Von den klugen und törichten Jungfrauen

Guten Tag! Jesus ist auferstanden! Ich hoffe, ihr habt die Woche nach Ostern in der Freude über den auferstandenen Jesus verbracht. Jesus ist lebendig in seinem Wort und – hoffentlich – im Herzen von jedem und jeder von euch. Unsere persönliche Beziehung zu Gott und Jesus ist entscheidend. Unser Glaube und nicht die Religion. Nicht die Tatsache, dass wir an Gottesdiensten wie dem heutigen teilnehmen, sondern warum wir daran teilnehmen. Weil es einfach dazugehört, oder weil wir uns Gott nahe fühlen und etwas von ihm für unser Leben lernen wollen? Letzteres nennt sich geistliche Klugheit. Nicht alle haben sie. Und erst wenn Jesus wiederkommt, kann man sehen, wer sie hat. Jesus lehrt uns dies in seinem Gleichnis, lesen wir gemeinsam den Ti-tel meiner Botschaft: „Von den klugen und törichten Jungfrauen.“ Und lesen wir zusammen den Leitvers, Vers 13:

Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde.

Matthäus 25,13

Ein deutscher Mann namens Kurt Henke machte vor einigen Jahren Ferien mit seiner Familie am Gardasee. Sie gingen zelten auf einem Campingplatz nahe der Stadt Lazise. Am ersten Tag machten sie abends einen Stadtbummel. Dabei stiessen sie auf ein Restaurant, aus welchem live Volksmusik klang. Sie wurden eingeladen, Platz zu nehmen. Unter anderem wurde dort roter Champagner ausgeschenkt. Kurt, der Familienvater, konnte der Versuchung nicht widerstehen, zumal er vorher dieses Getränk noch nie probiert hatte. Er bediente sich reichlich und spürte die Wirkung des Alkohols. Er torkelte, und seine Kinder bemerkten: «Ich glaube, Vati ist betrunken!» Im Zelt angekommen, legte sich Kurt gleich hin. Etwas später wurde er von seiner Frau aus dem Schlaf geweckt: «Wo ist deine Brieftasche?» Er hörte diese Frage immer wieder, konnte aber ihren Sinn noch nicht erfassen. Aber seine Frau liess nicht locker: «Ist dir jemand gefolgt, der deinen Zustand bemerkt hatte?» Als sie so auf ihn eindrang mit ihren besorgten Fragen, wurde Kurt allmählich ein bisschen nüchterner. Aber wo die Brieftasche war, hatte er keine Ahnung. Weder Kurt noch seine Frau bekamen in dieser Nacht viel Schlaf ab. Als die Sonne aufging, wurde es ein bisschen heller im Zelt. Da fiel Kurts Blick auf einen Gegenstand im Zelt, den er vorher nicht hatte erkennen können: Ganz oben an der Stange hing seine kurze Hose, die er am Vortag getragen und dann dort aufgehängt hatte. Er nahm diese hinunter. Und darin fand sich – seine Brieftasche! Alle Wertsachen, alle Papiere, auch Benzingutscheine waren darin. Kurt und seiner Frau fiel ein riesiger Felsbrocken vom Herzen! Später lachten sie über diese Geschichte. Und die Ferien wurden dann auch noch sehr schön. Aber Kurt hatte seine Lektion gelernt, was Unachtsamkeit und betrunkener Leichtsinn für Folgen haben könnten… (Frei erzählt nach der Quelle: https://www.e-stories.de/view-kurzgeschichten.phtml?29928)

