Zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN

Kurzzeitmissionsbericht 2020

Guten Tag! Es ist für mich eine besondere Freude, euch heute von der Kurzzeitmissionsreise in Griechenland diesen Sommer zu berichten, die meine Schwester Sibylle Grace und ich gemacht haben. Kennt ihr das Gefühl, dass alles dunkel ist, und plötzlich werdet ihr ins wunderbare Licht geführt? Eine Situation war festgefahren und hoffnungslos – und auf einmal macht Gott das Unmögliche möglich und alles wird um 180° anders? Kennt ihr es, Gottes Führung zu vertrauen, aber nicht, weil ihr das halt müsst, sondern mit grosser Freude und vollem Vertrauen? Kennt ihr das Bewusstsein, selber der Beweis für Gottes Güte und Lebendigkeit zu sein? Dies alles durften Sibylle Grace und ich diesen Sommer erleben. Vom 18. Juli bis zum 9. August waren wir in Griechenland auf Missions- und Ferienreise. Und das inmitten der Corona-Pandemie! Auch wenn einiges gleich wie andere Jahre war, war das Reisen in diesen Zeiten schon speziell. Es gab viele Massnahmen, vor allem die Maskenpflicht. Wir haben die Masken aber als Zeichen der Demut und des Respekts angenommen. Gottes Führung war immer da. Sie begann aber schon vor der Zeit in Griechenland. Gott gab uns eine  günstige Zeit zum Reisen. Er sandte uns einen Reiseberater, der mit grosser Weisheit und allem Engagement half, unsere Flüge und Schifffahrten von der Schweiz aus zu organisieren. Es waren viele Hindernisse zu überwinden: steigende Corona-Fallzahlen, Einreisevorschriften, ein in letztem Moment kommender Einreise-Code. Die Vorbereitungen und Gottes Hilfe dafür würden einen separaten Bericht füllen. Aber kommen wir zur eigentlichen Reise. Als Leitwort für die diesjährige Missionsreise habe ich Jesaja 61 gewählt, bzw. Gott hat mir das Wort im Gebet einfallen lassen, vier Tage vor der Abreise. Es zeigt Gottes Gnade entgegen der Situation, unser Zeugnis von Gottes Wirken sowie eine Hoffnung, die weit über diese Zeit hinaus geht. Der Leitvers ist Vers 2, lesen wir diesen gemeinsam:

zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN und einen Tag der Vergeltung unsres Gottes, zu trösten alle Trauernden,

Jesaja 61,2

Teil 1: Gesandt, gute Botschaft zu bringen – Athen und Ikaria (18.-27.7.2020)

Am Mittag vom Samstag, dem 18. Juli brachen wir auf. Nach einem kurzen Mittagessen noch in Basel ging es zum Flughafen Basel-Mulhouse. Unser Gepäck war gut gepackt. Neben dem Üblichen hatten wir dieses Jahr Gesichtsschutzmasken, Handdesinfektionsmittel und Einweghandschuhe dabei. So viel, dass es auch noch für andere Personen vor Ort reichen würde. Den obligaten Einreisecode. Und noch etwas hatten wir zusätzlich dabei: überschäumende Dankbarkeit in unserem Herzen. Auch inmitten der Corona-Krise wollte uns der HERR die Reise nach Griechenland erlauben, unser Herzenswunsch und unser grosses Gebetsanliegen gingen in Erfüllung! Unser Lieblings-Ferienland und langjähriges Kurzzeitmissionsland kam uns vor, wie einst Israel Kanaan vorgekommen sein muss. Dies noch ungleich mehr als in anderen Jahren. Nach einem problemlosen Flug landete unsere EasyJet-Maschine kurz nach 19 Uhr in Athen. Auf dem Flughafen winkte uns ein gut gelaunter Beamter durch. Was waren wir erleichtert: Man testete uns nicht auf das Coronavirus! Wir sahen indessen die Teststation mit den dort tätigen Personen; in ihrer Schutzkleidung wirkten sie fast bedrohlich. Und dann waren wir an der Kontrolle vorbei. Wir hatten es geschafft mit Gottes Hilfe, wir waren tatsächlich in Griechenland! Wir sahen dann allerdings auch, dass die Krise durchaus ihre Spuren hinterlassen hatte. Es waren noch lange nicht alle Läden geöffnet. Der Eindruck bestätigte sich, als wir zum Hotel am Hafen von Piräus fuhren. Das gab uns immer wieder Anlass zur spontanen kurzen Fürbitte für das Land. Wir checkten im Hotel ein; es gab ein paar Zusatzformalitäten wegen Corona, aber alles ging rasch vonstatten. An dem Abend gingen wir am Kleinen Hafen nahe von Piräus essen. Es war wunderschön. An die geänderte Situation hatten wir uns allerdings noch nicht ganz gewöhnt: In den Taxis herrschte Maskenpflicht; wir wollten ein Taxi hin und zurück nehmen, hatten aber unsere Masken im Hotel vergessen. Wir konnten aber welche organisieren. Dabei erfuhren wir das erste Mal auf dieser Reise die Hilfsbereitschaft der Einheimischen. Das war fast symbolisch für das, was wir dieses Mal Griechenland öfters erlebten: Wir kamen, um zu segnen, und wurden selber von anderen gesegnet.

