Wo ist euer Glaube?

Guten Morgen! Es ist wunderschön, dass wir heute wieder alle versammelt sind und den Gottesdienst feiern. Der HERR hat uns einen prachtvollen Herbsttag erlaubt. Und eine Gelegenheit, uns in seinem Namen zu versammeln. An dieser Stelle eine Frage: Wer ist unter allen, die hier im Raum anwesend sind, am wichtigsten? Der HERR! Er ist mitten unter uns. Das ist er aber nicht nur hier. Sondern in allen unseren Lebenslagen. Wenn wir ihn suchen, lässt er sich finden. Und bisweilen greift er auch aus Eigeninitiative mächtig ein, wenn wir in Schwierigkeiten sind. Wenn es in unserem Leben aber einen grossen Sturm gibt, brauchen wir wirklich festes Gottvertrauen, um nicht in Panik oder in Verzweiflung zu geraten. Rettet uns der HERR aber dann, ist das ein unglaublicher Booster für unseren Glauben und für unsere Gotteserkenntnis. Im heutigen Wort sehen wir einerseits Jesu Jünger, die noch keinen felsenfesten Glauben hatten. Und andererseits einen Gerasener, der von seiner Besessenheit geheilt worden war. Und daraufhin mächtig als glücklicher Zeuge Jesu wirkte. – Lesen wir zusammen den Titel meiner Botschaft: «Wo ist euer Glaube?» Und lesen wir zusammen den Leitvers, Vers 25:

Er sprach aber zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Sie fürchteten sich aber und verwunderten sich und sprachen untereinander: Wer ist dieser, dass er auch dem Wind und dem Wasser gebietet und sie sind ihm gehorsam?

Lukas 8,15

Bei meinen Recherchen zu diesem Wort bin ich gleich auf zwei kurze Geschichten gestossen, die zum vorhandenen versus im wichtigsten Moment nicht vorhandenen Gottvertrauen passen. Die erste geht um einen Bergwanderer. Der entdeckte an einem Steilhang seltene Blumen. Obwohl er ein Seil mit sich trug, wagte er es nicht, sich zu der Stelle hinunterzulassen. Da tauchte auf einmal ein Hirtenjunge auf. Der Wanderer fragte ihn, ob er wohl ein paar dieser wunderschönen Blumen für ihn pflücken würde. Dazu wollte er ihn am Seil herunterlassen. Und eine Belohnung sollte er auch bekommen. Skeptisch schaute der Junge den Fremden an. Und dann verschwand er wieder, so plötzlich, wie er gekommen war. Nach kurzer Zeit war er wieder da. Mit ihm kam ein kräftiger, freundlich blickender Mann. «Jetzt bin ich bereit, den Felshang hinunterzuklettern!», rief der Junge. «Aber dieser Mann muss das Seil halten! Er ist mein Vater.» – Die zweite Geschichte ist eine wahre Gegebenheit. Sie passierte dem französischen Hochseilartist Charles Blondin. Der wurde weltberühmt durch seine Überquerung der Niagara-Schlucht auf einem 340 Meter langen, rund 8 Zentimeter starken Hochseil in 50 Metern Höhe. Die erste Überquerung gelang ihm am 30. Juni 1859. Bei weiteren Auftritten riskierte der Artist immer mehr. Schliesslich nahm er sogar seinen Manager auf den Rücken! Nach etwa der Hälfte der Strecke wurde den Zuschauenden klar, dass das Gewicht und die Länge der Strecke Blondin zu schaffen machten. Die Ruhepausen wurden immer häufiger. In der Mitte schwankte das Seil am stärksten. Blondin hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Mit dem Mut der Verzweiflung schaffte er es, das erste Abspannseil nach der Hälfte zu erreichen. Doch als er den Fuss daraufstellte, riss dieses und das Hochseil ruckte zur Seite! Dennoch gelang es Blondin, sein Gleichgewicht wiederzufinden, und er brachte seinen Manager sicher über die Schlucht. Man erzählt sich, dass Blondin einmal einen Zuschauer fragte: «Glauben Sie, dass ich mit einem Mann auf dem Rücken über das Seil gehen kann?» – «Ja», stimmte ihm dieser begeistert zu. «Na los! Dann steigen Sie auf meinen Rücken!», antwortete Blondin. Doch der Mann lehnte entschieden ab.