Wir können nicht zu jeder Zeit aufmerksam sein und an alles denken. Müssen wir auch nicht; es geht nicht darum, perfekt zu sein. Dieser Mann aber hatte im entscheidenden Moment vergessen, Acht auf seine wichtigsten Besitztümer zu haben. Er nahm gerade dann die Verantwortung für seine Familie nicht wahr. Ihm war es wichtiger, sich am feinen Sekt zu berauschen, als wach zu bleiben und auf das Seine und die Seinen aufzupassen. Ich will Kurt nicht unterstellen, allgemein ein schlechter oder unaufmerksamer Vater zu sein, gar nicht. Ganz bestimmt ist ihm das nicht noch ein zweites Mal passiert. Das Erlebnis ist jedoch ein Beispiel dafür, was geschieht, wenn man aus Leichtsinn oder falschen Prioritäten den Blick für das Wesentliche verliert. So wie Kurt die Brieftasche vergass, so haben im heutigen Gleichnis fünf törichte Jungfrauen das Öl für ihre Lampen vergessen. Leider nicht in einem Moment irgendwann in ihrem Alltag, etwa in den Ferien. Sondern bei ihrem bis dahin wichtigsten Ereignis in ihrem Leben: bei einer segensreichen Hochzeitsfeier! Als sie den Fehler bemerkten, war es schon fast zu spät. Und als sie dann weiter in ihrer Torheit blieben, war es schliesslich ganz zu spät.

Teil 1: Das Himmelreich wird gleichen zehn Jungfrauen (Verse 1-4)

Als Jesus das Gleichnis von den zehn Jungfrauen erzählte, hatte er nur noch wenige Tage zu leben. Seine Kreuzigung stand kurz bevor. Er wollte die Zeit unbedingt noch dazu nutzen, seine Jünger zu lehren und ihnen zu helfen, die richtige Herzenshaltung gegenüber ihm anzunehmen. Es standen ihnen erschreckende Ereignisse bevor, die sie nicht verstehen würden. Sie brauchten also eine grosse Portion Glauben auf Vorrat. Jesus erzählte ihnen in erster Linie vom Himmelreich. Also vom ewigen Leben in Gottes Reich, das mit Jesu Wiederkommen anbrechen wird. Auf die Ewigkeit sollten die Jünger ihren Blick richten und nicht auf die gegenwärtige Situation.

Lesen wir gemeinsam den Vers 1: „Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen hinaus, dem Bräutigam entgegen.“ Auch in anderen Bibelstellen wird das Eingehen ins Himmelreich mit einer himmlischen Hochzeit verglichen. So sagt beispielsweise das Wort aus Offenbarung 3,20: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ Das deutet schon an, dass das Himmelreich nicht etwas rein Zukünftiges ist. Mit Jesus ist das Himmelreich nahe herbeigekommen. Jesus klopft an die Tür unseres Herzens. Unermüdlich und geduldig, sanft, aber deutlich. Lassen wir ihn in unser Herz hinein, bekommen wir schon hier und jetzt die himmlische Freude. Diese Freude ist mit nichts auf der Erde zu vergleichen. Ich selber habe diesen „Himmel im Herzen“ schon gespürt. Dies nach dem tiefgehenden Gebet in Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern. Einmal war es am ersten Morgen der Koordinatorenkonferenz im Dezember 2018 in Bukarest. Im Hotelzimmer beteten meine Zimmergenossin Maria und ich, in der Morgendämmerung, zu leiser Anbetungsmusik. Mein Herz war offener als sonst für die Gemeinschaft mit Gott. Plötzlich war das Beten nicht nur einfach ein Beten, ein Vorbringen von Anliegen, ein Monolog. Sondern ich war wie physisch neben Gott. Oft schaue ich bei Gebeten immer mal wieder auf die Uhr, wie viel Zeit noch zum Beten bleibt. Damals aber war die Zeit wie aufgehoben. Es gab für eine ganze Weile nur noch die Tiefe und das Glück des Zusammenseins mit dem HERRN. Am liebsten wäre ich in dieser Gemeinschaft einfach geblieben. Ich hatte sogar einen Augenblick lang nicht einmal Lust, an Programmen teilzunehmen oder zum Frühstück zu gehen. Doch nach dem Ende der Gebetszeit riss ich mich los von dieser Gemeinschaft mit Gott. Der Konferenz-Alltag begann, und der war auch sehr schön. Das Erlebte blieb mir immer in Erinnerung. Seither weiss ich, dass der HERR auch mir, die noch nicht tief im Glauben verankert ist, das Himmelreich ins Herz pflanzen kann. Und will. Und nicht nur mir, sondern noch ganz vielen weiteren Glaubensanfängerinnen und -anfängern. Und dieses Himmelreich im Herzen ist die Voraussetzung dafür, dass wir Interesse haben am ewigen Reich Gottes. Und dieses Interesse in unser Alltags- und Glaubensleben einbeziehen. Sprich: den Glauben leben und uns auf die himmlische Hochzeit mit Jesus, unserem Bräutigam, vorbereiten.