Am Sonntag, dem 19. Juli, betrachteten Sibylle und ich bei einem privaten Kurzgottesdienst Jesaja 61. Wir bekamen Gottes Gnade der Mission. Sibylle machte mich aufmerksam auf den Vers 5, lesen wir diesen gemeinsam: «Fremde werden hintreten und eure Herden weiden, und Ausländer werden eure Ackerleute und Weingärtner sein.» Wir wollten hier Gottes Werk dienen. Das gab uns neue, grosse Motivation. Am Mittag besuchten wir die Athener Altstadt; am Nachmittag machten wir einen Ausflug in die stadtnahe Bucht Vàrkiza. Zwischendurch konnten wir immer mal wieder etwas Kleines helfen, sei es, dass wir Bettelnden etwas Geld gaben, sei es, dass wir in Läden etwas kauften. Unsere Hilfe war dringend nötig. Der Tourismus in Athen war so gut wie gleich Null. Wir sahen während dieser Tage eigentlich nur griechische Touristen, die von anderen Regionen des Landes angereist waren. Wir mussten für manche so etwas wie Funken der Hoffnung gewesen sein. Was am zweiten Abend auch eine Barkeeperin bewies: Wollten wir bei ihr in der Bar zuerst nur etwas trinken, landeten wir dann stundenlang in ihrer Gesellschaft, wir plauderten, tranken Bier und hatten es nur wunderschön. Nicht nur für sie, sondern auch noch für viele weitere Menschen – auch Freunde und Bekannte – wurden wir dieses Jahr zum Symbol der Freude und der Hoffnung inmitten der Krise. Wir waren da, trotz allem, und brachten unsere gute Laune und unsere Liebe und Offenheit mit. Das erinnert an den Anfang von Jesaja 61. Lesen wir gemeinsam die Verse 1-3: «Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen; zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN und einen Tag der Vergeltung unsres Gottes, zu trösten alle Trauernden, zu schaffen den Trauernden zu Zion, dass ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauerkleid, Lobgesang statt eines betrübten Geistes gegeben werden, dass sie genannt werden ‘Bäume der Gerechtigkeit’, ‘Pflanzung des HERRN’, ihm zum Preise.» Ich hoffe, dass wir den Menschen um uns dadurch ein kleines Bisschen eine Ahnung davon geben konnten, wie Jesu unvoreingenommene Liebe zu ihnen ist. Und was diese in traurigen, zerbrochenen und unfreien Herzen bewirken kann…

 Am Abend des 19. Juli waren wir zum Essen eingeladen von der Gemeinde der Athen UBF. Schade, dass wir das Gemeindezentrum nicht sahen; wir waren aber in einer Taverne mit feinstem Essen. Das Wiedersehen war ein sehr freudiges, genau wie unter Geschwistern, und wir lernten auch noch neue Leute kennen. Das waren vor allem hoffnungsvolle junge Menschen, manche davon waren vermutlich neu in der Gemeinde. Ich sah sogar Hirte Xenophon wieder, der in Deutschland lebt und von dem ich nicht gedacht hätte, dass er dieses Jahr ins Ausland reisen würde. Wir hatten wunderschöne Gemeinschaft miteinander. Die Umgangssprache war Griechisch. Es war eine Freude zu sehen, wie der Heilige Geist in den koreanischen Geschwistern gewirkt hatte, dass sie so gut Griechisch konnten. Allen voran Missionar Barnabas Woo, mit dem Sibylle und ich plauderten wie mit einem Einheimischen.