Der Hirtenjunge in der Geschichte machte es so wie der geheilte Mann im heutigen Wort. Der Gerasener verstand, wem er vertrauen konnte: Jesus, dem HERRN, und dessen Vater im Himmel. Doch solcher Glaube, solche Sicherheit fehlte ausgerechnet den zwölf Kernjüngern Jesu. Sie waren eher wie der Mann, der nicht auf Blondins Rücken steigen wollte. Vielleicht obwohl der gesehen hatte, dass der Artist seinen Manager sicher rüber getragen hatte? Die Jünger glaubten zu glauben und bekannten sich zu Jesus. Aber als es drauf ankam, versagten sie. Und merkten, dass es mit ihrem Glauben doch noch nicht so weit her war.

Teil 1: Jesus, ganz Gott und ganz Mensch (Verse 22-25)

Lesen wir gemeinsam den Vers 22: «Und es begab sich an einem der Tage, dass er in ein Boot stieg mit seinen Jüngern; und er sprach zu ihnen: Lasst uns ans andere Ufer des Sees fahren. Und sie stiessen vom Land ab.» Jesus beschloss, mit seinen Jüngern über das Galiläische Meer zu fahren, auf die Ostseite. Vermutlich, weil sie dort weniger von Menschenmengen umzingelt waren und die Jünger auch mal zur Ruhe kommen konnten. Jedenfalls mussten sie schon das Losfahren genossen haben. Diese Ruhe. Diese ungestörte Gemeinschaft untereinander. Lass uns ans andere Ufer des Sees fahren, sagte Jesus. Was hiess, dass sie das andere Ufer in jedem Fall erreichen würden. Manchmal gibt Gott uns auch eine Verheissung. Beispielweise: «Nachdem du diese Situation gemeistert hast, wirst du mir noch besser dienen können.» Und wenn man dann in dieser Situation ist, sollte man wissen, dass man sie überstehen wird, egal wie schwierig sie ist. Denn der HERR hat einem ja schon gesagt, was nach dem Überstehen geschehen wird. Doch weiss man es dann tatsächlich noch? Bei den Jüngern war es jedenfalls so, dass sie auf einmal dachten, das andere Ufer niemals erreichen zu können. Denn… Lesen wir gemeinsam den Vers 23: «Und als sie fuhren, schlief er ein. Und es kam ein Windwirbel über den See und die Wellen überfielen sie, und sie waren in grosser Gefahr.» Das Galiläische Meer war berüchtigt für diese grossen, plötzlichen Stürme. Es konnten Fallwinde sein von den Bergen, oder aber nachziehende Luft aus Westen, wenn im Osten warme Luft aufgestiegen war. Jedenfalls machte das Seeüberquerungen potenziell gefährlich. Jesus hatte sich indessen hingelegt und war eingeschlafen. Er kannte keine Angst, weil er in der vollkommenen Beziehung mit seinem Vater im Himmel war. Die Überfahrt nutzte er, um Schlaf nachzuholen. Denn normalerweise diente er den Menschen den ganzen Tag und lehrte sie, in der Nacht dagegen betete er. Er nahm sich immer genügend Zeit für die Gemeinschaft mit seinem Vater. Dass er schlief, zeigt, dass er ganz Mensch war, in einem menschlichen Körper mit all dessen Bedürfnissen und Grenzen. Doch das, was er nachher tat, zeigt, dass er ganz Gott ist, der Sohn des Höchsten und der HERR.