Zurück zu unserem Gleichnis. Da waren also zehn Brautjungfern, die eine ehrenhafte Aufgabe hatten: Sie durften den Bräutigam empfangen und ihn zum Ort des Hochzeitsfestes begleiten. Sie alle waren fein herausgeputzt, schön angezogen, und hatten auch geschmückte Lampen dabei. Äusserlich unterschieden sie sich kaum voneinander. Und doch gab es einen entscheidenden Unterschied zwischen ihnen. Lesen wir gemeinsam den Vers 2: „Aber fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug.“ Wisst ihr, für wen die Jungfrauen stehen? Für uns. Für uns Gläubige. Von aussen unterscheidet sich ein Christ nicht oder kaum vom anderen. Wir alle tun etwas für den HERRN: Wir beten, besuchen Gottesdienste, lesen in der Bibel, erzählen manchmal anderen von Gott. Aber in etwas unterscheiden wir uns: in unserer Herzenshaltung gegenüber dem HERRN. Was ist nun dieser Unterschied zwischen Klugheit und Torheit?

Lesen wir zusammen die Verse 3 und 4:

Die törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit. Die klugen aber nahmen Öl mit in ihren Gefässen, samt ihren Lampen.

Matthäus 25,3-4

Die Lampen, welche die Brautjungfern dabei hatten, waren keine grossen, schweren Leuchten, sondern Stocklampen. In diesen hatte nicht viel Öl Platz, sodass sie zusätzlich welches in Gefässen mitnehmen mussten. Im Grunde war es logisch, dass es zusätzliches Öl brauchte. Doch so weit dachten die fünf törichten Jungfrauen nicht. Warum? Das lag nicht an ihrer fehlenden Intelligenz. Sondern an ihrer Haltung gegenüber der Hochzeit und dem Bräutigam. Die eine dachte sich: „Mein Öl in der Lampe wird ja wohl reichen!“ Wir neigen auch dazu, zu denken, dass das, was wir für Gott tun, reicht. Dabei vergessen wir leicht, dass es mit dem Tun alleine nicht genug ist. Es braucht nicht nur die Lampe, sondern auch das Öl. Nicht nur die Taten, sondern auch den Glauben. Das Öl bringt die Lampe erst zum Brennen. Gott will, dass unser Herz für ihn und für seinen Sohn brennt. Er will uns sein Licht geben, das wir an andere weitergeben können. Er schenkt uns das „Öl“ des Heiligen Geistes und salbt uns zu seinem Volk und zu seiner königlichen Priesterschaft – wenn wir das wollen. Das Öl steht für die Pflege der persönlichen Beziehung mit Gott uns Jesus. In einem Lied, das ich in der Jungschar gelernt habe, heisst es über Gott: „Er will keine milden Gaben, er will dich, dich selber haben.“ Das Öl ist der Grund, warum es die Lampen gibt, und nicht umgekehrt. Zuerst ist die gegenseitige Liebe zwischen Gott und uns, dann folgen die Taten.

Vielleicht haben die törichten Jungfrauen auch berechnet, wie viel Öl sie in ihren Lampen haben mussten, wenn zu dieser und dieser Stunde der Bräutigam kommen würde. Oder es war ihnen zu teuer, zusätzliches Öl zu kaufen. Zu mühsam, nebst der Lampe auch noch ein Gefäss mitzuschleppen. Oder sie waren schlicht desorganisiert und überlegten sich nicht systematisch, was sie alles zur Hochzeit mitnehmen mussten. In jedem Fall aber zeigen sich so ihr mangelndes Interesse und ihr fehlendes Engagement. Sie sahen andere Dinge als wichtiger an: Geld sparen, am eigenen Aussehen feilen, Bequemlichkeit, und vielleicht waren sie mit ihren Gedanken bereits bei einem Ereignis nach der Hochzeit. Es gibt leider viele Gläubige, die ebenfalls ihre Priorität nicht Gott, sondern anderen Dingen in ihrem Leben geben. So aber kommen sie unbemerkt vom Weg Gottes ab.