Am nächsten Tag standen wir zeitig auf, um das Schiff auf die Insel Ikaria zu erwischen. Es reichte uns sehr gut. Und Gott gab uns alle Gnade zu der Reise! Wir mussten, entgegen der Informationen, die wir hatten, nicht zum Fiebermessen. Wir kamen problemlos auf das Schiff und dieses fuhr pünktlich ab. Nach ungefähr zehn Stunden gemütlicher Fahrt kamen wir auf Ikaria an. Und auch hier half uns Gott. Wir konnten vom Schiff aus unsere Unterkunft organisieren und das erst noch dort, wo wir jedes Jahr wohnen. Und nach dem Aussteigen aus dem Schiff sandte Gott uns ein Taxi, das uns zur entsprechenden, doch rund eine Fahrstunde entfernt liegenden Ferienwohnung brachte.

Der Aufenthalt auf der Insel Ikaria wurde wunderschön. Wir unternahmen viele Ausflüge, badeten immer mal wieder im erfrischend kühlen Meer, assen gut und genossen die Zeit. Vor allem aber besuchten wir viele Freunde und Bekannte – der HERR fügte es, dass wir, trotz der speziellen Situation, fast alle von ihnen wiedersahen. Sogar Lefterìa, die um die 95 Jahre alt ist und in einem abgelegenen Bergdorf wohnt. Alle freuten sich, uns zu sehen, und viele waren sehr überrascht, weil sie gedacht hatten, zu diesen Zeiten würden wohl auch wir nicht kommen. Noch mehr als in anderen Jahren konnten wir die Freunde und Bekannten aufstellen, wegen der schwierigen Situation trösten und ihnen unsere Liebe und Wertschätzung zeigen. Aus Dankbarkeit, wieder auf der Insel zu sein, hatten wir zudem ein sehr schönes Gedicht auf Griechisch verfasst, das wir vielen Leuten vortrugen und damit ein Lächeln auf ihr Gesicht (und in ihr Herz) zauberten. Wir erkundigten uns danach, wie es ihnen im Frühling während des Lockdowns ergangen war, und freuten uns darüber, dass sie uns dies erzählten. Wir überbrachten vielen von ihnen kleine Geschenke aus der Schweiz, verteilten grosszügig Masken, wo man welche brauchte, und hatten jede Menge tolle Gespräche. Wo Menschen Sorgen und Probleme hatten, nahmen wir Gebetsanliegen für sie auf. Meistens taten wir das ohne das Wissen der Betroffenen und beteten im Nachhinein für sie. Aber eine Person, eine langjährige Freundin namens Maria, sprachen wir direkt darauf an und fragten sie, für welches Anliegen wir für sie beten könnten. Ich bete noch immer regelmässig für sie: für Kraft und Gesundheit, dass sie sich um ihren demenzkranken Mann Dimitris gut kümmern kann. Und für Dimitris, dass es diesem besser geht.

Auf Ikaria – sowie später auch auf den anderen Inseln – lebten wir auch als Gläubige. Das war mir auch für mich persönlich sehr wichtig. Ich schrieb an jeden Tag auf der Insel am Morgen die Stellungnahme zum Täglichen Brot. Dabei bekam ich noch mehr den geistlichen Wunsch, Hoffnung auf den HERRN über meine Situation und über meine Zeit hinaus zu haben. Und nicht nur für die Griechen, sondern auch für die Schweizer ein offenes Herz zu haben. Durch das viele Schöne, das wir erlebten, erkannte ich auch, dass Gott nicht das Ergebnis unserer Mission, sondern diese selber und unseren Willen, für Ihn zu wirken, segnete. Sibylle und ich hatten es harmonisch zusammen. Gott half uns, Frieden untereinander zu haben – es kam nur einmal zu einem Streit zwischen uns, den wir dann aber recht schnell beilegten, als der HERR uns nach einem ersten Aufflammen der Emotionen Besonnenheit gab. Auch vor anderen wollten wir als Christinnen leben. Zwar gaben wir nicht direkt ein Wort Gottes an andere weiter. Aber wir sprachen immer mal wieder Geistliches an im Gespräch mit Freunden und Bekannten. Vor allem äusserten wir unsere riesige Dankbarkeit dafür, dass Gott uns die Reise trotz Corona ermöglicht hatte. Ein Bekannter von uns sagte uns daraufhin, dass der HERR dies aus Liebe zu uns getan habe. Das fanden wir wunderschön. Möge Gott auch ihm zeigen, dass er ihn persönlich liebt und alle Hindernisse wegräumt, die ihm vor Seinem Segen stehen könnten.