Die Jünger gerieten vollkommen in Panik. Vier von ihnen waren erfahrene Fischer und bestimmt nicht das erste Mal einem Sturm ausgesetzt. Sie taten, was sie gelernt hatten, in dieser Lage zu tun: Sie strichen die Segel und begannen, das Wasser, das ins Boot schwappte, zu schöpfen und über Bord zu giessen. Doch bald schon kamen sie nicht mehr nach mit dem Schöpfen. Das Boot begann vollzulaufen. Der Sturm machte nicht die geringsten Anstalten, nachzulassen. Und so sahen sie es als nur noch eine Frage von Minuten an, bis ihr Boot voll Wasser sein und sinken würde. In dem Moment besannen sie sich auf Jesus. Hätten sie das doch schon früher getan! In ihrer Angst sagten sie Jesus nicht etwa: «Bitte hilf uns, wir wissen, du kannst etwas machen.» Oder: «Wir vertrauen dir, denn du hast bis jetzt auch viele Wunder getan.» Nein, an diese Wunder erinnerten sie sich jetzt nicht mehr. Stattdessen weckten sie Jesus und sagten zu ihm: «Meister, Meister, wir kommen um!» Ihre Anrede zeigte, dass sie Jesus als Rabbi, als Lehrer, als Meister, als Leader sahen. Er konnte Kranke heilen wie ein besonders guter Arzt. Aber einen Sturm stillen? Das würde über die menschliche Macht auch noch des grössten Meisters gehen. Sie trauten Jesus die Sache nicht zu oder dachten nicht daran, dass er ihr Problem auf irgendeine Weise lösen konnte. Da hatten sie den Herrn der Welt in ihrem Boot und waren verzweifelt über ihre Lage… Wie reagieren wir, wenn wir in eine Schwierigkeit geraten? Was machen wir, wenn der HERR scheinbar schläft, wenn er uns nicht gleich hilft oder eine Sache anders führt, als wir denken? Sind wir genug verwurzelt im Glauben, dass wir in den Stürmen des Lebens stabil, ja sogar dankbar bleiben können? Bei manchen von uns dürfte das der Fall sein, bei anderen von uns wohl noch nicht. Doch zu wenig Glauben ist auch in solchen Stürmen nicht die Endstation. Jesu Gnade ist ungleich grösser als unser Unglaube. Er hilft nicht erst, wenn wir glauben, sondern hilft, wenn wir es brauchen. Sein Errettungswille ist unbestechlich. Und so half er auch den Jüngern: Da stand er auf und bedrohte den Wind und die Wogen des Wassers, und sie legten sich und es ward eine Stille. Zuerst das Riesengetöse und dann auf einmal – tiefste Ruhe. Das ist normalerweise nicht möglich. Es braucht eine ganze Weile, bis ein Sturm verebbt, und danach gehen die Wellen noch eine Zeitlang hoch, bis auch sie sich legen. Jesus ist der HERR. Er war an der Schöpfung beteiligt und somit an der Festlegung der Naturgesetze. Darum ist er Herr über diese: Er kann sie auch mal ausser Kraft setzen, wenn es uns zur Rettung dient. Mir scheint es, als ob der HERR die Naturgesetze selber auch für uns gemacht hat, in seiner Liebe, und dass er sie so steuert, wie es uns zur Errettung dient.

Diese Stille nach dem Sturm. Sie war so eindrücklich wie der Windwirbel und dessen Auswirkungen selbst. In ihr machte sich das freudige Entsetzen, die Erleichterung, die Fassungslosigkeit, die Ehrfurcht der Jünger breit. Sie regten sich wohl zuerst noch nicht einmal; ein Mensch braucht immer eine gewisse Zeit, sich auf plötzlich vollkommen geänderte Situationen einzustellen. Und Jesus? Lesen wir zusammen den Vers 25: «Er sprach aber zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Sie fürchteten sich aber und verwunderten sich und sprachen untereinander: Wer ist dieser, dass er auch dem Wind und dem Wasser gebietet und sie sind ihm gehorsam?» «Wo ist euer Glaube?» Wo war ihr Vertrauen auf den HERRN gewesen im Sturm? Die Jünger hatten nicht so reagiert, wie sie im Glauben reagiert hätten. Zumindest Jesus im Vertrauen um Hilfe bitten hätten sie können. Jesus hatte den Wind und die Wellen bedroht. Er hatte das feste Vertrauen darauf, dass das wirkte. Wenn wir in einer Schwierigkeit sind, kann es sein, dass wir, wie hier die Jünger, nicht vieles machen können. Aber es gibt auch Situationen, in denen wir selber, mit der Vollmacht des HERRN, sozusagen Wind und Wellen bedrohen können. Also Herausforderungen annehmen, Gottes Wort gehorchen, nicht verzagen durch die schwierige Lage, proaktiv eine Lösung suchen. Tun wir das, kommen wir gestärkt aus der Situation heraus. Und zwar sowohl in unserer Persönlichkeit als auch in unserem Glauben.