Was fehlte denn diesen törichten Jungfrauen, was die klugen hatten? Ganz klar: die Freude auf die Hochzeit! Diese trieb die klugen Brautjungfern dazu, sich sorgfältig und umsichtig auf die Hochzeit vorzubereiten. In ihren Gedanken sahen sie sich neben dem freudestrahlenden Bräutigam einhergehen. Und an der Hochzeitstafel beim Festmahl sitzen, fein essen und den Frischverheirateten zujubeln. In unserem Glaubensleben brauchen wir die Freude auf Gott und die Hoffnung auf das ewige Leben mit ihm. Erst dann schaffen wir es, ihm die erste Priorität zu geben. Beten wir, dass diejenigen unter uns, die das noch nicht erlebt haben, Jesus persönlich begegnen und Gott tiefgehend erleben, als den Lebendigen. Dann bekommen auch sie diese Freude am HERRN. Nicht nur an seinem Segen, dass es ihnen gut geht, sondern an Gott selber. An seiner Liebe und an allem, was er für sie und uns getan hat durch seinen Sohn Jesus Christus. Dann füllt sich ihr Glaube mit Leben, und sie dienen Gott mit Freude. Ihre Lampen füllen sich mit dem kostbaren Öl.

Teil 2: „Der Bräutigam kommt“! (Verse 5-9)

Die zehn Jungfrauen gingen also alle hin und warteten am abgemachten Ort auf den Bräutigam. Doch was geschah dann? Lesen wir gemeinsam den Vers 5: „Als nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein.“ Anstatt sich nur, wie üblich, ein bisschen zu zieren und sich etwas zu verspäten, blieb dieser Bräutigam lange weg. Es kam eine Stimmung der Langeweile und der Trägheit auf, der sich keiner der zehn Jungfrauen entziehen konnte. Auch war es schon spät am Abend und alle waren müde von ihrer Arbeit am Tag. Und so schliefen sie alle ein: nicht nur die törichten Jungfrauen, sondern auch die klugen. Wir alle haben eine Grenze. Wir können nicht immer leisten, leisten, leisten. Alle sind einmal müde und schlafen zum Beispiel beim Beten ein. Krank und können nicht zu Anlässen in der Gemeinde gehen. Momentan unmotiviert oder ängstlich und sprechen dadurch ihr Gegenüber nicht auf Gott und Jesus an. Das alleine schadet uns nichts. Nobody is perfect. Gott erwartet von uns keine Perfektion, Fehlerlosigkeit oder Stärke. Für das hat er uns ja Jesus gegeben, der uns stärken, heilen und unsere Fehler vergeben kann. Wachsam im Glauben zu sein heisst nicht, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen und am nächsten Tag kaum die Augen offen halten zu können. Wir brauchen auch Schlaf, Ruhe und Erholung. Jesus hat sich den ja auch gegönnt, zum Beispiel wenn er bei den Seeüberfahrten auf dem Schiff schlief, wenn er die Nacht betend verbracht hatte. 

Der Schlaf übermannte also alle zehn Jungfrauen. Und aus diesem wurden sie erst um Mitternacht jäh geweckt. Erschrocken sahen die Begleitpersonen des Bräutigams, dass die Brautjungfern leise vor sich hin schnarchten. Das sollte sich nun aber schleunigst ändern. So riefen sie laut: „Siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen!“ Erschrocken und aufgeregt zugleich, fuhren alle zehn auf und waren gleich hellwach. Sie machten schnell ihre Lampen bereit: Docht reinigen, diesen allenfalls zurückstutzen, ihn anzünden. Doch auf einmal stiessen die fünf törichten Frauen auf ein Problem, mit dem sie vorher nicht gerechnet hatten. Da war kaum noch Öl in ihren Lampen! Sobald der Docht angezündet war, flackerte die Lampe und die eh schon kleine Flamme drohte jederzeit auszugehen. Wie reagierten die fünf betroffenen Jungfrauen darauf? Lesen wir gemeinsam den Vers 8: „Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsre Lampen verlöschen.“ Das war die nahe liegendste Lösung. Sie konnten ja von den anderen fünf Jungfrauen etwas von deren Öl borgen. Sicher mussten sie erwartet haben, dass sie so ganz leicht zum Öl kamen, das sie nun noch brauchten. Doch was antworteten ihnen die anderen fünf? Lesen wir zusammen den Vers 9: „Da antworteten die klugen und sprachen: Nein, sonst würde es für uns und euch nicht genug sein; geht aber zum Kaufmann und kauft für euch selbst.“