Teil 2: Meine Seele ist fröhlich in meinem Gott – Chios und Kreta (28.7.-9.8.2020)

Am Abend des 27. Juli fuhr unser Schiff weiter auf die nächste Insel. Auf der Fahrt zum Hafen hatten wir nochmals unsere gute Bekannte und Taxifahrerin Frau Kàtsanou um uns. Ihr gaben wir Geschenke, teils selbst gebastelt und passend für sie, sodass sie unsere Zuneigung und unser individuelles Interesse an ihr mit Freude erkannte. Gott segnete unsere Tat, vor allem aber unser Gottvertrauen, mit einer problemlosen Überfahrt auf die Insel Chios. Wiederum vom Schiff aus organisierten wir eine Unterkunft. Es gelang uns, für vier der sechs Übernachtungen auf der Insel etwas zu finden; den Rest konnten wir noch vor Ort organisieren. Wir beide waren erstaunt über Gottes herrliche Führung. Es war, als ob er für uns alles organisierte und timte. An Deck sagte Sibylle zu mir: «Es braucht Corona, um bestimmten Segen erst zu erleben.» Da kann ich ihr nur zustimmen!

Auch auf der Insel Chios genossen wir unser Ferienleben wie gewohnt, mit Ausflügen, vielen Besuchen, viel feinem Essen und ein paar Bädern im Meer. Es gab, wie auf Ikaria, deutlich weniger Touristen als sonst. Das war hier noch spürbarer als auf der ersten Insel. Daher waren hier die Menschen noch überraschter, uns zu sehen. Mit Besorgnis sahen wir aber auch wegen des Touristenmangels halb verwaiste Dörfer – aber das war uns viel mehr Anlass, für die Insel zu beten und auf bessere Zeiten für sie zu hoffen. Lesen wir gemeinsam den Vers 4: «Sie werden die alten Trümmer wieder aufbauen und, was vorzeiten zerstört worden ist, wieder aufrichten; sie werden die verwüsteten Städte erneuern, die von Geschlecht zu Geschlecht zerstört gelegen haben.» Unsere gute Stimmung war durch das Gesehene nicht dauerhaft getrübt. Im Gegenteil, wir erlebten ganz viele wunderschöne Momente mit der Schönheit der Insel und vor allem mit unseren Freunden und Bekannten. Von ihnen sahen wir so gut wie alle wieder, was auch ein grosser Segen war.

Wir leisteten auch auf Chios Fürbitten für andere Menschen. Von den meisten weiss ich nicht, ob sie in Erfüllung gegangen sind. Das bekannte ich denn auch in einer Stellungnahme zum Täglichen Brot – auch hier schrieb ich täglich diese Stellungnahmen. Ich nahm demütig an, dass ich keinen Anspruch auf Erfüllung der Gebete habe, ich als einfache Sünderin. Aber ich hatte und habe auch die Hoffnung, dass viele meiner Fürbitten wirken und Gott sie 1:1 erhört. Ein wichtiges Gebetsanliegen kam aber von einer anderen Seite her: Als Sibylle und ich mit unserer Mutter telefonierten, erfuhren wir, dass grosse Trockenheit in der Nordwestschweiz herrschte. Wir holten das konkrete Gebetsanliegen ab, dass es über dem Gebiet regnen sollte. Meine Mutter, eigentlich nicht gläubig, drückte es so aus: Wir bestellten beim lieben Gott den Regen. Sie nahm unsere Fürbitte an. Wir sagten ihr auch voller Zuversicht, dass es regnen werde. Und beteten danach um Regen, damit meine Mutter erleben konnte, dass Gott der Lebendige ist und ihr Anliegen erhört! Und das tat er denn auch. Er schenkte zwei-, dreimal gnädigen Regen, der die Nordwestschweiz vor der Dürre bewahrte.