Im späten Frühling letzten Jahres erlebte ich selber eine Art kleinen Sturm in meinem Leben, wo mein Glaube und mein Gottvertrauen gefragt waren. Ich war arbeitslos geworden, einmal mehr. Ich dachte: Nun gehe ich zum RAV, dann habe ich Geld. Ich weiss noch, wie ich im Zug sass. Da erreichte mich per Handy eine Mitteilung. Die sagte mir, dass mein Anspruch auf Arbeitslosengeld nicht sicher gegeben war. Es durchzuckte mich: Und jetzt?! Ich verdrückte zwei Tränen. Und dann – besann ich mich darauf, was ich bereits vielfach erlebt hatte: Der HERR ist mein Versorger! Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Mit diesem Wort bedrohte ich sozusagen meine Angst vor dem Abrutschen in die Sozialhilfe. Ich beschloss, zu vertrauen und einfach das zu tun, was ich konnte, nämlich die Anmeldung beim RAV zu machen. Meine Augen trockneten sofort und ab dann weinte ich kein einziges Mal mehr über die Lage. Ein paar Tage später sass ich am inzwischen schon vertrauten Ort in Bümpliz, beim RAV, und füllte die nötigen Papiere aus. Ein paar Tage später wusste ich: Ich hatte Anspruch auf Arbeitslosengeld! Aber es kam noch ungleich schöner. Im Spätsommer konnte ich eine Praktikumsstelle im Content Marketing antreten. Und aus dieser wurde eine Festanstellung! Diese habe ich noch. Und bin wirklich jeden einzelnen Tag dankbar für sie.

Teil 2: «Wie heisst du?» (Verse 26-33)

Jesus und seine Jünger waren sicher auf der Ostseite des Ufers angekommen. Das war die Gegend Gerasa, auch Gadara genannt. Dort kam ihnen eine furchteinflössende Gestalt entgegen. Lesen wir gemeinsam den Vers 27: «Und als er ans Land trat, begegnete ihm ein Mann aus der Stadt, der war von Dämonen besessen; er trug seit langer Zeit keine Kleider mehr und blieb in keinem Hause, sondern in den Grabhöhlen.» Es stand wirklich schlimm um diesen Mann. Seit langer Zeit wurde er von bösen Geistern geplagt, vermutlich von immer mehr von ihnen. Oftmals hatten die Menschen ihn gebunden und gefesselt. Aber die Dämonen verliehen ihm Bärenkräfte, sodass er die Fesseln zerreiben konnte, als wären es Nähfäden. Im Griechischen sagt man von Menschen, die völlig verrückt geworden sind, sie seien «trellì yia dèsimo», zum Anbinden verrückt. Genau so ein hoffnungsloser Fall war dieser besessene Mann. Nur dass er nicht an psychischen Problemen litt, sondern dass die Diener des Satans, böse Geister, ihn vollkommen in Besitz genommen hatten. Er war ruhelos, suchte sich lebensfeindliche Umgebungen aus, war wie ein lebendiger Toter. Im Markusevangelium ist beschrieben, wie der Mann schrie und sich mit Steinen schlug. Er ist gewissermassen ein Sinnbild von Menschen, die die völlige Freiheit wollen, ohne Normen und Regeln zu leben. Die einfach machen, was sie wollen. Solche Menschen entfernen sich immer mehr von Gott und den Menschen. Und werden nach und nach «besessen» von ihren eigenen Gewohnheiten, verlieren sich selbst in der Anomie, der Gesetzlosigkeit, und vereinsamen… Jesus sah den Mann, vor dem sich alle Leute in der Gegend fürchteten. Er aber sah ihn nicht mit Furcht an oder wich ihm aus, sondern sein Herz muss in Mitleid für diesen Mann gebrannt haben. Sofort befahl er den bösen Geistern, aus dem Mann auszufahren. Diese erkannten ihn und gaben dem Mann ein, was er sagen sollte: «Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, du Sohn des höchsten Gottes? Ich bitte dich: Quäle mich nicht!» Der Mann schrie entsetzt auf. Er ahnte, dass Jesus sein Leben komplett umkrempeln wollte. Aber ging das? Für den Gerasener muss es eine Qual gewesen sein, dass seine Dämonen, seine Besessenheit, seine dunkelsten Seiten so ans Licht kamen. Sicher war auch das Austreiben dieser Geister nicht ganz schmerzlos. Aber umso heilsamer! Auch wir mögen es nicht gerne, wenn Jesus unsere Sünden aufdeckt. Aber das braucht es, damit er uns diese vergeben kann. Es ist manchmal auch sehr schwierig, eine Sünde oder irgendetwas anderes loszulassen, das uns am Tun von Gottes Willen hindert. Doch wenn wir es loslassen, werden wir heil und rein.

