiner Kreuzigung. Denn Gott erweckte ihn zum Leben. Lesen wir zusammen den Vers 21: «Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.» Tote zu erwecken, ist eine göttliche Vollmacht. Gott hatte sie, und er hat sie Jesus auch gegeben. Gott ist der Geber des Lebens. Durch seinen Odem sind die Geschöpfe, die er gemacht hat, erst lebendig geworden. Der Vers 26 besagt: «Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber». Wir Menschen spielen uns gerne auf als Herren der Schöpfung. Aber diese Macht haben wir nicht: Wir können kein Leben erschaffen – nur Kinder zur Welt bringen – und nichts Totes zum Leben erwecken. Denn wir haben das Leben nicht in uns selbst, sondern das Leben wurde uns geschenkt. Nur was wir daraus machen, können wir selber bestimmen. Jesus erweckte auch Tote; das populärste Beispiel ist wohl sein Freund Lazarus. Als Mensch hatte Jesus einen eigenständigen Willen. Er hätte seine Macht willkürlich ausüben können. Aber das lag ihm ferne: Sein Wille war es allein, den Willen seines Vaters zu tun. Er hatte als Gottes Sohn und als Gott selber die Macht, Tote zu erwecken. Es war sein Tun, seine Initiative, wenn er jemanden erweckte. Es war seine göttliche Weisheit, auf welche Weise er den Menschen individuell half. Manche Kranken wollte er nicht vom Tod erwecken: Er machte sie gesund, ehe sie starben. Jesus wirkte immer so, dass es den Menschen, deren Heilung er bewirkt hatte, den maximalen geistlichen Nutzen stiftete. Und so, dass auch Menschen in deren Umfeld zum Glauben kamen.
Womit wir bei einer anderen Art der Erweckung wären: der Erweckung von geistlich Toten. Jesu Wort kann Menschen zum Glauben bringen; bisweilen genügt ein einziges Wort dazu. Er errettet uns vor dem Tod, weil er selber am Kreuz für uns gestorben ist. Und weil er auferstanden ist und den Tod überwunden hat. Diese Erweckungskraft haben wir ebenfalls nicht. Wir können zwar anderen Menschen Gottes Wort und Jesu Lehre weitergeben, aber erretten können wir sie nicht. Wir können sie lehren, dass sie in Jesus die Sündenvergebung haben, aber sie aus ihrer Sünde befreien können wir nicht. Das steht nur Gott und Jesus zu. Hochgelobt sei er, bei dem die Vergebung, die Errettung und das ewige Leben zu finden sind!
Jesus ist in Menschengestalt auf die Erde gekommen. Er hat armselig gelebt, war unter den Ärmsten und Geringsten anzutreffen. Darum bestand und besteht die Gefahr, ihn gering zu achten und ihn als gewöhnlichen Menschen statt als Gottes Sohn zu sehen. Doch Gott will unbedingt, dass wir seinen Sohn auch ehren. Also nicht nur den Vater, sondern auch den Sohn anbeten und als Teil der Göttlichkeit sehen. Lesen wir gemeinsam die Verse 22 und 23: «Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben, damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.» Unser himmlischer Vater hat bewusst seinem Sohn Vollmachten gegeben, damit wir ihn auch anerkennen und verehren. Dazu gehört auch, dass beim Jüngsten Gericht Jesus der sein wird, der uns richtet. Darüber werden wir etwas später noch mehr hören.
Früher habe ich nur zu Gott gebetet und nicht zu Jesus. Als ich als Kind in der Jungschar hörte, wie andere Jesus anbeteten und Gott nannten, befremdete mich das. Ich wollte nur von Gott wissen und sah Jesus getrennt von ihm, einfach als einen Menschen. Ich missbilligte es, dass man sozusagen einen Menschen anbetete; das war für mich mit dem Glauben an Gott nicht vereinbar. Erst später lernte ich, dass Jesus wahrhaftig Gottes Sohn ist. Vor vier Jahren lag ich darnieder mit einem Abszess, der sogar Spitalbehandlung brauchte. In der Zeit suchte ich zum ersten Mal explizit Jesus. Als der Abszess erst eine Wunde war, schmerzte diese schon, sobald man sie versorgte. Aber wenn ich, bevor man etwas an ihr machte, den Namen Jesu sagte, tat sie nicht weh. Später im Spital betete ich, um Heilung bittend, explizit zu Jesus. Ich befahl seine Heilkraft in meinen Körper. Es wirkte. In jenen Tagen lernte ich eine Menge über Jesus und seine heilende Kraft. Davon profitiere ich noch heute geistlich. Ich bete, dass ich Jesus noch tiefer kennenlernen und ihn wirklich aus tiefstem Herzen anerkennen kann. Denn dann kann ich ihm die Herrschaft über mein Leben geben.