Noch effektiver als an anderen Orten erholten wir uns auf Chios von den Strapazen des Krisen-Frühlings. Von einer guten Freundin lernten wir eine wunderschöne Ausdrucksweise auf Griechisch für dieses emotionale Erholen: «kse-dìno»; das Wort wurde zu einer Art Motto für uns. Die derzeitige Situation stand im gesegneten Kontrast zu derjenigen im Frühling. Dies gilt auch fürs Gott Dienen. Lesen wir gemeinsam die Verse 6 und 7: «Ihr aber sollt Priester des HERRN heissen, und man wird euch Diener unsres Gottes nennen. Ihr werdet der Völker Güter essen und euch ihrer Herrlichkeit rühmen. Dafür, dass mein Volk doppelte Schmach trug und Schande ihr Teil war, sollen sie doppelten Anteil besitzen in ihrem Lande und ewige Freude haben.» Doch leider blieben wir von den Auswirkung von Corona auch in Griechenland nicht ganz verschont. Steigende Zahlen von Neuansteckungen machten uns Sorgen – auch wieder ein Anlass zum Beten. Massnahmen, besonders die Maskenpflicht, verschärften sich, und wir wussten nicht, wie weit die Verschärfungen noch gehen würden. Für den Rest der Ferien sollten uns diese Dinge beschäftigen. Doch auch sie konnten unsere gute Stimmung fast nie trüben. Und schon gar nicht erst unsere nach wie vor riesige Dankbarkeit, in Griechenland zu sein!

Am 2. August reisten wir weiter auf die Insel Kreta. Hierfür reisten wir per Inlandflug über Athen auf die Insel. Wie wir es gewohnt waren von unseren Reisen dieses Jahr, rechneten wir auch diesmal mit administrativem Zusatzaufwand wegen Corona. Aber es gab keinen, und wir reisten vollkommen unbeschwert. Einzig unter der Maske, die wir im Flugzeug sowie am Flughafen anhatten, wurde es bisweilen etwas heiss. In Athen hatten wir ein paar Stunden Aufenthalt. Wir genossen nicht nur ein üppiges Essen, sondern vor allem hielten wir den Sonntags-Kurzgottesdienst, wie wir diesen jeden Sonntag hielten. Mir war er diesmal zu kurz; ich hätte gerne noch tiefer über das gnadenvolle Wort aus Esra 5 nachgedacht bzw. diskutiert. Pünktlich bestiegen wir danach das Flugzeug nach Kreta. Im Flieger war ein kleines Kind, das weinte und sich einfach nicht beruhigen liess. Aber als ich, sowieso für den Flug betend, auch für das Kind betete, wurde dieses still und weinte den ganzen Flug lang nicht mehr. Diese jähe, starke Gebetswirkung frappierte mich und machte mich ganz demütig. Ich vergass das Erlebnis während der ganzen Reise nie mehr, und auch jetzt denke ich immer wieder mal daran.

Auch der Weiterflug nach Kreta war kein Problem und wir kamen am Vorabend pünktlich in Chania an. Dort allerdings war das Finden eines Hotels ein kleines Abenteuer. Mit allem Gepäck stiegen wir in ein Taxi und fragten den Fahrer, ob er ein gutes Hotel in der Stadt oder in Stadtnähe kenne. Wir hatten nichts im Voraus reserviert, was der Fahrer nicht ganz verstand. Nach längerem Suchen – inklusive Fehlversuch bei einem sündhaft teuren Hotel im «Kraut» aussen – wurden wir endlich fündig. Es war ein wunderschönes, günstiges Hotel unweit von Chania, in das wir eincheckten. Hier hatte es ein paar Formalitäten, und während wir am Durchlesen von Informationen waren, hielt uns die Rezeptionistin unversehens einen Temperaturscanner an die Stirn. Gott sei Dank hatten wir keine erhöhte Temperatur. Wir checkten fertig ein, und frei waren wir, die sichere Ankunft auf Kreta feiern zu gehen. Auch diesmal mit einem köstlichen Essen. Zudem lernten wir im Restaurant eine sehr liebe Person kennen, die nun auch zu unserem Bekanntenkreis vor Ort zählt. Wir gingen sie gegen das Ferienende nochmals besuchen.