Wenn Jesus kommen wird, dann zeigt sich, wer wirklich an ihn geglaubt hat und wer nicht. Wer hat genügend Öl des Glaubens, wessen Herz brennt noch für den HERRN? Wer hat festgehalten an Gottes Verheissung, dass wer bis zum Ende beharrt, selig wird? Wir brauchen eigenes Öl, eigenen Glauben. Der Glaube von Gemeindemitgliedern, Gebetsmüttern oder Bibeldienern selber genügt nicht, damit wir errettet werden und ins Himmelreich kommen. Genauso wenig wie unsere Taten und unsere Leistungen uns erretten können. Wir können zwar Fürbitte leisten für unsere Mitgläubigen und für die Menschen, die Gott uns anvertraut hat. Dies auch noch, wenn es fast zu spät für sie ist. Aber Gott muss selber in ihrem Herzen wirken mit seinem Wort und mit seiner Liebe. Das können wir nicht für sie tun. Die Errettung steht beim HERRN. Und der hört unsere Fürbitte mit Freude an.

Ein anderes Problem ist, dass wer jetzt nicht bereit ist, Gottes Liebe anzunehmen, dies auch zu einem späteren Zeitpunkt wahrscheinlich nicht sein wird: Es gibt Menschen, die haben hartnäckig kein Interesse an Gott. Auch wenn sie es vielleicht besser wüssten. Bei unserem Bibelstudium zum heutigen Wort hat mir Maria ein eindrückliches Beispiel davon erzählt. Es gab einen Totengräber, der sah sich immer die Gesichter der Toten an. Der war nicht gläubig. Er konnte immer klar erkennen, ob ein gestorbener Mensch vor seinem Tod im HERRN gelebt hatte oder ohne Gott. Das Gesicht der Gläubigen war entspannt, zufrieden, ja glücklich. Das Gesicht der Nichtgläubigen war von Angst, Schrecken und Entsetzen gezeichnet. Der Totengräber folgerte richtig: Er konnte am Gesicht immer sehen, wer von den Toten in den Himmel kam und welcher in die Hölle. Als er dies einem Gläubigen erzählte, fragte ihn dieser, ob er sich in dem Fall denn nicht auch zu Gott bekehren wolle. Der Totengräber antwortete: „Später.“ Zuerst wollte er sein Leben noch geniessen und so leben, wie er wollte. Ich gehe nicht davon aus, dass er sich später dann noch bekehrt hat, sondern dass er den Genuss gegenüber dem Glauben den Vorzug gegeben und sich von der Welt vereinnahmen lassen hat. Und je weiter man sich von Gott entfernt, desto schwieriger wird es, wieder zu ihm zu finden.

Dass Gott aber bis zum allerletzten Moment wartet und uns die Möglichkeit zur Umkehr gibt, zeigt das Gleichnis von den Jungfrauen auch. Die fünf törichten hätten auch mit verlöschenden Lampen da bleiben können. Aber nein, sie hörten auf den Rat der fünf klugen Jungfrauen und gingen zum Kaufmann, Öl kaufen. Nicht nur dachten sie nicht daran, dass es um Mitternacht wahrscheinlich kein Öl mehr zu kaufen gab. Sondern vor allem setzten sie auch nun ihre Prioritäten falsch. Das Öl wurde für sie zum Wichtigsten. Darüber vergassen sie den Bräutigam. Beziehungsweise dass dieser ganz kurz vor seinem Kommen war. Sie erkannten sozusagen die Zeichen der End-Zeit nicht. Und es kam, wie es kommen musste…

Teil 3: Darum wachet! (Verse 10-13)