Wie eminent wichtig es ist, Jesus anzunehmen und ihn als unseren König anzuerkennen, lehrt uns auch das heutige Wort. Lesen wir zusammen den Vers 24: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.» Zuerst ist das Hören von Jesu Wort. Dadurch lernen wir über Gott. Wenn wir Sein Wort als wahr annehmen, nehmen wir es für unser Leben an. Dann nehmen wir Gott und Jesus für uns an. Der Glaube ist das Entscheidende. Wer ins Himmelreich kommt und wer nicht, entscheidet sich nicht erst nach unserem Tod, sondern schon in diesem Leben. Wer den HERRN hat, der wird ins Himmelreich kommen. Diejenigen, die in Jesus leben, haben die Gewissheit, dass ihre Namen im Buch des Lebens stehen und Jesus sie einst mit sich in den Himmel nehmen wird. Aber auch im Leben auf Erden haben sie schon das ewige Leben und das Himmelreich. Nämlich in ihren Herzen. Sie haben den geistlichen Tod verlassen, überwunden, durch Jesu Lebenskraft. Ihre Hoffnung, ihre Liebe, ihr Dienen für Gott, all das ist bei ihnen zum Leben erweckt worden. Nichts kann sie mehr von Gott und Jesus trennen. Sie leben ein wahrhaft erfülltes, glückliches Leben mit dem HERRN. Und für alle anderen ist noch die Zeit, sich dahingehend zu bekehren.
Teil 2: Das Gericht ist bei Jesus (Verse 25-30)
Lesen wir gemeinsam den Vers 25: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören werden, die werden leben.» Seit Jesus gekommen ist, gibt es sein Wort und kommen Menschen, die seine Stimme hören, zu ihm. Die geistlich Toten werden angesprochen; Jesus begegnet ihnen, berührt sie mit einem Wort. Jesu Liebe durchdringt alle Mauern der hoffnungslosen, verstockten, gottesfernen Herzen. Es genügt, hinzuhören und sich dafür zu interessieren, was Jesus uns zu sagen hat. Gottes Wort kann auch dort auf offene Herzensböden treffen, wo das unwahrscheinlich erscheint. Jesus musste, als er da diese konservativen Juden lehrte, auch für sie die Hoffnung gehabt haben: Vielleicht würde er dem einen oder anderen Zuhörer die Augen öffnen, sodass dieser sich zu Jesus bekehrte? In 1. Korinther 13 heisst es ja über die Liebe, dass sie alles erträgt, alles hofft, alles glaubt und alles duldet. Der HERR ist die Liebe. Er hat Hoffnung auch noch zu den Hoffnungslosesten unter den Menschen. Bemüht sich unermüdlich um uns. Jesus ist zum Himmel aufgefahren und sitzt zur Rechten Gottes. Unaufhörlich hält er Fürbitte für uns. Wie er sich auf Erden als Mensch für uns hingegeben hat, tut er das noch heute an der Seite seines Vaters. Nebst seinem Vater hat er nichts anderes auf dem Schirm und im Herzen, als uns zu retten, uns zu helfen und diejenigen, die er gefunden hat, bei sich zu behalten.