Jesus liebte diesen Menschen. Er befasste sich mit ihm aus echtem, persönlichem Interesse. Und stellte ihm eine Frage, die ihm schon seit Jahren kein Mensch mehr gestellt hatte. Lesen wir zusammen den Vers 30: «Und Jesus fragte ihn: Wie heisst du? Er antwortete: Legion. Denn es waren viele Dämonen in ihn gefahren.» Jesus fragt uns auch nach unserem Namen. Die Frage ist analog zu der: «Wer bist du?» Ihm ist es wichtig, als was wir uns sehen. Und er wünscht sich, dass wir uns aus seiner Perspektive betrachten: als Kinder Gottes, als auf seine Rettung angewiesene Sünder, als Berufene. Er kennt uns ganz. Der Gerasener wusste offenbar nicht mehr wirklich, wer er war. Er identifizierte sich ganz mit den Dämonen, die sein Denken und sein Verhalten beherrschten. Noch! Denn Jesus handelte nun, wieder ganz Gott. Er redete mit den Geistern, die wussten, dass sie aus dem Mann ausfahren mussten. Sie wünschten sich, noch nicht in den Abgrund – vermutlich meinten sie, in die Hölle, wo sie eigentlich hingehörten – zu fahren. Da war aber eine grosse Herde Schweine in der Gegend. Die Dämonen baten Jesus, in diese zu fahren, und er erlaubte es ihnen. Jesus hatte die vollkommene Autorität über diese ganze Legion von Dämonen. Wie ungleich stärker ist er als alles Böse! Der HERR wird den Satan einst vollkommen vernichten. In der Welt gibt es immer die Einflüsse des Teufels. Aber der HERR bewahrt uns, seine Kinder, dass wir nicht in seine Fänge geraten. Wir brauchen es immer auf dem Schirm zu haben, dass der HERR stärker ist als der Satan. Er verhilft uns sicher zum Glaubenssieg. – Die Schweine, in welchen die Dämonen nun waren, rannten völlig kopflos los. Unten war ein See und sie liefen in diesen und ertranken. Entweder weil sie nicht mehr wussten, was sie taten, oder sogar in Selbstmord-Absicht. Der Satan will unseren Tod, aber der HERR will, dass wir leben, und zwar das wahre Leben, welches er uns gibt und das in Ewigkeit bleibt. Jesus nahm für die Rettung des Geraseners in Kauf, dass mit dem Austreiben der Dämonen eine grosse Herde Schweine vernichtet wurde. Ein herber wirtschaftlicher Verlust. Damit zeigte er, dass für ihn eine Seele kostbarer ist als egal wie viel Material. Nur uns Menschen hat der Schöpfer es geschenkt, nach seinem Ebenbild geschaffen zu sein. Wir sind viel mehr wert vor ihm als die Tiere. Ich staune immer wieder über die Liebe des HERRN, die immens gross und unverändert ist, egal wie sündig wir Menschen sind. Auch auf Böses, das wir tun, reagiert der HERR noch mit Liebe. Denn er sieht hinter dieses Böse. Und hinter diesem ist eines: unser Bedürfnis nach Errettung aus Liebe…