Lesen wir gemeinsam den Vers 10: „Und als sie hingingen zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm zur Hochzeit, und die Tür wurde verschlossen.“ In diesem Vers ist eine Stelle besonders bedeutsam: „die bereit waren“. Das war der Grund, warum die fünf klugen Jungfrauen da waren, als der Bräutigam kam. Nicht das Öl in den Lampen, sondern ihre Bereitschaft, den Bräutigam zu empfangen und mit ihm zum Fest zu gehen. Wenn Jesus wiederkommt, nimmt er nicht alle Menschen ins Himmelreich mit, sondern nur die, die sich im Herzen und mit ihrem Leben dafür bereit gemacht haben. Noch ist die Zeit der Gnade, und alle, die das noch nicht getan haben, können sich zum HERRN bekehren. Aber wenn Jesus wiederkommt, wird es zu spät sein für eine Umkehr. Die törichten Jungfrauen kamen zurück, als die Tür zur Hochzeitsgesellschaft bereits verschlossen war. Nun konnten sie noch so respektvoll und dringlich rufen: „Herr, Herr!“ Es nützte ihnen nichts mehr. Einst kam Gottes Gericht über die Welt durch die Sintflut. Noah muss beim Bau der Arche allen Menschen, die ihm begegneten, die Sintflut angekündigt haben. Es blieben lange Jahre Zeit dafür, bis die Arche fertig war. Aber niemand glaubte Noah, sodass er sich zu Gott bekehrt hätte. Am Tag der Sintflut gingen von den Menschen nur Noah und die Seinen in die Arche. Dann schloss Gott selber die Tür der Arche hinter ihnen zu. Ab dann konnten die Menschen noch so sehr an die Tür klopfen, als die Flut tatsächlich kam, und rufen: „Lasst uns hinein!“ Die Tür liess sich nicht mehr auftun, weder von aussen noch von innen.

Da hämmerten also die fünf törichten Jungfrauen an die Tür des Festsaals und riefen: „Herr, Herr, tu uns auf!“ Tatsächlich kam der Bräutigam persönlich und lugte durch die Tür. Die fünf Jungfrauen mussten gedacht haben: „Endlich! Nun lässt er uns hinein.“ Aber da irrten sie sich. Lesen wir zusammen den Vers 12: „Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.“ Die Tür war zu, um die Hochzeitsgesellschaft vor ungebetenen Gästen und vor Eindringlingen zu schützen. Die fünf unzeitig erscheinenden Jungfrauen konnten ja irgendwer sein. Wer sagte, dass sie nicht verkleidete Diebinnen waren? Da konnte ja jeder kommen und sagen, er gehöre auch zum Gefolge des Hochzeitspaares. Die Brautjungfern waren doch gerade daran als solche zu erkennen, dass sie am vereinbarten Ort und zur abgemachten Zeit auf den Bräutigam warteten und ihm das Geleit zum Fest gaben. Was wollten also diese fünf? Er kannte sie nicht, er anerkannte sie nicht als Teil der Hochzeitsgesellschaft.

„Ich kenne euch nicht.“ Das sagt der HERR auch in einem anderen Gleichnis: dem von der engen Pforte und der verschlossenen Tür. Wer nicht durch die enge Pforte geht, also dem Pfad des Glaubens folgt, wird einst abgewiesen werden. Ich lese euch die Stelle vor, das ist Lukas 13,25-27: „Wenn der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat und ihr anfangt, draussen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, tu uns auf!, dann wird er antworten und zu euch sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her? Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken und auf unsern Strassen hast du gelehrt. Und er wird zu euch sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her? Weicht alle von mir, ihr Übeltäter!“ Erschreckend, nicht? Da haben sich einige alle Mühe gegeben, dem HERRN zuzuhören und ihm zu dienen. Und am Schluss werden sie nicht nur nicht erkannt und nicht reingelassen, sondern auch noch als Übeltäter beschimpft! Was war denn ihre Übeltat? Jedenfalls nicht, dass sie Grosses für den HERRN geleistet und treu seine Nähe gesucht hatten. Sondern dass sie die persönliche Beziehung zum HERRN nicht gepflegt hatten. Sie hatten keine Hingabe, kein Mit-Leiden mit ihren Mitmenschen. Und so verstanden sie auch Jesu liebendes, schmerzendes Herz und sein Leiden für uns nicht. Sie erfreuten sich ihrer eigenen Taten und Leistungen anstatt der Liebe Gottes. So missbrauchten sie Gottes Segen und Vollmacht für eigene Zwecke.