Auch auf Kreta genossen wir das Ferienleben in gleicher Weise wie auf den anderen beiden Inseln. Da wir den Strand gerade vor dem Hotel hatten, konnten wir häufiger baden als auf Ikaria und Chios. Die Insel Kreta ist allerdings gross, die Wege weit und unserer Tage waren diesmal weniger als sonst. Daher sahen wir nicht ganz alle Freunde und Bekannte wieder. Aber umso schöner hatten wir es mit denen, die wir sahen. Organisatorisch klappte alles mit den Ausflügen, sogar wenn wir Touren, die wir normalerweise in zwei Tagen machen, in einem Tag absolvierten. Gott blieb auf so wunderbare Weise mit uns! Etwa um diese Zeit nahm ich für mich einen neuen Aspekt meiner Identität an: Ich bin die von Gott besonders Geliebte – so sagte ich es in Anlehnung an Jesu Jünger Johannes, der sich von Jesus besonders geliebt fühlte. Es schien so, als ob der HERR unsere Bemühungen mit dem ganzen Herumreisen und Leute besuchen wirklich belohnte. Lesen wir gemeinsam die Verse 8 und 9: «Denn ich bin der HERR, der das Recht liebt und Raub und Unrecht hasst; ich will ihnen den Lohn in Treue geben und einen ewigen Bund mit ihnen schliessen. Und man soll ihr Geschlecht kennen unter den Heiden und ihre Nachkommen unter den Völkern, dass, wer sie sehen wird, erkennen soll, dass sie ein Geschlecht sind, gesegnet vom HERRN.» Und wir waren und sind gesegnet vom HERRN!

Wegen der vielen und langen Tagesprogramme reichte es mir auf Kreta nicht ganz immer, die Stellungnahmen zum Täglichen Brot zu schreiben. Einmal kam ich den ganzen Tag nicht dazu, aber ich schrieb danach doch noch ein paar christliche Gedanken auf, auch wenn es schon mitten in der Nacht war, als wir zurück im Hotel waren. Das Allerschönste aber, das ich geistlich tun konnte, war am zweitletzten ganzen Ferientag. Für ein paar Stunden waren Sibylle Grace und ich getrennt voneinander unterwegs, da wir je eigene Freunde besuchen gingen. Auf der Rückfahrt hatte ich ein geistliches Gespräch mit einem Taxifahrer, den ich schon seit ein paar Jahren kenne. Dieser vertraute mir eine geistliche Unzulänglichkeit an. Ich beruhigte ihn, dass Gott ihm das verzeihe, weil er ihn liebe und weil er seine guten Absichten ja kenne. Der Fahrer liess sich davon tatsächlich versichern und gewann neue Zuversicht. Ihm sagte ich zudem das Wort aus Johannes 3,16 auf Griechisch, das ich bei mir in der Bauchtasche «zufällig» dabeihatte. Es war so kostbar, auf diese Weise eine Hirtin zu sein, sodass ich mehr als dankbar dafür war.

Was Gottes Wort betrifft, war Sibylle Grace manchmal fast treuer als ich. Immer wieder wollte sie ein Bibelwort hören, wenn meine Bibel in Reichweite lag. Sibylles Gebetsunterstützung war zudem extrem wertvoll. Für mich, aber auch für ganz viele Menschen vor Ort. Und Sibylle diente mir. Beispielsweise machte sie ganz fleissig Erledigungen und schrieb an unserem Ferientagebuch weiter, während ich mit dem Täglichen Brot beschäftigt war oder noch zu müde, um aufzustehen. Dieses Dienen hat meine Schwester auch geistlich gestärkt. In diesen Ferien nahm Sibylle für sich an, dass sie vor Gott auch als Gläubige zählt, trotz ihrer teilweise noch fleischlichen Gesinnung. Wir wachsen gemeinsam im Glauben. Das ist eine immense Gnade Gottes! Möge der HERR Sibylle kostbar und vielseitig für sein Werk gebrauchen, egal wo sie sich gerade befindet.