Teil 3: Geh hin und erzähle von Jesu grosser Tat (Verse 34-39)

Als die Hirten sahen, was mit den Schweinen geschah, ergriffen sie die Flucht. Sie erzählten in der ganzen Umgebung, was passiert war, und erzählten auch von der Errettung des Besessenen. Aber sie berichteten nicht mit frohem Staunen und mit Dankbarkeit davon, sondern mit Angst und Entsetzen. Daher waren sie keine guten Zeugen Jesu, die das Herz ihrer Zuhörerschaft für den Christus geöffnet hätten. Nein, sie erkannten Jesus nicht. Sie sahen den Geheilten, wie er bekleidet und vernünftig Jesus zu Füssen sass. Aber sie freuten sich nicht mit ihm. Vielleicht war da noch immer eine Ablehnung gegenüber dem ehemals gefährlichen Mann. Sicher aber befürchteten sie, dass Jesus für weitere wirtschaftliche Verluste sorgen könnte. Ihr Denken war offenbar materialistisch. Es kann gut passieren, dass Menschen, die den HERRN nicht kennen, die göttliche Ordnung in ihren Gedanken auf den Kopf stellen. Dass sie Nutztiere über Menschen stellen. Dass sie das Geld, das vom HERRN kommt, anstatt den HERRN als Anbetungsgegenstand haben. Wer den HERRN nicht hat, weiss auch nicht, wie man Menschen liebt, die einem nicht nahestehen oder einem nicht genehm sind. Jesus aber liebt alle Menschen. Wie reagierten die Leute in der Umgebung auf Jesus? «Und die ganze Menge aus dem umliegenden Land der Gerasener bat ihn, von ihnen fortzugehen; denn es hatte sie grosse Furcht ergriffen. Und er stieg ins Boot und kehrte zurück.» Man wusste nicht, was dieser Jesus noch alles tun würde. Seine übermenschlichen Fähigkeiten mussten ihnen auch unheimlich gewesen sein. Sie verhielten sich wie Menschen, die in der Sünde bleiben wollen: Diese bitten Jesus auch, wegzugehen. Jesus respektiert das. Aber er gibt solche Menschen nicht einfach auf. Sondern er sendet später wieder seine Leute zu ihnen, um seine Lehre und seine Liebe zu ihnen zu bringen. Und so machte er es auch mit den Gerasenern. Hierfür sandte er ihnen den besten Zeugen, den es gab, nämlich den geheilten Mann. Lesen wir zusammen die Verse 38 und 39: «Aber der Mann, von dem die Dämonen ausgefahren waren, bat ihn, dass er bei ihm bleiben dürfe. Aber Jesus schickte ihn fort und sprach: Geh wieder heim und sage, wie grosse Dinge Gott an dir getan hat. Und er ging hin und verkündigte überall in der Stadt, wie grosse Dinge Jesus an ihm getan hatte.» Für den geheilten Gerasener wäre es angenehm gewesen, bei Jesus zu bleiben, dem er so viel zu verdanken hatte. Er muss ihn wie einen Vater gesehen haben. Doch nun sollte er zu seiner eigentlichen Familie zurückkehren. Diese hatte ihn nicht nur bestimmt Jahre nicht gesehen, sondern hatte ihn verloren geglaubt, als wäre er tot gewesen. Was muss das für sie für eine immense Freude gewesen sein, ihren Sohn wiederzuhaben! Er kam, und dies mit einer persönlichen, mächtigen Botschaft. Er erzählte, was der HERR Grosses an ihm getan hatte. Er beliess es aber – und Jesus muss das vorausgesehen haben – nicht dabei, nur seiner Familie von Jesu Heilungstat zu erzählen. Nein, er erzählte es auch in der ganzen Stadt. Oder, wie das Parallelwort im Markusevangelium sagt, im ganzen Gebiet der Zehn Städte, der Dekapolis. Es muss eine besondere Wirkung gehabt haben, dass da jemand sein Zeugnis von Jesu Taten abgab, den die meisten von ihnen kannten, inklusive dem Vorher und Nachher seines Zustandes. Sie wussten um seine grosse Veränderung. Auch war der Mann einer der Ihren, der ihre lokale Sprache sprach. Auch in der UBF stellt der HERR viele «native shepherds» auf, Menschen, die im Land geboren sind, in dem sie wirken. Und unter den Studierenden gibt es Gemeindemitglieder, die von den Studis als eine:n von den Ihren angesehen werden. So öffnet der HERR das Herz der Studierenden für diese Gläubigen, die ihre Sprache sprechen und die bisweilen in ihrem Alter sind und ihr Schicksal teilen. Gott hat diesen wunderbaren Weg zur Errettung von jungen Menschen ausgedacht und ausgewählt. Und doch ist es nur einer der vielen Wege, die er hat, um Leute aus allen Gebieten, Völkern, Schichten und Milieus zu gewinnen. Wir können nicht einmal erahnen, wie vielfältig sein Erlösungswerk ist. Aber wir können, ob wir Missionierende, Hirt:innen oder Hoffnungsträger:innen sind, für sein Werk mitwirken. Das ist seine grosse Freude, und unsere. Ganz unabhängig vom Resultat, das das Mitwirken bis dahin erzielt hat.