Jesus kam auf die Erde, um uns zu erretten und um sich für uns hinzugeben. Aber er wird ein zweites Mal kommen, und dann wird er als Richter auftreten beim Jüngsten Gericht. Lesen wir zusammen den Vers 27: «und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist.» Der Begriff «Menschensohn» sagte den zuhörenden Juden durchaus etwas. Sie kannten diese Figur durch das Wort des Propheten Daniel. In dessen Vision hatte es eine himmlische Gestalt gegeben, welche nach dem Gericht Gottes über die Welt herrschen würde. Nur war diesen Juden bis dahin nicht bekannt gewesen, dass Jesus selber dieser Menschensohn ist. Und dass er es ist, welchem das Gericht Gottes anvertraut ist. Innerlich mussten die Zuhörenden zusammengezuckt sein, als sie das Wort «Menschensohn» hörten. Dabei meinte Jesus mit dem Ausdruck seine eigene Identität als Gottes Sohn in Menschengestalt. Jesus bemerkte ihr innerliches Zusammenzucken und allenfalls Groll, der leise in ihnen aufstieg: Wie konnte sich dieser Mensch als solch hohes Wesen bezeichnen? Darum sagte er ihnen, lesen wir zusammen die Verse 28 und 29: «Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.» Die Zuhörenden sollten nicht in der Ungewissheit darüber bleiben, was es mit Gottes Gericht auf sich hatte. Bei Jesu Wiederkommen werden alle Menschen seine Stimme hören. Wenn Jesus spricht, ist es anders, als wenn Menschen sprechen. Menschenworte sprechen Menschen auf der kommunikativen und/oder emotionalen Ebene an. Jesu göttliches Wort spricht uns auf noch viel mehr Ebenen an. Es spricht zum Verstand, zum Herzen und zur Seele. Und die Seele ist es, die noch da ist, wenn ein Mensch schon tot ist. Diese vernimmt auch Jesu Stimme. So wie Jesus nach seinem ersten Kommen Tote erweckt hat, wird er das auch nach seinem zweiten Kommen tun. Diesmal aber mit allen Menschen. Sie werden alle vor ihm stehen und Rechenschaft geben müssen über ihre Taten. Auch die Gläubigen. Diese aber werden zum ewigen Leben eingehen. Die Nichtgläubigen dagegen werden bei Gottes Gerichtsurteil die Strafe der ewigen Verdammnis bekommen.
Was ist nun Gutes und was Böses? Zuerst einmal ist klar, dass nicht die Taten an sich das Problem sind. Viel mehr ist es die Herzenshaltung, die ihnen zugrunde liegt. Was wir in unserem Herzen haben, manifestiert sich durch unsere Taten, durch unsere Worte und durch unsere Reaktionen. Wenn wir sehen, wie jemand handelt, wissen wir schon, ob er den HERRN hat oder nicht. In Lukas 6,43-45 sagt Jesus: «Denn es gibt keinen guten Baum, der faule Frucht trägt, und keinen faulen Baum, der gute Frucht trägt. Denn jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht erkannt. Man pflückt ja nicht Feigen von den Dornen, auch liest man nicht Trauben von den Hecken. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser bringt Böses hervor aus dem bösen. Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.» Worte und Taten verraten uns also. Niemand kann sich auf Dauer verstellen und vorgeben, er sei anders, als er ist. Am Jüngsten Tag, am Tag der Wahrheit, wird alles ans Licht kommen. Auch die heimlichsten guten Taten der Gläubigen. Und die heimlichsten Machenschaften der Gottlosen.
Der Massstab von «Gutem» und «Bösem» ist indessen kein menschlicher Massstab oder gar individuelles Ermessen. Der Massstab ist allein Gottes Wort. Wer diesem gehorcht, ist gerecht und tut Gutes. Bringt Gott Früchte und unterstützt den HERRN bei seinem Wirken unter den Menschen. Wer Gottes Wort nicht gehorcht, wird mancherlei Böses tun, weil er nicht demütig ist, sondern egoistisch und nach seinem eigenen Gutdünken handelt. Unser menschliches Urteilungsvermögen ist kein guter Massstab, wenn es darum geht, Gutes von Bösem zu unterscheiden. Wir bilden uns zwar andauernd irgendwelche Urteile, über Menschen, über Situationen, aber sie sind oft nicht richtig, wenn wir uns dabei nicht an dem HERRN orientieren. Zwei Beispiele: Ein reicher, nichtgläubiger Mann spendet eine grosse Geldsumme an eine wohltätige Institution. Das scheint gut zu sein. Tatsächlich stiftet es für die Beschenkten einen grossen Nutzen und ist auch zu respektieren. Dem reichen Mann nützt es insofern, dass es ihm Zufriedenheit gibt und sein Selbstvertrauen boostet. Aber geistlich nützt es ihm nichts, wenn keine christliche Nächstenliebe im Spiel ist. Zweites Beispiel: Ein Mensch weist einen anderen zurecht. Weltlich gesehen ist das tendenziell etwas Böses, eine Anmassung, ein sich über andere Stellen. Das kann auch sein. Aber die Zurechtweisung kann auch eine gute sein: Jemand Gläubiges weist ein Glaubensgeschwister zurecht, aber in Liebe. Weist es auf eine Sünde hin, damit dieses mit der Sünde nicht ins Messer läuft. Dass es die Sünde erkennt und von ihr lässt. Das braucht viel Weisheit, Vorsicht, Umsicht und vor allem Demut. Aber dann kann eine Zurechtweisung von grossem geistlichem Nutzen sein. Und bringt auch der zurechtweisenden Person Lohn von dem HERRN.