Auf was es also ankommt, bevor das Ende kommt, fasst der Vers 13 zusammen. Lesen wir ihn gemeinsam: „Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde.“ Welcher Tag und welche Stunde sind gemeint? Die von Jesu Wiederkommen. Zwar häufen sich die Zeichen, dass wir in der Endzeit sind und Jesu Kommen sehr nahe ist. Aber wir wissen nicht, wann es genau eintreffen wird. Nur Gott allein weiss es, nicht einmal sein Sohn hat es uns sagen können. Jesu Wiederkommen kann sich noch einige Jahre herauszögern, oder aber es kann schon heute oder morgen kommen. Seien wir also wachsam! Oder anders gesagt: Bereiten wir unser Herz auf Jesu Wiederkommen vor. Pflegen wir unsere persönliche Beziehung zu unserem himmlischen Vater und zu seinem Sohn. Beschäftigen wir uns mit Gottes Wort, wenden wir es auf unser Alltagsleben an, auch wenn dies gegen innere und äussere Widerstände geschieht. Beteiligen wir uns an Jesu Leiden durch unsere Hingabe für die Menschen, die er uns anvertraut hat. Räumen wir den Unrat von vielerlei Sünden aus unserem Herzen, um dort der Freude am HERRN Platz zu machen! Gott wird uns auf diesem Weg helfen und beistehen. Wir müssen nur wollen. Seien wir bereit! Denn Gott ist auf jeden Fall bereit. Sehr, sehr bereit.

Zum Schluss:

Lesen wir nochmals den Leitvers, Vers 13: „Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde.“

Wir haben heute gesehen, was geistliche „Klugheit“  und Wachsamkeit ist. Das ist der persönliche Glaube, die persönliche Beziehung zu Gott und Jesus. Es kommt nicht auf die äusserliche Form des Christentums an, sondern auf unsere Herzenshaltung gegenüber Gott. Nicht die Lampen sind das Entscheidende, sondern das Öl. Die Lampen haben wir; füllen wir sie mit Öl! Wir haben die Gefässe: unsere Herzen, unsere Zeit, unser Leben. Füllen wir sie mit Geistlichkeit und mit Gottes Liebe, sodass wir ein Segen und ein Licht für viele Menschen sein können. Möge Gott unsere Herzen brennend machen. Für ihn und für seinen Sohn. Möge er das Freudenfeuer der Vorfreude auf das ewige Leben im Himmelreich entfachen. Im Herzen von jedem und jeder von uns.

Aktuell haben die Menschen weltweit eine gute Möglichkeit, sich auf Gott und auf die Vergänglichkeit dieser Welt zurückzubesinnen. Durch die Coronavirus-Pandemie haben alle Menschen einsehen müssen, dass sie nicht ewig so wie vorher weiterleben können und dass Wohlergehen nichts Selbstverständliches ist. In der Krise gibt es Gottes Willen. So sind schon Menschen durch die Krise direkt zum Glauben gekommen und haben sich unter Jesu Hand gedemütigt. Und ich bin mir 100% sicher, dass Gott durch die aktuelle Situation schon in ganz vielen Herzen den Nährboden für echten, persönlichen Glauben geschaffen hat. Ich sehe es auch an mir selber: Die gegenwärtige Situation hat mich demütiger gemacht, und ich frage viel mehr nach Gott. Auch habe ich noch viel mehr den Wunsch, geistlich zu wachsen und Jesus endgültig die Herrschaft über mein gesamtes Leben zu geben. Die aktuelle Krise ist sehr schlimm. Aber sie ist nicht das Ende. Sie ist nicht die Hölle. Sondern für ganz viele Menschen der schmale Weg, der sie direkt zur Pforte des Himmelreiches führen wird. Und die ist noch sperrangelweit offen.

Jesus klopft an unsere Herzenstür. Tun wir ihm auf. Möge jeder und jede von uns ihn hineinlassen. Und schon hier auf der Erde die himmlische Freude erleben. Diese Freude werden wir auch einst im Himmelreich haben. Dann aber ungetrübt. Noch um ein Vielfaches stärker. Ununterbrochen. Ewig.