Zum Schluss

Lesen wir nochmals zusammen den Leitvers, Vers 25: «Er sprach aber zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Sie fürchteten sich aber und verwunderten sich und sprachen untereinander: Wer ist dieser, dass er auch dem Wind und dem Wasser gebietet und sie sind ihm gehorsam?»

Wir lernen im heutigen Wort mehrere Dinge über Jesus bzw. bekommen diese wieder auf den Schirm. Jesus ist zugleich ganz Mensch und ganz Gott. Als Mensch brauchte er Schlaf, als Mensch begegnete er seinem jeweiligen Gegenüber und sprach es mit Worten in dessen Sprache an. Als Gott ist er der Herr über die Stürme – ob auf dem Wasser oder in unserem Leben. Und als Gott besiegt er das Böse und verhilft uns zum Glaubenssieg. Gelobt sei der HERR! Weiter sehen wir Jesu Errettungswillen. Der Christus will den Seinen helfen, felsenfesten Glauben zu haben. Er hilft uns zwar auch dann aus der Not, wenn wir noch ungenügendes Vertrauen auf ihn haben, aber er tadelt uns dann auch: «Wo ist dein Glaube?» Sehen wir zu, dass wir durch die Gemeinschaft mit Gott und durch das Durchleben von Schwierigkeiten mit Jesus im Boot unseren Glauben festigen. Dem Christus ist die Rettung, die ganzheitliche Heilung eines Menschen, immanent wichtig. Denn eine Seele ist für ihn kostbarer als egal wie viel Material. Für unsere Rettung nimmt er alles in Kauf: Mühen, uns zu finden und uns zu gewinnen. Verlust von Geld und anderem Materiellem. Das Ausserkraftsetzen von Naturgesetzen – er selbst hat diese geschaffen und kann über sie bestimmen. Weiter sendet der HERR weltweit ganz viele Menschen aus, die sein Werk voranbringen. So sind auch wir gefunden und gerettet worden. Möge der HERR uns hierfür immer Dankbarkeit geben. Und möge er auch uns den Herzenswunsch geben bzw. bewahren, dass möglichst viele Menschen zu ihm finden. Auch durch uns.