Der HERR kann urteilen, weil er absolut gerecht ist. Untrennbar mit seiner Gerechtigkeit verknüpft ist seine Barmherzigkeit. Jesus hat sich selbst geopfert, um möglichst viele Menschen zu erretten. Damit er über diese am Jüngsten Tag das Gericht nicht ergehen lassen muss. Was immer ihm der HERR für Vollmachten gegeben hat, er setzte und setzt sie nie für sich selbst ein, sondern immer zur Rettung von uns Menschen. Seine Liebe wird nie aufhören, seine Gerechtigkeit auch nicht. Nie wird er willkürlich handeln, erst recht nicht beim Jüngsten Gericht. Lesen wir gemeinsam den Vers 30: «Ich kann nichts von mir aus tun. Wie ich höre, so richte ich und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.» Im alten Israel gab es viele Richter, die ungerecht handelten, weil sie ihren eigenen Vorteil suchten. Sie sahen die Person an, über die sie urteilten, und nahmen auch mal Geschenke an, sie zu bestechen. Darum sprachen sie dann kein rechtes Urteil. Nun sollten die Juden wissen, dass Jesus eine ganz andere Art von Richter ist. Auch wir müssen uns immer wieder bewusstwerden: Gott und Jesus handeln nicht willkürlich. Sie lieben uns aus tiefstem Herzen und wollen in ihrer grenzenlosen Güte nur das Allerbeste für uns!
Zum Schluss:
Lesen wir nochmals den Leitvers, Vers 24: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.»
Ich staune über Jesus, der seine göttliche Vollmacht allein dazu genutzt hat, sich für uns zu demütigen und hinzugeben, um uns zu erretten. Er verdammt uns nicht, sondern erbarmt sich über uns, auch wenn wir noch so viele Sünden begehen. Denn er will uns aus diesen Sünden holen, damit wir nicht verloren gehen. Das ist seine Liebe zu uns. Im Alten Testament hat es oft Gottes Gericht gegeben. Von der Vertilgung einzelner Gotteslästerer bis hin zur Sintflut. Seit Jesus da ist, dem das Gericht übergeben ist, braucht es das nicht mehr. Zwar gibt es noch immer Hinweise auf Gottes Gericht. Und Gottes direktes Eingreifen, wenn die Sünde in der Welt aus dem Ruder läuft. Eines der besten Beispiele ist die Corona-Pandemie. Zu viele Menschen hatten sich ganz den Sünden hingegeben und sich überhoben. Die Wirtschaft und die globale Mobilität hatten sich überhitzt. Da machte die Pandemie einen Stopp. Viele Menschen haben sich in der aktuellen Lage gedemütigt. Manche haben nach dem HERRN gefragt, denen das sonst nie in den Sinn gekommen wäre. Auch das ist Gottes Liebe.
Lernen wir von Jesus, auch was seine Beziehung zu Gott betrifft. Der ist unser himmlischer Vater. Es lohnt sich, wenn wir mehr und tiefergehend beten. Im Gebet nach seinem Willen fragen. Und diesen auch annehmen. Viele grosse Menschen Gottes, von denen wir in der Bibel lesen, haben ein Gebetsleben geführt. Sie konnten Gottes Willen klar erkennen und ausführen. Wer Solches tut, ist ein ganz grosser Segen für seine Mitmenschen. Ich bete – und beten wir – dass der HERR unsere geistlichen Augen öffnet. Sodass wir klar erkennen können: Jesus wird wiederkommen. Es gibt Gottes Gericht. Es gibt ein Leben nach dem Tod. Auch die allerbeste menschliche Philosophie würde nicht helfen, dass wir mit dem Herzen verstehen, dass es diese künftigen Dinge gibt. Und wenn wir um sie wissen, werden wir entsprechend leben. Gottes Werk tun in der Hoffnung auf die ewige Belohnung dafür. Im Leid nicht verzweifeln, sondern auf den HERRN hoffen. An Jesu Wort festhalten. Und Jesu Willen annehmen, möglichst viele Menschen noch zu erretten, ehe es denn zu spät ist. Ich bete, dass Jesus denen unter uns, die das noch nicht erlebt haben, persönlich begegnet. Dass auch sie seine himmlische Freude voll erfüllend in ihrem Herzen haben. Gott segne euch, segne uns reichlich!