In den letzten Tagen unserer Reise dachte ich vermehrt über die Busse nach. Ich wollte und will lernen, von ganzem Herzen solche zu tun. Hierfür betete ich mehrmals. In einer Kirche, die ich besuchte, bekannte ich mich als Gottes Eigentum und bekam den Wunsch, als solches zu leben. Leider war ich in den betreffenden Tagen nicht frei von Sünden. Auf einer Busfahrt liess ich mich zu intensiven erotischen Träumereien hinreissen. Danach aber kam ich wieder zur Besinnung. Ich betete ein eigentliches Bussegebet. Darin fielen Sätze wie: «HERR, sei uns gnädig, gib dass Sibylle nicht für meine Sünde bezahlen muss!» oder «HERR, ich bin nicht besser als Barbaren und Verbrecher.» Mein Herz schmerzte während des Gebets. Und Gott nahm meine Busse an. Nicht nur schenkte er uns einen ganz schönen Abend, sondern vor allem liess er meine Gedanken ab dann fern sein von solchen schändlichen Träumereien.

Trotz Corona war auch der Aufenthalt auf Kreta eine Zeit grosser Freude und schönen Segens. Der Umgang mit anderen Menschen liess sich, wie auf den beiden vorangehenden Inseln, zusammengefasst so beschreiben: Segnen und gesegnet werden. Lesen wir gemeinsam die Verse 10 und 11: «Ich freue mich im HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam mit priesterlichem Kopfschmuck geziert und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt. Denn gleichwie Gewächs aus der Erde wächst und Same im Garten aufgeht, so lässt Gott der HERR Gerechtigkeit aufgehen und Ruhm vor allen Heidenvölkern.» Gott hatte unsere Herzen mit Schönheit und Glanz versehen. Und dieser widerspiegelte sich im Strahlen unserer Gesichter. Wir gaben Freude weiter und empfingen Freude. Entspannt und glücklich verliefen die restlichen Ferientage. Und gipfelten in einem letzten Abend mit ganz viel tollen Einheimischen-Kontakten, der uns nochmals so viel Kraft und Glück gab, dass wir keinerlei Wehmut wegen des Ferienendes empfanden. Und dies dauerte noch an, bis wir am Nachmittag des 9. August – ebenfalls vollkommen reibungslos – wieder zurück in die Schweiz reisten.

Einige Zeit vor unserer Reise hatte ich gebetet, dass Gott uns die passende Zeit schenken möge, in die Ferien zu gehen. Das erhörte er, und auch was für eine effektive Weise! In der Woche vor den Ferien goss ich die Pflanzen im Garten des Gemeindezentrums. Dann ging’s in die Ferien. Und zwei Tage, nachdem wir wieder aus Griechenland zurück waren, gab es dort einen Teil-Lockdown wegen zu hoher Corona-Fallzahlen. Jeder weiss, dass das Timing da kein Zufall sein kann…

Zum Schluss:

Lesen wir nochmals den Leitvers, Vers 2: „zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN und einen Tag der Vergeltung unsres Gottes, zu trösten alle Trauernden, “

Unsere Griechenland-Reise 2020 war ein voller Erfolg, sowohl von weltlichen als auch von geistlichen Aspekten her. Und dies trotz – oder gerade dank – Corona. Wir sind Gott noch immer tief dankbar, dass wir sie erleben durften. Und mit ihr Gottes wunderbare, intensive, gnadenvolle Führung. Dieser Missions- bzw. Reisebericht reicht nicht aus, um unsere Dankbarkeit auszudrücken. Wir werden noch vielen Menschen von unserem speziellen Sommer erzählen. Als Zeuginnen des lebendigen Gottes, der unsere Gebete gerne erhört und der uns Freude und Wonne schenkt. Anfang Jahr hat Sibylle sich gewünscht, dass dieses Jahr, 2020, ein einziges Halleluja sein sollte. Im Frühling sah es einige Zeit lang nicht danach aus. Aber dann öffnete sich Europa, öffneten sich unsere Herzen… und der Höhepunkt war unsere Kurzzeit-Missionsreise in Griechenland, die der HERR so reich gesegnet hat. Sodass Sibylle nun, nach den Ferien, selber bekennt: Dieses Jahr IST ein einziges Halleluja! Wahrlich, ein überaus gnädiges Jahr des HERRN.